Gastautor / 04.04.2020 / 12:00 / Foto: Pixabay / 44 / Seite ausdrucken

Die Straße ins Nichts: Ein Speditionsunternehmer berichtet

Von Sebastian Hillmann.

In Zeiten des Corona-Wahnsinns wird man mit einer Flut von Informationen, auch solcher, die nicht die medizinischen Aspekte, Infektionszahlen und Engpässe bei der Versorgung mit medizinischem Material behandeln, regelrecht bombardiert.

Als geneigter Leser der „Achse“ und anderer unabhängiger Online-Medien und als interessierter Beobachter der insgesamten Berichterstattung in den Medien fällt mir auf, wie viele vermeintlich unscheinbare Berufe und Branchen aktuell mit dem Stellenwert betrachtet werden, der aufgrund ihrer Unverzichtbarkeit für die Gesellschaft eigentlich selbstverständlich sein sollte.

Über Mediziner, Pflegepersonal, Rettungskräfte, Supermarkt-Mitarbeiter und viele mehr wurde und wird berichtet, als ob erst jetzt bekannt würde, dass diese Tätigkeiten für eine funktionierende Gesellschaft elementar sind. Meine Aufzählung ist nicht im Ansatz vollständig, denn es gibt noch viele andere Beispiele von Menschen, die „den Laden am Laufen halten“ und erst jetzt, in Krisenzeiten, sichtbar zu werden scheinen.

Ob es an meiner subjektiven Interpretation liegt oder an meiner persönlichen Beziehung zu dieser Berufsgruppe: Eine der tragenden Säulen der Versorgungssicherheit erfährt ebenfalls nicht diese Aufmerksamkeit – die Transportbranche. Vor zehn Jahren habe ich mich im Alter von 25 Jahren mit meinem Geschäftspartner im Bereich Straßengüterverkehr mit einem Speditionsunternehmen selbstständig gemacht und möchte hier meine Einschätzung zu diesem wenig beachteten Teil unserer Wirtschaft schildern.

Liberalisierung auf Kosten der einheimischen Transportbranche

Mit dem Wegfall der Bindung an die Beförderungstarife 1994 wurde der Markt für den Straßengüterverkehr, mit dem Ziel, mehr Wettbewerb zu schaffen, liberalisiert. Seitdem gilt nicht mehr der auf Zonen beziehungsweise Entfernungen beruhende und vom Gesetzgeber fixierte Tarif, sondern Vertragsfreiheit wie in vielen anderen Branchen auch.

Infolgedessen kam es zu einem Überangebot an Transportkapazitäten und zu einem starken Rückgang der Frachtraten. Im Jahr 2000 gab es in Deutschland 59.301 Unternehmen im gewerblichen Güterverkehr (Quelle BAG), nach letzter einsehbarer Statistik waren es im Jahr 2015 noch 45.051 Unternehmen. Die Entwicklung ist seitdem weiter rückläufig.

Mit der Einführung der LKW-Maut 2005 und den folgenden Erhöhungen und Ausweitungen auf mittlerweile alle Bundesstraßen haben sich die Kosten für alle betroffenen Unternehmen, ohne Berücksichtigung der Mautausweitungen bis heute von 0,10 Euro/km auf 0,187 Euro/km (87 Prozent) (exemplarisch: schwerer LKW >18t, EUR 6-Norm), erhöht. Diese Erhöhungen konnten nur teilweise an die Kunden und letztendlich auch die Endverbraucher weitergegeben werden.

Mit der EU-Osterweiterung 2004 und dem Ende der Übergangsfristen 2009 ist die Landkabotage (die Erlaubnis für alle in der EU ansässigen Transportunternehmen, Gütertransporte auch innerhalb der einzelnen Mitgliedsstaaten durchführen zu dürfen) für alle neuen Mitgliedstaaten uneingeschränkt möglich geworden.

Versorgungssicherheit? Ein Fundament mit Rissen

Die geschilderte Entwicklung führte binnen kurzer Zeit zu einer starken Zunahme von osteuropäischen Transportkapazitäten, vor allem im nationalen und internationalen Güterfernverkehr, sodass ein weiterer Preisverfall zu verzeichnen war und eine noch größere Konkurrenz auf die einheimischen Unternehmen ausgeübt wurde.

