Gastautor / 01.06.2019 / 06:15 / Foto: Laslovarga / 12 / Seite ausdrucken

Fidel Castro: Das unverschämte Glück eines Diktators (1)

Von Manuel Menéndez.

Kuba ist das kurioseste Land der Welt. Kein anderes Land weist mehr Absonderlichkeiten auf als dieses kleine Inselvolk: In der Natur mit einem Vogel, der wie ein ganzes Orchester singt. In der Mentalität verrückt nach Glücksspiel, offiziell streng verboten und täglich toleriert. In der Politik die 60-jährige Herrschaft zweier Brüder. Zudem ist es weltweit das einzige Land, in dem innerhalb dieser sechs Jahrzehnte die Anzahl der Golfplätze von 8 auf zwei zurückging. Oder gibt es ein anderes Land, in dem Eltern ihren Kindern die Vornamen Mylady, Myboy oder Maybe geben? Sechzig Jahre befand sich im Mittelpunkt dieser kuriosen Konstellation und ihrer tragischen Entwicklung eine Persönlichkeit, die nirgendwo in der Welt ihresgleichen hatte: Fidel Castro. 

Während sechs Jahrzehnten war Castro eine einzigartige Erscheinung, zuerst in der kubanischen, dann in der Weltpolitik, am Ende wieder nur für Kuba, aber immer noch weltweit beachtet.

Bereits die Natur hatte ihn mit ungewöhnlichen Eigenschaften ausgerüstet: hochgewachsen und kräftig von Statur, robuste Gesundheit und schier unendliche Energie, intellektuelles Interesse und schnelle Auffassungsgabe, grenzenloses Selbstvertrauen und überwältigendes Charisma. Auch Politiker anderer Länder seiner Zeit waren hochgewachsen oder konnten mit ihrer Energie und mit ihrer Intelligenz prunken oder hatten eine charismatische Ausstrahlung. Indessen vereinte kein anderer Politiker, gleich ob in Ost oder in West oder in der Dritten Welt, diese Eigenschaften in einer Person. Das war schon ungewöhnlich genug, hätte jedoch durchaus nicht ausgereicht, ihn über mehr als sechs Jahrzehnte hinweg zur weltweit einzigartigen Persönlichkeit werden zu lassen. 

Was war es jedoch, dass ihn über seine Ungewöhnlichkeit hinaus einzigartig machte? Es war nichts, was mit ihm persönlich zu tun hatte. Es war etwas, von dem wir alle ein wenig haben. Manche behaupten, sie hätten davon mehr, andere klagen, sie hätten zu wenig. Tatsächlich verteilt der Zufall das persönliche Glück nicht gleichmäßig auf die einzelnen Menschen, und so werden diejenigen, die mehr davon haben, bewundert und mit Legenden umwoben, als ob das, was sie von uns allen anderen unterscheidet, mit Übernatürlichkeit zu tun hat, obgleich es, abgesehen davon, dass es tatsächlich größere und kleinere Zufälle gibt, allerdings sowohl glückliche als auch unglückliche, stets darauf ankommt, wie der einzelne Mensch mit einem glücklichen Zufall umgeht, denn er kann ihn für sein Leben konsequent nutzen oder ihn auch zögerlich vertun.

Dieser Castro hatte in seinem Leben unglaublich oft Glück gehabt. Glückliche Zufälle säumen seinen Lebensweg, wie Missgeschicke bei anderen Menschen. Zweifellos hatte die Natur Castro mit Fähigkeiten ausgestattet, die es ihm ermöglichten, sein Glück geistig zu erfassen und konsequent auszunutzen, aber ohne dieses Glück wären alle seine persönlichen Fähigkeiten nichts gewesen. Keinem Politiker seiner Zeit stand auf dem Weg zur Macht so häufig der Zufall des glücklichen Umstands zur Seite wie Fidel Castro. Das ist für viele Menschen zu einfach, als dass sie es akzeptieren könnten. Es ist unfassbar für sie, dieses Glück als einen bloßen Zufall zu verstehen, den wir nicht beeinflussen können. So einfach kann das Leben gar nicht sein, andere Erklärungen müssen her, und diese lassen Legenden sprießen. Die Zusammenstellung der glücklichen Zufälle im Leben Castros lässt jedoch keine anderen Deutungen zu, als eben diesen glücklichen Zufall.

