Einer der ulkigsten Phänome in den Internet"diskussionen” ist, daß man abwechselend je nach Gegenüber nach dem Schreiben der eigenen Argumentation ein Liberaler ist, fünf Stunden später in einem anderen Thread zu einem anderen Thema ein Nazi, und am nächsten Tag wieder anderswo ein Linksversiffter. Daraus lese ich die Unsicherheit und die Ahnungslosigkeit über das Leben, die Welt und die Menschen im Allgemeinen, die diese Personen treibt.
ich frage mich, warum man sich rumstreiten soll mit Leuten, die sich auf der Triebebene befinden, mithin rationaler Austausch garnicht stattfinden kann. Ist das nicht ein wenig sadistisch, sich mit derart Eingeschränkten verständigen, gar messen zu wollen? Ich gehe ja auch nicht ins Affenhaus um den dort (zu recht) eingegitterten aus Goethe oder Kant vorlesen zu wollen. Das wäre vergeblich, wie ich herausgefunden zu haben glaube. Ersatzweise freue ich mich, daß die demnächst mit Elon Musk den Mars besiedeln wollen. Falls das Kabel lang genug ist.
Von doofen Leuten doof gefunden werden ist voll cool. Ich konstatiere schon leichte Beunruhigung im gutmenschlichen Gegenüber, wenn man nicht in seine Tiraden einstimmt. Diese Tiraden dienen ja immer der Haltungsüberprüfung. Nur ein nachdenkliches “so, so”, “kann sein”, “wer weiß”, und er oder sie sucht das Weite. So weit es mein Rücken zuläßt, besteige ich relativ gerade dann ein anderes Abteil des Nahverkehrszugs…
“ok, doomer!”, wäre die richtige Antwort an die Schneeflöckchen, las ich vor einiger Zeit.
Hier die Tage las ich in FH-Gießen und Gerichtsnähe (Messeplatz) eine Aufschrift auf einer im Eigentum vermutlich der Telekom stehenden Sache (grauer Kasten) im öffentlichen Raum: “NAZIS RAUS!” lautete der sachbeschädigende Schriftzug. “Genau!”, dachte ich mir, “raus mit ihnen, diesen abscheulichen Nazis!” Doch dann die plötzliche Erkenntnis: “Die meinen ja dich! Du bist der Nazi…. Also soll ich raus… ? Doch: raus woraus? Aus meiner Wohnung, aus der Stadt, aus Deutschland, aus Europa, aus der Welt oder auch nur “raus aus meinen Augen”? Und was passiert, wenn der Nazi, also ich, dem Aufruf folgt? Was sollen erstens die sagen, die dann den Nazi abkriegen? Wenn der Nazi etwa nach Polen auswandert? Hatten die Polen, die ja auch irgendwie jetzt voll nazi sind, nicht in der Vergangenheit mal ein paar Probleme mit dem Nazi als solchen, Warschau und so? Ob die Polen mich daher noch wollen? Und was passiert, wenn ich gehe, was hat der Nazi-Raus-Forderer davon, er kennt mich doch gar nicht? Ich war etwas ratlos. Die einzige Möglichkeit, dem Dilemma zu entkommen, war, es zu leugnen. Also im Ergebnis: dazubleiben. Weil das Weggehen ja an meinem Nazisein nichts geändert hätte und das Problem nur verlagert. Und woher nimmt der Gießener Nazi-raus-Forderer sich eigentlich das Recht, als einziger ohne Nazi zu sein zu dürfen und seinen Nazi anderen aufs Auge zu drücken? Moralisch verwerflich, wenn Sie mich fragen. Auch diese kleine Übung in angewandter Moralphilosophie zeigt, dass der Herr Schneider richtig liegt. Es gibt nämlich das Richtige im Falschen. Ja, genau genommen, gibt es das Richtige nur, weil es das Falsche gibt. Somit ist der, der falsch liegt, für den, der richtig liegt, unabdingbar. So wie der Schmied und der Fischhändler ohne einander nicht können. Ohne uns Nazis verlöre dreiviertel der Jugend Sinn und Halt im Leben, wir sind unverzichtbar, oder wie Walser es so schön sagt: “Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr”.
Danke, Sie alter HAWM! Und mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ihr Heike Möpp, äh….Mike Höpp
Sag ich doch seit jeher: Viel Feind, viel Ehr. Was willst du mehr?
Ich empfinde es in diesem deutschen Irrenhaus als immer ehrenvoller, wegen bestimmter Ansichten diffamiert zu werden. Wenn ich also, weil ich Rechtsstaatlichkeit wiederherstellen möchte und gegen Masseneinwanderung und den Import von Gewalt bin, in Gesprächen als Rechtspopulist oder gar Nazi bezeichnet werde, stimme ich dem zu und freue mich über das anschliessende Erstaunen und Entsetzen der Diffamierer.
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