Ein kapitalgedecktes System gibt es in D fürJedermann: Die Riesterrente. Dort wird wirklich Geld gespart und aus den Erträgen und dem Ersparten eine Rente gezahlt. Image? Kann jeder in sich gehen. Ähnliches auch bei den Versorgungswerken der Freiberufler (Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte etc.). Die sind pflichtversichert und das Geld wird angelegt. Problem ist die Leistungsausweitung durch die Politik, die in der PFLICHTversicherung aus dem Angesparten auch noch bezahlt werden muß. Das System kommt ohne Steuerzuschüsse aus bei hoher Lebenserwartung der versicherten Klientel. Schließlich der Blick in die Schweiz. Dort das 3-Säulenmodell. Die AHV-IV ist steuerfinanziert und ein glasklares Umlagemodell = Umverteilungsmodell. Dagegen sind die 2. Säule (Betriebsrenten) und die 3. Säule (private Rentenvorsorge) kapitalgedeckt. Viel Einzahlung = viel Rentenauszahlung. Da alle 3 Säulen ähnliche Anteile an den Altersbezügen der Eidgenossen erbringen also 1/3 Umlage und 2/3 Kapitaldeckung. Vom Schweizer Volk per Volksentscheid so gewollt.
Da hätte ich gerne gewußt, wie schwer den der fiktive kapitalgedeckte Pensionsfonds der Deutschen im Jahre 2018 wäre, so etwa der Gesamtwert Belgiens? Wo das Kapital veranlagt wäre und ob dieses Kapital zusätzlich da wäre (Geldmengenausweitung) oder wem es den sonst fehlen würde.
Problematisch bei der Umstellung des Systems sind die Kosten der Umstellung. Grob gerechnet dauert es ca. 40 Jahre bis das System vollständig auf kapitalgedeckt umgestellt ist. Rechnen wir mit Rentenkosten von 300 Milliarden jährlich (mit Renteneintritt der Babyboomer noch höher, aber der Einfachheit halber), welche zu Anfang vollständig und dann sukzessive nur noch Anteilig vom Staat gezahlt werden müssten, dann ergibt das 20 * 300 Milliarden, also effektiv 12 Billionen Euro Kosten für eine Umstellung. Die Geldentwicklung wurde der Einfachheit halber außen vor gehalten. Aufgrund der Kosten durch die Babyboomer würden sich die Kosten noch deutlich erhöhen. Eine derartig hohe Schuldenlast ist wohl unmöglich zu tragen.
Das Umlagesystem würde sehr wohl einwandfrei funktionieren, wenn denn mal die gut 70% derer, die garnicht einzahlen mit berücksichtigt würden. Dazu gehören nicht nur Beamte, sondern auch Selbstständige und Freiberufler. Dann wäre es zudem nicht mehr als fair, wenn ALLE Einkünfte berücksichtigt würden. Dazu gehören z.B. Einkünfte aus Kapitalvermögen, Mieten usw. Wie das mit Beitragssätzen um die 5% funkitionieren kann sieht man bei den Schweizern. Die sind eher wenig im Verdacht so etwas wie Ur-Komunistisch zu sein :-) An den kapitalgedeckten Systemen verdient nur einer - und das ist der Anbieter der Modelle. Am Beispiel Riesterrente sieht man recht hübsch, dass alle staatlichen Zuschüsse sich komplett als Gewinn bei den Versicherungen und Banken manifestieren. Für den “Rentner bleibt davon exakt Null. ... und zu dem Modell “Peter und sein Fisch” liesse sich die Geschichte auch recht hübsch fortschreiben. Peter braucht nämlich spätestes dann, wenn er mal für ein oder zwei Tage seinen Fisch nicht los wird eine Kühlung. Dazu muß er investieren - Kühlung kostet Geld. Der Betrieb derselben dazu noch laufenden Unterhalt. Sein theoretischer Gewinn würde sich auf kleine Prozent des Anfangs zum Verkauf stehenden Fisches reduzieren. Der “freie Tag” würde sich so im besten Fall auf einen freien Tag alle Woche oder 2 reduzieren. Nun ist Peter aber ja gemäß Beschreibung so etwas wie der geborene Natur-Kapitalist. Er ist ja nicht dumm. Also stellt er Leute ein die nach seiner Methode einen größeren Überschuß produzieren - die aber als potentielle Kundschaft ausfallen - weil sie ja auch bezahlt werden möchten. Was dann an Überschuß bleibt geht danach nicht nur an Kühlung drauf. Es finden sich sehr schnell dann die Aasgeier des Systemes. Als erstes vermutlich der erste geborene Steuerberater, ein Unternehmensberater, ein Anlageberater und ein Anwalt :-) Wie es weiter geht überlasse ich einmal der Fantasy des Lesers. Willkommen im Kapitalismus :-)
