Herr Geißler hat im Prinzip recht, widerspricht aber im letzten Absatz seinen vorhergehenden Überlegungen. Wenn dies alles so inhaltsleer ist, dann handeln die Bischöfe in Deutschland geradezu richtig, wenn der Zölibat und anderes in Frage gestellt wird. Ich glaube auch nicht, dass den Bischöfen die Gläubigen egal sind, alles andere als das. Sie merken aber, dass viele Gläubige den kirchlichen Glauben nicht mehr teilen - wie offenkundig Herr Geißler - und wollen den Glauben der Kirche dem Glauben der Gläubigen anpassen. Wie sonst sollten die Gläubigen als Kirchensteuerzahler bei Laune gehalten werden? Wie sonst sollte der Staat als Partner der Kirchensteuer bei Laune gehalten werden? Im Staat mischen ja zahlreiche Personen mit, die auch im deutschen Laienkatholizismus etwas zu sagen haben.
“Das Moralgeplapper der Kirchen” ist der Abgesang an die realen Verhältnisse hier und umzu. Die christlichen Prediger bis hin zum Papst ziehen die Scheuklappen immer höher, damit sie die wahren Kräfteverhältnisse zwischen den Religionen nicht wahrnehmen müssen / wollen. Die Köpfe der beiden christlichen Religionen in Deutschland (also momentan noch Bedf-Str. und Marx) agieren ideologisch nach wie vor aus christlicher Nächstenliebe mit Wange hinhalten und so. Das ist total naiv und lädt andere Religionen ein, machtvoll und unnachsichtig alles Christliche / offensichtlich Schwache zu untergraben. Sowohl im Tierreich als auch bei Menschen setzt sich stets der Stärkere durch. Daran kann es seit Jahrtausenden keinen Zweifel geben. Warum begreift man das nicht in der oberen Kirchen-Etage? Der eine hält sein Gebetsbuch hoch und singt womöglich noch einen Psalm, der andere schwingt seine Machete und beendet kurzerhand den Gesang.
Als ich das erste Mal in San Marco eintrat, sagte ich spontan: Es werde Licht. Ich finde, den von außen phantastischen Dom von Florenz, ein architektonisches Juwel, muss man nicht zwingend von innen sehen, aber für San Marco braucht man im Grunde mehrere Tage, und das Schönste bleibt für mich Die Schöpfung aus winzigsten Steinen. Vielleicht habe ich dort erst begriffen, welches Gewicht das Kapitel hat, und wenn ein Tag 10 Mio Jahre sind, kommt es sogar in etwa so hin. Vielleicht kann man es nur in dem diaphanen Licht dort begreifen, wenn man auf dem Schiff steht und der Blick im Türkis versinkt. Es ist eine mystische Stadt, während Florenz streng ist und Rom eine Marquesa. San Gimignano muss man nachts sehen und Verona, das kleine Rom, außerhalb der Festspiele.
Eine Frage, die ich mir schon länger stelle, ist welches Gottesbild haben die Kirchen. Gibt es einen liebenden Gott. Gibt es einen strafenden Gott. Gibt es einen gleichgültigen Gott. Gibt es überhaupt einen Gott. Die Kirche kümmert sich nicht um Gott, aber es sie zieht aus der Existenz Gottes ihre Rechtfertigung für ihr Handeln. Dies ist ein Widerspruch in sich selbst, damit hat die Kirche ihr Recht verloren eine Verkündigungskirche zu sein. Sie ist eine NGO wie tausend andere auch und sollte somit genauso wie andere NGOs behandelt werden. Wobei ich der Staatsfinanzierung der NGOs, wie die NGO des Ex-Stasispitzels Kahane absolut widerspreche.
Nachdem das mit der Übertragung des Grundbesitzes an die Kirchen im Sterbefall , wegen der Drohung mit der Hölle, nicht mehr so richtig klappt, müssen sich die Kirchen mit der Beteiligung am Menschenhandel wenigstens eine Scheibe vom internationalen kriminellen Kapitalisnus vom Drogen-, Menschen - und Waffenhandel abschneiden. Und es ist kein Geheimnis, daß die Kirchen Jesu immer mehr nur noch von Frauen frequentiert werden.
“Je mehr der Mensch an der Religion hängt, desto mehr glaubt er. Je mehr er glaubt, desto weniger weiss er. Je weniger er weiss, desto dümmer ist er. Je dümmer er ist, desto leichter kann er regiert werden! – Dieser Gedankengang war den Tyrannen aller Länder und Zeiten geläufig; daher standen sie auch stets mit den Pfaffen im Bunde. Gelegentliche Streitigkeiten zwischen diesen bei den Sorten von Menschenfeinden waren sozusagen nur häuslicher Hader um die Obergewalt. Jeder Pfaff’ weiss, dass er ausgespielt hat, so bald die „oberen Zehntausend“ ihm nicht mehr unter die Arme greifen. Jedem Reichen und Mächtigen ist es kein Geheimniss, dass der Mensch nur dann geknechtet und ausgebeutet werden kann, wenn alle Schwarzkünstler irgend einer Kirche es fertig bringen, genügend Sklavensinn in die Herzen der Volksrnassen zu pflanzen, denselben die Erde als ein „Jammerthal“ erscheinen zu lassen, ihnen das „göttliche“ Diktat: „Seid unterthan der Obrigkeit!“ einzutrichtern und sie mit einer angeblichen Extrawurst, welche nach dem Tode im unbekannten Wolkenkuckucksheim gebraten werden soll, abzuspeisen.” (Johannes Most, Die Gottespest, 1883)
@ Manfred Lang: Danke für die Namen. Ich war sehr traurig, dass Papst Benedikt zurücktrat. Und fand das hier herzbewegend: Der größte Künstler im Himmelreich, Paul Badde, Welt.
Ich bin der Meinung, dass jemand, der aus der katholische Kirche ausgetreten ist, äußere Missstände (moralplappernde, fundamentlose Anbiederung Kirchen und Politik) kritisieren darf. Aber nicht innere Spannungsfelder (Zölibat, Frauenordination), die ihn schlichtweg nichts (mehr) angehen.
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