Georg Etscheit / 12.07.2020 / 06:12 / Foto: YvoBentele / 59 / Seite ausdrucken

Es macht keinen rechten Spaß mehr, schwul zu sein

Von Georg Etscheit.

Ich bin schwul. Ob das gut so ist, weiß ich nicht. Es ist eben so. Allerdings ist das Bessere der Feind des Guten. Und früher war es besser, das Schwulsein, davon bin ich überzeugt. Zum einen war man jung, aber das Älterwerden trifft auch Heteros und alle anderen Was-weiß-ich-wie-viele-Geschlechter. Zum anderen war man als Homosexueller noch etwas Besonderes. Man durfte sich gewissermaßen als Angehöriger einer Geheimgesellschaft fühlen, eines verschworenen, von der Mehrheitsgesellschaft diskriminierten und verfolgten Ordens mit speziellen Codes, die den Nicht-Eingeweihten unverständlich blieben. Es waren die Zeiten, als man einen möglichen Sex- oder Lebensabschnittspartner noch am Ohrring erkennen konnte: „Links cool, rechts schwul“, hieß es. 

Doch spätestens seit die Zugbegleiter der Deutschen Bahn durch die Bank mit Stecker im Ohr die Karten knipsten, ist der Informationswert dieser klandestinen Form männlichen Körperschmucks gleich null. Den Hankycodes – zusammengefalteten, bunten Taschentüchern in einer der Gesäßtaschen, die dem Kundigen Auskunft gaben über zum Teil bizarre sexuelle Vorlieben – ist es ähnlich ergangen, seit man im Internet seine Präferenzen auf die Zehntelperversion genau differenzieren kann in der Hoffnung, der Algorithmus – früher nannte man es Zufall – möge einen Match finden.

Dies vorab: Ich sehne mich keineswegs in Zeiten zurück, als Homosexualität unter schwerer Strafandrohung stand, als Schwule und Lesben zum gesellschaftlichen Abschaum zählten und ins Gefängnis oder ins Lager gesperrt wurden und dort oft unsägliche Qualen erleiden mussten. Nein, diese Zeiten sind glücklicherweise und hoffentlich ein für allemal vorbei. 

Aber um stinknormal zu sein, habe ich mich nicht jahrelang mit meinem Coming-out herumgequält. Der Lohn der Plackerei, „es“ endlich anzunehmen und danach zu leben, war immerhin ein wenig auch das Gefühl der Exzeptionalität. Psychologen würden von Krankheitsgewinn sprechen, wobei nur noch die eingefleischtesten Freudianer Homosexualität für eine Krankheit beziehungsweise Neurose halten. 

Dreimal schlich man um den Block herum

Als ich meine kurze Karriere in der schwulen Szene begann, musste man an den für Männer reservierten Bars noch klingeln, um hereingelassen zu werden. Manchmal erkannte man die betreffenden Etablissements von außen auch gar nicht, nur eine rote Lampe schwebte über dem Eingang. Dreimal schlich man um den Block herum, bis man endlich wagte, Einlass zu begehren. Oder man ging frustriert wieder nach Hause, weil man wieder mal keinen Mumm gehabt hatte. Oh Gott, war das verrucht!

Auf dem Land hießen solche Kneipen „Harlekin“ oder „Chapeau Claque“ und erinnerten an Zeiten, in denen man Schwul- oder Lesbischsein noch mit Künstlertum tarnen musste. Verrückte Künstler durften schließlich alles oder zumindest mehr als Normalos. Im liberalen Berlin hatten Schwulenlokale dagegen schon früh programmatische Namen wie das berühmte „Café anderes Ufer“ an der Schöneberger Hauptstraße. Wenn die Heteros ins Kranzler pilgerten oder ins Einstein, hingen die Homos im „Ufer“ ab, manchmal, um einen Kaffee zu trinken, meist, um jemand abzuschleppen. 

Die legendären Anlaufpunkte der „Szene“, darunter auch das „Ufer“, gibt’s nicht mehr, weil sich die schwule und lesbische Partnersuche fast komplett ins Internet verlagert hat. Und Corona macht gerade den allerletzten einschlägigen Adressen den Garaus. Doch schuld ist nicht nur der technische Fortschritt, sondern auch und vor allem die Antidiskriminierungspolitik, maßgeblich gefördert von den Grünen. Wozu braucht es für etwas so Stinknormales wie Homosexualität noch besondere Treffpunkte? 

