Ramin Peymani, Gastautor / 14.06.2021 / 12:00 / Foto: Imago / 57 / Seite ausdrucken

Corona-Theater aus Cornwall

Es reicht! Ich habe ehrlich keine Lust mehr, mich zum Narren halten zu lassen. Was die vermeintliche politische Elite da anlässlich des „G7“-Gipfels in England aufgeführt hat, spottet jeder Beschreibung. Sie halten uns tatsächlich für blöd, was man ihnen eigentlich nicht einmal übel nehmen kann, weil die meisten von uns offenbar wirklich nicht ganz bei Trost sind. Wie sonst ist es zu erklären, dass wir uns von einer politischen Kaste drangsalieren lassen, die uns alle möglichen Entbehrungen zumutet, aber nicht viel davon hält, sich den verordneten Beschränkungen und Pflichten selbst zu unterwerfen? Sie lachen uns ins Gesicht und führen ihr absurdes Theater immer schamloser auf.

Wer es bemerkt, wird hierzulande nach rechts abgedrängt. Damit ist er raus. Das verlogene Spiel ist allerdings nicht neu. In Deutschland hören wir seit Jahrzehnten, dass wir den Gürtel enger schnallen oder unser Verhalten ändern müssen. Es geht doch um die Zukunft. Andererseits sollen wir uns unsere Art zu leben nicht nehmen lassen, wenn die Herbeigerufenen uns diese mit Nachdruck austreiben wollen. Wir sollen sie weiter mit offenen Armen empfangen, gute Gastgeber sein, bunt und weltoffen.

Denen, die uns das verordnen, tut nichts davon weh. Sie wohnen abgeschirmt in feinen Regierungsvierteln, schicken ihre Kinder auf die „besseren Schulen“ und erfreuen sich an Diäten, deren Bezeichnung so verrückt ist, weil sie das Gegenteil dessen sind, was der Volksmund mit dem Begriff verbindet. Seit Corona lebt die politische Kaste dort, wo sie sich unbeobachtet wähnt, einmal mehr ihre eigenen Regeln. Wandlitz ist überall, seit die DDR aufgehört hat zu existieren. Anders als damals, ist Wandlitz aber kein geheimer Ort mehr, der nur Eingeweihten bekannt wäre.

Richtige und falsche Bilder

In Cornwall gaben sich drei Tage lang sieben der zehn führenden Industrienationen ein Stelldichein. Der Auflauf geriet nicht nur optisch zum perfekten Familienausflug. Bei schönem Wetter – durchaus keine Selbstverständlichkeit für die südenglische Küste – verlebten die mit ihrer jeweiligen besseren Hälfte angereisten Staats- und Regierungschefs ein launiges Wochenende. Man plauderte über alles Mögliche, zuweilen gar kontrovers.

Wir Bürger müssten derlei „Gipfel“ nicht weiter ernst nehmen, wäre da nicht das bittere Bewusstsein, dass diese immer wieder aufs Neue die Grundlage dafür schaffen, uns zu gängeln, zu enteignen und unfreier zu machen. Weil das so ist, darf die Europäische Union in der Runde nicht fehlen, die zwar kein eigener Staat ist, aber mit am Tisch sitzt, um sich einzuschalten, wenn sich die EU-Länder nicht einig sind. Die Gefahr ist allerdings deutlich geringer geworden, seit die Briten raus sind. Aus der EU verblieben sind beim „G7“-Treffen Deutschland, Italien und Frankreich. Und so ist das Drehbuch der Europäer auch nicht mehr besonders originell: Frankreich diktiert, Italien nickt, Deutschland zahlt. Und die Briten lachen.

