Henryk M. Broder / 26.02.2016 / 13:30 / 23 / Seite ausdrucken

Der Wahnsinn ist ein Meister aus Deutschland (2)

Der unvergleichliche Jakob Augstein vergleicht die Ereignisse von Köln mit denen von Clausnitz und kommt zu dem Ergebnis, Clausnitz sei schlimmer gewesen. Denn: „Die Opfer von Köln waren ihren Tätern im unmittelbaren Moment der Tat unterlegen. Jene Frauen waren ohnmächtig und hilflos genau in dem Augenblick, als sie bedrängt und bestohlen wurden. Sie waren davor und danach ihren Tätern weit überlegen. Den Opfern von Clausnitz geht es anders: sie sind ihren Tätern vor der Tat unterlegen, sie sind es während der Tat und sie werden es hinterher sein. Sie sind immer unterlegen. Der Rechtsbruch von Köln brachte für einen kurzen Moment einen Bruch der Hierarchie mit sich, eine Umkehr der wahren Machtverhältnisse. Das liegt daran, dass in diesem kurzen Moment das Verhältnis zwischen Opfer und Täter auf die Maßeinheit der physischen Fähigkeit reduziert war. In ungefähr allen anderen Hinsichten waren und sind die Opfer von Köln ihren Tätern überlegen: Sprache, Staatsangehörigkeit, Bildung, sozialer Status, Vermögen, Rechtssicherheit, Selbstbewusstsein ...“ 

Unsere Recherchen haben ergeben, dass Augstein diesen Text im Zustand der Vollnüchternheit verfasst und nicht als Satire gemein hat. Seine Idee, das Verhältnis zwischen Opfer und Täter auf die Maßeinheit der physischen Fähigkeit im Moment der Tat zu reduzieren, eröffnet neue Perspektiven: Das Opfer hat die Tat schnell hinter sich, der Täter aber muss sich immer wieder anhören, was er verbrochen hat. Das gilt sowohl für kleine Einheiten (Köln-Clausnitz) wie auch für große (Juden-Nazis). So gesehen ist das Opfer immer besser dran as der Täter. Aber niemand ist so gut drauf wie Augstein, der es geschafft hat, auch die Regeln der Schwerkraft außer Kraft zu setzen: Er fällt immer nach oben.

Sehr gut drauf ist die auch ZEIT-Kolumnistin Mely Kiyak, die es allerdings bis jetzt nicht geschafft hat, zur Gleichstellungs- oder Integrationsbeauftragten ernannt zu werden. Das Zeug dazu hätte sie. Gegen "Rechte", und das sind alle, die nicht dort Wache schieben, wo Mely Kiyak Stellung bezieht, könne man "nicht labern, schreiben und argumentieren", man müsse "Politik und Gesellschaft gestalten!" Und zwar radikal: "Wenn es sein muss, mit Notstandsgesetzen gegenüber einem enthemmten und entfesselten Mob. Man muss Kundgebungen vor Asyleinrichtungen und Asylbewerbern verbieten. Telefone von Pegida-Demonstranten und anderen rechtsradikalen Vereinigungen müssen abgehört werden. Vor jede Asylunterkunft gehören Polizisten, die zum Schutz der Flüchtlinge potenzielle Straftäter abschrecken." 

Aber das ist bei Weitem noch nicht genug. "Wir brauchen sofort Gesetze, die es jedem Flüchtling in Deutschland ermöglichen, sich frei zu bewegen. Sie sollen mit einem Kontingent an Fahrkarten, Taxigutscheinen, SIM-Karten und Internetguthaben ausgestattet werden. Sie sollen nicht das Gefühl haben, dass sie gefangen sind, und sie sollen nicht das Gefühl bekommen, dass man sie unbestraft jagen kann."

Barbarische Republik Deutschland. "Warum können wir in Deutschland nicht ein einziges Mal Ausländer beherbergen und uns wie Menschen benehmen?" Gute Frage, angesichts der "Refugees Welcome"-Plakate, die zur Grundausstattung der freiwilligen Helfer gehören. Man könnte sich natürlich auch fragen, warum so viele Ausländer ausgerechnet in ein Land strömen, in dem man sie "ungestraft jagen" kann, warum sie nicht woanders Zuflucht suchen, in Gesellschaften und Staaten mit einer besseren "Willkommenskultur", wo jeder Flüctling sofort mit einem Kontingent an Fahrkarten, Taxigutscheinen, SIM-Karten und Internetguthaben ausgestattet wird, damit er sich frei bewegen kann. Wie das in Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan der Fall ist. Oder im Sudan, Kongo und Zimbabwe.

