Der woke Weltkrieg

Von Daniel Greenfield. 

Twitter-Empörungen gegen Panzer – da steht der Sieger von vornherein fest. 

„Ich weiß nicht, mit welchen Waffen der Dritte Weltkrieg geführt werden wird, aber der Vierte Weltkrieg wird mit Stöcken und Steinen geführt werden“, sagte Einstein.

Egal, in welchem Weltkrieg wir uns jetzt gerade befinden, wir führen ihn, indem wir russische Katzen aus dem Internationalen Katzenverband ausladen und digitale Bilder von russischen Fußballspielern aus Videospielen entfernen, während Putins Panzer und Infanterie in der Ukraine vorrücken.

Putin könnte mit einem Atomkrieg drohen, aber das Unternehmen Lego hat bereits den roten Knopf gedrückt und die Lieferung von Bausteinen nach Russland gestoppt. Wenn das Putin nicht aufhält, dann weiß ich auch nicht, was sonst ihn stoppen könnte.

Wenn Tugendsignale gegen Panzer antreten, vor allem solche Tugendsignale von Menschen, die tausende von Kilometern vom Kriegsschauplatz entfernt sind und im Gegensatz zu einem namenlosen chinesischen Demonstranten nie den Mut hätten, sich selbst Panzern in den Weg zu stellen, dann gewinnen die Panzer. Bei Tugendsignalen geht es, wie bei den meisten Worten, um Gefühle, während Panzer mechanische Bestien sind, die in der realen Welt Gewalt ausüben. Twitter ist nicht die reale Welt.

Cancel Culture im Internet taugt nicht als Waffe für echte Kriege

Kriege sind eine ernste Angelegenheit und woke Gesellschaften sind dafür nicht gerüstet. Wokeness bestraft ebenso wie Putins Regime oder Xis China politisch Andersdenkende, ist aber davon überzeugt, dass Social Shaming die ultimative Macht im Universum ist, weil sich die Beschämenden dabei so mächtig fühlen.

Größenwahnsinnige sind davon besessen, Macht über andere auszuüben, und bei den politischen Treibjagden hierzulande kann jeder diesen Traum leben, indem er jemand anderen cancelt. Ganze Internet-Subkulturen basieren darauf, schädliche Informationen über Zielpersonen zu sammeln und sie dann in einem strategischen Rufschädigungsangriff zu entfesseln, der das Opfer gebrochen und arbeitslos zurücklässt. Dieser sadistische Fetisch der „Social Justice“ gibt den Tätern das Gefühl von Rechtschaffenheit und Macht. Deshalb tun sie es ja auch.

Ob es nun um das heilige Recht von Männern geht, mit Teenagern zu duschen, um Schläger, die Fensterscheiben einschlagen, weil ein Drogendealer abgekratzt ist, oder um einen Krieg an irgendeinem Ort, über den sie nichts wissen – das ist nicht das, worum es geht. Es geht vielmehr um den Rausch, der sich einstellt, wenn man Macht über das Leben anderer Menschen ausübt.

Wahre Macht besteht aber nicht darin, jemanden auf Twitter zu canceln, sondern darin, Truppen im sechsstelligen Bereich in ein anderes Land zu schicken. Fragen Sie einfach Putin oder Xi, die sich viel besser mit Cancel Culture auskennen. Das Internet hat schrecklichen Menschen die Illusion von Macht gegeben, aber nur die Macht der Waffen ist echte Macht.

Biden hat alles darauf gesetzt, die russische Invasion zu stoppen, indem er die Cancel Culture gegen eine Kriegsmaschine antreten ließ. Und obwohl die Sanktionen der russischen Wirtschaft zweifellos schaden werden, ähnlich wie der wirtschaftliche Schmerz, der dem Irak vor dem Krieg oder Nordkorea zugefügt wurde, findet das Regime in der Regel Wege, von den Sanktionen sogar noch zu profitieren. Einige Oligarchen verlieren vielleicht ihre Jachten, gewinnen aber in Form der Ukraine ein ganzes Land.

Die Politik der Biden-Regierung orientiert sich nicht nur an traditionellen Sanktionen, sondern auch an der Tugendhaftigkeit der „Woke Culture“. Der daraus resultierende Kollektivismus lässt Amerika und Europa wie Russland aussehen, ohne viel mehr zu erreichen als die selbstgerechte Solidarität der selbstgefälligen Tugendhaften.

Russland kann, anders als der Typ im Café, nicht gecancelt werden. Und nur eine Regierung von idiotischen Linken würde glauben, dass kulturelles Mobbing irgendwie militärisches Mobbing besiegen kann. Tweets schlagen keine Panzer, und Schießen ist viel wirkungsvoller als Schimpfen. Die Feder mag mächtiger sein als das Schwert, aber das stammt aus einer Zeit, in der Schriftsteller im Allgemeinen noch etwas zu sagen hatten.