Diesmal hatte der sogenannte Gipfel aber doch seine bemerkenswerten Szenen. Es war ein eigenwillig komisches Stück, das Gastgeber Boris Johnson da aufführen ließ. Durchchoreografiert bis ins Detail, ging es vor allem darum, die „richtigen“ Bilder in die Welt zu senden. Und die waren perfekt inszeniert (jedenfalls die offiziellen), von der Aufstellung der Staats- und Regierungschefs auf einem Podium, das an den Transporter im „Raumschiff Enterprise“ erinnerte, bis zum Auftritt der Königsfamilie, angeführt von der charmanten Kate und einer erfreulich erholt wirkenden Queen. Alles brav mit Maske, Abstand und ungelenkem Ellbogengruß.

Doch es waren nicht die Hochglanzbilder aus Cornwall, die sich vielen aufmerksamen Beobachtern ins Gedächtnis eingebrannt haben, sondern jene verschämten Schnappschüsse, die gar nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren. Bilder der Ausgelassenheit, des gegenseitigen Herzens und Umarmens, vom eng vertrauten Plausch und von geselligen Runden. Was all diese Bilder gemeinsam hatten? Die Protagonisten scherten sich einen Teufel um Abstandsregeln und Masken. Sie schüttelten Hände und legten freundschaftlich den Arm umeinander.

Ohne Maske und Mindestabstand

Alles war beinahe wie früher, völlig ungezwungen und unbefangen – doch mit einem Schönheitsfehler: Uns gestatten sie es nicht. Angeblich rafft es uns dahin, mindestens aber unsere arme 117-jährige Großmutter, wenn wir auch nur einen Augenblick lang vergessen, was man uns militärisch eingetrichtert hat, Panikwelle nach Panikwelle. Die, die uns das seit eineinhalb Jahren verordnen, wissen, wie lächerlich und sinnbefreit das Ganze ist. Jedenfalls heute und jedenfalls im Freien. Und deshalb interessiert es sie auch selbst nicht. Siehe Cornwall.

Blöd nur, dass sich kaum noch etwas verbergen lässt, weil immer irgendwo jemand da ist, der es hört, sieht oder gar fotografiert. Und dann gibt es da ja dieses dumme Internet, das zwar für die Kanzlerin bis vor kurzem noch Neuland war, aber eben alles rasend schnell überall hin transportiert. Da sind sie dann, die Bilder der Rasselbande am viel zu kleinen Holztisch, ohne Maske und Mindestabstand, fast zu eng aufeinander, um bequem sitzen zu können. Sie kommen aus dem Lachen nicht mehr raus, die an oder mit Corona Regierenden. Und sie lachen über uns. Weil wir so blöd sind, uns vorführen zu lassen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ramin Peymanis Liberaler Warte.

Foto: Imago

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Leserpost

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Rainer Mewes / 14.06.2021

Barnumsche Theorie - “Wenn man alle Menschen eine Zeitlang an der Nase herumgeführt hat,  reicht das”. Da dieses sogenannte Volk ja so blöd ist, derartige Dinge mit sich machen zu lassen, wären unsere “dem-Wohl-des-Volkes-dienenden” ja schön blöd, wenn sie nicht genau diesen Affenzauber veranstalten würden. Sie verarschen uns und der Großteil der aufgeklärten Menschenähnlichen klatscht Beifall und schreit nach mehr!

Gabriele Schäfer / 14.06.2021

Meine Wut ist unbeschreiblich. Da verkaufen die dem doofen Bürger irgendetwas von indischer Mu-Tante, die in England grassiert und lassen es sich selber gutgehen. Diese Fotos und Videos, angefangen von Merkels Begrüßung per Handschlag, dieses kindische Ellbogen-Kicken, das demonstrative Herumsitzen ( ohne Maske) am kleinen Holztisch, die Umarmung Bidens ( ?? hä?) durch Macron.  Die Vereinnahmung der Queen durch diese „ Kasperle-Truppe“ hat mich zutiefst beschämt. Das hat Queen Elizabeth nicht verdient. Diese Truppe, nebst „ vonderLaien Uschi“ ( die Ungewählte ) hat dort nichts verloren. Was unsere kommunistischen Machthaber ( Merkel mit Führungsoffizier??) von einer Monarchin halten, ist in den Geschichtsbüchern nachzulesen.Pfui Teufel, ich kann meine Verachtung über dieses Schauspiel kaum ausdrücken. Aber Frau Spahn überlegt jetzt, dem deutschen Steuerzahler die Maskenpflicht „ schrittweise“ zu lockern. Nachtrag: es muss mit der Mutante alles sehr „ gefährlich“ sein, ....sogar „ Baby-Boris“ wurde dort vorgeführt. Scheint also alles doch nur Fake zu sein. Deswegen haben die „ Herrschaften“ auch so herzlich und ausgelassen gefeiert.

