Die Kanzlerin tat es, die Grünen tun es ständig und gestern hat es auch noch der Bundespräsident getan. Bei einer Stippvisite in Neumünster „ermutigte“ er Kinder und Halbwüchsige zum Schulschwänzen am „Friday For Future“. „Herzlich bedankte“ er sich bei den Minderjährigen für „dieses Engagement“. Wie einst der Rattenfänger von Hameln die Kinder entführte, indem er ihnen eins vorpfiff, so verführte Frank-Walter Steinmeier jetzt die von Münster, indem er sie mit präsidialen Lobreden betörte.
Da viele Erwachsene noch nicht gemerkt hätten, „dass es fünf vor zwölf sei“, sülzte er, brauchen „wir junge Menschen wie euch, die sich einmischen“. Welches Mädchen, welcher Junge würde das nicht gern hören und die Schule sausen lassen, um einem Präsidenten zu folgen, der sie in dem Glauben wiegt, ohnehin schon klüger als die Alten zu sein.
Dass sie den faulen Zauber nicht durchschauen, kann man den Kindern nicht vorwerfen, erst recht nicht, wenn sie weiter ermuntert werden, die Schule zu schwänzen. Je weniger sie lernen, desto williger folgen sie den Rattenfängern. Was diese tatsächlich im Schilde führen, verrieten die Grünen, als sie dieser Tage abermals eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre verlangten.
Je mehr die reifen Jahrgänge dem politischen Establishment misstrauen, desto mehr ist die politische Klasse auf die Stimmen der Unmündigen angewiesen. Um sie zu gewinnen, hat der erste Mann im Staat als Rattenfänger von Neumünster alles gegeben.