Als ich vor ein paar Jahren meine erste Einladung zu einer „Schwulenhochzeit“ erhielt, hatte ich das Gefühl, dass mit der Emanzipation etwas schief läuft und zwar grundlegend. Der Bräutigam, jedenfalls einer von beiden, berichtete in seinem Einladungsschreiben, er habe auf irgendeiner Heterohochzeit „den Brautstrauß aufgefangen“ und dies als himmlisches Zeichen gesehen, jetzt mit seinem Mann ebenfalls in den Stand der Ehe zu treten. 

"Musterschüler eines bürgerlichen Spätkapitalismus"

Ich verzichtete darauf, der Veranstaltung beizuwohnen, die irgendwo im Oberbayerischen stattfand und bei der es sicher recht zünftig zuging, eingeschlossen alte Hochzeitsbräuche wie das Reiswerfen, das dem Brautpaar eine fruchtbare Ehe mit vielen Kindern bescheren soll. Was das bei einer Homohochzeit zu suchen hat, außer vielleicht als ironisches Zitat, erschließt sich mir nicht. Und hatten „wir“ uns nicht einmal gesellschaftliche Vielfalt auf die Regenbogenfahnen geschrieben? Waren „wir“ nicht angetreten, um alte Zöpfe abzuschneiden und ganz neue Beziehungsformen zu leben?

Und jetzt können viele Homos nicht schnell genug unter die Haube kommen, einschließlich behördlichem und – je nach Geschmack – auch kirchlichem Segen und dem im mann-männlichen Zusammenhang völlig sinnentleerten Brimborium von Polterabend bis Bräutigam-Entführung: „Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Mann.“ Ich muss gestehen, dass mich bei diesem Satz heftiges Unwohlsein befällt.

„Der oder die Homosexuelle war in den 1960er Jahren ein Gegenpol zur Gesellschaft (…). Das hat sich mittlerweile normalisiert, eigentlich verzerrt übernormalisiert“, schreibt der österreichische Soziologe Karl Kollmann in einem lesenswerten Buch. „Konnten sich vor 50 Jahren bekennende Homosexuelle, die zweifellos gesellschaftlich krass benachteiligt, bedrängt und geächtet wurden, als Fanal des Ungehorsams gegenüber dem Mainstream, der heterosexuellen Anpassung, Gleichrichtung und verlogener Kultur darstellen, so wirken sie heute mit ihren Integrationsbestrebungen, etwa der Ehe und Kinderadoption, als Musterschüler eines bürgerlichen Spätkapitalismus.“

Ich habe die Homoehe von Anfang an abgelehnt. Natürlich gilt: gleiche Rechte (und Pflichten) für alle. Aber den Heteros mit ihren marginalen 97 Prozent Bevölkerungsanteil den Ehebegriff streitig zu machen, war pure Rechthaberei. Man hätte es auch bei der eingetragenen Partnerschaft belassen können ohne den jahrelangen Kampf um Worte und den krampfigen Schmus auf dem Standesamt. Und ob sich ein katholischer oder evangelischer Priester weigert, ein gleichgeschlechtliches Paar zu segnen oder nicht, ist mir völlig egal. Erstens ist Religion Privatsache. Zweitens verlange ich von niemandem, dass er mich liebt. Mir reicht es, wenn die Leute die Gesetze befolgen, mich wegen meiner partiellen Andersartigkeit nicht beleidigen, verletzten oder totschlagen. Das war immer das Problem der Homo-Aktivisten: Sie wollten nicht Respekt oder Toleranz, was ja nur so viel heißt, wie etwas auszuhalten, was einem nicht schmeckt, sondern Liebe! Welche Hybris!

Müssen „wir“ den Heteros denn alles nachmachen?

