Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 10.10.2021 / 10:00 / 41 / Seite ausdrucken

Der beleidigte Senator

Zum sogenannten „Pimmelgate“ von Hamburg, das es inzwischen in die „Washington Post“ geschafft hat, wurde viel geschrieben und gesagt. Nur noch nicht von jedem, z.B. von mir.

Deshalb folgende Richtigstellung: 

Zum Fall, der auch nach der großen Wahl weiter Wellen schlägt: Hamburgs Innensenator Andy Grote (53, SPD) mag sich nicht von irgendeinem dahergelaufenen Twitterdödel als „P*****“ (s.o.) bezeichnen lassen. Strafanzeige, Hausdurchsuchung, leider bei den Falschen, Täter unbekannt verzogen.

Trotzdem kann ich Grote gut verstehen. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder x-beliebige P***** einen Politiker herabwürdigt? In Hamburg sorgt man sich traditionell um den Hafen, die nächste Flut und den HSV. Muss man sich jetzt um den Herrn Senator sorgen? Oder ist das ein Zeichen unserer Zeit: Keine Lösung für die großen Probleme, also widmet man sich kleinen? 

Aber was heißt klein? Von Descartes stammt die Erkenntnis „Ich denke, also bin ich“. Daraus folgt: Ich habe, also bin ich – als Politiker bedeutend. Man denke nur an aktuelle Politikdarsteller wie Laschet, Saar-Hans, Muttis Klügsten Röttgen, Walter-Borjans, Kühnert oder politische TV-Hanswürste wie Böhmermann. 

Zurück nach Hamburg: Ich unterstelle jetzt mal, Senator Grote ist ein ganzer Kerl. Was kratzt ihn dann der P*****? 

Viel Lärm um nichts also. Warum? Es gibt einen Politikertyp, der neigt zum Beleidigtsein. Claudia Roth, Anton Hofreiter, Annalena Baerbock, Katrin Göring-Eckardt, seltsamerweise alles Grüne.

Und die Moral von der Geschicht? Strafanzeigen lohnen nicht.

Zuerst erschienen im Euro am Sonntag

Foto: Bundesregierung/Bergmann

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R. Fetthauer / 10.10.2021

Der Herr Tiedje hat den Fall Grote leider nur unzureichend durchdrungen. Der Herr Senator wollte dem Deliquenten doch nur zeigen, das er die bereits vom Titan Olli Kahn viel zitierten dazugehörigen Eier hat - nun hat er aber wohl den Fehler begangen und die Beamten zur Hausdurchsuchung alleine los geschickt. Als Experte in eigener Causa wäre seine persönliche Anwesenheit zur Auffindung der Sache unabdingbar gewesen. Das Presseecho wäre bei dieser Vorgehensweise bestimmt ein gänzlich anderes gewesen.

Daniel Kirchner / 10.10.2021

Der SPD hat’s nicht geschadet. Sie hat die Wahl gewonnen, auch in Hamburg. Beim “Penner” Söder lief es nicht ganz so gut. Eine Hausdurchsuchung gab’s da auch nicht.

Hans Reinhardt / 10.10.2021

Da habt ihr aber die Grande Dame, die Diva unter den Beleidigten vergessen: die Wuppertaler Mimose und die ist auch bei der SPD. Die hat das Beleidigtsein, ge(lindh)e gesagt, zur Kunstform erhoben, ihr Schmollmündchen ist geradezu legendär. Was haben wir hier schon über sie gelacht; hätte sie auch noch einen Pimmel, der Spaß würde gar kein Ende nehmen.

Heribert Glumener / 10.10.2021

Es sind nicht nur Politiker der Grünen, die zum Beleidigtsein neigen. Auch das schönste Gesicht der deutschen Sozialdemokratie, Helge Lindh (MdB) aus Wuppertal, hatte sich - aufgrund von Kommentaren auf Achgut (!) - beleidigt gefühlt und Anzeigen erstattet, Ist diese von Lindh angestoßene Justizparodie von der zuständigen Wuppertaler StA eigentlich mittlerweile eingestellt worden? Oder dürfen wir uns auf einen öffentlichen Prozess freuen? (würde bestimmt wieder jede Menge Fun bringen, wie bei der Einstellungs-Posse vor dem Amtsgericht in Duisburg: galaktischer und medienwirksamer Auftritt von Herrn Broder, konfuse Staatsanwältin, überfordertes Gerichtspersonal, und das Klageweib Lamya Kaddor hatte es beim Prozess wohl vorgezogen, sich vor den Blicken der Öffentlichkeit in irgendeinem Aktenschrank zu verbergen).

