Bundespräsident in Yad Vashem: Publicity statt Schweigen

Denn auch wenn er nichts sagt, verraten seine Gesten viel. Bei der offiziellen Feier am vorigen Freitag hält er sich im Hintergrund. Interviews lehnt er strikt ab: "Dies ist ein Ort des Schreckens, des Erinnerns und der Trauer – nicht der Publicity”, sagt der Bundespräsident auf der Gedenkfeier zur Befreiung Auschwitz. 

Der Bundespräsident hieß Roman Herzog, und die Feier fand 1995 in Auschwitz statt. Gestern sprach in Yad Vaschem der deutsche Bundespräsident Steinmeier als mein Staatsoberhaupt, und ich schäme mich dafür, dass er nicht schweigt. 

Ausgerechnet Steinmeier, einer der Väter des “Iran-Atomabkommen”, das dazu führte dass die Sanktionen gegen das Terror-Regime von Teheran aufgehoben wurden und sich die Al-Quds-Brigaden leisten konnten, ihre Aktionen gemeinsam mit anderen schiitischen Terroristen und ihren Waffenbrüdern der Hamas und der Hisbollah voranzutreiben. Die Al-Quds-Brigaden flogen bequem mit den dank der aufgehobenen Sanktionen in Stand gehaltenen Jets der Al-Quds-eigenen “Mahan Air” ins syrische Kampfgebiet in die Nähe der israelischen Grenze. Quds heißt übrigens Jerusalem, und die Einheit ist keine staatliche Armee, sondern eine private Miliz entsprechend der SA oder der SS, ausschließlich aufgestellt, um völkerrechtswidrig außerhalb des eigenen Gebietes zu operieren, während die Revolutionsgarden die Revolution mit Gewehren und Enduros blutig vor dem eigenen Volk schützen. Ein Terrorist lenkt auf dem Motorrad und der andere schießt vom Rücksitz in die Menge. 

Diesem Regime hat unser Herr Bundespräsident auch gerne zum vierzigjährigen Jubiläum der Ermächtigung gratuliert. Aus seinem Trip nach Israel macht der Bundespräsident auch genau das, was Herzog ausschloss und so geschmacklos ist. Publicity. 

Schon vorher meldeten die Radio-Nachrichten stündlich den Abflug des Präsidenten-Airbus, der ausreichend viele Plätze für die Pressemeute bietet, damit die frohe Kunde vom geläuterten Ministerialbeamten, der es bis zum Präsidenten geschafft hat, in möglichst jedes heimische Wohnzimmer getragen wird. Das steigert die Publicitiy. Und so gab es natürlich auch ein Treffen mit Auschwitz-Überlebenden unter grellem Scheinwerferlicht. Pietät geht anders. 

Die Vorbereitung auf die Rede zelebrierte Bild mit einem zerfurchten, nachdenklichen Steinmeier im offenen, gut gebügelten weißen Hemd. So gut ausgeleuchtet, dass man sich wünschte, ihm wäre noch ein Licht aufgegangen. Und dann die Rede. Fünf Euro in das Phrasenschwein. Bei Rückkehr bitte in die Kaffeekasse der Redenschreiber des Präsidialamts zu entrichten. Vielleicht wacht da ja mal jemand auf. 

Ich schäme mich für diesen Präsidenten. Wenigestens habe ich ihn nicht gewählt. 

Wäre nur Roman Herzog seligen Angedenkens dort gewesen. Er hätte wohl in Würde geschwiegen. 

 

Aktueller Nachtrag vom 24.01.2020:

Kaum zu fassen ist, was die Tagesschau gestern dann aus dem Auftritt des Bundespräsidenten machte. Sabine Müller kommentierte den Besuch unter dem Titel  „Leider eine vertane Chance". Ihr Kommentar wird von Tagesschau.de folgendermaßen eingeleitet:

„An Bundespräsident Steinmeier lag es nicht: Der Gedenktag in Yad Vashem wurde von den egoistischen Auftritten Israels und Russlands überschattet. Eine vertane Chance im Kampf gegen Antisemitismus."

Im Kommentar selbst heißt es dann unter anderem:

„Dieser Tag in Jerusalem sollte ein Tag des würdigen Gedenkens sein und ein eindrucksvolles Signal für den gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus. Wie traurig, dass das nicht überzeugend geklappt hat. Ja, vieles war würdig und überzeugend, und dazu hat der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beigetragen....

...Unwürdig war dagegen, wie Israel und Russland diesen Gedenktag teilweise kaperten."

Nachtrag II:

Auf vielfache Anfrage veröffentlichen wir hier die englische Übersetzung dieses Textes zum Besuch von Bundespräsident Steinmeier. Zum Teilen im englischsprachigen Raum, damit die Menschen wissen, dass nicht alle in Deutschland so eitel und verbohrt sind, wie es gerade vorgeführt wurde. 

Danke an Jesko Matthes für die Übersetzung. 