Ich sage es bei jeder Gelegenheit: Ich würde, wenn ich die Wahl hätte, lieber heute als morgen aus der gesetzlichen Rentenkasse aussteigen. Bereits heute, man kann es ganz einfach mathematisch errechnen, mit den derzeitigen “Untergrenzen”, werde ich weniger durch die Umlage-Rente erhalten, als hätte ich privat angelegt und lediglich Zinsen in Höhe der Inflationsrate erwirtschaftet. Dieses Verhältnis wird sich in den nächsten Jahren massiv verschlechtern, egal an welcher Stellschraube man drehen wird, Eintrittsalter, Höhe, Beitragshöhe. Bald wird die (im Durchschnitt) zu erhaltende Rente weniger sein, als wenn man das Geld einfach nur unter das Kopfkissen gelegt hätte. Hier die Berechnung (der Einfachheit halber unter der Annahme, dass man im Laufe des Lebens den Durchschnittsverdienst verdient hatte und mit 20 Jahren angefangen hat zu arbeiten, die Löhne nur in Höhe der Inflation gestiegen sind): 18,6% (Beitragssatz) * 47 (Beginn Arbeitsaufnahme - Renteneintrittsalter) = 8,75 (gezahlte durchschn. Bruttojahreslöhne) Zu erwartende Rente: [ 78 (durchschn. Lebenserwartung eines 2015 geb. Mannes) - 67 (Renteneintrittsalter) ] * 48,6 % (Bruttorentenniveau) = 5,35 (erhaltene durchschn. Bruttojahreslöhne) Es ergibt sich also eine Diskrepanz von 3,4 durchschnittlichen Jahresgehältern, welche im Durchschnitt nicht als Rente zurück gezahlt werden. Diese Zahl kann sich natürlich leicht variieren, wenn die Löhne weniger stark oder stärker steigen als die Inflation (und damit die Renten). Nehmen wir die schon in Aussicht gestellten “Untergrenzen” (von zukünftigen Überraschungen noch gar nicht zu reden) in diese Rechnung, also 43% Rentenniveau, Rentenbeitragssatz 21%, Renteneintritt 69 Jahre, dann ist das Ergebnis, dass wir 6 Jahresbruttogehälter in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen, welche wir nie wieder sehen. Für Frauen ist das Verhältnis etwas positiver, da sie eine längere Lebenserwartung haben, aber dennoch insgesamt sehr schlecht.
Peters Idee ist an sich gut und die menschlich wahrscheinlichste. Unklar ist aber, welche Erkenntnisse er noch daraus zieht.Aller Vernunft zum Trotz entdeckt Peter nämlich noch einige andere Vorzüge des zweiten Fisches: Höherer Status, Macht und Einflussnahme.Statt 1 Fisch gestern, möchte er heute 2 , morgen 3 und übermorgen 4 Fische zusätzlich . Vom Erfolg angespornt beginnt er nun fieberhaft seine Fänge zu steigern. Dazu reichen seine Fanggründe aber nicht mehr aus und er muss auf jene der anderen ausweichen und verhindern, dass diese zum Fischen kommen.Dazu hat er folgende Möglichkeiten: 1. Er bietet ihnen an ,mit dem Vorteil sich nicht mehr um Fangvorrichtungen kümmern zu müssen , für ihn zu fischen.Allerdings bleibt kein ganzer zusätzlicher Fisch mehr übrig, sondern nur 3/4 davon. 2. Er versucht andere nach Möglichkeit zu vertreiben, indem er durch seine gewonnenen Vorzüge und zusätzlichen Fischen ins soziale Gefüge seines Stammes eingreift und jene Eigenschaft stimuliert, die bei ihm schon stark ausgeprägt ist: Gier! Es bedarf also eines Korrektivs, das einem solchen Treiben Einhalt gebietet, auch wenn dieses selbst von einer derartigen Entwicklung betroffen sein kann und häufig auch ist. Modifiziert lautet Roland Baaders Ausspruch nun: Wer in Peter die Lösung sieht, hat nicht verstanden, dass Macht und die Gier nach Fischen stärker sind als alle Vernunft. Und wer weiss, vielleicht war der Peter ja auch Autor von «Vom Fischer un syner Fru»
Man könnte sich auch ein Beispiel an China nehmen, das eine fast identische Alterspyramide aufweist wie Deutschland. In China zahlt der Arbeitgeber alle Sozialversicherungen, so auch die Rente, zu 100%. Dabei wird der Arbeitnehmer nicht mit hohen Wochenarbeitszeiten ausgebeutet; diese beträgt 44 Stunden, allerdings auf 6 Arbeitstage verteilt. Im Schnitt geht man dort mir 55 Jahren in Rente. Die Gehälter sind gering aber so sind auch die Preise. Alles das kann man im WWW nachlesen. Bei alledem ist China ist das gelobte Land der investitionsfreudigen Industrie.
Es gibt doch genügend Beispiele wie es funktioniert. Aber da muss man halt mit ungetrübten Blick mal über die Grenzen des Besserwisser Landes Deutschland gucken.
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