Thomas Rietzschel / 27.01.2020 / 12:00 / 55 / Seite ausdrucken

Die Schildbürger des 21. Jahrhunderts

In der vergangenen Woche hat die polnische Fluggesellschaft LOT den Ferienflieger Condor übernommen, eine deutsche Marke seit über sechzig Jahren. Zu haben war sie jetzt für 600 Millionen Euro. Der Überbrückungskredit von 380 Millionen, mit dem der Bund und das Land Hessen die insolvente Airline seit Oktober vorigen Jahres  alimentierten, soll bis zum 15. April vollständig abgetragen werden. Die Polen können sich das leisten, ohne ihren Steuerzahlern in die Tasche zu greifen.

Jeder tut das, was er vermag. Die einen kaufen, und die anderen lassen sich aufkaufen. Um nicht ganz den Anschluss zu verlieren, müssen die Deutschen ihr Tafelsilber losschlagen. Sie haben die Zukunft hinter sich. Was die verlangt, können wir aus eigener Kraft nicht mehr auf die Beine stellen. Zusehends hinkt das Land der Dichter und Denken, der genialen Erfinder und Konstrukteure, der Vorreiter industrieller Entwicklungen dem Fortschritt hinterher. Die einstmals belächelten Agrar-Länder nehmen uns bei der Hand. Gleichwohl überweist die Bundesregierung jährlich über 600 Millionen „Entwicklungshilfegelder“ nach Peking, um sich weiter im Gefühl einer gewissen Überlegenheit zu sonnen. Absurder geht’s nimmer.

„Ich sehe nicht“, gestand Horst Seehofer neulich, „dass wir ein 5G-Netz in Deutschland ohne Beteiligung von Huawei kurzfristig errichten können.“ Um fünf bis zehn Jahre würde sich der Netzaufbau verzögern, wenn man ihn nicht den Chinesen überließe. Dabei muss dem Innenminister durchaus bewusst sein, in welcher Patsche wir sitzen, dass wir der „Spionage und Sabotage“ Tür und Tor öffnen, wenn man den Aufbau des modernsten Mobilfunknetzes, der Technologie von morgen, einem Unternehmen überlässt, das sich mehrheitlich im Besitz des chinesischen Staates befindet. 

Nur Huawei kann Huawei kontrollieren

Doch was bleibt dem Mann denn außer der Hoffnung, irgendwie werde es schon gut gehen. Schlimmstenfalls könne man ja „noch zusätzliche Sicherheitsnetze einziehen“. Dass die aller Voraussicht nach wiederum von Huawei zu beziehen wären, wäre ein Treppenwitz der Geschichte, weniger überraschend als absehbar. 

Nachdem die links-grünen Wortführer einer saturierten Gesellschaft, rote wie schwarze, gegen jeglichen Fortschritt mobil machten, indem sie den Klimaschutz, die Emanzipation und die Propagierung der Gleichheit aller gegen das Wirtschaftswachstum, die Bildung und die technologische Innovation ausspielten, bleibt ihnen jetzt bloß noch die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder treten wir in die Dienste jener Investoren, die heute bereits über das verfügen, was wir morgen brauchen, oder wir fallen hoffnungslos zurück – zurück in eine nostalgisch verklärte Vergangenheit. Deutschland wird zum Museumspark der Welt.

Alles übertrieben, pure Angstmache? Gewiss, da mag etwas dran sein. Doch nur wer die drohende Gefahr vorausschauend sieht, kann sie vielleicht noch steuern. Und auf der Hand liegt nun einmal, um wieder mit Horst Seehofer beispielhaft auf Huawei zu kommen, auf der Hand liegt, dass „kein deutsches Unternehmen in der Lage“ ist, „das 5G-Netz aufzubauen“.

Ebenso wie sich kein deutscher Investor fand, der willens, fähig und potent genug gewesen wäre, die Condor-Flotte wieder flott zu machen. Einer, von dem das nicht unbedingt zu erwarten war, brachte das Dilemma auf den Punkt. „Wir sind ohnehin an der Schwelle zu einer blockierten Republik. Deutschland diskutiert nur über Regeln, nicht über die Freiheit des Geistes und der Forschung“, sagte Markus Söder Mitte des Monats in einem Gespräch mit der FAZ. 

Auf dem Weg vom Auto zum Fahrrad

Statt etwas zu riskieren und sich für eine Wirtschaftskraft krumm zu legen, deren Profit es erlauben würde, vernünftige Konzepte gegen den drohenden Klimawandel zu entwickeln, haben sich die deutsche Politiker und Wirtschaftsführer darauf verlegt, die Moralapostel der Welt zu spielen. Was sie für die Zukunft erstreben, ist der Weg zurück in die Vergangenheit, der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad: der Schildbürgerstreich des 21. Jahrhunderts. 