Noch ein Wort zur Frage der von linksgrünen Wohlmeinenden und den meisten Medien gepriesenen „Regenbogenfamilie“. Ich habe keine Einwände gegen die Stiefkindadoption und auch nichts dagegen, wenn schwule und lesbische Paare nicht-leibliche Kinder annehmen, wie es seit Einführung der Homoehe möglich ist. Aber auch hier gilt: Müssen „wir“ den Heteros denn alles nachmachen? Ist es nicht auch ein Freiheitsgewinn, keine Kinder haben zu müssen? Und muss man im Zweifelsfall, das gilt für Homo- wie Heteropaare, immer alle Hebel der Reproduktionsmedizin in Bewegung setzen, um sich den je eigenen Kinderwunsch zu erfüllen?

Mich graust, wenn ich mir vorstelle, dass irgendwann in näherer Zukunft aus Stammzellen eines Mannes eine Eizelle oder aus denen einer Frau eine Samenzelle geformt werden kann, eine Technik, die dann auch gleichgeschlechtlichen Paaren „vollwertige“, gemeinsame  Kinder ermöglichte. Ausgetragen werden diese Geschöpfe der Gentechnik und eines grenzenlosen hedonistischen Voluntarismus von Leihmüttern aus Indien, solang jedenfalls, bis noch keine künstliche Gebärmutter zur Verfügung steht. Dem „queeren“ Familienglück stünde dann nichts mehr im Wege, außer der Frage, ob man sich das finanziell leisten kann.

Eigentlich sind es die heutigen Mainstream-Homos, die Andersartigkeit nicht aushalten können. Und mit ihrer spießigen Gleichmacherei, exekutiert von wohlbestallten Genderpolitikern und Gleichstellungsbeauftragten, haben sie dem Phänomen der gleichgeschlechtlichen Liebe jeden Thrill geraubt. Auf dem weiten, unbestimmten Feld der Sexualität ist die völlige Abwesenheit von Regeln, vulgo Tabus, genauso öde wie rigides Pochen auf deren Einhaltung. Interessant ist die Grenzüberschreitung, das Schillernde und Changierende, die Grauzone, der Nebel, die Andeutung, das Vor- und Zurückweichen. Jeder, der mal Kind war, weiß es: Nichts ist so unwiderstehlich wie das Verbotene. 

Die Homepage von Georg Etscheidt finden Sie hier.

Literaturhinweis: Karl Kollmann. Die neuen Biedermenschen. Von der 68er-Revolution zum linksliberalen Establishment. Wien (2020)

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Manuela Pietsch / 12.07.2020

Nix für ungut… aber bisher war ich immer der Ansicht, dass homosexuelle Menschen nicht anders sind, als Otto-Normal-Hetero. Der Artikel wirft bei mir die Frage auf, warum Sie sich mit ihrer Sexualität als etwas besonderes fühlen möchten… sind homosexuelle Menschen also anders und betrifft dieses “anders sein” auch alle anderen Lebensbereiche neben der Sexualität? Und, ist man nicht eher froh, wenn man NICHT auffällt, wie ein bunter Hund, sondern als ganz normal angesehen wird? Ich würde das wirklich gern verstehen…

Holger Sulz / 12.07.2020

“Interessant ist die Grenzüberschreitung, das Schillernde und Changierende, die Grauzone, der Nebel, die Andeutung, das Vor- und Zurückweichen”. Hechel! Oh ja!!! Und- sagen wir’s profan- ausgereifte Technik. Als unbekehrbare Hete darf ich Ihnen mitteilen, daß unsereins- nicht nur in katholischen ländlichen Gegenden- mit nicht minder gräßlichen Ressentiments zu kämpfen hatte, wenn er mal ran wollte. Und gar aufregend war’s festzustellen, daß die Gebenedeiten, die Unnahbaren, die Keuschen irgendwie auch über sowas wie einen Trieb verfügten und Lüsten durchaus aufgeschlossen gegenüber standen- sie haben sich nur geweigert, es zuzugeben und sich stets an den tieferen Zweck der Geschlechterübung erinnert, nämlich möglichst dabei auch eine “gute Partie” zu machen und wie ein archaisches Menetekel wirkt bis heute fort, daß immer noch ca. 40% aller geschlossenen Ehen sog. “Mußehen” sind, deren sexueller Elan spätestens nach dem 2. Kind völlig erlischt. Derlei Probleme hatten Schwule nie und konnten deshalb immer voll aufs Lustprinzip setzen, ohne es indes ihren Hetenbrüdern zu gönnen: Nie habe ich altbackenere Vorwürfe einstecken müssen als von meinen linksprogressiven schwulen Freunden, als ich die tödliche Langweilerin endlich verließ und mich ins pralle Leben stürzte- es gab Zeiten, in denen ich im Jahr 150 000 nichtberufliche Flug-km zusammenbrachte, weil die Mütter in anderen Weltgegenden auch schöne Töchter haben, die Zugehörigkeit zur Oftfliegenkönnerzunft reiche Beute verhieß und zu ungeahnten Höchstleistungen beim Sexualsport anstachelte. Das ist längst vorbei. Ich darf Ihnen aber versichern, daß auf diese Weise erlernte Kunststücklein in ihrer Verruchtheit auch aufs Alter noch einen zuverlässigen Fan-Club bescheren. Kopf hoch!