Und wenn sie sich bei uns nicht frei bewegen können, dann sollten sie wenigstens das Wahlrecht bekommen, sagt Mely Kiyak und stellt sich vor, "dass Millionen türkischer Gastarbeiter mit Mistgabeln aufbegehren würden und mit Gewalt, unter Anzünden von Parteibüros und anderer krimineller Delikte das Wahlrecht fordern". Keine üble Idee, finde ich, nur sollten die Millionen türkischer Gastarbeiter ihre Mistgabeln als Erstes gegen die ZEIT richten, die es einer durchgeknallten Kolumnistin ermöglicht, ihre bekloppten Fantasien auf dem Rücken von Millionen Gastarbeitern auszutoben.

Verglichen mit dem, was Augstein und Kiyak von sich geben, ist das, was Josef Schuster, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland emmittiert, harmlos wie das Wort zum Sonntag. Schuster macht sich Sorgen um den "Zustand unserer Demokratie und unseres Parteiensystems". Er fragt: "Welchen Verhältnissen steuert unser Land eigentlich gerade entgegen?" Das tun derzeit alle, die ihren Verstand noch nicht an der GroKo-Garderobe abgegeben haben. Und sie fragen sich: Was will Merkel? Was treibt sie an? Schuster dagegen treibt etwas Anderes um. "Die AfD ist dabei, sich in unserem politischen System zu etablieren – eine Partei, die sehr weit in die rechte Ecke hineinragt" und "mit einfachen Parolen, massiver Kritik an etablierten Parteien und mit gezielter Ausgrenzung von Muslimen und Ausländern dumpfe Gefühle" bedient.

Wenn ich der Präsident des Zentralates wäre, würde ich mir auch vor allem über die Ausgrenzung von Muslimen und Ausländern durch die AfD Gedanken machen, und wie man so etwas verhindern könnte. "Wir alle sind gefordert, der AfD den Boden zu entziehen. Die großen Parteien müssen – so schwierig es ist – Lösungen für die anstehenden Probleme finden. Ebenso ist die Zivilgesellschaft gefordert.. Heute sind wir gefragt, einzuschreiten, wenn Politiker beschimpft oder Muslime beleidigt werden. Schieben wir die AfD an den Stammtisch zurück. Dort gehört sie hin. Nicht in die Parlamente."

Was hat Schuster gegen den Stammtisch? Es gibt Stammtische, an denen mehr Sachverstand sitzt als im Bundeskabinett oder im Präsidium des Zentralrates der Juden. Und wie will er die AfD an den Stammtisch zurückschieben? Ganz allein oder mit Hilfe von Heiko Maas, der bereits gesagt hat, die AfD wäre ein Fall für den Verfassungsschutz? Es gäbe nur einen Weg, die AfD dahin zurckzuschieben, wohin sie nach Ansicht von Schuster gehört: Man müsste die Wahlen absagen. Denn die sind immer mit der Gefahr verbunden, dass die Falschen gewinnen. Und wohin kämen wir, wenn jeder Kreti und Pleti Politiker beschimpfen dürfte? Demokratie ist etwas Schönes, aber es muss eine Obergrenze geben!

Und Muslime beleidigen geht schon mal gar nicht. Dann schon lieber den Juden empfehlen, in Problemvierteln keine Kippa zu tragen, damit sich die Muslime nicht beleidigt fühlen.

 

 

 

 

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Lubomir Rehak / 26.02.2016

Frau Kiyak fordert also blutige Revolution. Vielleicht sollte sie zuerst einen Kurs über die Werte besuchen. Soll vielleicht ihre Revolution von den Antänzern von Köln durchhgeführt werden? Leute, die mit der Flüchtlingsspolitik nicht einverstanden sind, werden als Pack beschimpft. Was ist dann das, diese psudorevolutionäre Phantasien, bitte? Wenn man solche Leute nicht bremsen kann, können wir noch sehr schlimmen Terror erleben. Auch Terror von Gutmenschen ist ein Terror.