Selbstlosigkeit gilt in Kuba als Schwäche

In den Biographien über Castro werden die Ereignisse in seinem Leben fast immer schlicht nacheinander aufgeführt, in den besseren fein säuberlich, in den schlechteren oberflächlich verfälscht. Jedes herausragende Ereignis in seinem Leben wird aber Spuren in seinem Kopf hinterlassen und Folgen für sein Verhalten gehabt haben, ähnlich etlichen Spitzenpolitikern schon vor ihm. Beispielhaft ist das nachzulesen bei Stefan Zweig in seinem „Fouché“ oder auch bei Sebastian Haffner in seiner Kurz-Biographie über Churchill. Zur Persönlichkeit Castros fehlt eine solche Vorgehensweise. Seine Bewunderer stellen die Vorzüge seiner Persönlichkeit heraus, seine Gegner konzentrieren sich auf seine negativen Seiten. Es wäre banal, bei Fidel Castro darauf hinzuweisen, dass in jedem Menschen Licht und Schatten vereint sind. Eine Persönlichkeit entsteht aus Prägungen der Natur und in der Jugendzeit, aus Erfahrungen in den Jahrzehnten danach und aus den Konsequenzen daraus. Der Zufall gehört zu diesen Erfahrungen.

Als Fidel Castro 21 Jahre alt war (oder auch erst 20, Castro sah es gern, dass fast alle Daten und Zahlen über ihn oder um ihn herum nicht präzise sind. Das förderte die Beschäftigung mit ihm), begegnete ihm zum ersten Mal dieses launenhafte Wesen, das wir Glück nennen. Aber bereits bei diesem ersten Mal fand es Interesse an dem jungen Burschen und beschloss, ihn auch weiterhin zu begleiten. Eine größere Gruppe junger Abenteurer sammelte sich auf einer Insel vor der kubanischen Küste, übte eifrig den Umgang mit Schusswaffen, um mit Schiffen zur Dominikanischen Republik überzusetzen und dort den langjährigen Diktator Trujillo zu stürzen.

Nicht auszuschließen, dass sie mit einem Sieg sich erhofften, auch in Kuba zur Macht zu gelangen. Bis in die Gegenwart hinein wird Selbstlosigkeit in Kuba weithin als eine Schwäche verstanden. Dieses erste Unternehmen mit Beteiligung Castros wies Eigenschaften auf, wie sie damals in Kuba weit verbreitet waren, allerdings vorrangig unter Studenten. Nach der Machtergreifung Castros verschwanden diese Eigenschaften nicht, nein, ganz im Gegenteil, sie prägten dann wesentlich den Charakter der sozialistischen Gesellschaft Kubas, weil diese Eigenschaften auch prägende Eigenschaften Castros waren: grenzenloser Enthusiasmus, unbegrenzte Selbstüberschätzung und bedenkenlose Gewaltbereitschaft. Mit einer unbegrenzten Selbstüberschätzung geht auch eine weitere Eigenschaft einher: unglaublicher Dilettantismus.

Castro wollte ein Führer werden

Dieser Überfall war von Castro nicht organisiert. Er basierte auf Größenwahn und war dilettantisch vorbereitet. Castro wird es nicht bemerkt haben, denn er war jung und er war ungestüm, und er gierte nach Anerkennung, Nachdenklichkeit steht dem im Wege. Zuvor jedoch war er an der Universität von Havanna in eine Situation hineingeraten, die zwar seiner Mentalität entsprach, der er aber noch nicht gewachsen war. Unter den Studenten dominierten starke Persönlichkeiten in einem Gangstermilieu. Das „Starke“ imponierte den jungen Studenten Castro, aber er wollte der Stärkste sein. Sich unterzuordnen lief seiner Mentalität zuwider. Mit diesem Unternehmen hoffte er, Anerkennung zu gewinnen, um selber ein Führer zu werden.