Sascha Hill / 10.10.2021

Die Grünen beherrschen wahrlich die Form des Beleidigtsein meisterhaft. Ich würde sogar soweit gehen, das es Kinder in Körper von Erwachsenen sind. 68-er und deren “Kinder” halt. - Und die haben jetzt erst einmal das sagen…. Gott bewahre!

Sabine Schönfeld / 10.10.2021

Was finde ich beleidigend? Wenn man Frauen generell unterstellt, sie wären nicht leistungsfähig genug, um aus eigener Kraft in gehobene Positionen zu kommen, wenn sie das wollen. Und wenn dann Quoten in der Politik Frauen in Ämter spülen, für die man sich schämt, sobald sie den Mund aufmachen. Als gäbe es keine wirklich intelligenten und fähigen Frauen mit Führungsqualitäten. Und bei den Grünen und nicht nur da finde ich die meisten Frauen in der Führung absolut nur zum Fremdschämen. Beleidigend finde ich auch, wenn die Politik mir und anderen Erwachsenen unterstellt, sie könnten wesentliche Entscheidungen nicht selbst treffen, beispielsweise im Hinblick auf eine neuartige und unerprobte Impfung. Weiterhin finde ich es beleidigend, in welcher Weise mich Medien in diesem Land für dumm verkaufen wollen. Neulich hörte ich abends versehentlich die Tagesschau mit und es gab zunächst einen lobenden Beitrag über die Friedensnobelpreisträgerinnen, die in ihrem Land als Oppositionelle für Freiheit und Demokratie kämpfen. Und als nächstes kam ein Beitrag über die bösen Rechten bei der Bundeswehr ohne dass deutlich wurde, was für belastendes Material bei diesen eigentlich gefunden wurde. Wobei ja schon lang klar ist, dass heute ein jeder ein böser Rechter ist, der vor noch 10 Jahre als normaler Konservativer galt. Und die Medienschaffenden bei der Tagesschau kommen offensichtlich nicht auf die Idee, dass die Konservativen und die Liberalen in unserem Land längst genau die verfolgte Opposition sind, die anderswo von ihnen für den Widerstand gegen die Regierung so gelobt wird. Und mir all das so unreflektiert vorzusetzen, das finde ich beleidigend. Wenn Dumme mich für dumm verkaufen wollen, dann bin ich so richtig verärgert. Ein “P…..” als Bezeichnung ist überhaupt nichts dagegen.

Thomas Klementa / 10.10.2021

Die rote Sawsan Chebli ist - was die Tabelle bei Strafanzeigen gegen Beleidiger betrifft - meines Wissens auch nicht eben auf einem Abstiegsplatz.

Rainer Niersberger / 10.10.2021

Seltsam ist das nicht.  Gruen heisst, uebrigens nicht nur fuer Politiker, dass hier veritable psychische “Besonderheiten” am Werke sind, eine Voraussetzung, um ueberhaupt gruen zu sein. Ein genauerer Blick auf die genannten Typen liefert selbst fuer interessierte Laien aufschlussreiche Informationen. Sie sind verhaltensauffaellig und das natuerlich aufgrund ihrer psychischen Verfasstheit, uebrigens auch ein Grund fuer fehlenden Humor und vor allem der Unfaehigkeit, ueber sich selbst zu lachen. Das sind therapeutische Fälle, die nun allerdings ihre Störungen qua Ideologie und Macht kompensatorisch ausleben.  Das, was man zu Recht als irre oder Wahnsinn bezeichnet, hat natuerlich einen individuellen, quasi zwanghaften Hintergrund.  Konkret spielen auch gewisse Minderwertigkeitsgefuehle und Narzissmen eine grosse Rolle. Derartige Individuen gab es schon immer. Neu ist die offenbar zunehmende Zahl, vor allem die (politische) Macht, die ihnen nicht zufaellig begeistert angeboten wurde und die sie sich mit allen Mitteln nehmen, in der totalitaeren Variante, denn nur diese vermittelt ihnen die perfekte Kompensationsoption.  Eine Sekte uebernimmt die totalitaere Macht, was uebrigens sehr rationale und handfeste materielle Erwägungen und Ziele der jeweiligen Gurus, vor allem aber der Mitmacher wie z. B. der FDP, nicht ausschliesst. Auch das ist nicht neu.

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