Eberhard Firnhaber / 14.06.2021

Im Nachgang zu dem Cornwall-Theater läuft mir ein Vierzeiler über den Weg: “Die Queen zerlegt mit dem Schwert den Kuchen, Deutschland präsentiert die Klima- und Impfmoneten und kastriert sich zum finanziellen Eunuchen. Gezahlt wird für jede erdenkliche Wende, begeistert küsst G6 dem Weltenretter G1 nicht nur die Hände…

f. roheim / 14.06.2021

Das offizielle Bild hatte Symbolcharakter: ein Podest - auf Sand gebaut - und darauf die Größenwahnsinnigen 7. Boris and the Build Back Better Bullshit Team.

Rosemarie Könen / 14.06.2021

Dass sie über uns lachen, ist doch schon lange so. Sie testen und testen mit immer brutaleren und für unser, nicht ihr, Wohl sinnfreien Maßnahmen, wann wir alle endlich aufmucken. Und wieder und wieder stellen sie fest, dass die meisten brav kuschen, sogar gerne alles ertragen und die paar, die protestieren, von den Braven fertig gemacht werden. Sie können alles tun, ganz offen. Nichts passiert. Sie haben die Meinungsmacht im Rücken, also die Presse in der Tasche, und wer weiß, was sonst noch für böse Mächte, und die Untertanen sind gläubig, weil verblödet. Ich werde nie verstehen, warum man die offen gegen den Souverän Regierenden, ihm dabei höhnisch ins Gesicht lachend, nicht zu Millionen mit Mistgabeln (andere Waffen wurden uns ja verboten) aus ihren hochgesicherten Parlamenten und Regierungssitzen jagt. Dass man sie im Gegenteil, sofern man nicht an krasse Wahlfälschung glaubt, sogar wieder und wieder wählt. Nie hätte ich das zu Zeiten der Bonner Republik für möglich gehalten. Vielleicht war da die Demokratiesimulation wenigstens geschickter.

M. Blaesche / 14.06.2021

Falls ich in Zukunft ohne Maskierung “erwischt” werde, wird für mich genau dieses Argument wie im Artikel beschrieben zur Anwendung kommen. Was ich leibhaftig schon immer wieder beruflich bedingt bei Kommunalpolitikern an laxen AHA-Regelumsetzungen erlebe und was überhaupt nicht an die Öffentlichkeit gelangt, das hat beim gemütlichen G7-Plausch Gott sei Dank ein etwas breiteres verarschtes Publikum erreicht. Nicht, dass ich den Damen und Herren “Demokraten” das nicht gönnen würde. Aber dann sollen die uns doch auch gefälligst mit ihren Vorschriften in Ruhe lassen!

Stefan Reinbott / 14.06.2021

Boris war genesen, der Hosenanzug geimpft und Macron geohrfeigt. Da braucht man keine Regeln.

B. Dietrich / 14.06.2021

Na, da wird das böse Erwachen aber groß sein, wenn 14 Tage nach dieser Demo die Infiziertenzahlen nach oben schießen, der Inzidenzwert Cornwalls auf 2000 steigt und in den Folgewochen die gesamte Führungskamarilla der westlichen Welt schmachvoll intubiert die Intensivstationen der Heimatländer verstopft. Warum sollte das hier auch anders sein als auf sämtlichen bisherigen Demos?

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