Thomas Rietzschel / 30.04.2019 / 11:00 / 31 / Seite ausdrucken

Die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aus Bielefeld

Seit 2006 wartet die Friedrich-Ebert-Stiftung mit Erhebungen zur rechtsextremen Einstellung der Deutschen auf. Zusammengefasst erscheinen die Ergebnisse alle zwei Jahre. Um die Sammlung der Daten sowie um deren Interpretation kümmert sich die Uni Bielefeld. 2014 hat sie das Drittmittel-Projekt – zunächst in Leipzig angesiedelt – für sich an Land gezogen. Damit es auch weiterhin einträglich läuft, müssen die Befragungen immer aufs Neue den fortdauernden Tatbestand einer „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ bestätigen.

Niemand weiß das besser als der Projektleiter Andreas Zick. Mit der politischen Lenkung wissenschaftlicher Arbeit kennt er sich aus wie nur wenige. Wie man den Nagel biegen muss, um ihn auf den Kopf zu treffen, mag er nicht zuletzt als Vorsitzender des Stiftungsrates der Amadeu Antonio Stiftung geübt haben. Erst vor wenigen Tagen, bei der Vorstellung der jüngsten „Mitte-Studie“, so der Name des demoskopischen Periodikums, gab er seinem Affen wieder Zucker, unter anderem in den „Tagesthemen“ vom 25. April.

Zwar konnte er nichts aus dem Hut zaubern, das eine Ausbreitung rechtsextremer Gesinnung befürchten ließe. Der Anteil derer, die sich dazu offen bekannten, schlug wie schon 2014 mit gerade mal zwei bis drei Prozent zu Buche. Überhaupt verharrten die Werte bedrohlicher Gesinnungen weitgehend auf dem Niveau früherer Befragungen. Im Bereich der Fremdenfeindlichkeit war sogar ein leichter Rückgang von 20 Prozent im Jahr 2014 auf jetzt 18,9 Prozent zu verzeichnen, was freilich noch immer besorgniserregend genug wäre, im Grunde aber kaum vorstellbar scheint.

In der Mitte angekommen

Nur lassen sich diese Zahlen eben nicht so alarmierend verkünden wie jene, die Andreas Zick schließlich zu der Behauptung verführten, die „Menschenfeindlichkeit“ sei in der „verlorenen Mitte der Gesellschaft angekommen“. Und das allein deshalb, weil 54,1 Prozent der Deutschen – laut „Mitte-Studie“ – eine „negative Haltung gegenüber Asylsuchenden“ einnehmen. Eine propagandistische Hochrechnung, mit der der Professor nun allerdings selbst durchgefallen ist.

Geht es doch bei denen, die seit 2015 massenhaft einströmen, in der Regel um Emigranten und Zuwanderer, nicht um Menschen, denen der deutsche Staat Asyl gewährt. Wem dieser Unterschied nicht bewusst ist, der sollte lieber den Schnabel halten, statt andere der „Menschenfeindlichkeit“ zu bezichtigen. Außerdem sollte er nicht über die Gründe dieser vermeintlichen Inhumanität orakeln.

Was um alles in der Welt tut es zur Sache, dass unterdessen weniger „Flüchtlinge“ eintreffen als 2015/16? Sind die Probleme der gescheiterten Integration derer, die bereits hier sind, damit gelöst? Und dauert der Zuzug nicht weiter an? Allein 2018 kamen wiederum mehr als 185.000, mit kaum weniger wird für das laufende Jahr gerechnet.

Was den Deutschen fehlt

Die Zahlen sprechen für sich. Nur wer sie ignoriert, kann aus der „Mitte-Studie“ herauslesen, was uns Andreas Zick weismachen will. Davon, dass es den Deutschen an „Erfahrungen im Kontakt und in der gemeinsamen Auseinandersetzung mit Asylsuchenden“ fehlt, kann jedenfalls keine Rede sein. Dafür haben schon die Zuwanderer selbst gesorgt. An der Bereitschaft zur Auseinandersetzung ließen es viel zu viele nicht fehlen, eher schon an dem Willen zur Integration.

