Ich hätte wetten können, dass ein Mädchen aus der Uckermark, das das Essen mit Messer und Gabel erst als Erwachsene beigebracht bekommen hat, weiß gestrichene Wände besser versteht als die Kunst von Emil Nolde. Eh voila…
Künstler, die früher auf der falschen Seite standen, werden abgehängt und ausgegrenzt. Dafür dürfen fast im Gegenzug nach BVG-Urteil Vollbetreute, psychisch Kranke nicht länger ausgegrenzt, dürfen auf der “richtigen Seite” stehen und -wählen. Die emotionelle Pest grassiert rasend.
Meine Prognose: In diesem Jahr wird die Kanzlerin nicht nach Bayreuth gehen - wegen (angeblicher) Terminprobleme.
Diese krankhafte Fixiertheit auf die richtige Gesinnung wird immer unerträglicher. Gerade Künstler sind oft schwierige Menschen, mit häufig auch naiven und emotionsgeladenen Vorstellungen von Politik und Gesellschaft. Und natürlich steht das Werk in einer Beziehung zur Person des Künstlers, es reicht aber auch - und das gilt umso mehr für große Kunst - weit darüber hinaus. Der Künstler geht - das Werk bleibt und spricht zunehmend für sich selbst.
Die eine Hälfte der Deutschen will im Namen des absolut Guten, der Reinheit die andere Hälfte der Deutschen, die sie für die absolut Bösen, die Schmutzigen hält, vernichten. Das ist das Muster von Nazis und Kommunisten. Nach dem Krieg wollte man den Nazi-Ungeist mit den gleichen Mitteln austreiben, wie etwa Lenz’ Bestseller “Deutschstunde” zeigt. (In dem allerdings der jetzt verfemte Maler zu den absolut Guten zählte - Irrsinn im Quadrat!) Im Versuch, seine Sünden auszutreiben, vertieft Deutschland sie. Eine Tragödie.
Diese Frau ist ein geistiges Nichts. Ok, das ist zu gewagt, denn womöglich folgt sie nur ihren Beratern und findet ganz persönlich Bilder von Nolde immer noch toll. Ich sage es anders: es regiert das mikroskopisch kleine Karo. (Ist teilweise wohl ein Zitat, weiß leider im Moment nicht, wo’s herkommt und habe auch keinen upload-Filter bereit) Was ich eigentlich sagen will: Es kotzt mich an!
Wenn Nolde mit der Wende nach dem Krieg sich der neuen politischen Realität anpasste, dann hat er mit der Kanzlerin doch etwas Gemeinsames. Nach dem Krieg hatten viele Guten Stuben in Deutschland einen hellen Fleck an der Wand. Die meisten öffentlichen Gebäude im Osten des vereinigten Deutschlands nach 1989 dito. Im Bilder abhängen haben die Deutschen offenbar Erfahrung. Vielleicht musste die Kanzlerin in ihrer DDR-Jugend auch das Buch “Wie der Stahl gehärtet wurde” lesen. In einer Episode kam eine Person in arge Schwierigkeiten, weil sie ein Stalinbild nicht rechtzeitig abgehängt hatte, als die Weißgardisten einmarschierten.
Im Falle Wagner muss man sie entschuldigen, allein schon, weil der Hügel grün ist und die Linie der deutschen Macht und Ohnmacht auch.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.