Die kubanische Marine beendete das Abenteuer, noch bevor es richtig begonnen hatte. Bereits damals hob sich Castro auch in der Niederlage von seinen Kumpanen ab. In seinem ersten abenteuerhaften Unternehmen zeigte sich eine Eigenschaft, in der er sich bis in seine späten Jahre hinein von seiner unmittelbaren Umgebung unterschied. Er hatte Instinkt. Rechtzeitig spürte er, dass diese Aktion scheitern würde, sprang ins Wasser und schwamm nach Kuba zurück. Er hätte auch untergehen oder von Haien gefressen werden können, aber das Glück stand ihm zur Seite. Schon beim ersten Glücksfall ging es für Castro ums Ganze, um Leben oder Tod.

Der heutigen kubanischen Geschichtsschreibung ist diese Episode seines Lebens peinlich, sie wird verschwiegen, vermutlich, weil sich in ihr bereits beim jungen Castro Eigenschaften zeigten, die beim Älteren deutlich hervortreten sollten. Allerdings ließ ihn die Dom. Rep. nicht los. Im Sommer 1959, nur wenige Monate nach seiner Machtübernahme, veranlasste er einen fast baugleichen Überfall auf die Dom. Rep., der genauso peinlich scheiterte, aber mit dem geringfügigen Unterschied einer Anzahl von kubanischen Toten, deren genaue Ziffer Castro verschwieg, wie überhaupt diese erste Aggression gegen ein Nachbarland, denen zahlreiche weitere folgen sollten, bis heute in Kuba verschwiegen wird. Die kubanischen Kommunisten handeln nach der Überzeugung, solange über Niederlegen nicht geredet wird, existieren sie auch nicht. 

Immer irgendetwas zwischen Leben und Tod

Nur ein Jahr darauf fand ihn sein persönlicher Begleiter „Glück“ zum zweiten Mal in einer verzwickten Situation, diesmal in Bogota, der Hauptstadt Kolumbiens. Am Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre gehörten gewaltsame Auseinandersetzungen zum Alltag Lateinamerikas. In Bogota brodelte es gerade. Es gab die Chance, Anerkennung und Ruhm zu erreichen. Genau das Richtige für Castro, um gegenüber seinen früheren Abenteuer-Kumpanen die erste Schlappe vergessen zu machen. Außerdem ist Kuba im Vergleich zu Kolumbien viel zu klein für einen so großen Mann wie Castro. Sogar die kubanische Mafia bestand nur aus kleinen, lose organisierten Studentengangs, die zudem auch noch von Politikern abhingen. In einer ihrer Parteien hätte er sich erst hochdienen müssen, nichts für einen Kerl, dessen politische Ambitionen seine Körpergröße weit überstiegen.

Zusammen mit einigen Führern der Studenten von Havanna flog er nach Bogota. Der argentinische Diktator Perón finanzierte die Reise. Voller Selbstvertrauen und mit bedenkenlosem Mut stürzte er sich mit einem Gewehr in den Kampf. Die Auseinandersetzungen waren antiamerikanisch, aber diffus, ebenfalls die Teilnehmer: Parteipolitiker, Kirchenreformer, Intellektuelle, Studenten und Mob, in jeder neuen Demonstrationswelle vor allem Mob. Ein mörderischer Polizeieinsatz, und der Wirrwarr der tagelang tobenden Demonstrationen hatte ein Ende, mit Tausenden von Toten. Castro erhöhte seinen Bekanntheitsgrad und wird von US-Diplomaten erstmalig als Kommunist bezeichnet. Allerdings erhielten zu dieser Zeit alle US-kritischen Politiker dieses Etikett. Zweifellos wird dieses Erlebnis nicht wirkungslos an Castro vorbeigegangen sein. Vor allem hatte er zum ersten Mal erlebt, dass Plebs eine ausschlaggebende Rolle spielen kann, wird er von einem fähigen Demagogen angeführt werden. In Bogota fehlte ein solcher Führer beziehungsweise er wurde rechtzeitig ermordet. 