Es sind diese Erfahrungen der letzten Jahre, auf die es zurückzuführen ist, dass die überwiegend moslemisch erzogenen Ankömmlinge heute bis in die Mitte der Gesellschaft hinein auf Ablehnung stoßen. Der Euphorie der „Willkommenskultur“ sind Enttäuschung, Angst und Zorn auf den Fuß gefolgt. Die Verleugnung der Realität schafft keine Vergewaltigung, keinen Diebstahl, keinen Sozialbetrug, kein Passvergehen, keine Schlägerei und keinen Mord aus der Welt.

Die, die das nicht sehen wollen, machen sich bestenfalls selbst etwas vor, schlimmstenfalls versuchen sie Andere einzuschüchtern, indem sie diese der „Menschenfeindlichkeit“ bezichtigen. Nicht bloß in Bielefeld schüren sie mit gezielter Verleumdung den Konflikt, dessen Erforschung ihr Auskommen sichert, ideologisch und materiell.

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Leserpost

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Lars Schweitzer / 30.04.2019

Als jemand, der diese Uni tatsächlich von innen kennt (aber vielleicht war es doch nur ein Fiebertraum und Bielefeld gibt es doch nicht… schön wär’s…): Es hat sich dort in den vergangenen 20 Jahren offenbar in die Richtung weiterentwickelt, die zu befürchten war und die Spinner haben den Laden nun komplett übernommen.

P. F. Hilker / 30.04.2019

Zick, Bertelsmannstiftung, F.-Ebertstiftung, alles eine Sosse. Die wichtigsten Lieferanten der ö R, sie leben gut von ihren Auftraggebern.

Jochen Brühl / 30.04.2019

Wenn man von Leuten wie dem Andreas Zick und seinen Mitstreitern der Amadeu Antonio Stiftung, die natürlich auch wieder mit dabei waren, zum Nazi abgestempelt wird, ist der Punkt erreicht, wo der Nazi zum Adelstitel wird.

Thomas Taterka / 30.04.2019

Fassen wir doch mal ganz freundlich zusammen : Jedes Jahr blecht der Steuerzahler Milliarden hin für die Versorgung einer beachtlichen Anzahl von Menschen, die ganz offen bekunden, daß sie keine echte Gemeinsamkeit mit denen wünschen, die ihnen geholfen haben. Jedes Jahr blecht der Steuerzahler Milliarden hin für die Entlohnung der Zwangsunterweisungen durch Leute, die ganz offen bekunden, daß sie keinen Respekt mehr haben vor denen, die sie unterweisen. Jedes Jahr blecht der Steuerzahler Milliarden hin für zur Schau gestellte peinliche Verheißungsrituale, die er nicht hinterfragen soll, sondern einfach blind glauben. Jedes Jahr blecht der Steuerzahler Milliarden hin für eine durch Phrasen beschworene Gemeinschaft, die nur auf dem Papier existiert, aber in Wahrheit der nackte ,völlig unsoziale Konkurrenzkampf Aller gegen Alle ist. Und jedes Jahr kommen abenteuerlich viele Millionen dazu, die der Steuerzahler blechen soll, um diesen ganzen kranken Verein zusammenzuhalten und sich am Ende erzählen lassen soll,  wennmöglich ohne ein einziges Widerwort, daß er selbst suspekt sei. Daraus soll Neues entstehen? Werte? Zusammenhalt? Ein ” Neues Europa “? ZUKUNFT ??? Also bitte. Welchen Dummbeuteln wollen die Parteien DAS erzählen? Für mich klingt das eher wie das Blechzeug von Räubern, die sich solange bedienen bis nichts mehr zu holen ist und einen ‘drauf machen, solange es irgendwie geht. Ein zynischer, kaputter ” Scheißblues ” von A bis Z.  Geht mal ” wählen “, Ihr “Menschenfreunde” ! Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Donald Adolf Murmelstein / 30.04.2019

Den entscheidenten Beitrag haben Sie wieder einmal unterm Tisch rutschen lassen. Schönen Tanz in den Mai. Und ewig grüßt das Murmelsteintier. Jetzt gehe ich erst mal segeln (Wannsee).