Würde doch ein konsequent vollstrecktes Dieselfahrverbot nicht nur große Teile des Individual-, sondern mehr noch den LKW-Verkehr lahmlegen. Dichter von Jahr zu Jahr rollen die Brummis auf den Autobahnen. Nur Narren könnten auf die Idee kommen, ihre Ladung auf Lastenfahrräder zu verteilen. Selbst mit Batterien ausgestattet, verzögerten sich die Fahrzeiten der LKW um ein Vielfaches. Den Unternehmen ginge der Nachschub aus, die Produktion bräche zusammen, nicht zuletzt die der Windräder. 

Im ideologischen Schlepptau von Greta Thunberg machen sich deutschen Eliten zum Gespött derer, die noch zu wirtschaften verstehen. Sie haben nichts mehr zu melden. Als Donald Trump in Davos über die Erfolge seiner Regierungszeit sprach, über das beschleunigte Wachstum, den steigenden Wohlstand des Mittelstandes, die sinkende Arbeitslosigkeit, die Entwicklung neuer Verfahren zur Energiegewinnung und nicht zuletzt über eine Absenkung des CO2-Ausstoßes, höher als erwartet, konnte die deutsche Bundeskanzlerin nur schnippisch entgegenhalten: „Wir sind nicht so von der Sorte, dass wir den ganzen Tag darüber reden, was bei uns super läuft.“ 

Ja, worüber, du lieber Himmel, worüber hätte sie dann da auch reden sollen. Jeder kann doch nur das tun, wozu er das Zeug hat. Die einen handeln, und die anderen schwadronieren. 

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Leserpost

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Eugen Richter / 27.01.2020

Wer die letzten 10-15 Jahre den Blog von danisch.de las, kann hier im Artikel nichts viele Neuigkeiten finden. Der nun zu Tage tretende Müll wurde bereits um due 1970er vorbereitet, um dann Ende der 1990 richtig in Fahrt zu kommen. Ab 2005 bekam es einen Namen. Merkeln. 2011 wurde der lebensnotwendigen Energiewirtschaft die Genickschussanlage angesetzt. Die meisten Jüngeren haben auf dem Weg zu diesem Wahnsinn nie die Vernunft gesehen und werden daher selbstständig auch nie zur Vernunft kommen, wenn die „alten weißen Männer“ für immer weg sind. In ca. 20-30 Jahren sind diese weissen Männer fast alle tot. Bis dahin werden sie nach und nach in Rente gehen und, wenn sie hier bleiben sollten, sich als islamophobe Umweltsäue und Nazisäue von der Antifanten-HJ beschimpfen lassen. Das ist alles nur Satire. In Wirklichkeit wird es viel schöner und besser als jetzt. Überall, nur nicht in D.

Claudia Maack / 27.01.2020

Ich bin ja immer platt, wenn es um die (Auto-) Technologie der Zukunft geht und die Frau Bärbock dazu schnippisch anmerkt “das geht, weil wir es können.” Geradezu so, als stünde eine Truppe von mindestens 10 000 willigen Ingenieuren bei Fuß, die nur darauf warteten, von so einer ignoranten Nudel wie Frau Bärbock einen technischen Marschbefehl zu erhalten. Und dann gleich loslegen wie ein Hamster im Rad und zack zack das Wasserstoffauto liefern. Ich gehe mal davon aus, dass die linksgrüne Bärbock-Truppe weder einen “guten deutschen Ingenieur” kennt (denn das ist nicht deren Klientel), geschweige denn das erste Semester Maschinenbau überlebt hätte. Das Phantasiegebilde vom guten deutschen Ingenieur wird immer gerne dann aus dem Hut gezaubert, wenn’s in Berlin bei den abgebrochenen Soziologen technologisch eng wird. Also, liebe linksgrüne Technik-Dummies, ganz ehrlich,  es gibt kein Heer deutscher Ingenieure mehr, das ist eine Spezies, die ihr sowieso verachtet und gering schätzt. Und wisst ihr, wo die sind? Genau: weg von hier. Im Gegensatz zu euch können die besser rechnen und haben keinen Bock darauf, die Hälfte ihres hart verdienten Geldes nach einem durchaus harten Studium dafür zu opfern, dass ihr die Moralkeule schwingt, euch in El Paso über US-Migrationspolitik “informiert” und das Land zugrunde richtet. Erfindet euren Dreck alleene, am besten gegen die Gesetze der Physik. Darin seid ihr gut

Sabine Schönfelder / 27.01.2020

Jeder tut was er kann. Trump ist Unternehmer und unternimmt etwas. Merkel ist propagandösig und wirtschaftet in alter DDR- Manier das Land runter. Seehofer springt als Löwe los und landet als Bettvorleger, zahnlos und müde, nur noch von seinem Aufmerksamkeitsdefizit getrieben. Söder gibt den Staatsmann und geht mit den Grünen Bienchen suchen. Der Deutsche arbeite an seinem Untergang und Polen und Chinesen freuen sich. Weiter so.