Max Mertens / 26.02.2016

Herr Augstein scheint dabei zu sein, sich für eine Honorarprofessorsposten an der juristischen Fakultät irgendeiner Hintertreppen-Universität warmzulaufen.

Franz Deppert / 26.02.2016

Der Zentralrat der Juden hat fertig. Ich will in meinem Kommentar jetzt nicht die Juden vorschieben, wie das immer gerne gemacht wird. Oder mich in der Richtung äußern, dass ich mir in erster Linie um den wachsenden Antisemitismus sorgen mache. Nein, das wäre verlogen, ich interessiere mich zuerst für meine eigenen Interessen und für meinen eigenen Selbsterhalt. Das schließt aber nicht aus, dass Juden und weiße alte Männer in Deutschland ähnliche Interessen haben könnten.

Peter Bereit / 26.02.2016

Ich erinnere in diesem Zusammenhang noch einmal an die bereits geäußerte, zwischenzeitlich aber vergessene geniale Idee, männliche Migranten mit Gutscheinen für das Bordell auszurüsten. Was hier abläuft, hatte sich Karl Marx nicht einmal für seine ideale Gesellschaft vorgenommen, deren Weg er dorthin als Kommunismus bezeichnete. Würde Marx Freudentränen weinen, wüsste er, dass es jemanden gibt, der versuchte ihn links außen zu überholen ? Ich denke nein, denn so viel Irrsinn hätte er dem subjektiven Faktor seiner Betrachtungen, sprich dem Menschen, nicht zugetraut. Wer dies als Standart für Flüchtlinge durchzusetzen versucht, der sorgt dafür, dass eines Tages auf Flüchtlinge geschossen wird. Sie werden die Leidtragenden von Hirnrissigen sein.

Wolfgang Richter / 26.02.2016

Der Herr Schuster scheint es aus nur für ihn ersichtlichen Gründen nötig zu haben, sich den derzeit an den Schalthebeln dieses Regierungszuges gen Nirgendwo Sitzenden anbiedern zu müssen. Angesichts der von diesen Eingeladenen, die zu 100.000en aus Ländern kommen, wo Judenfeindlichkeit zum gesellschaftlich Üblichen gehörte, täte er eher gut daran, diese danach zu fragen, wie man zukünftig Rechtsstaatlichkeit, Unantastbarkeit der Gesundheit u. Freizügigkeit im Lande, wie auch Religionsfreiheit von allen hier lebenden sicher zu stellen gedenkt. Wie die Sicherheitsbehörden angesichts des unangemeldeten Auftretens eines organisierten, größeren, plötzlich sich formierenden Mobs aufgestellt sind, haben sie nicht nur in der Silvesternacht eindrucksvoll dargestellt.

Wolfgang Richter / 26.02.2016

Der Versuch, die Sexual- u. Raub-Orgie von Silvester in Köln und andernorts durch den Vorfall von Clausnitz oder das Auftreten von u. a. Trunkenbolden während des Löscheinsatzes in Bautzen relativieren zu wollen, ist mehr als peinlich u. zeigt auch, daß auf Seiten desjenigen, der diesen Vergleich wagt, die Breite des Denkspektrums durch den Blick sehr verengende ideologische Scheuklappen nur mittig ein kleiner, oder in dem Fall vermutlich brauner Flecken für ihn sichtbar bleibt, so eine Art Grüner Star des Denkens.

Peter Ruckelshausen / 26.02.2016

Ja und nochmal ja zu “Was hat Schuster gegen den Stammtisch? Es gibt Stammtische, an denen mehr Sachverstand sitzt als im Bundeskabinett oder im Präsidium des Zentralrates der Juden. Und wie will er die AfD an den Stammtisch zurückschieben?” Warum ist das so? Weil die Leute am Stammtisch genau wissen, wer das ausbadet, was die Politik ausrichtet.

Beatrice Mayer / 26.02.2016

Herr Broder die von Ihnen zitierten Augstein , Kiyak und Schuster lehren einen das Fürchten. Sind denn alle übergeschnappt? Haben jede Verhältnismässigkeit verloren? Zum Glück gibt es auch noch Stimmen wie die Ihre, sonst müsste man der Verzweiflung anheim fallen. Danke.

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