Die Tugend-Trends kommen und gehen

In einer Kultur, die von Kulturkriegen geprägt ist, sieht ein Narrativ wie ein Sieg aus. Aber Narrative halten sich selten länger als ein paar Jahre. Wir können rückblickend sehen, dass einige der stärksten kulturellen Trends der letzten Jahre, „Black Lives Matter“ und COVID-Sicherheits-Fanatismus, nur ein paar Jahre überdauerten. Wo früher eine erfolgreiche kulturelle Bewegung vielleicht eine ganze Generation überdauert hat, sind es heute nur noch Monate.

Wenn Kultur wertlos ist, entstehen echte Errungenschaften dadurch, Dinge zu bauen, Geld zu verdienen und Kriege zu gewinnen. Kultur und ihre Narrative sind nicht mehr als die momentanen Taktiken und psychologischen Krämpfe, auf die sie durch die linke Hegemonie reduziert wurden.

Die Propagandakampagne der Ukraine war im Gegensatz zu der Russlands und der inkompetenten Tugendhaftigkeit unserer Eliten wirksam, weil sie zwar irreführend sein kann, aber auf einem tatsächlichen Krieg beruht. Die Menschen im Westen baden in der Propaganda eines Kulturkriegs, der nicht nur irreführend ist, sondern auch das hohle Streben hohler Menschen, die einen Krieg nutzen, der tausende von Meilen entfernt ist, um etwas zu fühlen.

Frei von jeglichem realen Risiko können sich die Amerikaner stellvertretend in die Rolle der Ukrainer oder der Russen hineinversetzen und über eine militärische Intervention oder einen Atomkrieg phantasieren, der nicht stattfinden wird, weil wir trotz der falschen Unmittelbarkeit der Medien und der sozialen Medien nicht wirklich beteiligt sind. Der Krieg findet vielleicht in unseren Wohnzimmern statt, aber er berührt uns nicht wirklich.

Propaganda und Gefühlsausbrüche sind in einem Krieg Mittel zum Zweck, aber der Wahnsinn hat die Emotionen zu seinem eigenen Zweck gemacht. Bei „Saturday Night Live“ wird die ukrainische Nationalhymne gespielt, und in China werden massenhaft ukrainische Flaggen bestellt, die zuvor nur in einigen Gegenden von Chicago und Pittsburgh gefragt waren – nicht, weil man wirklich will, dass die Ukraine gewinnt, sondern weil es die neueste Show ist, in die man investiert hat.

Und ähnlich wie bei den Fernsehserien „Game of Thrones“ oder „Succession“ werden sie, sobald die Seifenoper du jour vorbei ist, weiterziehen und vergessen, dass sie jemals so viel Gefühl in diese Sache investiert hatten.

Es wird keinen Dritten oder Vierten Weltkrieg geben, weil wir viel zu sehr damit beschäftigt sind, den Woken-Weltkrieg zu führen.

Biden, der aus Kabul geflohen ist, um einen Zusammenstoß mit den Taliban zu vermeiden, der vor dem Iran und China kapituliert und dessen Reaktion auf Putin aus leeren Tugendsignalen besteht, will keinen Krieg. Und die große Mehrheit der Amerikaner auch nicht. Selbst diejenigen nicht, die ihn fordern.

Der Westen endet nicht mit einem Knall, sondern einem Wimmern

Die sozialen Medien sind sogar noch besser darin, die ganze Bandbreite des Krieges zu vermitteln, als es CNN während des Golfkrieges je vermochte. Und das Beste ist, dass die Höhen und Tiefen, die Empörung und die Trauer, ohne wirkliche Verluste oder Kosten für uns entstehen. Biden profitiert von der allgemeinen Ablenkung, und die Menschen können mitfühlen, Flaggen zu ihren Profilen hinzufügen, Wodka in die Gosse schütten und so tun, als sei das alles wirklich real.

Was auch immer wir tun, der Krieg wird nach der unvermeidlichen Logik von Stahl, Öl und Feuerkraft ablaufen. Menschen werden sterben, wie schon zuvor in Georgien und in der Ukraine, und dann wird es einen neuen Krieg im Fernsehen geben. Vielleicht wird Xi endlich den Versuch unternehmen, Taiwan zu erobern, oder vielleicht wird der Iran versuchen, Israel rechtzeitig zu Purim zu zerstören. Unternehmen werden ihre Tugendhaftigkeit demonstrieren, Stadträte werden Resolutionen verabschieden, und Biden wird eine weitere bedeutungslose Teleprompter-Rede halten.

Es wird keine Rolle spielen, denn wir spielen zunehmend keine Rolle. Unsere Feinde wissen das, und unsere Verbündeten auch.

Die gute Nachricht ist, dass es keinen Dritten oder Vierten Weltkrieg geben wird. Der Westen und Amerika werden nicht mit einem Knall enden, sondern mit einem Wimmern in den sozialen Medien. Während anderswo Menschen wegen der großen Fragen der nationalen Bestimmung und der Religionsfreiheit kämpfen und sterben, werden Woke andere Menschen canceln, weil diese falsche Pronomen verwendet haben.