So wurden im Jahr 2007 noch 65,7 Prozent aller mautpflichtigen Kilometer durch in Deutschland zugelassene Fahrzeuge zurückgelegt, nach der letzten verfügbaren Jahresstatistik 2018 nur noch 58,3 Prozent. Der Anteil der durch im Ausland zugelassene Fahrzeuge stieg von bereits 34,2 Prozent in 2007 auf 41,7 Prozent in 2018.

Natürlich beinhalten diese Zahlen auch Kilometer, die für Transitfahrten durch Deutschland zurückgelegt wurden, jedoch veranschaulichen die absoluten Werte auch den Anteil der innerdeutschen Beförderungen, die mittlerweile von ausländischen Unternehmen erbracht werden. Dass diese Unternehmen mit geringeren Kosten kalkulieren können und demzufolge in der Lage sind, die nationale Branche zu unterbieten, versteht sich von selbst. Dies ist nicht nur im Güterverkehr, aber insbesondere dort der Fall.

Man hört dieser Tage oft Stimmen, die hinterfragen, inwiefern man sich abhängig gemacht hat von Importen existenzieller Waren. Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von ausländischen Transportkapazitäten ist derweil Realität. Eine Versorgungssicherheit kann nur gewährleistet werden, wenn auch in Ausnahmesituationen schnell verfügbare Transportkapazitäten in entsprechender Anzahl zur Verfügung stehen.

Die Leidtragenden sind die Kraftfahrer

Unter anderem durch das Stagnieren beziehungsweise Sinken der Frachtraten ist eine bessere Bezahlung der eigentlich ausführenden Berufsgruppe, nämlich die der heimischen Kraftfahrer, nicht oder nur sehr schwer möglich. Der „Kraftfahrermangel“ ist daher in der Branche nicht nur in aller Munde, sondern auch real seit Jahren eingetreten.

Politische Entscheidungen, wie die Aussetzung der Wehrpflicht, taten ihr Übriges. Alleine dort wurden jährlich rund 15.000 Fahrer ausgebildet. Der Beruf ist durch schlechte Bezahlung und mangelndes Ansehen in der Bevölkerung so unattraktiv geworden, dass der Altersschnitt bei den unter 25-Jährigen bei marginalen 2,7 Prozent, der der über 50-Jährigen bei 43 Prozent und der der über 55-Jährigen bei knapp 25 Prozent liegt.

Die „neuen Helden des Alltages“ schlagen sich derzeit neben zu schlecht bezahlter Arbeit, hohem Leistungsdruck und den anderen Entbehrungen, die die Arbeit als Kraftfahrer mit sich bringt, mit unhaltbaren Zuständen auf Rast- und Parkplätzen herum. Sanitäranlagen auf selbigen sind geschlossen, ebenso haben viele Verlader betriebseigene Toiletten und Duschen geschlossen, stattdessen werden auf Parkplätzen Dixi-Toiletten aufgestellt. Restaurants und Imbisse sind ebenfalls nicht geöffnet oder bieten nur „außer-Haus-Service“ mit langer Wartezeit an.

Trotzdem stehen jeden Tag, zu jeder Uhrzeit hunderttausende Kraftfahrer in ihrem Fahrerhaus auf und erledigen ihre Arbeit. Sie gewährleisten die Versorgung mit allem, was wir zum Leben brauchen. Neben allen anderen Beschäftigten des Gewerbes gebührt auch diesen Menschen unser Dank und vor allem die Wertschätzung ihrer unverzichtbaren Arbeit.

Frachten an Subunternehmer makeln

Leider ist eine Besserung der Lage für diese Gruppe und auch für die jetzt betroffenen kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht in Sicht. Große Logistik-Konzerne bedienen sich seit Jahren vor allem osteuropäischer Subunternehmer, um vor allem ihre Aufträge im Fernverkehr abzuwickeln.

Wie viele andere kleinere Unternehmen, muss auch unseres auf deutsche und osteuropäische Subunternehmer zurückgreifen, da der eigene Fuhrpark aufgrund der hohen Fixkosten keinen Gewinn erwirtschaften kann.

