Dirk Maxeiner / 15.03.2020 / 06:15 / Foto: Ivaan Kotulsky / 47 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Unter Quarantäne

Der Gedanke, mich unter Quarantäne zu stellen, ist mir nahe stehenden Menschen schon öfter gekommen. So beispielsweise Sabine, wenn wir Besuch mit nach meiner Meinung zweifelhaften politischen Ansichten haben. Ich werde dann vorsichtshalber im Büro weggesperrt wie früher unser Dackel, wenn er zu viel bellte oder sich am Knie des Besuches abarbeiten wollte. Ich bin Quarantäne also gewohnt, mein Büro ist dann so eine Art Lungenheilstätte gegen die Verbreitung der gefürchteten Schnappatmung. 

Es gibt ja zwei Arten von Quarantäne, das eine ist die körperliche, so wie derzeit bei der Eindämmung des Corona-Virus. Dann gibt es die geistige Quarantäne, die für jene gilt, die in diesem Land nach Ansicht des betreuenden Personals unbotmäßige Ansichten äußern. Wie heißt es bei Wikipedia so schön: „Die Quarantäne ist eine zum Schutz der Gesellschaft vor ansteckenden Krankheiten befristete, behördlich angeordnete Isolation von Lebewesen, die verdächtig sind, an bestimmten Infektionskrankheiten erkrankt oder Überträger dieser Krankheiten zu sein.“ Als solche Krankheiten gelten beispielsweise Skepsis, die etwa in Form der sogenannten Klima-Leugnung übertragen wird, oder auch die Inanspruchnahme der gefürchteten Meinungsfreiheit. 

Beide Formen der Quarantäne sind wir ja in Deutschland bereits gewohnt. Was noch aussteht, ist die Verbindung von Quarantäne Typ 1 mit dem Quarantäne Typ 2, was man gemeinhin Isolationshaft nennt. Sabine ist jedenfalls der Meinung, wir sollten Vorsorge treffen und hat mich zum Hamsterkaufen losgeschickt, allerdings mit ziemlich unverbindlichen Maßgaben: „Ja, sowas wie Dosen und Klopapier.“ Ich bin dann ohne einen Einkaufszettel losgezogen und habe obendrein mein Mobiltelefon im Haus liegenlassen. Erfahrungsgemäß vergesse ich nach kurzer Zeit sämtliche Einkaufs-Instruktionen, und dies spätestens, wenn ich die leeren Plastikflaschen im Eingangsbereich von Aldi entsorge. Dieses knirschende Geräusch der im Automat zerbröselnden Vittelflaschen löst in meinem Gehirn ganz merkwürdige Assoziationen aus, ich muss dabei immer an die Grünen denken und danach fällt mir nix mehr ein.

Ich rufe dann in der Regel Sabine an, und frage, was ich eigentlich kaufen sollte, was diese stets mit der gleichen Gegenfrage beantwortet: „Hörst Du mir denn nie zu?“ Anrufen ging aber diesmal nicht, also war ich in der Auswahl auf meine rudimentären Ahnungen angewiesen, wie sich eine solche Quarantäne auf unsere Versorgungslage auswirken könnte. Die Auswahl war aber ohnehin schon eingeschränkt, ich ergatterte noch einen Restposten dreilagiges Klopapier sowie mehrere Tuben Tomatenmark. Auf der Suche nach Dosenkost wurde ich allerdings fündig und erstand zwei Kartons mit 48 Halbliter-Dosen Becksbier. Und auch solide Flaschenkost war noch da, ein Karton französischer Landwein mit sechs Literflaschen sowie sechs Flaschen italienischer Chianti und sechs Flaschen spanischer Rioja. Dann entdeckte ich noch drei Dosen Ravioli mit Tomatensoße, bekam spontanes Sodbrennen und erstand als ergänzenden Menü-Bestandteil drei Flaschen russischen Vodka Yamskaya. Danach war das Sodbrennen wieder weg.

Bei meiner Heimkehr begutachtete Sabine die eroberten Vorräte gefasst schweigend, beim Anblick des Klaren aus Russland fragte sie dann aber doch: „Seit wann trinkst Du Vodka?“ „Ich trinke den nicht, ich desinfiziere – und das war das einzige Mittel, das sie noch hatten.“

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

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Leserpost

netiquette:

Gabriele H. Schulze / 15.03.2020

“Lies doch mal was!” (Vicco von Bülow)

Karla Kuhn / 15.03.2020

“Ich bin Quarantäne also gewohnt, mein Büro ist dann so eine Art Lungenheilstätte gegen die Verbreitung der gefürchteten Schnappatmung. ”  Sie Armer, da müssen Sie ewig in Quarantäne bleiben, Schnappatmung scheint ja zum TÄGLICHEN Programm der “ach so Guten ” zu gehören. Das macht aber nichts, Sie sind eingedeckt mit Wein, Bier und Wodka, da könne Sie sich das “Gelabere”  schön trinken, Prost !

