Der Vize-Kanzler: Autorität oder autoritär?

Der smarte Wuschelkopf Robert Habeck kommt harmloser daher, als er ist. Er liebäugelt mit autoritären Mustern, etwa Grundrechtseinschränkungen zum Wohle des Klimas.

„Freiheit ist die Einsicht in das Notwendige”. So definiert Robert Habeck ein Menschenrecht und das Fundament unseres Lebens auf ganz eigene Weise. Was notwendig ist, weiß er höchstselbst oder definiert das Parteiprogramm von „Bündnis90/Die Grünen”. 

Und bist Du nicht einsichtig, so brauch’ ich Gewalt. Nicht nur über die Tendenzen, nicht nur bei Habeck und nicht erst seit Corona, beliebig für den vermeintlich guten Zweck. Der Klima-Lockdown kommt bestimmt. Der Mann hat seine Zukunft noch vor sich. Das wurde auch zwischen den Zeilen bei der Buchpräsentation von Susanne Gaschkes Buch deutlich: „Robert Habeck – eine politische Biographie”. 

MIt Habeck ziehen grüne Lobbyisten von der Agora Energiewende und anderen Institutionen in die Ministerialbürokratie. Das ist die Steigerung von Selbstbedienung. Der Bundesrechnungshof hat in einem Bericht konstatiert, dass die Ökolobby vom BMU nicht ganz rechtens allein zwischen 2014 und 18 rund 400 Millionen für Studien und PR kassierte.

Die Hauptstadt-Blase hat eine neue Attraktion. Fast lautlos cruist „The Pioneer”, das Elektroschiff von Gabor Steingart, im August unverdrossen durch das Berliner Regierungsviertel und dreht immer, wenn am Ufer das echte Berlin beginnt. Unter Deck des „Redaktionsschiffes” werden derweil Promis und Politiker, Journalisten und „Has-beens” gern vor den eindrucksvollen Kulissen von Tränenpalast, Humboldtforum, Berliner Dom und Kanzleramt bedeutungsschwanger. Der Hintergrund verleiht den Statements fast schon historischen Charakter. Für den gemeinen Touristen wird es so zur vermeintlich freien Litfaßsäule – wenn nicht der deutsche Strommix immer noch erhebliche Anteile hätte, die mit fossilen Energien erzeugt würden. Das fördert die Anmeldedaten von „Steingarts Morning Briefing”. Der Ex-Spiegel- und Ex-Handelsblatt-Mann schafft den Drahtseilakt zwischen medienwirksamer Provokation und medialer Akzeptanz. Er provoziert gerade so an der „roten Linie.” Das Schiff vermeidet durch seine halbstündigen Wendemanöver die Frage nach der realen Reichweite.

Man kennt sich schon länger

Auf dem Elektroschiff stellte Wolfgang Kubicki die „politische Biographie über Robert Habeck” von Susanne Gaschke vor. „Ein Gelber wird von einer Roten gebeten, etwas Positives über einen Grünen zu sagen.” Ein Vorgriff auf die Ampel. Die könnte auch auf Rot stehen.

Dabei unterschlug er tatsächliche Gemeinsamkeiten. Alle drei stammen von der Kieler Förde, gehörten dort lange zum Establishment. Kubicki überlebte einen Skandal um die DDR-Mülldeponie Schönberg und sah schon Uwe Barschel ertrinken und Björn Engholm stürzen. Habeck saß als Vize am Kabinettstisch von Ministerpräsident Torsten Albig, dem Amtsvorgänger von Gaschke als Kieler OB, der an deren Mobbing wesentlichen Anteil gehabt haben soll (wiedergewählt wurde Albig als Ministerpräsident allerdings nicht).

Habeck blieb Minister und Vize-Ministerpräsident in der Küsten-Jamaika-Koalition, den entsprechenden Vertrag hat er mit dem heutigen MP Daniel Günther und – man ahnt es schon – Kubicki ausgehandelt. Der Mann ist wandlungsfähig.