Ebenfalls sprießen seit Jahren sogenannte „Sofa-Speditionen“ wie Pilze aus dem Boden, die ohne eigenen Fuhrpark nach dem gleichen Schema wie die Großunternehmen Frachten an Subunternehmer makeln, oft zu unmöglichen Konditionen. Das „Hermes-Modell“, vor einigen Jahren groß in den Schlagzeilen, lässt grüßen. So traurig es ist, dieses Geschäftsmodell ist für viele Unternehmen zur Existenzgrundlage geworden.

Beispielsweise vermakelt eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn AG, und damit indirekt ein Unternehmen, an dem der deutsche Staat beteiligt ist, Frachtüberhänge, die nicht von fest gebundenen Subunternehmern befördert werden können, über Frachtbörsen zu Konditionen, die das Mindestlohngesetz der Lächerlichkeit preisgeben.

Diese Schilderungen geben nur einen kleinen Einblick in den Alltag einer Branche, die von der Politik nicht nur vergessen, sondern auch wie ein schmuddeliges Stiefkind neben den glänzenden Geschwistern Automobil-, Chemie-, Maschinenbau- und Elektroindustrie behandelt wird.

Perspektiven?

Wenn ich Verwandten oder Freunden von Zeit zu Zeit mein „Leid“ klage, werde ich gelegentlich gefragt, ob ich noch einmal den Schritt in die Selbstständigkeit, in dieses Haifischbecken namens Speditionsgewerbe tun würde. Seit Jahren beantworte ich diese Frage mit der Antwort, dass ich dies mit meinem heutigen Wissen nicht getan hätte.

Die Situation der Branche war auch vor den gravierenden politischen Entscheidungen, die im Zuge der Corona-Pandemie getroffen wurden, eine, untertrieben gesagt, herausfordernde. Von staatlichen Auflagen und Bürokratie, immer weiter steigenden Kosten und stagnierenden Frachtraten, über Fahrermangel und 12-Stunden-Arbeitstage: Welcher junge Mensch soll unter diesen Voraussetzungen noch die Motivation haben, sich in einem solchen Gewerbe selbstständig zu machen? Welcher Berufsanfänger soll motiviert werden, den Beruf des Kraftfahrers zu ergreifen?

Wohin kann dieser Weg in einer Gesellschaft führen, die es verlernt hat, die Notwendigkeit einer in allen Bereichen funktionierenden Wirtschaft nicht nur zu erkennen, sondern auch zu fördern? Man kann das Gefühl bekommen, das Leistungswille und -bereitschaft heute bestraft werden und paradoxerweise Leistungsverweigerung staatlich gefördert wird.

Wie soll aus unserer gepamperten Gesellschaft je ein Nachwuchs entstehen, der die Früchte der Arbeit vorhergehender Generationen nicht nur erntet, sondern auch erhält und weiterentwickelt? Wie soll man den vielen jungen Menschen klarmachen, dass staatliche Alimentierung nur das letzte Mittel sein sollte, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten?

Und vor allem: Wie lange können wir es uns noch leisten, diese Fragen überhaupt zu stellen angesichts der noch nicht absehbaren wirtschaftlichen Konsequenzen des verordneten „Shutdowns“?

Heute kam die erste Mail eines größeren Kunden:

„Leider ist es bei uns auch soweit, dass wir mit Ihnen über die bestehenden Frachtpreise sprechen müssen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Bevor wir uns auf die Suche nach anderen Dienstleistern machen …“

Quo vadis, Germania?

Foto: Pixabay

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Leserpost

netiquette:

Frank Schubert / 04.04.2020

Ich konnte es überhaupt nicht fassen, daß die sanitären Anlagen bzw. die Versorgungseinrichtungen an den Autobahnen zumindest für die LKW-Fahrer nicht geöffnet sind.  Aber wehe, die Palette mit Klopapier kommt nicht rechtzeitig !  Die Öffnung/Nutzung der Autobahnraststätten könnte doch über die Konzessionsvergabe geregelt werden ?