Roland Stolla-Besta / 12.07.2020

Warum muß es denn unbedingt Spaß machen, schwul zu sein? Ok, wir leben in einer Spaßgesellschaft, da muß man schon Prioritäten setzen. Ansonsten finde ich als Betroffener Ihren Text sehr vernünftig. Etwa was die Homoehe angeht. Ich erinnere mich an meine bewegte 68er Zeit, in der die Ehe aber auch als sowas von spießig galt. Und heute sind die Gays spießiger als ihre Eltern! Und daß wir schwulen Männer eben keine Kinder miteinander zeugen können, so sehr wir uns auch anstrengen (vor allem in meinem Alter), ist halt so. Basta. Tatsächlich fand ich die Menschen um mich schon immer viel aufgeschlossener und toleranter, als ich es ursprünglich dachte. Ich habe zwei verheiratete Schwestern, lebte 30 Jahre mit meinem Partner zusammen, zu dem meine verstorbene Mutter einmal sagte: „Du bist mein liebster Schwiegersohn.“ Aber für das Getue auf und um die Gay-Pride-Paraden hatte sie nichts übrig. Und meine Kollegen. Lange habe ich mit meiner sexuellen Präferenz hinterm Berg gehalten, aber einmal, als mein Lebenspartner im Sterben lag, konnte ich nicht anders, ich mußte mich meinen Kollegen anvertrauen. Und eine Welle von Sympathie, Hilfsbereitschaft, ja tatsächlich Liebe kam mir entgegen. Und ebenso war es in der Nachbarschaft, in der wir als schwules Paar bekannt und geachtet waren. So wie es jede Menge Heteros beiderlei Geschlechtes und Schwule und Lesben gibt, die ich unerträglich finde, so ist es wohl auch im umgekehrten Fall. Ich weiß, ich muß nicht everybodies darling sein. Na und? Kann ich mit leben. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß, wie man in den Wald schallt, es auch so herausschallt. Und noch etwas ganz Entscheidendes: das Besondere an einem Menschen ist nicht, daß oder ob er schwul ist, sondern seine Persönlichkeit. Und vor Jahrzehnten habe ich einen sehr treffenden Satz irgendwo aufgefangen: „Schwulsein ist nicht abendfüllend.“

Pedro Jimenez / 12.07.2020

“Zweitens verlange ich von niemandem, dass er mich liebt.” Genau den Fehler hab ich nie begriffen. Wer von allen geliebt werden will, ist ein Fall für die Couch oder für den Grünen Parteitag. Dort wird eh bald beschlossen, dass alle Minderheiten per Dekret geliebt werden müssen. Alles andere sind Hassverbrechen und die werden dann hart bestraft.

