@Dieter Weingardt Warum die Mehrheit an falschen Göttern klebenbleibt? Le Bon erklärt auch das. Die Mehrheit will eben zur Mehrheit gehören, sie fühlt sich in der Masse geborgen und hat Angst, aus ihr herauszutreten. Dass daran einiges Lebenskluge ist, weiß sogar ein emeritierter Medienprofessor zu bestätigen (Norbert Bolz bei Steingart). Wer sich heutzutage auf Meinungsfreiheit beruft, darf das gerne tun, einmal in Freiheit, doch dann muss er mit Konsequenzen der Ausgrenzung aus der Herde der Angepassten leben. Außer eben, er bestätigt die Herde. Dann darf er bleiben. Le Bon spricht auch von langen Entwicklungsteppichen, die die Möglichkeit der Ernte durch Führungsleute ermöglichen. Ein solcher Teppich ist z. B. die Klimareligion, die als säkulare Glaubensgemeinschaft, ähnlich Apple übrigens, einen blinden Gehorsam der Jünger nach sich zieht. Kaufen, ohne vorher zu gucken, weil man dann nicht alleine bleibt.
In diesem hervorragenden Artikel wird grundsätzliche Aufklärungsarbeit geleistet, die mich sehr freut. Denn die Mechanismen zu verstehen hilft, sich ihnen zu entziehen oder sie selbst zu nutzen. Die Arbeit der Achse ist hier Mittel zur Rückgewinnung persönlicher Freiheit. Vielen Dank dafür. Wir sollten nicht glauben, dass alles, was uns am aktuellen Geschehen stört, Zufall oder Unwissenheit der Organisatoren ist. Da sind auch Macher am Werk, die ihr Handwerk verstehen. Es gibt Propaganda-Technik, die auf Le Bon, Freud und den späteren Bernays, Neffe Freuds, zurückgeht und nach WK II zur Public Relations umfunktioniert wurde. Ergo, die Nutzung dieser Techniken erfolgt bewusst, Kriegslügen funktionieren nach diesem System genauso wie Regime Changes und “Framing”-Aktivitäten wie “Europa = EU = Europa = Euro = Frieden” oder “Briten machen ihre Demokratie kaputt, die sind ja dumm” oder “unsere Medien sind frei und brauchen deshalb immer mehr Geld von Dir, dem nach Nudging verlangenden Bürger”. An dieser Medienfront sind NGOs und Institutionen durchaus belesen und tun, was in ihrem Sinne funktioniert. Es ist deren Arbeit. Verschwörungstheorie als Begriff entspringt exakt diesen Mechanismen. @J. Polczer: ich denke, Sie liegen gar nicht so sehr auseinander beim Thema Lernen. Unser Hirn hat zwei Seiten, die zwei Perspektiven anbieten, eigenständig entwickeln, aber kommunizieren! Ziel dieser Urprinzipien: Chaos, Explorationsdrang und Ungewisses mit Tradition, Bewährtem und ausgleichender Ordnung sowie Sicherheit in die Waage zu bringen. Demzufolge können Sie diesen Thesen wahrscheinlich beide zustimmen: gut: ein Gerüst von verinnerlichtem Wissen aufbauen, um überhaupt frei andere Thesen prüfen zu können. gut: über alles (!) frei mit seinen beiden Hirnseiten, per Pro und Contra sprechen, ergebnisoffen (!) und mit Andersdenkenden. gut: wissen, dass Motivation und Leidenschaft die Energie bereitstellen können, um vernünftige Dinge zu tun.
In Deutschland hat sich die Vorstellung eines versorgenden Staatsgebildes durchgesetzt. Sie hat sich der „lateinischen“ Vorstellung von Demokratie angeglichen. Man könnte sagen, es ist eine linke Vorstellung. Der Staat als eine Art Riesen-Mama. Sich der Riesen-Mama zu entziehen, fällt dem Angelsachsen leichter. Der Engländer versucht es mit seinem Brexit. Die Amerikaner haben Trump gewählt. Der Angelsachse möchte an keiner Brust saugen. Nach seinem Staatsverständnis erledigt der Staat seine ihm zugewiesenen Aufgaben und das war es dann aber auch. Der „Lateiner“ und mittlerweile auch der „Deutsche“ erwarten vom Staat alles. Sie möchten gefüttert und gelenkt werden. Auch das Denken delegieren sie an einen aufgeblähten Staat. Nur das Schimpfen können die echten Lateiner besser. Da haben die Deutschen noch Nachholbedarf. Die echten Lateiner verhalten sich derweil wie ungezogene Jugendliche, der Deutsche verschmilzt artig mit seiner Mama (der Staat im weitesten Sinne, inklusive Medien usw,) Er saugt ihre „Weisheit“ mit der Milch auf, die er aus ihrer Brust saugt. Diese ist ihm Religion und Lebenselixier.
