Achgut.tv / 24.08.2020 / 06:00 / 91 / Seite ausdrucken

Broders Spiegel: Attentäter im “religiösen Wahn”?

Wir hatten in der letzten Woche einen islamistischen Anschlag und haben es kaum bemerkt. Als Thema war er schnell wieder aus den Medien verschwunden. Lag es daran, dass es keine Toten zu beklagen gab, sondern "nur" Schwerverletzte? Oder lag es daran, dass schon kurz nach der Feststellung eines islamistischen Hintergrunds plötzlich nur noch von psychischen Störungen und später von "religiösem Wahn" die Rede war, obwohl jeder wusste, dass hier kein Christ, Hindu, Buddhist oder Jude für seinen Gott und dessen Propheten töten wollte?

Henryk M. Broders aktuelles Buch „Wer, wenn nicht ich“ befasst sich mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden. Die dritte Auflage ist ab sofort lieferbar.

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Josef Gärtner / 24.08.2020

Nun, sehr geehrter Herr Broder, es scheint mir, dass die deutsche Justiz schon seit längerem stark durch den Ansatz geprägt ist: Wer schlimme kriminelle Taten vollbringt, ist irgendwie “geistig gestört” bzw. “nicht normal”.  Und wer das nun mal ist, der ist prinzipiell nicht (voll) schuldfähig.  Aber die jetzt von Ihnen zu recht thematisierte Bewertung und das gefühlte “unter den Tisch kehren” dieser Tat von Berlin, nach dem Motto “war nicht so schlimm/nicht wirklich Terrorismus, der Täter erlag nur religiösem Wahn”, - das ist bemerkenswert. Sollte sich dies auch noch in der Aburteilung des Täters widerspiegeln, und er aufgrund konstatiertem “religiösem Wahn” als nur “bedingt schuldfähig” eingestuft werden,  dann haben wir eine neue Stufe erreicht. Und es stellen sich dabei sofort die Fragen: Gibt es eine klar bestimmbare Grenze zwischen “Strenggläubigkeit” und “religiösem Wahn bzw. religiösem Fanatismus”?  Was rechtfertigt davon “Mildernde Umstände” wegen Schuldunfähigkeit des Täters?  Dies konsequent weiter getrieben:  Sind vielleicht sogar alle streng religiösen Menschen als “psychisch gestört” einzustufen? (Nein, jetzt keine weiteren Worte über Sinn und Unsinn religiöser Vorstellungen aus logischer Sicht). Nun, wie sieht das z.B. bei einem moslemischen Vater aus, der seine Tochter hier in Deutschland “von wegen der Ehre” absticht, nur weil sie zu sehr westlichen Werten erlag? Ist der nur stark religiös und nutzt sein Recht auf freie Religionsausübung, sagen wir mal etwas “weitgesteckter”?  Oder ist es bei ihm schon dieser religiöse Wahn, die ihn zu dieser Untat getrieben hat? Ist er dann damit schon ein sogenannter “Islamist”? Oder nur ein gläubiger Moslem der den Koran befolgt? Wohlbemerkt: Diese Thematik stellt sich bei JEDER Religion (und gerade die Christen haben sich ja da über die Jahrhunderte sehr “profiliert”).  Kann man Greueltaten und massiven Rassismus mit religiösen Vorstellungen rechtfertigen und damit entschuldigen?  Nein, - kann man nicht!

Ilona Grimm / 24.08.2020

Aber ganz sicher hat Olaf Scholz den Verletzten und ihren Angehörigen sein Mitgefühl gezwitschert. So wie er es am 19. August 2020 um 09.39 h getan hat: „In Gedanken bei Fatih Saracoglu, Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtovic, Kaloyan Velkov, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Paun. Wurden vor 6 Monaten in #Hanau ermordet. Sie gehörten zu uns, wir werden sie nie vergessen. Den Angehörigen viel Kraft“.——Ausgelassen hat er dabei das deutsche Opfer, nämlich die Mutter des mutmaßlichen Attentäters. (Fundstück bei Klonovsky)—- Aber, nein, in Berlin waren es nur deutsche Opfer, überflüssige Motorradfahrer und außerdem leben sie ja noch. Das braucht’s kein Mitgefühl; die lassen sich nicht politisch ausschlachten. Mir ist übel. Übelistisch ©Archi W. Bechlenberg.

Heiko Loeber / 24.08.2020

Und überhaupt, Herr Broder, wer “Stadtautobahn” sagt, begibt sich auf ganz dünnes Eis! - Haben Sie denn aus der deutschen Fernsehgeschichte überhaupt nichts gelernt?

S. Bahr / 24.08.2020

Immerhin kam es sogleich in der Tagesschau. Was jedoch fatal ist, dass von einer möglichen Schuldunfähigkeit des Täters gesprochen wird. Das würde ja bedeuten, dass jede Tat aus religiösen, politischen oder anderweitigen fundamentalistischen Gründen von Schuld automatisch befreit ist. Krass!

Ulrich Jäger / 24.08.2020

Der Thüringer Innenminister Maier, seines Zeichens aktuell Vorsitzender der deutschen Innenministerkonferenz, hat sich auch dazu zu Wort gemeldet. Und er muss es wissen, so als Fachmann in diesen Dingen. Er warnt vor religiösen Fanatikern bzw. vor “der Gefahr des religiös motivierten Terrors”.  Jeder hier kennt doch die Bilder fanatisierter buddhistischer Mönche oder Vertreter der örtlichen Bibelkreise, die durch ihre Aktionen die Bürger deutscher Städte in regelmäßigen Abständen in Angst und Schrecken versetzen. Also, Herr Broder, gehen Sie mit Herrn Maier d’accord und Sie dürfen dann auch im “Vorwärts” oder dem “Neuen Deutschland” Artikel plazieren. Viele Ihrer Kollegen machen das schließlich auch und fühlen sich wohl dabei (sollte man jedenfalls annehmen).

Petra Wilhelmi / 24.08.2020

Es war kein islamistischer Anschlag. Es war Terror gegen Ungläubige, welcher konform mit dem Koran geht, der ausdrücklich Mord an Ungläubigen billigt. Islamistisch gibt es nicht. Es ist eine Erfindung des Westens, weil er sich beim Mullah-Regime und jeden anderen muslimischen Staat einschleimen will. Punkt.

Gisela Zabka / 24.08.2020

@Adelheid Stecker: „Die bluttriefende Bibel ist die Grundlage beider Religionen ..., wieso seid Ihr zivilisierter?“ – Ganz einfach: Weil wir die Bibel historisiert haben und nicht zur Grundlage unserer Gesetzgebung und unseres täglichen Handelns machen, während der Koran das für alle Zeiten im Himmel hinterlegte unveränderbare Wort Gottes ist. Danke @Ilona Grimm für die Klarstellung.

Heiko Loeber / 24.08.2020

Hatten wir jemals einen Anschlag eines “psychisch gestörten Einzeltäters” mit “nazistischem” Hintergrund? Nein, unsere regierungsgeschmeidigen Qualitätsmedien assozieren, was das Zeug hält, bei Anschlägen “von rechts” (die ich keinesfalls kleinreden möchte), aber dissoziieren, als wären sie in Trance, wenn es um Anschläge geht, die “von links” oder von Seiten der Religion des ewigen Friedens begangen wurden. Im letzteren Fall wird sonderbarerweise keinen Zentimeter weiter gedacht als bis zur Nasenspitze des Täters. - Empfehlenswert in diesem Zusammenhang auch der letzte Autorenbeitrag von Anabel Schunke.

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