Zum sogenannten „Pimmelgate“ von Hamburg, das es inzwischen in die „Washington Post“ geschafft hat, wurde viel geschrieben und gesagt. Nur noch nicht von jedem, z.B. von mir.
Deshalb folgende Richtigstellung:
Zum Fall, der auch nach der großen Wahl weiter Wellen schlägt: Hamburgs Innensenator Andy Grote (53, SPD) mag sich nicht von irgendeinem dahergelaufenen Twitterdödel als „P*****“ (s.o.) bezeichnen lassen. Strafanzeige, Hausdurchsuchung, leider bei den Falschen, Täter unbekannt verzogen.
Trotzdem kann ich Grote gut verstehen. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder x-beliebige P***** einen Politiker herabwürdigt? In Hamburg sorgt man sich traditionell um den Hafen, die nächste Flut und den HSV. Muss man sich jetzt um den Herrn Senator sorgen? Oder ist das ein Zeichen unserer Zeit: Keine Lösung für die großen Probleme, also widmet man sich kleinen?
Aber was heißt klein? Von Descartes stammt die Erkenntnis „Ich denke, also bin ich“. Daraus folgt: Ich habe, also bin ich – als Politiker bedeutend. Man denke nur an aktuelle Politikdarsteller wie Laschet, Saar-Hans, Muttis Klügsten Röttgen, Walter-Borjans, Kühnert oder politische TV-Hanswürste wie Böhmermann.
Zurück nach Hamburg: Ich unterstelle jetzt mal, Senator Grote ist ein ganzer Kerl. Was kratzt ihn dann der P*****?
Viel Lärm um nichts also. Warum? Es gibt einen Politikertyp, der neigt zum Beleidigtsein. Claudia Roth, Anton Hofreiter, Annalena Baerbock, Katrin Göring-Eckardt, seltsamerweise alles Grüne.
Und die Moral von der Geschicht? Strafanzeigen lohnen nicht.
Zuerst erschienen im Euro am Sonntag