Es bereitet mir grundsätzlich Probleme, mich mit (ab)wertenden Aussagen zu historischen Personen befassen zu müssen. Besonders dann, wenn die Zeitspanne der “Aufklärung und Charakterwertung” zu der bezogenen Person besonders lang ist und daher schon zwangsläufig Unschärfen beinhalten muss. Nimmt man R. Wagner, so hat er seine Schriften zum Judentum bereits 1850 verfasst, ein Rassenantisemitismus tritt aber erst ab 1870 auf. Und deshalb soll man ihn, der Juden in einer völlig anderen Zeit nicht mochte, etwa 140 Jahre nach seinem Tod ächten und seine Musik gleich noch mit? Könnte der Ursprung hierfür nicht in einem damaligen, banalen, öffentlichen Streit mit einen bestimmten jüdischen Komponisten liegen? Oder man nehme Konrad Lorenz; angeblich ein ganz schlimmer Verteter der Rassenkunde und NSDAP-Mitglied. Seltsam nur, das dieser und der Jude (Sir Charles) Karl Popper aus derselben Strasse kamen und Jugendfreunde waren. Sie blieben es auch nach dem Krieg. Kurzum, wenn ich Musik hören will oder mich etwas über Graugänse interessiert, sind mir Dinge, die in der Persönlichkeit der entsprechenden Person liegen mögen “Knödelwasser”, da ich nur das “Werk” dieser Personen nutze. Wen dies trotzdem stört, der soll es eben lassen.
Ausgerechnet Frau Merkel, die erste Kanzlerin nach 1945, die ihre Verachtung gegenüber geltendem Recht deutlich ausgedrückt hat. Ausgerechnet Frau Merkel, die als FDJ Sekretärin kein Problem damit hatte sich an eine Partei anzubiedern die Menschen wie Hasen abschießen ließ. Ausgerechnet Frau Merkel, die ihre Kritiker verfolgen lässt so gut es eben derzeit machbar ist. Da ist es bestenfalls eine Randnotiz, dass ihr Kunstgeschmack dem ihres irren Vorgängers zu ähneln scheint. Immerhin verscherbelt sie die ihrer Ansicht nach entartete Kunst nicht, sondern überlässt sie einem Museum, das es hoffentlich wagt sie zu zeigen und nicht in vorauseilendem Gehorsam in die Magazine verbannt.
@uta buhr: wovon ( ausser von Machtsicherung) versteht Madame überhaupt etwas ? Nach der kopflosen Energiewende steht sogar zu befürchten, dass sie nicht einmal viel Ahnung von Physik hat. Kunst und Literatur ? Geschenkt ! Musik ? Wagner, naja - mehr war auch da nicht zu erwarten. Zitat eines ehem. Konzernvorstandes, der Madame gut kennt : “Ausser Bibel und Physiklehrbuch offensichtlich nie etwas gelesen” - was man ihr nicht ankreiden würde, wenn denn die Regierungsleistung stimmte. Aber da sieht die Bilanz ja noch viel trister aus.
Ob unsere große Kanzlerin die Ethik von Wagner auch nicht mehr leben will. Das würde ich dann konsequent nennen. Bisher war ihr nicht aufgefallen, dass Hitler mit dem Wagners gut konnte. Jedes Jahr zeigte sie sich in Bayreuth.
@P. Kiefer: Auch Picasso war ein Linker, daher sind Charakterschwächen verziehen. Denken Sie nur an den Kokser Wecker oder den Crackkäufer Beck. Es kommt bei der Bewertung nur auf die Gesinnung an.
Mal angenommen, ein heutiger Künstler huldigt dem rötlichgrünen Mainstream. Muß er sich nicht nach dieser Logik schon mal für die Zeit wappnen, in der die fatalen Folgen dieser Gretchenpolitik voll zum Tragen kommen? Ein bißchen was auf Seite legen?...
Ich finde, Frau Merkel hat sich überaus intelligent und umsichtig verhalten. Die durchschnittliche deutsche Hausfrau hätte Tapete drüber geklebt.
Ob die Gesinnungswächter und Säuberungsaktivisten auch die eigene persönliche Familiengeschichte und die ihrer früheren Vorfahren fanatisch nach Gut oder Böse klassifiziert haben, Fotos aus Alben entfernt, Briefe vernichtet, überlieferte Erzählungen verboten? Aber hat man von Merkel jemals ein Wort vernommen über eigene Provenienz und “Haltung” in der DDR, Vorfahren in der NS-Zeit? Nein, nicht die konkrete, vielleicht schwierige Reflektion der eigenen persönlichen Wurzeln und Verantwortung ist gefragt, sondern das plakative Richten über die bösen Anderen, um selbst im reinen Lichtgewand des neuen, alternativlos durch und durch Guten zu erscheinen.
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