 

Daniel Greenfield ist ein Shillman Journalism Fellow am David Horowitz Freedom Center. Dieser Artikel erschien zuvor im Front Page Magazine.

Foto: Dion Hinchcliffe CC BY 2.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Torsten Hopp / 22.03.2022

Der wirkliche Krieg findet in D gegen das Virus statt. Die paar Tote in Ukraine. Hier sterben täglich Hunderte (oder Tausende) und wir sind an der wahren Front. Folge unserem Kriegsherrn Karl dem Armseligen. Maskr auf, Hacken zusammen.

Volker Kleinophorst / 22.03.2022

@ Dr. M. Kubina “Der Westen ist dabei ... sich neu zu erfinden.” Als die Diktatur die er schon immer war nur jetzt in nachhaltig? Sich neu erfinden, bedeutet auf “fraulich”: Neue Frisur, neue Klamotten, neuer Kerl. Und genau so sieht es aus. Nur Kosmetik.

Peter Robinson / 22.03.2022

1. Es gibt Webseiten, die “gendern”. Ein gibt ein Waffe dagegen namens «Binnen-I be gone». Eine Erweiterung für den Browser, die «Entfernt die gängigsten Sorten von Binnen-Is auf besuchten deutschsprachigen Webseiten.» 2. @RekaGyorgy eine amerikanische Schwimmerin verlor im Wettkampf gegen eines Mannes, der sich jetzt “Lia Thomas” nennt. Sie hat sich per Twitter beschwert, dass es unmöglich ist für eine Sportlerin sich gegen eines biologischen Mannes behaupten zu können, der Muskulatur und Skelett wegen. Und wurde prompt gesperrt, «gecancelt». 3. ARTE TV fällt auf als ein Fall für die Psychologen. Immer mehr wird dort geändert. Herzvoragende GEZ-finanzierte Berichte kann man nicht mehr ansehen. Mir kommt die Galle hoch. Wehrt Euch! Storniere Abos und schalte Sender aus, die diesen Unsinn verbreiten. Teile KEINE Links auf Twitter und weitere Großkonzerne und Medien, die ihre Monopolstellung zwecks Zensur und Indoktrination missbrauchen. Schönen Tag allerseits!

Volker Kleinophorst / 22.03.2022

@ R. Leistner Das Mao-Zitat ist eine Binse, die auch schon im alten Rom bekannt war. Die haben ihre Welt ja auch nicht mit Lyra und Theater erobert sondern (Überraschung!!!) mit Soldaten. Und sie verloren ihre Macht auch militärisch. Das Leben ist Kampf und die Großen fressen die Kleinen. Jeder Naturfilm zeigt dies in aller Deutlichkeit. Und das gilt auch für den nackten Affen.  Nicht woke, aber wahr: “Alle Regierungen der Welt stützen sich auf die Macht der Bajonette. Wir kennen keine Monarchie oder Republik in der heutigen Welt, die auf Gerechtigkeit und Vernunft gegründet ist; sie behaupten sich alle nur durch die Unterdrückung.” (Ajatollah Chomeini, nach Spiegel 20.1.1980). Und es geht noch weiter: “Der Heilige Krieg bedeutet die Eroberung der nichtmoslemischen Territorien. Es ist möglich, daß er nach der Bildung einer islamischen Regierung erklärt wird, die dieser Bezeichnung würdig ist, unter der Leitung des Imam oder auf seinen Befehl. Dann wird es die Pflicht jedes volljährigen und waffenfähigen Mannes sein, freiwillig in diesen Eroberungskrieg zu ziehen, dessen Endziel es ist, das Gesetz des Korans von einem Ende der Welt bis zum anderen regieren zu lassen.”

Daniel Oehler / 22.03.2022

Viele Worte und völlig am realen Krieg vorbei. Es geht um das Ende der totalen Dominanz der USA, das Ende des Petrodollar. Die UdSSR war am Ende als im Kreml ein seniler Opa den Anderen abgelöst hat. Biden weckt Erinnerungen. Und es geht um den Kampf des Konservativen gegen wokes Tralala und grüne Phantastereien. China muss keine Panzer schicken, weil der Westen sich selbst erledigt. Die Ukraine beschleunigt das nur

Lutz Herrmann / 22.03.2022

Darum auch die grüne Empörungsmasche, Gegner der Covid-Impfe wären deckungsgleich mit Putins Apologeten.

Dr. Markus Hahn / 22.03.2022

Greenfield trifft es mal wieder auf den Punkt. Die westliche Kultur besteht nur noch aus feigem Selbstbetrug und hohlem Moralismus. @Dieter Kief:  ich glaube nicht, dass Sie Greenfield richtig verstanden haben, geschweige denn, die Biographie und das Lebenswerk von David Horowitz kennen. Leider.

Ebs Werner / 22.03.2022

“Und nur eine Regierung von idiotischen Linken würde glauben, dass kulturelles Mobbing irgendwie militärisches Mobbing besiegen kann. ” Und die dumpfe Masse läuft wieder einmal den Idioten hinterher. Deutschland hat aus den letzten Katastrophen nichts gelernt.

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