Claudius Pappe / 04.04.2020

Warum wurden in Farm der Tiere, die Schweine die Anführer ?...……...…......……………..Wohin kann dieser Weg in einer Gesellschaft führen, die es verlernt hat, die Notwendigkeit einer in allen Bereichen funktionierenden Wirtschaft nicht nur zu erkennen, sondern auch zu fördern? Man kann das Gefühl bekommen, das Leistungswille und -bereitschaft heute bestraft werden und paradoxerweise Leistungsverweigerung staatlich gefördert wird. Wie soll aus unserer gepamperten Gesellschaft je ein Nachwuchs entstehen, der die Früchte der Arbeit vorhergehender Generationen nicht nur erntet, sondern auch erhält und weiterentwickelt? Wie soll man den vielen jungen Menschen klarmachen, dass staatliche Alimentierung nur das letzte Mittel sein sollte, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten?

Jens Keller / 04.04.2020

Hehehe, immer dran denken: Die zu verteilenden Mittel stammen aus Kreditlinien, die ausschliesslich im privaten Bereich erzeugt werden. Genau von denen, die man jetzt für entbehrlich erklärt und per Dekret die Arbeit verboten hat. Die Gestaltung der Rahmenbedingungen für Spediteure durch den Staat hat die aktuell noch temporären Berufsverbote nur vorweggenommen. Wenn das Ganze Sinn ergeben soll, dann sollten die betroffenen Institutionen von der Spedition bis zum Imbiss un die Ecke endlich anfangen in Freund/Feind-Kategorien zu denken anstatt zu jammern und bei Ihren Gegnern um Entgegenkommen und Verständnis für ihre schwierige Situation zu werben.

Gabriele Klein / 04.04.2020

Mein Tipp: Warum bieten Sie sich nicht als Transportunternehmen den Supermärkten an? Würde Sinn machen nicht nur in Coronazeiten.  Was mir nach einigen Auslandsreisen auffällt ist: Man frägt hier überhaupt nicht nach dem Andern sondern fordert ihn nur ein. Deutlich erkennbar auch im Handel .  Man versucht sich den Kunden “passend” zu machen.  Von einer Angestellten im Laden, musste ich mir Folgendes einst anhören, bei einem Auftrag von etwa 150 Euro, Bitte beachten Sie dass wir die Lieferkosten auf insgesamt 11 Euro erhöhen…... und sollten sie je auch noch Getränke wollen   müssen diese nochmals extra zahlen…....... . Diese “Vorwarnung” ,von Lieferwünschen in Zeiten von Corona eher Abstand zu nehmen, erfolgte, ohne daß von mir auch nur ein einziger Getränkewunsch erst geäußert wurde. Allerdings gebe ich zu, ich dachte daran, ganz einfach um aus Höflichkeit für den entsprechenden Umsatz bei einem in Sachen Lieferung eher unerfahrenen Handelspartner zu sorgen. Vor diesem Hintergrund entsetzte mich die Einstellung meines Gesprächspartners. Wer nun ein sehr gutes Geschäft macht, weil er sich dem Kunden anpasst anstatt umgekehrt zu verfahren, wird beschimpft weil man eines nicht begreifft: Gewisse Werte jüdisch-christlicher Ethik, wie das sich hineindenken in den Andern der man übrigens morgen schon sein könnte, sind nicht nur die Voraussetzung für eine gerechtes und friedliches Miteinander sondern Auch für einen florierenden Handel d.h. eine erfolgreiche Wirtschaft . Wäre ich Kanzlerin hätte ich, weil fromm und nicht sozialistisch erzogen, schon längst, für jene Essenspakete gesorgt, die momentan in Millionen Auflage in England an die geliefert werden, die bis auf Weiteres zur Qarantäne verpflichtet wurden. Damit wären auch Sie als Spediteur im Brot und würden keinen Antrag auf Helikoptergeld ausstellen müssen. Aber dieser Personenkreis ohne Auto soll wohl, in seiner Qarantäne vertrocknen zusammen mit dem auf seinen Auftrag wartenden Spediteur.

Lothar Haessler / 04.04.2020

Auf einem LKW stand einmal sinngemäß an der Hecktür die Aufschrift: “Wenn wir weg von der Strasse sind, können sie nicht mehr fahren.”