@Michael Sander: Die politischen Fehlentscheidungen sind ja der Angst der politischen Klasse vor den Massen geschuldet, da sie von diesen durch Wahlen abhängig sind. Nachdem Frau Merkel ein Flüchtlingskind mit der simplen Wahrheit konfrontierte, daß nicht jeder bleiben könnte, erfuhr sie umgehend den irrationalen Liebesentzug der Massen; seit dem denkt sie alles vom Ende her: wie kann ich mein Streben nach Machterhalt mit den (gesteuerten) Gefühlen der Masse in Einklang bringen. Das dabei der Eid auf die Verfassung irrelevant wird, ist zwangsläufig.
Ich denke, der Begriff “Religion” (oder im politischen Kontext meist Ideologie) ist nur ein anderer Begriff für die von Ihnen geschilderte “Gemeinschaftsseele”. Darin liegt in der Regel einfach der Verzicht auf eigene Prüfung von Behauptungen/Tatsachen sowie einer eigenen Entscheidungsfindung. Das alles wird an die Führer der Masse delegiert, die sich insbesondere durch Ansprache der Gefühlseben, der Stimmungen etablieren; später durch Bildung von Netzwerken. Daher sind moderne Demokratien auf Teilung der Macht angelegt - und damit auch auf Teilung der Menge. Sie beruht darauf, die Menschen gemäß ihren (Eigen-) Interessen anzusprechen und zu organisieren. Auch staatliche Macht wird aufgeteilt und nicht zentralisiert. Die Stigmatisierung von (stets berechtigten) Eigeninteresse ist ein Kennzeichen aller autokratischen Systeme. Die Teilung der Macht, das Ausbalancieren der Interessen entfällt, wenn das gelingt. Warum verzichten Menschen auf das (auch für die Gesamtheit) gesunde Eigeninteresse (, das jedoch nicht im Interesse der herrschenden Gruppe ist)? Die einen aus Mangel an Urteilskraft: Ihnen gefällt die Idee, Teil an etwas Besonderem zu sein, was (in ihrer Vorstellung) die Zeit überdauert. Es hat auch etwas Narzisstisches. Wer ist nicht gerne Vorreiter? Es fällt so leicht, von anderen Lob anzunehmen; das schmeichelt. Nicht jeder findet das verdächtig oder gar unangenehm. Die anderen aus Mutlosigkeit oder Trägheit für die eigenen Interessen zu kämpfen. Zudem tun sich Individualisten, die so dringlich als Gegenkraft gebraucht werden, schwer mit Bündnissen. Irgendetwas gefällt ja immer nicht an der Opposition. Sie ist nie makellos genug. Damit spielt die herrschende Gruppe natürlich auch nur zu gerne.
Ich neige auch zu solchen ” Grabungen “ und hoffe darauf, Einsichten bergen zu können, die mir bisher verborgen geblieben sind. Allerdings an anderer Stelle, so zum Beispiel bei Siegfried Kracauers ” Angestellten ” von 1930 !
Der Artikel hatte für mich mal wieder eine Wow-Effekt. Das Entscheidungen zu >80% aus unbewusstem triebgesteuerten Antrieb erfolgen ist mir bekannt. Dann werden nur noch rationale Gründe für die Entscheidung gesucht. Daß dieses dann natürlich gerade in der Masse zu den beschriebenen Effekten führt ist logisch. Wenn man nun zwei Massen mit gegenteilige unterbewußtem Hauptziel, nämlich Bewahrung der geschaffenen Lebensumgebung und Eroberung derselben zusammenführt, dann führt das zum berühmten Clash. Das können Vernunftsgründe auf Dauer wohl nicht vermeiden. Schön sichtbar wird das aus der Ursachenunabhängigen Solidrisierung von Migrantengruppen gegen Vertreter von Staatsorganen.
“Haft in einem Käfig voller Narren” - das trifft auch meine Emotion sehr gut. Tja, die Masse. Doch jede Masse setzt sich doch aus Individuen zusammen. Die sind nicht alle doof. Die treffen ihre Entscheidungen schon rational. Auch die Deutschen sind im Prinzip relativ gut gebildet. Man ist oft sogar echter Experte in seinem Teilbereich. In dem Horrorfilm “The Cube” wird ein Ingenieur von einer Maschine umgebracht, von der er Teile mit gebaut hat, ohne zu wissen, was er da eigentlich baut. Eine gute Metapher. Doch warum lässt “die Masse” das alles mit sich machen? Warum ist “die Masse” bis zum Ende Hitler gefolgt oder Mao oder Stalin, obwohl diese Leute und ihr System der Masse massiv geschadet haben? Vielleicht gerade, WEIL sie aus egoistischen Individuen besteht, die alle an sich denken und eben nicht an das Große Ganze. Es wird der individuell bequemste Weg im jeweiligen System gewählt. Nicht aufzumucken, ist wesentlich einfacher und energieschonender, auch wenn das System, das man so stützt, gegen die Wand fährt. Es wird ja die Masse treffen, wenn der Knall kommt. Man selbst konnte sich und seinen Leuten wenigstens was zurücklegen, indem man sich dem System bis zuletzt andiente oder zumindest nicht aufmuckte. Das großartige und tiefe Werk “Der Archipel Gulag”, das ich gerade lese, liefert überaschend viele, überraschend aktuelle Antworten.
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