Klaus Beck / 27.01.2020

Das ist wie bei einer Krebserkrankung, Herr Rietzschel: Der vom Primärtumor und seinen Metastasen befallene Wirt (vulgo: Mensch) fragt sich - zumindest in der Anfangsphase seiner Erkrankung - auch, warum sich der Tumor nach und nach in den Körper frißt, immer mehr lebenswichtige Organe schädigt und damit nicht nur den Wirt, sondern auch seine eigene Lebensgrundlage zerstört. Für solche primitiven, sich aus sich selbst und und ihrem Debris klonenden Zellhaufen läuft es aus deren Anschauung sicher auch “super” ...

Rainer Niersberger / 27.01.2020

Typen wie Soeder jammern ueber die mehr als besorgniserregende Situation, laufen zugleich aber den Verursachern und Apologeten dieser Entwicklung hinterher, um bei den wohlstandsverwahrlosten Hipstern in München, den Pippi - Langstrumpf - StudentInnen und den 18 jaehrigen Kleinkindern noch ein paar Stimmen abzugreifen. Kam der Vorschlag fuer einige “Fahrradprofessuren” nicht aus der CSU? Und zur sogen. Bundeskanzlerin eruebrigt sich jedes Wort, aber die Groupies und Glaeubigen folgen mehr denn je. Wenn es uns nicht baldmöglichst gelingt, uns von diesen unheilbringenden “Kräften” in Politik, Wirtschaft, Medien und Bildung endgültig zu trennen, koennen wir nur noch Denjenigen waehlen, der das Licht, vermutlich ein Kerzenlicht, ausmacht. Dabei ist es voellig gleich, ob die Eliten nur"verbloedet"und unqualifiziert sind, was auf nicht wenige zutrifft, oder “nur” kriminell, was zumindest fuer die ” LeaderInnen” gilt. Da “uns” derzeit aber nur die zutreffende, kritische Beschreibung des Jammers und der Ziele der LeaderInnen einfällt, Letzteres nicht einmal Allen, kann die Prognose nicht allzu positiv ausfallen, zumal immer wieder vergessen wird, dass es mit einer nicht gerade einfachen Vollbremsung allein nicht getan ist und dass es gegen ein Reset, man nehme nur den Bildungsbereich, massive Widerstände der natuerlich Betroffenen geben wird. Da haben sich nicht gerade wenige bereits in den alimentierenden, anspruchslosen Vorsozialismus eingerichtet. Andere bereiten sich bereits darauf vor, um zu den “Gewinnern” des Systemchanges"zu gehören und die exakt in diesen (Merkel) Zeiten Sozialisierten sind keine potentiellen Widerstaendler, vom grassierenden Feminismus bei den relevanten Stellenbesetzungen ganz abgesehen.

beat schaller / 27.01.2020

Danke Herr Rietzschel für diesen Aufwisch, der wirklich nicht viel Hoffnung auf Besserung aufzeigt. Wie immer bleibt uns die Frage im Hals stecken, wo denn das System dahinter steckt, die Selbstzerstörung in diesem Masse zu befeuern. b.schaller

U. Unger / 27.01.2020

Wieviele gute Nachrichten dieser Art verkraftet ein Land, bis es Merkel und Claqueure fertig macht? Das Fundstück von Peter Grimm beschreibt es ebenso.

Albert Pflüger / 27.01.2020

Es ist wirklich beängstigend, daß die Wirtschaft und die Innovationskraft, die Bildung und die Infrastruktur so gar keine Rolle spielen im Handeln der Regierung. Mutwillig und absichtlich wird die deutsche Industrie ruiniert. Arbeitsplätze spielen keine Rolle, die desaströse Energiepolitik wird durch Strombezug aus dem Ausland verschleiert, und freudig- erregt verkündet die Bundeskanzlerin, innerhalb von 30 Jahren sämtliches Bewährte über den Haufen werfen zu wollen, inklusive der eigenen Nation und des Deutschen Volkes. Die Wähler nehmen diese Absurditäten bisher schulterzuckend zur Kenntnis. War es nicht Loriot, der einer seiner Figuren angesichts weiblicher Veränderungswünsche die Frage in den Mund legte: “Reicht es, wenn ich mich auflöse?” Und im Übrigen bin ich der Meinung, daß der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk abgeschafft werden muß!

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