Klaus Weyer / 04.04.2020

Ich habe auch ein Transportunternehmen mit 16 Zugmaschinen. Unser Unternehmen besteht seit 120 Jahren. Damit wird aber nach mir Ende sein, weil die Entwicklung der letzten Jahre nichts mehr mit Wettbewerb zu tun hat. Da die Lobbyisten unserer Branche mit der Flutung des Marktes mit osteuropäischen Billiglöhnern Ihr Geld verdienen, wurden die Modelle immer weiter verfeinert. Dabei machen alle alles richtig. Der Unternehmer zahlt, solange der Fahrer in Deutschland ist, den Mindestlohn und der Fahrer z.B. aus Ungarn verdient weit mehr als das Doppelte, was er in seiner Heimat verdienen könnte. Also eine win win Situation. Mittlerweile ist das System so ausgereift, dass man nun Fahrer mit LKW mietet, Kommunikation Dispo und Fahrer läuft über Dolmetscher in den Herkunftsländern. Gegenüber deutschen Fahrern eine Einsparung um ca. 2.000 € im Monat. Wie gesagt, die Konzerne, wie DHL,Schenker oder K+N haben alles richtig gemacht. Man wird sich daran gewöhnen müssen, dass dieses Gewerbe für deutsche Unternehmer nicht mehr funktioniert. Spargel, Erdbeeren und co. funktionieren ja auch nur noch mit osteuropäischen Erntehelfern.

Andreas Mertens / 04.04.2020

Der (gesellschaftliche) Krug geht solange zum Brunnen bis er (am politischen Unvermögen) bricht ..  und er wird brechen (unübersehbare Risse hat er schon)! Das zukünftige D-Land unsere Enkel und Kinder .. vermutlich schon das zu unseren Lebzeiten wird ein gänzlich anderes sein ... aber kein Besseres!

Michaela Mertensson / 04.04.2020

In der freien Marktwirtschaft wäre es schlicht so, dass ein Unternehmen, dass seine Fahrer schlecht bezahlt, Schwierigkeiten hat, Fahrer zu finden, bis hin zum Verlust von Transportaufträgen und schließlich hin zur Pleite. In der freien Marktwirtschaft würden diese Unternehmen alle unter diesen Bedingungen schlicht die Preise erhöhen müssen. So die Theorie. In unserer (a)sozialen Marktwirtschaft ist es so, dass ein unterbezahlter Fahrer sich den Rest seines Lohnes über Wohngeld und HartzIV holen muss, oder eben über Schwarzarbeit, Ausdehnung der Fahrzeiten oder Schmuggel. Oder die Spedition holt sich Billig-Fahrer von osteuropäischen Subunternehmern und betreibt Lohndumping, auch weil sie muss. Der Kunde im Einzelhandel hingegen freut sich, dass alles so schön billig ist, er versteht aber nicht, dass er bestenfalls über Steuern und Sozialabgaben diese Fahrer subventioniert.  Jetzt versuche mal einer, einem dieser unterbezahlten, überarbeiteten Fahrer folgendes zu erklären: in einer Wirtschaftskrise verdient ein Investor, indem er Aktien eines Unternehmens erst leiht und dann verkauft, obwohl er sie nicht besitzt, er dadurch den Preis der Aktien weiter drückt, er de facto also erstmal Verlust macht, aber weil er auf fallende Kurse dieser Aktie gewettet hat, gleichzeitig Gewinn macht. Wir brauchen massiv erhöhte Mindestlöhne und der Großteil dieses Öko-Quarks muss mindestens erstmal pausiert werden, wenn nicht sogar zurückgedreht. Dieses Weitergeben von Aufträgen an Sub-Sub-Sub-Unternehmen, von dem der Auftraggeber dann nix gewusst haben will, muss schlicht bestraft werden. Wenn ein Auftraggeber nicht nachweisen kann, dass die Leute, die seinen Auftrag vor Ort tatsächlich abarbeiten, auch den Mindestlohn bekommen, dann ist er zu bestrafen. Fertig. Warum kann der Zoll oder das Finanzamt per Anfrage an ein osteuropäisches Finanzamt nicht einfach erfragen, was der osteuropäische Fahrer verdient hat? Geht doch auch bei Steuerhinterziehung oder bei schweren Straftaten.

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