Meron Mendel ist ein tüchtiger junger Mann. Vorbild für alle, die es trotz ungewisser Fähigkeiten in Deutschland zu etwas bringen wollen.
Seine größte Qualifikation ist die für einen gebürtigen Israeli erstaunliche Kenntnis der deutschen Modesprache, die es ihm ermöglicht, unablässig über soziale Netzwerke kurze, flott formulierte, dabei immer politisch korrekte Texte abzulassen, in denen er sich bei wichtigen deutschen Gruppen anbiedert und kritische Intellektuelle attackiert.
Das ist ein sicheres Geschäft, das ihm einträgliche Posten und von staatlichen Geldern getragene, wenngleich etwas dubios wirkende Institute verschafft, etwa die mit zweieinhalb Millionen Euro Steuergeldern jährlich subventionierte „Begegnungsstätte Anne Frank“ mit einem „multimedialen Lernlabor für Jugendliche“ und zwei „Beratungsstellen für die Betroffenen der Diskriminierung“. Damit nicht genug: „Seit 2021 ist Mendel Professor für transnationale Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences“, verrät Wikipedia, ohne mir damit wirklich weiterzuhelfen. Was ist „Soziale Arbeit“? Gibt es auch asoziale? Und dann noch „transnational“... Und die „Frankfurt University of Applied Sciences“ war noch vor kurzem eine schlichte deutsche Fachhochschule. Always do it in a big way. Ich kann mir nicht helfen, aber in meiner Jugend in Berlin hätte man über jemanden wie Meron gesagt: „Er macht blauen Dunst.“
Womit er sich eigentlich beschäftigt, ist schwer herauszufinden. Nach den Tweets der „Bildungsstätte Anne Frank“ zu urteilen, untersucht Merons hochdotierte Bildungseinrichtung etwa die Frage, ob der Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft von Kämpfern der bekannten verfolgten Minderheit Islamischer Staat mit der Ausbürgerung deutscher Juden in der NS-Zeit gleichzusetzen sei. Kapriolen wie diese, gepostet am 6. März 2019 auf Twitter, sind dem deutschen Staat, der seine Bürger zum Strom- und Wassersparen aufruft, jährlich Millionen wert.
Dafür ist Meron wie auf Knopfdruck immer dabei, wenn es öffentlich Treue zu den Institutionen und Vorzeigefiguren des geistigen Scheinbetriebs der bunten Bundesrepublik zu bekunden gilt und kleine, risikolose Frechheiten gegen die wenigen Kritiker. Der Typ ist hierzulande, also in Israel, rar, ich habe kaum Israelis seiner Generation getroffen, die so servil, so anpassungssüchtig und rückgratlos opportunistisch wären wie er.
Der hier ganz in der Nähe, im Wüstenkibbuz Mashebej Sade aufgewachsene Meron hat Israel um die Zeit verlassen, als wir wenige Kilometer entfernt ein Haus zu bauen begannen, um 2001, in den harten, gefährlichen Jahren der Intifada und täglichen Terroranschläge. Ich gestehe, dass ich seinen Weggang ins damals sichere Europa nicht bedauere. Es kommt mir vor, als atme es sich hier in der Wüste irgendwie freier ohne ihn.
Aus deutscher Perspektive stellt sich sein Wechsel aus der Negev-Wüste nach Frankfurt weniger angenehm dar. Anetta Kahane ist Gott sei Dank in Rente gegangen und kann nicht mehr Millionen Staatsgelder für Volkserziehung verpulvern, doch ihresgleichen wächst immer nach wie jene feuchten Pilze auf verrottenden Baumwurzeln, und vom unermüdlich twitternden Meron werden wir dafür umso öfter hören.