Broder zwingt Baden-Württemberg zur Antisemitismus-Bekämpfung

Henryk M. Broder verklagt Baden-Württemberg und zwingt das Bundesland zur Antisemitismusbekämpfung. Das Land hat sich verpflichtet, eine Spende von 5.000 Euro an den Verein Keren Hayesod Deutschland Vereinigte Israel Aktion zu zahlen.

Im August 2022 war nicht nur Achgut.com, sondern auch vielen anderen Medien, u.a. der Welt und der Zeit, zu entnehmen, dass die Landesvertretung Baden-Württembergs in Berlin gegenüber dem Verfasser dieses Beitrages und Henryk M. Broder Unterlassungserklärungen abgegeben hat. Auf Twitter hat das Bundesland behauptet, Broder und ich würden eine „starke Nähe zur AfD“ aufweisen, eine dort geplante Veranstaltung mit dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz (zu dessen Absage vergl. hierhierhierhierhier und hier), dem US-Senator Lindsey Graham und uns sei wegen Teilnahme von Broder und mir geeignet, das „Ansehen der Landesvertretung“ zu beschädigen. Das war selbst für das Land Baden-Württemberg so persönlichkeitsrechtsverletzend und verfassungswidrig, dass man ohne jede Gegenwehr eine Unterlassungserklärung abgab.

Das Bundesland Baden-Württemberg unterwarf sich nicht nur strafbewehrt, es zahlte auch mehrere tausend Euro an Abmahnkosten. Dankeschön! Oder auch nicht, denn letztlich zahlt der Steuerzahler die Zeche für diese Fehlleistungen.

Wegen dieser schwerwiegenden Persönlichkeitsrechtsverletzungen klagte Broder vor dem Landgericht Köln auf Geldentschädigung gegen Baden-Württemberg. Der Fall wurde dort im Frühjahr 2023 verhandelt, die Klage wurde abgewiesen. Die Urteilsgründe hielt ich nicht nur für falsch, sie haben mich in hohem Maße enttäuscht und verärgert. Wir haben Rechtsmittel eingelegt.

„Schuldhafte Pflichtverletzung“

Ende 2023 fand die Berufungsverhandlung statt, die beinahe gescheitert wäre, weil die Bahn meine Zugverbindung Hamburg-Köln erst am frühen Morgen des Verhandlungstages strich, sodass die Verhandlung nur durch das professionelle und schnelle Agieren des Pressesenats durch Videozuschaltung gerettet werden konnte.

Die Vorsitzende Richterin Richter (kein Schreibfehler) macht in einer juristisch herausragend-luziden Exegese der Rechtsfragen die Position des Senates klar. Wesentlich für Broder und mich waren die eindeutigen Feststellungen des Senats, dass seitens des Bundeslandes eine „schuldhafte Pflichtverletzung“ vorgelegen habe, die zu einer „Persönlichkeitsrechtsverletzung [Broders] von erheblichem Gewicht“ geführt habe.

Schließlich wurde ein Vergleich geschlossen. Auf Anregung von Baden-Württemberg bin ich dem Rechtsstreit beigetreten, um meine ebenfalls geltend gemachten Geldentschädigungsansprüche mitzuerledigen. Das Land Baden-Württemberg, das ganz gewiss die Feststellungen des Senats nicht auch noch in einem Urteil lesen wollte, hat sich verpflichtet, eine Spende von 5.000 Euro an den „Verein Keren Hayesod Deutschland Vereinigte Israel Aktion" zu zahlen. Wir haben insbesondere auf diesem Empfänger bestanden und hätten den Vergleich auch scheitern lassen, wenn die Zahlung nicht dorthin gelangt wäre. Anfang der Woche hat das Bundesland das Geld überwiesen. Der Betrag komme dort der Aktion der jüdischen Aktivistin Malca Goldstein-Wolf zugunsten verletzter oder der Familien getöteter israelischer Soldaten zugute.

Wenn man die israelischen Soldaten, die im Gaza-Streifen auch den Antisemitismus bekämpfen, so unterstützt, hat man vermutlich mehr für die Bekämpfung des Antisemitismus getan als der umstrittene Beauftragte des Bundeslandes. Den darf man jetzt übrigens mit gerichtlicher Billigung „Sugar-Daddy“ nennen, aber das ist eine andere Geschichte…

„Meinungsfreiheit im Netz“ hat das Verfahren unterstützt.

Foto: Imago/Montage Achgut.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Thomas Kurt / 07.03.2024

Sehr gut! Gratulation! Noch hat das Regime nicht 100 % in seiner Hand!

