Nachtrag: Im ersten Teil meines Kommentares hatte ich aus Versehen den Namen des Forschers gelöscht: Alfred Rust. Sein Buch “Jallah Jallah (Auf Urmenschensuche mit Fahrrad, Zelt und Kochtopf) von 1952 kann ich nur wärmstens empfehlen! Er hat mit einem ganz normalen Rad eine Forschungsreise unternommen, die ihn bis nach Ägypten und Syrien geführt hat. Ein bewundernswerter Mensch!
...im Schloss Gottorf (Schleswig-Holstein) bewundern. Im kleinen Ort Bargteheide nahe Ahrensburg gibt es eine liebevoll eingerichtete “Alfred-Rust-Stube” - nichts dergleichen im Ort seines Wirkens. Die ursprünglich nach ihm benannte Schule wurde nach Umwandlung in “Selma-Lagerlöf-Schule” umbenannt. Verständlich, da wir ja keine bedeutenden Dichter, Denker und Gelehrte haben. An Waldemar Bonsels (Biene Maja), der ein paar Jahre seiner Kindheit in Ahrensburg verbracht hat, erinnert zumindest eine Straße - aber sonst nichts - und was hätte man alles machen können, um ihn und sein Werk zu würdigen und gleichzeitig die immer hässlicher werdende Stadt aufzuwerten! Aber er hat sich eben nicht gegen die Nazis positioniert, wie es die sich heute als Moralapostel aufspielenden Leute unter den damaligen Umständen natürlich getan hätten - ohne Furcht um Existenz und Leben. Dem Sklavenhändler und Menschenschinder Schimmelmann huldigt man indes weiter - hat er doch der Stadt ein nettes Schloss hinterlassen, das kräftig vermarktet wird. Aber er war ja kein Nazi - Gnade der frühen Geburt! Slah dot…als reißerische Überschrift zu dem Artikel - was soll das? Ich hoffe jedenfalls, dass die Kunststätte Bossard so erhalten bleibt wie sie ist - und Möglichkeiten, die Besucher sachlich zu informieren, gibt es in Hülle und Fülle. Sinnvoll wäre es auch, die Touristeninfo in diesem hübschen Ort wiederzubeleben.
2005 habe ich die “Kunststätte Bossard” zum ersten Mal besucht und war sehr ergriffen und berührt von der Ausstellung, dem Gebäude und der gesamten Anlage, so dass ich im folgenden Jahr wieder dort war. Leider habe ich es bislang nicht geschafft, erneut nach Jesteburg zu fahren. Es wäre in meinen Augen eine Schande, diese einmalige Anlage durch einen Anflug von Größenwahn gewisser Leute ihres Charakters zu berauben und zu verschandeln. So viele Millionen sollen fließen - und andererseits wurde im September 2019 die Touristeninformation Jesteburg aus finanziellen Gründen geschlossen. Was ich inzwischen sehr bedenklich finde ist die Tatsache, dass Künstler aller Art heute von Leuten, welche die Gnade der späten Geburt hatten, aufgrund ihrer Vergangenheit ignoriert und diskreditiert werden. wie hätten sich wohl all diese Kritiker selbst in einer Diktatur verhalten? Laufen nicht gerade jetzt genügend Leute demokratiefernen und noch dazu strohdummen Leuten hinterher? Aber die sind ja links - und linksgrünrot… ist ja bekanntlich gut. Die Arroganz der satten, ahnungslosen Kritiker gegenüber Künstlern, die in der Nazizeit gelebt haben und der Ideologie nicht abgeneigt waren, zeigt, dass sie diese Maler, Dichter, Musiker nicht im geschichtlichen Zusammenhang sehen wollen/können? Die größte Kanzlerin aller Zeiten ist 2019 mit gutem Beispiel vorangegangen und hat Gemälde von Emil Nolde aus ihrer Amtsstube entfernen lassen. In der immer hässlicher werdenden Mittelstadt Ahrensburg, wo der bedeutende Forscher (Ahrensburger Tunneltal) gelebt und gearbeitet hat, wurde ihm eine Ehrung zum 100. Geburtstag verweigert, weil junge Schnösel herausgefunden hatten, dass er sich nicht gegen die Nazis gestellt hat. Dass er keiner Fliege etwas zuleide getan hat, auch nicht dem derzeit so beliebten volkssport namens “Denunziation” nachgegange ist, spielte keine Rolle. Nur aufgrund einer privaten Initiative wurde ein Wanderweg nach ihm benannt. Funde seiner Ausgrabungen kann man ...
