Ich, Baujahr 60, kann mich an Helmut Schmidt gut erinnern. Das liegt zum einem daran, dass meine Mutter, völlig unpolitisch, wegen des guten Aussehens von Schmidt überzeugte SPD-Wählerin war. In Erinnerung geblieben ist mir auch die geniale Rede von Schmidt im Deutschen Bundestag zum Misstrauensvotum am 01.10.1982 und der Satz „Noch habe ich das Recht hier zu reden“. Darüber hinaus war Helmut Schmidt bis zuletzt Kettenraucher, ein Synonym für Beständigkeit. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass wir Menschen dieses Schlages irgendwann wieder in politischen Ämtern sehen werden.
Schmidt ging ja später als Herausgeber zur Zeit. Die wurde wirtschaftlich ein Erfolg, aber um den Preis der politischen Hurerei. Und Scholl-Latour war einst beim ZDF. Was daraus wurde, wissen wir beschämt. Dann ging er als Vorstandsmitglied ins Bertelsmannreich zu Gruner und Jahr. Dieser Verlag bzw. seine Reste hat RTL übernommen. Ansonsten war man ganz vorn mit dabei als Kriegsgeile Einpeitscher. Hierzulande gab und gibt es keine Helden in diesen Dingen. Man nennt Kriege jetzt verfälschend Kampfeinsätze, Einsätze, Luftschläge, Humanitäre Missionen. Als Kind konnte ich mir den 30jährigen Krieg von der Länge nicht vorstellen. Afghanistan ging 20 Jahre. Wer da am Anfang in die Schule kam, wäre heute längst dem Kindesalter entwachsen und hätte in der Schule zu diesem Punkt nur Falsches gelernt. Und das haben viele Leute jetzt im Kopf, vom Kampf um Brunnenbohren und Frauenquote in Kabul.
Bei Schmidt denke ich vor allem an seine Entscheidung im “Schleyer-Fall”, bei der wie immer von der Staatsraeson und der Gesamtverantwortung fuer die Folgen seiner Entscheidung geleitet wurde. Man kann sich vorstellen, wie der Noetigungsversuch der RAF heute ausging. Die Befreiung der Lufthansamaschine gehoert im uebrigen auch dazu. Dabei kann man Schmidt durchaus abnehmen, dass seiner Entscheidung massive Konflikte vorausgungen und er an den Folgen bei jeder Entscheidung schwer zu tragen hatte. Er sass bekanntlich neben der Witwe bei der Trauerfeier. Der klassische Fall eines Verantwortungsethikers, wie es ihn heute, schon gar nicht in der Damenwelt, nicht mehr gibt. Er waere uebrigens auch eher unerwünscht und voellig aus der Zeit gefallen, sowohl aufgrund seines Intellekt, als auch wegen seines Auftretens und seiner Konsequenz. Zumindest bei den Damen waeren seine Wahlchancen eher gering, denn Schmidt verkörperte exakt den, im uebrigen “rechten” Typen, der heute einen (medialen) Shitstorm und Massenhuepfen auslösen wuerde. Der Zeitgeist hat sich die passenden Vertreter, nicht nur in der Politik, gesucht.
Afghanistan ist das Jugoslawien des Ostens in extremer Ausprägung - da geht nichts wirklich zusammen.
@Sabine Schönefeld Der Teufel will sie auch nicht haben.
Sollte Frau Merkel, wie so oft, mal wieder vom falschen Ende her gedacht haben ? U.Bültmann
“Deutsche bekommen keine Luft unter FFP2-Masken und haben Angst vor Impfungen, würden aber auf jeden Fall gegen die Taliban kämpfen, wenn es ihr Land wäre!” Julier auf Twitter
Tja, in Merkel spiegeln sich 80% der deutschen Wählerinnen wider, und 80% der deutschen Wähler erkennen darin ihre Frau / Lebenspartnerin wieder.
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