Bis heute sind Gerüchte nicht durch Beweise widerlegt, dass Fidel Castro damals an der Ermordung eines Priesters beteiligt war. Jedenfalls musste er in die kubanische Botschaft flüchten. Schon damals half ihm seine Herkunft aus einer Zuckerpflanzer Familie, die – entgegen der späteren Legendenbildung – zwar wohlhabend, aber nicht reich war. Was hätte die kolumbianische Polizei mit dem jungen Fidel gemacht, wenn sie ihn erwischt hätte? Wir können es nicht wissen, aber irgendetwas zwischen Leben und Tod würde es wohl gewesen sein. Darunter machte es Fidel Castro nie. In einem mit Stieren beladenen Frachtflugzeug versteckt, flog er nach Kuba zurück. Auch dazu schweigen die gegenwärtigen kubanischen Quellen. Spätere Historiker werden enttäuscht feststellen, dass die kubanische Führung aus den Fehlern der DDR-Führung gelernt hat. Die kubanischen Archive werden „gereinigt“ sein.

Erste eigene Aktion: die Macht in Kuba an sich reißen

Für das dritte Mal musste das Glück einige Jahre warten, bis es ihn im Sommer 1953 erneut vor dem Tod bewahrte, aber diesmal ging die Sense nur haarscharf an seinem Hals vorbei. Zuvor war er in zahleiche gewaltsame Auseinandersetzungen studentischer Gangs verwickelt. Mehrfach soll er dabei nur knapp Mordanschlägen entkommen sein. Zugleich soll er jedoch auch selber an Morden von Studentenführern beteiligt gewesen sein. Keine dieser beiden in etlichen Biographien geäußerten Behauptungen wird sich durch die „gereinigten“ Archive, einschließlich von Zeitungsberichten, heute belegen lassen. Deshalb wird hier der Einfluss seines persönlichen Glücks unklar bleiben. Jedoch er zog sich aus den Auseinandersetzungen der Gangs zurück, brach sogar offen mit seinen früheren studentischen Gangsterkollegen, ging vier Monate in die USA, danach, wieder zurück in Havanna, konzentrierte er sich auf sein Studium, das er mit einem Doktortitel abschloss. 

Jetzt wollte er auf legalem Weg in die Politik einsteigen. Das verhinderte ein alter Bekannter, indem sich dieser zum Diktator Kubas aufschwang. Damit war seine – wie er voller Überzeugung meinte – aussichtsreiche politische Karriere verbaut. Ein Fidel Castro fand sich nicht mit einem Schicksal ab, das er nicht selber steuerte. Es fiel ihm leicht, unter den zahlreichen aufrührerischen Intellektuellen Kubas eine Truppe von über einhundert jungen Leuten zusammenzutrommeln, und diese mit seiner charismatischen Ausstrahlung zu einem Abenteuer zu bewegen. Erstmalig hatte er eigene Gefolgsleute um sich, die in ihm ihren Führer sahen. Zum ersten Mal plante er eine Aktion, nicht andere, und sogleich ging es nicht um kleinliche Plänkeleien, sondern sogleich ging es ums Ganze, um nicht weniger als um die Macht in Kuba.