Jörg Themlitz / 15.03.2020

Das für mich schlimmste Greuel in der Quarantäne konnte ich noch geradeso, im wahrsten Sinne des Wortes, in letzter Minute abwenden. Bereits am Freitag konnte man hier in der CZ die Vorboten der Grenzschließung auf der nicht tapezierten Wand erspähen. Wenn Mann hierher 14 frische Hemden mitnimmt und jeden Tag ein frisches anzieht, ist das Ende schnell nah. Und wenn Mann grundsätzlich mit Vernel sensitiv ohne Duftstoffe weichspühlt, während hier alles mit Duftstoffen durchdrungen ist, ist die Katastrophe vorgezeichnet. Das visionierte selbst der tschechischen Lebensgefährtin, die ins Auto sprang und zwei Stunden später mit besagtem Produkt aus DE zurück war. Gerettet! Wie ich jetzt allerdings an meine in DE bei Vollmond vor vielen Monaten in Erwartung eines Blackouts vergrabenen Vorräte gelange, keine Ahnung. Wer die findet, darf sie behalten. Nicht wundern. Da liegen mit drin, Talmud, Koran, Bibel, Mein Kampf, das Kommunistische Manifest und Erich Honecker Aus meinem Leben. Denn trotz meiner divinatorischen Fähigkeiten konnte ich nicht soweit sehen, in welche Richtung ich meine Fahne nach dem Blackout hängen muss.

Peter Zentner / 15.03.2020

@Karl Dreher: Lieb, dass Sie den “guten alten” Stroh-Rum als Desinfektionsmittel erwischen konnten; denn dieses übelriechende Gemisch, in seiner und meiner österreichischen Heimat gern als “Rückwärtsbenzin” bezeichnet, ist völlig ungeeignet für die orale Verwendung, sofern man damit keine messerlose Entfernung der Mandeln wünscht. Beim Bundesheer (Pioniere) horteten wir dieses Gesöff aber inniglich, da es das einzige Mittel war, hoffnungslos verdreckte Stiefel und Klamotten zu reinigen. Mich als Ösi erfüllt Ihr Posting mit vaterländischem Stolz, Herr Dreher.

Frank van Rossum / 15.03.2020

Alternative zur “russischen” Variante: Klosterfrau Melissengeist. War gestern im Supermarkt(Nein, nicht der, wo es ALDI guten Produkte gibt) Im Kassenbereich eine Palette mit Klosterfrau Melissengeist und einer Tafel mit dem Text: “Kann auch als Desinfektionsmittel verwendet werden.” Habe nachgesehen: Das Zeug hat 79Vol.%. Prost.

Friedel Brasseur / 15.03.2020

aus dem Netz: Wer hamstert so spät bei Nacht und Wind? Es ist der Deutsche, der wieder spinnt. Er hat die Nudeln wohl in dem Arm, und Klopapier, für seinen Darm. Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? Siehst Vater,du, denn Nachrichten nicht? Die Pandemie von Corona sie naht…. Mein Sohn Hygiene dich bewahrt. Mein Vater, mein Vater, doch hörest du nicht wie die Grundversorgung zusammen bricht? Sei ruhig, bleibe ruhig mein Sohn….. es reicht die Seife zur Desinfektion. Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort… Mehl und auch Nudeln, sind längst schon fort. Mein Sohn mein Sohn bedenke wir geh´n nicht gleich für Jahrzehnte in die Quarantä´n Bleib ruhig, bleibe besonnen mein Kind, wenn beim Hände waschen wir sorgsam sind, dann leiden wir alle auch keine Not, Also horte nicht Klopapier wie ein Idiot.

Ulla Schneider / 15.03.2020

Wunderbar Herr Maxeiner! Einen Vorschlag für eine länger anhaltende Quarantäne:  Schnaps kaufen! Wenn nix mehr in den Regalen ist, tauschen. Saufen tun die Leute immer. Bleiben Sie gesund.

Dieter Schilling / 15.03.2020

Ne schöne Geschichte bzgl.“aufschreiben"ist auch folgende: 2 schon wirklich ältere Herren sitzen aufm Bänkchen im Park.Sagt der eine :“Du,da hinten am Ausgang ist doch so n Imbiss,da hol ich mir jetzt n schönes Eis..” “Ok,“sagt der andere,“bring mir eins mit,Schokolade und Vanille,aber schreib s dir auf. ““Quatsch,“sagt der Kumpel,“das kann ich mir doch wohl merken.Ich Erdbeeren, du Schokolade und Vanille.” “Ich sag dir,schreib s dir auf.” “Ach,die paar Meter bis dahin,das geht auch so.” Nach 15 min.kommt der Kumpel wieder zurück- links ne Bratwurst,rechts ne Bratwurst in der Hand. Der Freund schaut ihn strafend an:” Und,wo ist der Senf?” “Oh,den hab ich vergessen .“sagt der Einkäufer. “Siehste,ich hab doch gleich gesagt,schreib s dir auf!”

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