Nicht nur Gaschke, sondern das politische Establishment hatte damit gerechnet, dass der smarte Habeck mit dem Lausbuben-Charme von Bündnis90/Die Grünen, einer Partei, die 2017 keine 10 Prozent erreicht hatte, zum Kanzlerkandidaten ausgerufen würde. Im Frühjahr waren die Sympathisanten der öko-sozialistischen Partei mit der gutbürgerlichen Tarnkappe von den Suggestionen der Demoskopen euphorisiert. Mit nicht mal 15% Prozent blieb die Partei hinter den Erwartungen.

Der smarte Wuschelkopf Habeck kommt harmloser daher, als er ist. Wie alle Moralisten und Ideologen ordnet er die Meinungsfreiheit dem eigenen Glauben über. Und das Set-up von Öko-Lobbyisten, die jetzt nicht mehr auf die Förderung der European Climate Foundation und der Mercator Stiftung angewiesen sind, werden es ihren früheren Arbeitgebern mit weiter fließenden Mitteln danken. 

Liebäugeln mit weiteren Grundrechtseinschränkungen – wegen Klima

Gaschke offenbart Habecks Willen zur Macht. Hinter der freundlichen Art verbirgt sich jemand, der potenzielle Wettbewerber im freundlichen Gespräch nicht nur mit seiner Gegenkandidatur konfrontiert, sondern gleich überzeugen will, dass er, Habeck, der Sache besser dienen könnte. Nun ist er Vize-Kanzler. Mehr war für die Grünen ohnehin nicht drin.

Kubicki verlor kein böses Wort über Habeck. Er legte die Schwächen durch Zitate hinterrücks bloß. So formuliere der Grüne keine harten Thesen, sondern stellte sich Fragen. So kann man sich auch immunisieren. „Und was antwortest Du Dir?”, fragt Kubicki. Geschrieben hatte er ihm auch schon und harrt noch der Antwort: „Lieber Robert, wenn Du glaubst, dass es nur einen Weg gibt, die Menschheit zu retten, dann musst Du Demokratie und Rechtsstaat abschaffen.” Kubicki ist sich also bei aller Wertschätzung der totalitären Tendenzen Habecks durchaus bewusst und weiß sich darin mit Gaschke einig. Ob das eine Koalition mit Grünen und Gelben wünschenswert macht?

In Habecks Haltung deutet sich eine Zäsur an: Das Muster der massiven Grundrechtseinschränkungen aus der Pandemie könnte sich doch leicht aus Klimaschutzgründen wiederholen lassen. Bis auf ein paar Sachsen war der Widerstand ja zu vernachlässigen. „Schließlich gibt es scheinbar strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen Corona- und Klimakrise“, zitierte Kubicki Gaschke.

„Auftrag aller Politik”, zitiert Kubicki Habeck, „ist Freiheit.” Da könnte er ja eigentlich von den Grünen zur FDP wechseln und Feinripp-Lindner ganz ohne Frauenkarte den Garaus machen. Doch weit gefehlt: Für Habeck, sagt Kubicki, ist „Freiheit die freiwillige Einsicht in das Notwendige”. Nach Corona scheint das Credo der grünen Klimaschützer sich eher in dem Zitat abzubilden: „Und bist Du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt”. Oder ein wenig weniger bedrohlich: Der Zweck heiligt die Mittel. Und die Klimakrise hat schon die Dimension eines digitalen Fegefeuers.

Wenn Habeck und die neue Umweltministerin Lemke keine Einsicht haben, haben wir vermutlich keine Wahl zwischen Klima-Lockdown und Blackout. Eins von beidem wird uns treffen. Wer den wuscheligen Habeck intellektuell ansprechend und irgendwie attraktiv findet, könnte sich allein zu Haus und im Dunkeln wiederfinden.

Foto: rawpic@protonmail.com CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

U. Langer / 09.12.2021

Die Deutschen hatten niemals die Wahl zwischen Klima-Lockdown und Blackout. Nun haben sie Klima-Lockdown und Blackout gewählt!