Hans-Peter Dollhopf / 12.07.2020

Herr Etscheit, womöglich hatten wir alle Aydan Özoğuz nicht wirklich verstanden. Sie stellte ja fest: “Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht zu identifizieren.” Andererseits beweist ja aber eine in Jahrtausenden in Stein gemeißelte und in Jahrhunderten auf Papier gedruckte Kulturgeschichte das komplette Gegenteil. Wie kann man diesen Widerspruch auflösen? Nun, er löst sich auf durch spezifische Betrachtung des kulturellen Umgangs mit Homosexualität. Aus der chinesischen Kulturrevolution weiß etwa Wikipedio zu berichten: “Der kommunistische Staat verfolgte Homosexuelle, besonders während der Zeit der Kulturrevolution, als viele Schwule öffentlicher Demütigung, körperlichen Angriffen und langjähriger Haft unterworfen oder sogar hingerichtet wurden.” Gleichzeitig muss aber alles, was das arme Gastarbeiterkind Özuguz jemals von ihrer neuen Heimat kulturell mitbekam, sehr “speziell” gewesen sein. Maos Gefolgschaft in den 68ern, Paradebeispiel Jürgen Trittin, spielten hier in Deutschland die chinesische Kulturrevolution einfach nach, verwendeten dafür aber die kulturspezifische, lokale Requisite. Folglich wich die Verachtung des Großen Vorsitzenden gegenüber Homosexualität bei den Mao-Genossen der Verklärung weil wegen der bis dato kulturspezifischen Verachtung. Einerseits leisten Trittins kulturrevolutionäre Minions ganze Arbeit an Deutschland, andererseits ist Özoguz nun auch nicht die Hellste. An ihrer islamisch-kulturellen Herkunftsprägung Maß nehmend, hat sie den Verlust jener homosexuellenfeindlichen Elemente als Nichtvorhandensein von Kultur interpretiert und so ist sie nicht nur bei diesem speziellen Thema vorgegangen. Denn die Kulturrevolution in Deutschland hat wenig übrig gelassen, woran sich ein Gastarbeiterkind aus einem fest gefügten Kulturkreis überhaupt noch identifizierend abstützen könnte.“Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht zu identifizieren.” Etwa an altvorderem Homohassen.

Hilde Maas / 12.07.2020

Ich bin erstaunt über das Unverständnis in den Leserbriefen. Als wäre es egal, ob jemand hetero- oder homosexuell ist, oder man fragt sich, wofür ein coming-out gut sein soll. Leute, das hat doch alles etwas mit der Identität eines Menschen zu tun! Und die ist wichtig, und zwar als eine individuelle, persönliche Identität. Das Problem, lieber Herr Etscheit, besteht momentan in einer westlichen kulturellen Entwicklung, in der die individuelle Ich-Identität durch eine soziale Gruppenidentität ersetzt wird: Was man sonst noch ist, außer schwul z.B., scheint nicht mehr wichtig zu sein, es werden ohnehin alle nur noch nach ihrer Gruppenzugehörigkeit beurteilt. Schwarz, weiß, Frau oder Trans etc. Je mehr vermeintlicher Opferstatus, umso besser. In Bremen wird gerade Pastor Latzel von seiner eigenen Kirche und der Staatsanwaltschaft verfolgt, weil er die banale Tatsache ausgesprochen hat, dass die Bibel Homosexualität ablehnt. So what? Wen interessiert das, wenn man sowieso nicht an die Bibel glaubt? DA findet die neue Diskriminierung statt. Wie wohltuend, dass Sie die Dinge so unaufgeregt beschreiben. Ich habe übrigens einen Bruder, der schwul ist, und der früher immer nebenbei und zum Vergnügen in einer Lederbar gearbeitet hat, er hat schon vor zwei, drei Jahren aufgegeben, weil er keinen Bock mehr hat, sich anzuhören, dass die “Schwestern” wieder schnell nach Hause zu Mann und Kind müssen.

Geert Aufderhaydn / 12.07.2020

@ Karl Neumann Leider tritt die Schreibblockade bei vielen zu selten auf, s. Wihelm Busch: “Oft fällt das Denken schwer, indes - das Schreiben geht auch ohne es. Gedanken sind nicht stets parat; man schreibt auch, wenn man keine hat.”

Peter Ackermann / 12.07.2020

@ Sabine Schönfelder: Im Übrigen schätze auch ich Ihre Kommentare (nicht, weil Sie mir aktuell zustimmen, sondern, weil ich sie (Sie) verstehe). Ich hoffe allerdings, dass ich Sie damit nicht all zu sehr unter „Erfolgsdruck“ setze…;-) @ Petra Wilhelmi: Danke für die Erdung! Ich würde mich, wenn ich darf, einfach Ihrem Text anschließen. Überdies erinnerten Sie mich daran, warum meine damalige Frau und ich 1986 heirateten…;-)

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