Foto: en.kremlin.ru

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Leserpost

netiquette:

Rachel Rubinstein / 24.01.2020

Sehr geehrter Herr Mark Sebastian: bei welt online islamkritische oder gar pro-israelische Kommentare zu schreiben ist Zeitverschwendung. Wird zu fast 100% zensiert. Ich habe mein Konto dort mittlerweile gelöscht (mit gepfefferter E-Mail), boykottiere die Seite und bitte alle Achse-Leser, es mir gleich zu tun. Nur durch Austrocknen der Gelder (aus der Werbung, die bei jedem click mit geladen wird) können wir ein Umdenken erreichen.  Dass es Leute gibt, die für ihre eigene Zensur auch noch zahlen, hält man nicht für möglich, aber das “Plus” Angebot wird wohl noch von einigen genutzt (habe ich zum Glück nie gekauft).

Bremm Jürgen / 24.01.2020

Das Problem ist, dass Israel diese Figur überhaupt eingeladen haben.  Dass FWS immer wieder gern mit den Mullahs in Teheran fraternisiert, ist doch bekannt. Es fragt sich daher, ob bei den Israelis auch schon das neue Corona-Virus ausgebrochen ist?

Heinrich Hein / 24.01.2020

Würde der Bundespräsident durch das Volk gewählt und nicht mittels schmieriger Klüngeleien der Parteien untereinander bestimmt, hätte eine Person wie Herr Wulff und Herr Steinmeier nicht den Hauch einer Chance gehabt.

Ludwig Pauls / 24.01.2020

Anstelle von Frank Walter Steinmeier hätte besser Präsident Trump in Yad Vashem reden sollen: Für den bzw. dessen Reden muss man sich wenigstens nicht in Grund und Boden schämen ....

Uta Buhr / 24.01.2020

Die Verlogenheit hat einen Namen: Steinmeier.

Donald Adolf Murmelstein von der Böse / 24.01.2020

Ich weiß nicht warum Steinmeier das tut. An seiner Stelle hätte ich die Gelegenheit dazu genutzt, das Amt des Bundespräsident niederzulegen. Vielleicht noch schreien und weinen. Ich kenne jemand für den man YAD VASHEM für ein paar Stunden schloß, damit er dort alleine sein konnte. Dieser jemand ist nicht berühmt oder für die Öffentlichkeit von Bedeutung. Zirka 75% seiner Vorfahren wurde in Auschwitz umgebracht. Sein Großvater überlebte Theresienstadt. Dieser Mensch lebt heute in Berlin und wird oder wurde seit einigen Jahren bedroht, weil er Jude ist.  Ich empfehle Gadamer “Hermeneutik” zu lesen… vielleicht hilft das weiter.

Horst Mertesheimer / 24.01.2020

Ganz abgesehen davon, dass ich es unwürdig finde, hier das Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz für Stimmungsmache gegen den Bundespräsidenten zu nutzen (völlig unabhängig davon, wie man persönlich zu Herrn Steinmeier stehen mag), möchte ich bescheiden darauf hinweisen, dass Herr Steinmeier von seinem israelischen Amtskollegen eingeladen worden ist, diese Rede zu halten. Dass er dieser Einladung nachgekommen ist, hat nichts mit Publicity oder dergleichen zu tun !

Karla Kuhn / 24.01.2020

Horst Jungsbluth, DANKE für diese Erinnerung. Ich hatte das schon vergessen, damals hatte ich noch gelegentlich den Spiegel angefaßt und konnte nur mit kotzen auf Ströbeles Worte reagieren. Daß damals Ströbele nicht verhaftet und abgeurteilt wurde, kann ich bis heute nicht fassen !!  Sandra Müller, ich schließe mich Ihren Worten voll an und bin der Netiquette dankbar, daß ich meine Gedanken gar nicht schreiben darf.  Gegen HAß und HETZE vorzugehen, scheint in den Augen der meisten der POLITTYPEN VORRANG zu haben.  Andreas Rochow, Ich unterschreibe hiermit Ihren Kommentar, Gruß Karla Kuhn. Ich vermute, wer sich noch einigermaßen an Moral und Ethik orientiert, den muß es doch die Sprache verschlagen. Mir persönlich will es nicht in den Kopf, daß so etwas, wie viele andere Dinge in einem Land wie der BRD überhaupt möglich sein kann !!  Es wird auf Teufel komm raus über Trump gehetzt, ein Mann, der sein eigenes Volk schützt und seine Wirtschaft voranbringt und in Deutschland wird die AfD verteufelt, daß es eine Schande vor dem Herrn ist !! Apropos BP,  also ich bin für die ABSCHAFFUNG dieses Amtes. Dafür haben wir einen Außenminister (hoffentlich bald einen neuen) und - LEIDER- noch eine Kanzlerin. Mit anderen Worten, diese Repräsentationsaufgaben können ebenso gut ein GUTER AM und ein GUTER Kanzler übernehmen ! Hätte noch den Vorteil, daß für dem Steuerzahler keine extra Kosten mehr anfallen.

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