Der Arbeitsmarkt im Mai – Klimageld und Inflation

Arbeitsminister Hubertus Heil möchte sich mit dem sogenannten Klimageld profilieren. Wieder einmal werden solvente Bürger zu Opfern erklärt, denen die edle Politik zu helfen hat.

Entgegen der Tradition dieser monatlichen Kolumne möchte ich heute nicht mit den geschönten Arbeitslosenzahlen beginnen, die die Behörde und vor allem Medien an die Bürger bringen, als wären alle Beteiligten nicht in der Lage, zu erkennen, was diese Statistik ist: Fake News.

Stattdessen soll sich dieser Text auch um das Thema „Klimageld“ drehen. Was wie eine neue, krude Währung klingt, ist in Wahrheit eine Sozialleistung, die die Ampel auch tatsächlich im Koalitionsvertrag festgehalten hat. Wenn es nach Arbeitsminister Hubertus Heil geht, sollen Menschen mit geringen und mittleren Einkommen aufgrund der horrend steigenden Lebensmittel- und Energiepreise vom Staat entlastet werden. Ab 2023 soll es ein soziales Klimageld bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von unter 4.000 Euro geben. Zudem sollen die Regelsätze für Empfänger des neuen Bürgergeldes, das das sogenannte Hartz IV ablösen soll, um 40 bis 50 Euro im Monat steigen.

Reine Symptombekämpfung

Nun kann man sich streiten, ob ein Bruttoeinkommen von 4.000 Euro nun ein höheres oder eher mittleres Einkommen ist. Das ist sicher auch eine Sache der Perspektive und auch nicht relevant. Ungleich spannender ist die Tatsache, dass ein Beschäftigter mit diesem Salär als Sozialfall definiert wird, dessen sich die Politik nun erbarmt und dem er unter die Arme greift. 

Die Wahrheit ist allerdings eine andere: Wenn von 4.000 Euro Monatsgehalt je nach Alter und Steuerklasse weniger als 2.500 Euro übrigbleiben, so ist schnell ausgemacht, wo das Problem liegt. Die Nebenkosten auf den Faktor Gehalt sind überdimensional hoch, sodass eine hohe Inflation – dazu später mehr – eben auch überdimensionale Auswirkungen hat. 

Im Prinzip ist dies eine sich ständig wiederholende Geschichte mit unterschiedlichen Vorzeichen: Der Staat evoziert Probleme, die es ohne staatliche Intervention gar nicht gegeben hätte! Ein mutiger und überfälliger Schritt wäre es, statt mit Sozialleistungen politisch erzeugte Probleme zu lösen, also Symptombekämpfung, lieber das Problem bei der Wurzel zu packen und es nachhaltig zu lösen. Doch das scheint nicht gewollt zu sein. 

Die individuelle Inflation ist höher 

Finanzminister Christian Lindner übt sich derweil zwar in Zurückhaltung, am Ende ist es jedoch fraglich, ob er sich durchsetzen kann. Die Gefahr besteht, dass am Ende wieder einmal politischer Zeitgeist über generationsübergreifende Vernunft triumphiert. 

Ein Wort zum Thema Inflation. Die durchschnittliche Preissteigerung soll nun bei rund 8 Prozent liegen. Jedoch ist auch diese Zahl, ähnlich wie die monatlich propagierten Arbeitslosenzahlen, unwahr. Der individuelle Warenkorb, also die Bemessungsgrundlage der Berechnung von Inflation ist von Bürger zu Bürger unterschiedlich. Auf destatis, der Seite des Statistischen Bundesamts, können Sie ihre private Teuerungsrate errechnen. Doch nicht erschrecken: 15 Prozent und mehr sind keine Seltenheit. Weder Lohnsteigerungen noch Sozialleistungen können dies auch nur annähernd kompensieren.

Pfleger aus Jordanien und die neue „Vorständin“

Erfolg verspricht sich die Agentur für Arbeit durch Mitarbeiter aus dem Nahen Osten. So sollen nun auch Jordanier die Pflege in Deutschland retten. Nach über einjährigen intensiven Verhandlungen unterzeichneten am Dienstag, den 10. Mai, Markus Biercher, Geschäftsführer Internationales der BA, und der jordanische Arbeitsminister Nayef Zakariya Stetieh die Absprache vor Ort bei einem Besuch in Amman. Zudem nahm die deutsche Botschaft in Jordanien an der Unterzeichnung teil. 

Bereits in vergangenen Kolumnen habe ich auf die Probleme kulturfremder Einwanderung, gerade in sozialen Berufen, hingewiesen. Das gilt auch für Jordanien. Weder ist das Schul- und Bildungssystem vom Niveau her mit Deutschland vergleichbar, noch gibt es sprachliche, geschweige denn kulturelle Ähnlichkeiten. Auf lange Sicht sind hier Reibungen programmiert.

Zum Schluss möchte ich Ihnen die neueste Gendergaga-Formulierung nicht vorenthalten. Unter der Rubrik „Presseinfo“ auf der Seite der Agentur für Arbeit findet sich diese Überschrift: „Neue Vorständin: Vanessa Ahuja hat ihre Arbeit in Nürnberg aufgenommen“. Vorständin. Das haben wir uns redlich verdient. 

Zusammenfassung

Hubertus Heil möchte sich mit dem sogenannten Klimageld profilieren. Wieder einmal werden solvente Bürger zu Opfern erklärt, denen die edle Politik zu helfen hat. Die Finanzierung dieses Wahlgeschenks ist unklar, der Wille aber bei SPD und Grünen ungebremst. Ob die FDP den Arbeitsminister aufhalten kann, darf bezweifelt werden. 