Auch dieses Abenteuer war reiner Größenwahn und dilettantisch vorbereitet, ohne jegliche Erfolgsaussichten, was über ein Dutzend der ursprünglichen Teilnehmer dazu bewegte, dafür nicht ihr Leben zu riskieren. In der Karnevalszeit sollten im Osten Kubas mehrere Armeestützpunkte und andere Regierungsgebäude angegriffen, erobert und damit ein gesamtkubanischer Aufstand ausgelöst werden. Das wichtigste Ziel war die zweitgrößte Kaserne Kubas in Santiago. Die Aktion scheiterte katastrophal. Die meisten Angreifer wurden gefangengenommen, gefoltert und umgebracht. Heute werden sie als Helden in Kuba verehrt. Die Namen von etwa 20 Soldaten, die von den Angreifern erschossen worden waren, sind im heutigen Kuba unbekannt. Castro und einige andere konnten fliehen, sich verstecken, wurden entdeckt und nicht erschossen. Das Glück rettete ihn vor dem Tod. Zwar konnte es ihn nicht vor dem Gefängnis bewahren, aber was hieß das schon gegenüber dem Schicksal der meisten seiner Kameraden. Das Glück war sein Begleiter geblieben.

„Die Geschichte wird mich freisprechen“

In einem Prozess erhielt Castro 15 Jahre Zuchthaus. Für einen bewaffneten Angriff auf die Staatsmacht und vielfachem Mord war das ein erstaunlich mildes Urteil, zumal es innerhalb einer Diktatur erging. In diesem Moment kam eine andere Eigenschaft Castros das Licht, die ihn bis an sein Lebensende maßgeblich prägte. Er übernahm die Verantwortung für den Angriff auf den Diktator, aber nicht für den Tod Dutzender junger Menschen. Niemals übernimmt ein Revolutionär die Verantwortung für den Tod von anderen Revolutionären, schließlich gaben sie ihr Leben für die Revolution; und schon gar nicht für die dabei gestorbenen Gegner, schließlich waren sie ja Konterrevolutionäre gewesen. Er sank nicht in Demut nieder. Ganz im Gegenteil! Er wies die Schuld an den Toten denjenigen zu, die er beseitigen wollte, und die ihn jetzt verurteilten. Hätten sie sich freiwillig ergeben, hätte es auf beiden Seiten schließlich keine Opfer gegeben. Zugleich beließ er es nicht bei der einfachen Verteidigung. Er griff weiter an, wenngleich in dieser Situation nur rhetorisch. Mit dem aus der Geschichte entlehntem Zitat „Die Geschichte wird mich freisprechen“, kündigte er an, weiterzumachen. 

Der Diktator, einstmals als Präsident frei gewählt, war inzwischen in allen Schichten unbeliebt geworden. Die Intellektuellen Kubas, in ihrem Naturell ohnehin Aufrührer-Typen, begeisterten sich für diesen jungen Revoluzzer. Er wurde in ganz Kuba bekannt, nicht wegen seines Dilettantismus, mit dem er das Leben seiner Jünger aufs Spiel gesetzt hatte und auch nicht wegen dutzendfachen Mordes. Beides war damals unter der Jugend Kubas nichts Ehrenrühriges. Entscheidend allein war die Tat, und dass er selbst in der Niederlage Glück hatte. Damit war er schon durch höhere Gewalt geadelt. Indem er in seiner Verteidigung die Tatsachen, bar jeder Wahrheit, zu seinen Gunsten umdrehte, sahen seine Anhänger in ihm einen vom Schicksal auserkorenen Anführer. 

Das vierte Mal Glück fiel ihm völlig unerwartet in den Schoß. Castros persönlichem Glücksbegleiter gefiel dessen Haltung vor Gericht so sehr, dass es ihm, nachdem es ihn bereits in allerletzter Minute vor dem Tod gerettet hatte, eine weitere Unterstützung gewährte. Er saß im größten und sichersten Gefängnis des Landes ein. Allerdings mit dem geringfügigen Vorteil in einer Zelle mit weitaus mehr Annehmlichkeiten, als sie die Mehrheit der Kubaner im normalen Leben besaß. Der Diktator wusste seinen wichtigsten Feind auch hinter Gittern zu schätzen. Das reichte dem Glück noch nicht. Es veranlasste den Diktator zu einer Amnestie, wodurch Castro und sein Bruder Raúl bereits nach weniger als zwei Jahren wieder freie kubanische Bürger wurden. Wie als Sieger mit stolzgeschwellter Brust verließen sie das Zuchthaus. Was werden wohl die Angehörigen der getöteten kubanischen Soldaten dabei gedacht haben? Und wie werden die Offiziere über den Diktator gedacht haben, dass dieser den Anführer, der sie mit dem Tode bedroht hatte, in die Freiheit entließ? Das Glück war jedoch hinterhältig. Als es den Diktator zu der Amnestie überredete, teilte es ihm nicht die Entschlossenheit von Castro mit, ihn als Dank dafür seiner Macht zu berauben.