Jochen Grünhagen / 09.12.2021

Der smarte Wuschelkopf ist hochgradig gefährlich, deshalb war es gut, dass bei den Grünen eine Frau als Spitzenkandidatin antreten durfte, ansonsten hieße der Kanzler vermutlich nicht Scholz, vielleicht klappt es ja nächstes mal und dann ohne die kastrierte FDP, sondern gleich richtig, Grün Rot Rot. Wenn es dann langsam aber stetig bergab geht, werden wir noch so manche Sündenböcke kennenlernen. Derzeit sind es die Ungeimpften, davor die Urlauber, davor die Partyszene aus Ischgl usw. Aber die sogenannte Mehrheit will es so, bzw. bekommt es tagtäglich von den Mainstream Medien eingebläut.

U. Langer / 09.12.2021

“Freiheit ist die Einsicht in das Notwendige.” Das ist genau die Art von Freiheit, wie sie in allen sozialistischen Diktaturen der letzten 100 Jahre von Stalin über Hitler und Mao bis hin zu Castro und Honecker umgesetzt wurden.

Dr. Jäger / 09.12.2021

“Dummdreist” nennt man solche Typen. Das Narrenschiff geht jetzt auf “Volle Fahrt voraus” (aufs Riff)

Karsten Kaden / 09.12.2021

Kein Wunder, daß die Grünen COVID über alles lieben. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß sie das Märchen von der Klimaapokalypse selbst glauben. Die Grünen sind eine Mischung aus Leuten, die mangels praxisorientierter Ausbildung jenseits der Politik ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen könnten, fanatischen Ideologen mit Wurzeln in der Antiatomkraftbewegung und gehirngewaschenen Marionetten des WEF. Die interessieren sich in Wirklichkeit einen Dreck für Umweltschutz, müssen aber irgendwie ihr Mandat rechtfertigen. Die größte Angst haben sie wohl vor der Entlarvung durch politische Gegner. Bislang konnten sie das mit Gutmenschentum und Panikmache verhindern, aber die Zweifel am verheerenden Klimawandel, der Migrationspolitik und der Energiewende werden zunehmend lauter. Da kam Corona gerade recht als Instrument zur Demontage der Demokratie und Vorbereitung eines maoistischen Verbots-, Überwachungs-  und Regulierungssystems. Deswegen war die Anbiederung an das Merkelregime nur folgerichtig für Erhaltung und Ausbau der eigenen Macht. Die Coronadiktatur muß um jeden Preis aufrecht erhalten werden, denn falls sie in sich zusammenfällt, bevor sie nahtlos in die Klimadiktatur überführt wurde, fliegt der ganze Schwindel auf und die Grünen aus dem Parlament. Dann ist es vorbei mit üppigen Gehältern für nichts tun außer Phrasen dreschen.

M. Friedland / 09.12.2021

Herr Habeck hat gestern im Interview bei der ARD sinngemäß gesagt, “das Parteiengezänk” sei jetzt vorbei. Bei solchen Ausdrücken geht bei mir eine tiefrote Ampel an. Fühlen diese Leute sich jetzt so sicher, daß sie ihre wahren Motive offen äußern, oder hat er sich im Überschwang des Erfolgs verplappert? Im übrigen ist er nicht “Vizekanzler”. Dieses Amt gibt es in D nicht, siehe Grundgesetz. Sein Amt heißt “Stellvertreter des Kanzlers”, dies ist etwas sehr anderes.

Andrej Stoltz / 09.12.2021

Zur Einordnung Habecks sag ich sag nur: “Viele Alte wohnen ja auch in zu grossen Wohnungen”. Und ein gutes Jahr später gabs dann die Impfe als Mutter aller Lösungen.