Die postulierte Inflation hat mit den monatlichen Arbeitsmarktzahlen eines gemeinsam: Sie wurde geschönt. Individuelle Preissteigerungen von 15 Prozent und mehr kann auch kein Klimageld kompensieren. Hier müssen schlicht die Abgaben auf den Lohn gesenkt werden. 

Währenddessen versucht man, mit Pflegekräften aus Jordanien und mit dem Gendern von „Vorstand“ dem woken Zeitgeist gerecht zu werden. In Deutschland nichts Neues. 

 

Julian Marius Plutz ist 1987 geboren und betreibt seinen eigenen Blog neomarius. Hauptberuflich arbeitet er im Personalbereich. Einmal monatlich kommentiert er die neuesten Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt.

Foto: Sandro Halank CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

S. Andersson / 31.05.2022

Heil…. was heil, wo heil, ich sehe nix ausser unheil. Spaßvogel bei der Arbeit? Statistik ... you made my day. Politiker die begreifen das SIE das Problem sind welches wir ohne SIE nicht hätten….. sehr gut! Ich frage mich aber was dieser Artikel und ein paar andere hier auf der Achse zu suchen haben. Wir haben heute schon einen Zustand für den sich alle nicht beteiligten Fremdschämen müssten. Stichworte: Harz, Renten, Kinderarmut, Infrastruktur, etc….etc.. Hinzu kommen die Macht & Geldgeilen die so viele €, plötzlich & unerwartet, verschwinden lassen (u. U. in die eigenen Taschen) so das ich mit meinem in die Jahre gekommen Mathebuch nichts mehr anfangen kann .... zu große Zahlen. Pfändungsgrenzen werden um x und Hartz um y € “erhöht”. Das spottet jeder Beschreibung wenn man sich die aktuellen Entwicklungen der letzten 15 - 20 Jahre anguckt. Das dann auch Kinder darunter leiden müssen, ist freundlich ausgedrückt, eine riesige Sauerei. Hinzu kommt das die Pfleger aus Jordanien und anderen Ländern schon längst hier sind. Globalisierung .... cool. Ich musste es leider schon selber mit ansehen wie Menschen die KEIN Wort Deutsch konnten, versucht haben sich mit alten Menschen zu verständigen, im Krankenhaus und in der Pflege .... die waren zwar alle nett & bemüht, das bringt aber nix wenn die alten Menschen die nicht verstehen. Das da auch eine andere Kultur eine Rolle spielt ... egal. Die Alten die hier ein Leben lang gearbeitet haben müssen sich halt anpassen .... da kann ich nur sagen : NEIN ... die Politiker sind dran jetzt endlich mal etwas auf den richtigen Weg zu bringen, Scheisse gebaut haben alle schon genug.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Julian Marius Plutz, Gastautor / 07.06.2023 / 14:00 / 23

Arbeitsmarkt im Mai: Viele ungelernte Migranten

In Deutschland haben 2,5 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 keine Berufsausbildung – jeder zweite davon hat Migrationshintergrund. Diese Ungelernten haben auf dem Arbeitsmarkt kaum eine…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 05.05.2023 / 16:00 / 26

Arbeitsmarkt im April: Jobs verschwinden, das Bildungsniveau sinkt

Während die Klebekinder Paul Lafargues Motto „Das Recht auf Faulheit“ ins 21. Jahrhundert transportieren, sinkt das Bildungsniveau in Deutschland. Einwanderung hilft da kaum, denn es…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 03.04.2023 / 16:00 / 12

Arbeitsmarkt im März: Agenda-Erfolge und Migranten-Arbeitslosigkeit

Fachkräfte werden fast überall gesucht, selbst ältere sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt, derweil sind Menschen „mit Migrationshintergrund“ unter Arbeitslosen und Bürgergeldempfängern deutlich überrepräsentiert. Ich weiß…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 02.03.2023 / 16:00 / 26

Arbeitsmarkt im Februar: Massenentlassungen angekündigt

Etliche große Unternehmen kündigen massiven Stellenabbau an. Derweil gefällt sich die Bundesanstalt für Arbeit in Symbolpolitik. Ein weitverbreitetes Phänomen ist die kognitive Dissonanz. Die Psychologie…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 06.02.2023 / 14:00 / 25

Arbeitsmarkt im Januar – Die Fachkräfte verlassen Deutschland

Die offiziellen Arbeitslosenzahlen blenden weiterhin viele Arbeitslose aus, und beim Fachkräftemangel soll Zuwanderung helfen. Dabei wird gerade die Abwanderung der deutschen Fachkräfte zunehmend zum Problem. Andrea…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 03.01.2023 / 14:00 / 12

Arbeitsmarkt 2023: Ein Ausblick ohne viel Hoffnung

Haben Sie auch die Nase voll von 2022? Rückblicke des Grauens, des Grusels und der Gräueltaten? Ähnlich ging es bei einem meiner Themen, dem Arbeitsmarkt,…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 02.12.2022 / 12:00 / 21

Arbeitsmarkt im Dezember – kaum Entspannung

Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt prekär. Und das geplante „Bürgergeld”, das erst recht keinen Anreiz schafft, eine Beschäftigung anzunehmen, ist geeignet, die sozialen Spannungen im Land weiter zu…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 03.11.2022 / 16:00 / 19

Arbeitsmarkt im Oktober: Azubis fehlen an allen Ecken

Azubis werden in allen Branchen händeringend gesucht. Dax-Konzerne wie Continental oder Commerzbank können nicht alle ihre Ausbildungsstellen besetzen. Das Zauberwort als Lösungsvorschlag der Linken ist…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com