Karla Kuhn / 30.04.2019

“....müssen die Befragungen immer aufs Neue den fortdauernden Tatbestand einer „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ bestätigen.”  Wahrscheinlich weiß man mal wieder nicht, was der eine schreibt und der andere sagt. Bei t- online konnte ich lesen, daß die Gefahr von “Rechtsextremismus” nicht mehr von den großen Gruppen, sondern von vielen “Einzelpersonen” (also Einzelfälle) und “kleineren Gruppen” ausgeht.  Für mich ist das ALLES Ablenkungen von den Verbrechern und den Dschihadisten, die lt. Verfassungsschutz unter den 800000 Syrern (u. anderen Moslems), die sich aus den Kriegsgebieten aufmachen, sein könnten. Abgesehen davon, wer “RECHTS” ist wird anscheinend von LINKS festgelegt.  Alle, die NICHT im Mainstream mit schwimmen oder sich sogar “kritisch” äußern bekommen das Etikett “Neue Rechte”  oder “Rechts”,  “Populist” oder sogar “Nazi”  angeklebt. WAS waren das noch für herrliche Zeiten, wo JEDER unter Franz Josef Strauß gegen seinen “Gegner”  vom Leder ziehen konnte. Oft auch unter der Gürtellinie.  Besonders fein war das oft nicht aber STRAFFREI !!

Matthias Popp / 30.04.2019

In der Einleitung zu ihrer umfangreichen Studie “Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert” stellen die Verfasser Schwarz-Friesel und Reinharz auch umfangreiche methodologische Überlegungen an. Sie selbst haben zur Grundlage ihrer Untersuchung einen Korpus von freien, durch Fragen nicht gelenkten Zuschriften an den Zentralrat der Juden und an die israelische Botschaft gemacht. Zur Begründung dieses Verfahrens setzen sie sich auch mit sog. “Repräsentativbefragungen” auseinander und formulieren auf höherem theoretischen Niveau das, was ich persönlich schon immer als mein eigenes Unbehagen solchen Untersuchungen (wie zuletzt der jüngsten der Friedrich-Ebert-Stiftung) gegenüber herumgetragen habe. Sie schreiben u.a.: “Die quantitativ ausgerichteten Umfragen ... , die in der Soziologie und Psychologie turnusmäßig durchgeführt werden, können dagegen die Denk- und Gefühlsstrukturen der Befragten nicht oder nur sehr begrenzt erfassen, da sie stets mit sehr wenigen, vorformulierten und daher beeinflussenden Pauschalaussagen arbeiten (...). Verbalsisierungsmuster werden gar nicht erfasst, da die Befragten lediglich “ja”, “nein” oder “weiß nicht” ankreuzen oder sagen müssen. Solche vorformulierten Aussagen können sogenannte Primingeffekte hervorrufen: Der Befragte wird unter Umständen erst durch die Rezeption des Satzes stimuliert, eine bestimmte Antwort zu geen. Fakatoren wie soziale Erwünschtheit (Looking-good-Tendenz) können ebenfalls eine Rolle spielen (...). Es ist daher nicht zu entscheiden, ob die aus den Antworten ermittelten Einstellungen bereits bei den Befragten als permanente mentale Einstellungsmanifestation verankert waren oder ob sie durch die spezifische Aussage kontet- und situationsspezifisch aktiviert bzw. aktualisiert wurden.” (S. 9/10)

Horst Jungsbluth / 30.04.2019

Als “Nobody”, aber auch als Opfer von schier unglaublichem Staatsverbrechen, das aus den Positionen verübt wurde, aus denen auch jene in den beiden Diktaturen verübt wurden, schreibe ich seit >Jahren gegen die Begriffe links oder rechts an, weil es sie in den genannten Zusammenhängen gar nicht gibt-Wenn in der Zwischenzeit 54% der Deutschen ,übrigens viele mit Migrationshintergrund Vorbehalte gegen Asylanten haben ,dann haben sie keinen “rechte Gesinnung”, sondern ein mulmiges Gefühl, dass das nicht gut gehen kann. Und wenn die Bürger besser über das ganze Ausmaß dieser verheerenden Flüchtlingspolitik informiert würden, dann könnten wohl 70%  oder mehr als “rechtsradikal” diffamiert werden.

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