Dieser Beitrag gehört zu einer mehrteiligen Serie. Leicht gekürzte Übertragung aus dem Spanischen.

Lesen Sie morgen: Misslungener Putsch aus Mexiko, Flucht vor der kubanischen Armee und unmittelbare Unterstützung der New York Times.

Teil 2 finden Sie hier.

Teil 3 finden Sie hier.

Teil 4 finden Sie hier.

Teil 5 finden Sie hier.

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Leserpost

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Manfred Breitenberger / 01.06.2019

„Was werden wohl die Angehörigen der getöteten kubanischen Soldaten dabei gedacht haben?“ Was werden wohl die deutschen Angehörigen der getöteten Wehrmachtssoldaten gedacht haben als die Welt die amerikanischen und sowjetischen Soldaten gefeiert hat? So ist das nun mal wenn man als Soldat auf der faschistischen, menschenverachtenden Seite kämpft. Die kubanische Bevölkerung lebte unter Batista in bitterster Armut, rund fünfzig Prozent der Kubaner waren mehr oder weniger Analphabeten und es gab kaum medizinische Versorgung. Über ein Drittel der Landbevölkerung litt unter Mangelernährung und Parasitenerkrankungen. 27 Prozent der städtischen und 61 Prozent der Kinder vom Lande besuchten keine Schule. Batista ermordete in seinem System des Terrors mit seinen Schergen rund 20.000 Kubaner und Kubanerinnen, teilweise nach bestialischer Folter. Zur Einschüchterung der Bevölkerung wurden viele der Ermordeten aus Autos auf die belebten Straßen geworfen. Die meisten oppositionellen Gruppierungen wurden verboten und von der Geheimpolizei Batistas erbarmungslos verfolgt. Batista ließ systematisch einsperren, foltern und morden und nebenbei war Kuba das Bordell der USA. Unter Fidel Castro kam es zu umfangreichen Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen. Die Gleichberechtigung der Frau wurde festgeschrieben. Alle Bevölkerungskreise erhielten einen gleichberechtigten, kostenlosen Zugang zur medizinischen Versorgung und zu einer angemessenen kostenlosen Bildung. Kuba hat seit der Kubanischen Revolution im Vergleich zum Rest Lateinamerikas und großen Teilen der restlichen Welt eine sehr niedrigere Kindersterblichkeitsrate, eine Lebenserwartung von knapp 80 Jahren und praktisch keinen Analphabetismus. Im Gegensatz zu so gut wie allen mittel- und südamerikanischen Ländern gibt es in Kuba keine “Favelas.” Ein manichäisches Weltbild haben nicht nur Antisemiten.

Anders Dairie / 01.06.2019

Es ist die erste Kurzbiografie über F. Castro, die ich las.  Dass man dies an eine Glücks-Kette koppeln kann,  hätte ich nicht geglaubt. Es wird weiter sehr inter-essant werden !  Mal sehen,  wer dem Kerl noch geholfen hat,  um sein späteres Schreckens-Regime zu erhalten.  Seine Opfer werden sicherlich vergessen sein.  Dabei ist die Castro-Geschichte ein Lehr - Beispiel darüber, was ein Terror - Regime selbst unter sonnigsten Verhältnissen mit dem Volk anzurichten vermag. Zu den Glückskindern:  “...Du hast den Ring,  der die Kraft hat zu machen vor Gott und Menschen angenehm.” (Friedr. Schiller)

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