Peter Rosé / 09.12.2021

“Wie alle Moralisten und Ideologen ordnet er die Meinungsfreiheit dem eigenen Glauben über.” Sollte es nicht heißen “unter” bzw. ” ordnet er den Glauben der Meinungsfreiheit über”? Dies zu bejahen, schickt sich ja gerade eine nicht geringe Zahl von - überwiegend der Soziologie verpflichteten - Schreibenden an, indem sie das Wort “Glauben” durch “Wissen” (d.h. durch “Wissenschaft” gedeckte Erkenntnis) ersetzen und die Kritiker somit als kleinbürgerlich-spießige Esoteriker und Wissensfeinde - also als trotzige, unreife Kinder - abtun, die zudem die Demokratie nie richtig begriffen hätten. Exemplarisch dahür - gerade im Hinblick auf die neu Regierung - ist ein Aufsatz in der Dezemberausgabe der “Merkur” Zeischrift für europäisches Denken über “Keine Luzst auf niemanden” (Gratistext) 

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Carl Christian Jancke, Gastautor / 17.01.2022 / 13:00 / 14

Über den Tod in Zeiten der „Pandemie”

Die vermeintliche Pandemie verunsichert uns, weil sie eine mögliche Todesursache mit dem konkreten Tod zusammenbringt. Dabei ist das Natürlichste am Leben der Tod. Das Natürlichste…/ mehr

Carl Christian Jancke, Gastautor / 18.11.2021 / 06:00 / 158

Und ewig grüßt die Merkel-Runde

Heute kommt die „MPK" wieder zusammen, um neue und härtere „Maßnahmen“ aufgrund der „Zahlen” zu beschließen. Das Kuriose ist, dass diese Zahlen die anstehenden Corona-Restriktionen nicht…/ mehr

Carl Christian Jancke, Gastautor / 03.11.2021 / 12:00 / 27

Die renitente Resistenz gegen die Realität

Unter künstlicher Intelligenz versteht man üblicherweise selbstlernende Systeme. Aber sie sind kein Heilmittel. Sie können nur erkennen, was ihre Programmierer erwarten. Von dem politischen System…/ mehr

Carl Christian Jancke, Gastautor / 12.10.2021 / 14:00 / 24

Zerschlagt Facebook!

Das Oligopol von Facebook, YouTube & Co. macht die Nutzer der sozialen Netzwerke machtlos. Sie sind der Willkür des Algorithmus ausgesetzt. Die vermachteten Strukturen gehören…/ mehr

Carl Christian Jancke, Gastautor / 03.09.2021 / 13:00 / 36

Wahlumfragen: Von Irrtümern und selbsterfüllenden Orakeln

Die SPD im Meinungshoch? Meinungsforschung mag ein Indikator für Stimmungen und Entwicklungen sein, ist aber keine exakte Wissenschaft. Schon oft lagen die Demoskopen gehörig daneben. …/ mehr

Carl Christian Jancke, Gastautor / 10.08.2021 / 06:00 / 55

Die Pandemie in Zahlen

Die Zahlen rechtfertigen keine epidemische Lage von nationaler Tragweite. Für den 6. August wurden 16 „Corona-Tote” gemeldet. Das sind 0,0000191 Prozent der Gesamtbevölkerung und 0,04% der…/ mehr

Carl Christian Jancke, Gastautor / 05.05.2021 / 15:00 / 62

Nüchtern betrachtet: Die Urteilsfähigkeit des Verfassungs-Gerichtes

Das Bundesverfassungsgericht hat gesprochen. Luisa Neubauer aus dem Elbvorort ist in ihrer zukünftigen Freiheit eingeschränkt, weil das Klimaschutzgesetz nicht rigide genug ist. Deshalb, so das…/ mehr

Carl Christian Jancke, Gastautor / 28.04.2021 / 12:00 / 75

Die Feinde der offenen Gesellschaft machen sich kenntlich

Die 53 Schauspieler haben eins erreicht. Sie sind aufgefallen und haben die Schlagzeilen beherrscht. Ob jeder, der darüber geschrieben hat, verstehen wollte, was sie bewegt,…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com