Thomas Rietzschel / 13.02.2020 / 14:30 / Foto: Pixabay / 19 / Seite ausdrucken

Das hessische Glücks-Bildungsprogramm

Wenn stimmt, was sie in der „Fledermaus“ von Johann Strauss singen, dass „glücklich ist, wer vergisst“, dann ist am besten dran, wer wenig zu vergessen hat, weil er noch weniger weiß. Das mögen sich auch die Beamten im hessischen Kultusministerium gesagt haben, als sie das Fach „Glück“ auf den Lehrplan der Schulen setzten. Zwei Stunden wöchentlich wird es laut dpa unterrichtet. 

Was die 15- bis 17-jährigen Hauptschüler in dieser Zeit lernen sollen? Ganz einfach: nichts, jedenfalls nichts, das ihnen Kopfzerbrechen bereiten könnte. „Es geht“, sagt der Sprecher des Ministeriums, „darum, sich mit Stärken und Zielen zu beschäftigen, statt nur auf die Defizite zu schauen". Mit anderen Worten, niemand soll sich das Leben vermiesen, indem er paukt, was er noch nicht weiß. 

Denn wem erst einmal der Zweifel ausgetrieben wurde, auch und vor allem der Zweifel daran, noch nicht vollkommen zu sein, der ist von dem Druck erlöst, Neues zu bimsen, etwas zu üben, um es beherrschen zu können. Getrost kann er nach der eigenen Fasson selig werden. Er muss nur im Glücksunterricht aufpassen, um mitzubekommen, wie er sich vom Schulstress befreien kann: durch selbstbewusst vertretene Faulheit. 

Wie weit er es nachher in der „Wissensgesellschaft“ des 21. Jahrhunderts bringt, ist eine Frage. Die deutschen Bildungspolitiker scheint sie schon länger nicht mehr zu bewegen, nicht in der fröhlich taumelnden Konsumgesellschaft. Wieso auch? Steht doch bereits in der Bibel, Matthäus 5,3: „Selig sind, die da geistlich arm sind.“ Kein Grund also, sich länger um das Bildungsniveau der nächsten Generationen zu sorgen. Mögen sie anderswo, in Asien oder im Osten Europas, ihren Nachwuchs dem Leistungsdruck aussetzen; in Deutschland weht ein lauer Wind. 

Hier weiß man, worauf es ankommt, auf die schulische Ausbildung von Kindern, die als Erwachsene keine Fragen stellen. Davor bewahre sie die bildungspolitische Vorsehung im Allgemeinen und der Glücksunterricht im Besonderen. Wahrhaft glücklich ist am Ende doch nur, wer nichts weiß, was er wieder vergessen müsste. Deutschland im fortgeschrittenen Stadium organisierter Verblödung. 

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Dr. Joachim Lucas / 13.02.2020

Ja das sind ja paradiesische Urzustände von Fressen, Saufen, lustig sein, die da von beamteten, verkrachten Lehrtätern gefördert werden. Schon Anatole France schrieb ja Anfang des 20. Jhd: “Die Arbeit ist etwas Unnatürliches, die Faulheit allein ist göttlich”. Der kam natürlich aus einem gutbürgerlichen Haus, wie viele grüne Spinner heute. Ein weiterer Themenstern am Firmament deutscher Spinnereien.

Thomas Nagel / 13.02.2020

Die staatlich erzwungene (Schulpflicht) Infantilisierung schreitet voran. Zeugnisse mit Schulnoten werden sukzessive abgeschafft. Zum Jahresende werden die Noten aus einem großen Topf mit Glückskeksen gezogen. Mit etwas Glück wird man Klassenbester!

Reinhard Schilde / 13.02.2020

Passt doch wie die Faust aufs Auge zu Merkels „gigantischer Transformation“. Dummes Volk regiert sich halt leichter. War schon immer so. Früher war für die ganzen hirnlosen Idioten die Kirche zuständig und heute ist es der Staat. Schlaue Leute hinterfragen Entscheidungen dummer Politiker, das muss unbedingt verhindert werden.

Sabine Lotus / 13.02.2020

Die reine Verblödung greift meines Erachtens zu kurz. Tragisch bis katastrophal ist es, diese Verblödung im freien Fall mit einem Universtitätszertifikat zu behängen und dann in der Öffentlichkeit mit ‘Expertenstempel’ dummes Zeug verbreiten zu lassen. Dieses Vorgehen hat bereits die tatsächlichen Experten zur Ramschmarktware gemacht. In zwei bis drei Jahren ist die komplette Wissenschaft obsolet, wenn die nicht sofort die Reißleine ziehen. Aber das kann der neuen Herrenrasse ja nur recht sein.

Steffen Rascher / 13.02.2020

Nach dem Glück zu streben ist das Ziel des Lebens. Herr Rietzschel, ich weiß nicht wonach Sie so gestrebt sind, ich habe es jedenfalls versucht. Hans im Glück war mir da immer ein Vorbild – Pawel Kortschagin war es nie, denn der starb an seinem Eifer für eine „gute Sache“. Irgendwo dazwischen muss sie gelegen haben, die Leichtigkeit des Seins und ein paar mal im Leben hab ich diese Leichtigkeit auch besessen. Der Teufel weiß, wo und wann ich sie wieder verloren habe. Nun ist sie weg. Man kann das Finden üben und das sollte man auch tun.

Karsten Dörre / 13.02.2020

Die beschriebenen Hauptschüler sind in einer Berufsfachschule zur Berufsvorbereitung. Also um Jugendliche, die sehr schwer auf dem Azubi- und Arbeitsmarkt vermittelbar sind. In Fulda ist es eine Privatschule, die im Rahmen des regulären Fach “Ethik” “Glück” integriert hat. Unglücklicherweise wird das Ziel dieses Nicht-Regel-Unterrichtes mit “Glück” falsch beschrieben. Es geht grundsätzlich um Optimismus, individuelle Stärken und daraus resultierende Lebenskompetenz, um im weiteren Leben sich selbst positiv reflektieren zu können und die Tiefen des Lebens zu meistern. Ich finde es eine gute Idee.

Rolf Mainz / 13.02.2020

Bitte darauf achten, dass betreffende Lektionen nicht freitags stattfinden werden - wegen “FFF” sollte niemand sein “Glück” verpassen. Mir fehlen allerdings noch weitere wichtige Themeninhalte bzw. neue Fächer, z.B. “Gender-Gerechtigkeit” (Vorschlag: statt Mathematik), “Haltungskunde” (statt Geschichte), Arabisch (statt Englisch), ausserdem Islamwissenschaften (statt Sexualkunde).

Peter Bouha / 13.02.2020

Nur noch glücklich sein in Deutschland ….ein “SchlafAffenLand”....Hauptsache es arbeiten noch ein paar …..um das Alles zu bezahlen! Hier die Variante oder Steigerung…Glücklich ist - wer verfrisst - was nicht zu versaufen ist! Halleluja!

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