Thomin Weller / 07.03.2024

Verstehe ich das richtig das sich das Land BW weigerte die Spende zu überweisen so das es zu der Verzögerung kam? Eine ehrbare Spende in die richtige Richtung.  Baden-Württemberg, eine Mafia Hochburg (TAZ “Zur Geldwäsche nach Stuttgart”) und ihr Religionsbeauftragter Michael Blume. Dieser tummelt sich in seinem Blog scilogs spektrum “Natur des Glaubens. Evolutionsgeschichte der Religion(en)” herum. Was der da schriftlich Abseihert und für Dialoge führt, schleimt aus dem Monitor unten heraus. „Sugar-Daddy“ würde zu seinem Gotteskomplex passen. //Bezeichnung für die unerschütterliche Selbstwahrnehmung eines Menschen, der glaubt, aufgrund von persönlichen Fähigkeiten, Privilegien oder seiner Unfehlbarkeit gottgleich zu sein oder gottgleich zu handeln. //

Constanze Schwede / 07.03.2024

Lieber Herr Steinhöfel, lieber Herr Broder - DANKE!

Franz Klar / 07.03.2024

“Wenn man die israelischen Soldaten, die im Gaza-Streifen auch den Antisemitismus bekämpfen so unterstützt”, sollte auch ein “Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland” oberer Kategorie in greifbarer Nähe liegen ! Shalom und Masel tov .

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Joachim Nikolaus Steinhöfel / 12.03.2024 / 16:00 / 16

Eberhard Wein fragt – Broder und Steinhöfel antworten

Eberhard Wein ist als Journalist bei der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten tätig. Hier ein kleiner Schriftwechsel mit ihm, der es wert ist, festgehalten…/ mehr

Joachim Nikolaus Steinhöfel / 05.02.2024 / 06:00 / 82

Broder siegt über Faeser

Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg attestiert Verfassungsministerin Faeser einen Grundrechtseingriff zu Lasten von Henryk M. Broder. Das Innenministerium wurde mit gerichtlicher Hilfe gezwungen, diesen Rechtsbruch und die…/ mehr

Joachim Nikolaus Steinhöfel / 14.11.2023 / 12:07 / 55

Abmahnungen – Die dubiose Geschäftemacherei der Abgeordneten Strack-Zimmermann 

Es ist ohne Weiteres vorstellbar, dass Frau Strack-Zimmermann auf ihrem Abmahn-Feldzug, den sie auch über die deutschen Grenzen hinaus betreibt, mehr Geld einkassiert, als sie…/ mehr

Joachim Nikolaus Steinhöfel / 08.11.2023 / 13:00 / 15

Urteil rechtskräftig: Die Achse des Guten obsiegt gegen X (Twitter)

Das siegreiche Urteil, dass Achgut vor dem LG Karlsruhe gegen X (Twitter) erstritt, ist rechtskräftig. Eine Berufung wurde nicht eingelegt. Damit wurde gleichzeitig eine niederträchtige…/ mehr

Joachim Nikolaus Steinhöfel / 08.09.2023 / 16:33 / 43

Böhmermann, Schönbohm: Programm-Beschwerde an den ZDF-Fernsehrat 

Eine den ehemaligen Leiter des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik Arne Schönbohm desavouierende Böhmermann-Sendung ist immer noch beim ZDF aufrufbar, Persönlichkeitsrechtsverletzungen inklusive. Heute habe…/ mehr

Joachim Nikolaus Steinhöfel / 15.08.2023 / 13:00 / 14

Twitter, YouTube und „Die Achse des Guten“ vor Gericht

Der juristische Kampf gegen Löschungen auf Plattformen wie YouTube und Twitter ist oft langwierig, aber im Ergebnis auch immer erhellend. Hier ein Update zu den…/ mehr

Joachim Nikolaus Steinhöfel / 08.05.2023 / 12:00 / 44

Deutschlandfunk jetzt recherchebefreite Zone

Beim Deutschlandfunk wird ungeprüft als bare Münze dargestellt und berichtet und nachgeplappert, was irgendjemand irgendwo behauptet hat. Journalistische Standards: Null, nada, zero. Das gibt’s von dort…/ mehr

Joachim Nikolaus Steinhöfel / 14.04.2023 / 11:00 / 55

Döpfner

Springer-Chef Mathias Döpfner wird wegen interner Mails angegriffen. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind ganz vorne dabei. Hier soll ein weltanschaulicher Gegner erledigt werden. Dumm, dass Döpfner…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com