Nehmen Börner, Grosse-Böhmer und Kahrs noch weitere Aufträge für gefällige Entnazifizierung an? Welche Voraussetzungen werden von ihnen gefordert und was qualifiziert die Drei für diese verspätete Zeichensetzerei? Toleranz oder Vergebung können es ja nicht sein, denn damit will der Genosse Kahrs nichts zu tun haben. Amnesie und Nostalgie als Staatskultur? Sind die noch ganz sauber?
Nazi wird man heutzutage sehr schnell, man braucht nur ein wenig konservativ sein, eine liberale Europa kritische Partei gründen, wie es Prof. Lucke mit Hans Olaf Henkel im Febr. des Jahres 2013 getan hat. Oder abweichende Meinungen vom Zeitgeist oder Mainstream äußern. Sogar ein Mittagessen mit einem AfD Parteimitglied, wie Herrn Prof. Meuthen führt dazu. Also kann ich es nicht so ernst damit nehmen , wenn jemand als Nazi tituliert wird!
Das Löns-Zitat “Was für Völker jetzt im Lande herumstromern!” ist zumindest aktueller denn je… Ich weise beim Thema “Kunst sucht Gunst” aber immer gerne auf den größten dt. Künstler-Wendehals des 20. Jh. hin: Fritz Cremer: In den 1920ern strammer Kommunist und Brecht-Kumpel, ab 33 ebenso stramm rechts, im Haus der (deutschen) Kunst in München mit Ausstellungen bedacht, von NS-Gnaden Rom-Preis (hohe dt. Künstlerauszeichnung mit dickem Preisgeld und Reise-Stipendium), ab 45 wieder linientreuer Kommunist: Er sei nie etwas anders als roter Untergrund-Aktivist in geschickter Tarnung gewesen, Brecht könne es beschwören (was dieser allerdings unterließ). Auch im neuen Staat obenauf: DDR-Staatspreis, das Buchenwald-Denkmal ist von ihm. 1990 als “schon immer Unbequemer” bei der nächsten Wende auch wieder vorneweg, kurz danach verstorben. Ein deutsches Künstlerleben…
Sehr geehrter Herr Wiedemann, ich kannte bisher den Künstler „Hardcorenazi“ Bossart nicht und auch nicht die Verhältnisse in Jesteburg oder im zugehörigen Kreistag. Spontan fiel mir ein, was beim Nolde recht ist, könnte doch auch beim Bossart billig sein? Ist das Emil-Nolde-Haus eine braune Pilgerstätte? Unweit von Rostock befindet sich ein Dorfschulmuseum, worin auch die Schulzeit des Nationalsozialismus‘ dokumentiert ist, u.a. mit einem Faksimile und Wiederholung in Druckschrift eines „Gebetes für den Führer“, was die Schulkinder aufsagen mussten. Soll dieses Museum jetzt wegen pfuibah getilgt werden? Auch an der kritischen Würdigung eines Bismarck kann ich unabhängig der Parteizugehörigkeit nichts Kritikwürdiges finden. Warum soll nicht Leben und Werk eines Bossart rezipiert werden dürfen, wenn es jemanden interessiert bzw. den Leuten die Bilder gefallen und sie dafür Eintritt zahlen? Wird demnächst Falladas „Bauern, Bonzen, Bomben“ eingestampft? Was wahrscheinlich nicht in Ordnung ist, ist die Verschwendung von Steuergeldern für die kulturellen Bedürfnisse der Hamburger Landhaus-, Polit- und Kulturschickeria („Pfeffersackfraktion“). Diese Leutchen dürften ja wohl von uns schon so gut dotiert sein, dass sie einen privaten Förderverein oder eine Stiftung gründen können, um damit ihrem Kunstinteresse zu frönen. Freundliche Grüße
“Doch die Zitate sind so eindeutig, dass sie wahrhaftig keiner wissenschaftlichen Klärung bedürfen.” Das dekretiert jemand, der, so hat es den Anschein, zwar meinungsstark, aber ansonsten ahnungslos ist. Als Historiker kann ich über solch einen Satz, unabhängig vom restlichen Inhalt des Textes, nur den Kopf schütteln.
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