Peter Grimm / 22.12.2021 / 14:00 / Foto: Andy Ridder / 207 / Seite ausdrucken

Beugehaft zur Impf-Erzwingung?

Boris Palmer zeigt vormundschaftliche Züge, die ihn für verantwortliche Ämter disqualifizieren. Er kann sich nicht nur eine Beugehaft für Ungeimpfte vorstellen.

Boris Palmer zeigt vormundschaftliche Züge, die ihn für verantwortliche Ämter disqualifizieren. Ausgerechnet einer, der vielen als eher liberaler Hoffnungsträger galt, träumt von der Inhaftierung Impfunwilliger. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer fällt nach zwei Corona-Jahren immer stärker mit Erzwingungs- und Nötigungsphantasien auf.

„Für Leute wie Sie muss die Impfpflicht her. Gerne bis zur Beugehaft.“ Viele hätten dem Urheber dieses Satzes solche Gedanken nicht zugetraut. Boris Palmer hatte zwar den Ruf, mit zugespitzten Äußerungen aufzufallen, doch das stärkte bislang bei seinen Anhängern eher den Ruf, er sei ein Unangepasster, der ganz unideologisch lieber gesundem Menschenverstand als irgendeiner Parteilinie folgt. Er wusste nicht nur seine Tübinger Wähler hinter sich, sondern hatte eine deutschlandweite Anhängerschaft. Ob das so bleibt, ist ungewiss, denn viele seiner Anhänger nahmen bislang an, dass der Herr Oberbürgermeister in den Bürgern keine Untertanen sieht, die den Anweisungen der Obrigkeit widerspruchslos zu folgen haben.

Doch genau solche Züge zeigt Boris Palmer aktuell, wie welt.de am Mittwoch berichtete.

Schon vor dem oben zitierten Satz hatte Palmer in der „Stuttgarter“ Zeitung“ für eine zeitnahe und unbedingte Impfpflicht plädiert. Die könne man auch mit drastischen Sanktionen durchsetzen: „Wer bis 15. Januar keine Erstimpfung vorweisen kann, erhält kein Geld mehr bis zur Vorlage der Impfbescheinigung.“ Wer diesen Nachweis gegenüber dem Arbeitgeber oder der Rentenkassse nicht erbringe, solle weder Lohn noch Rente oder Pension bekommen.

Genug an schlimmem Gedankengut

Als der am Montag gegenüber Bild für eine „sofortige Impfpflicht“ plädierte, habe er dafür viele Kommentare bekommen. Eine Stimme: „Leider haben auch Sie eine totalitäre Gesinnung.“ Die Antwort Palmers, die die Betroffene zusammen mit ihrem Post auf ihrem Instagram-Account veröffentlich haben, sei drastisch ausgefallen. Palmer habe geschrieben: „Sie sind schlicht komplett ignorant. Für Leute wie Sie muss die Impfpflicht her. Gerne bis zur Beugehaft.“

Auf Anfrage von Bild, ob es richtig sei, mit Beugehaft zu drohen, um Menschen im Social-Media-Debatten zu überzeugen, hätte er geantwortet, dass er lediglich „auf einen der hunderten Kommentare reagiert“ habe, in denen er wahlweise „als grüner Nazi, Faschist oder neuer Mengele diffamiert wurde.“

Vielleicht hat ihn ein dummer Nazi-Vergleich zu viel provoziert. Vielleicht kam die „Beugehaft“ im Affekt. Also sehen wir mal gnädig über die „Beugehaft“-Drohung hinweg: Allein die Idee, Menschen das ihnen zustehende Einkommen zu verweigern, wenn sie eine staatliche Impfanweisung nicht befolgen, reicht an schlimmem Gedankengut völlig, um sich diesen Mann nicht mehr in verantwortlichen Positionen zu wünschen. Schade!

Foto: Andy Ridder

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Leserpost

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Joachim Krone / 22.12.2021

Der Mann ist doch selber in Beugehaft: seine Partei will ihn ausschliessen, da versucht er, seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen und einen ordentlichen sozialistischen Lebenslauf hinzubiegen - wie in der Stalinschen Terrorzeit.

G. Jakobs / 22.12.2021

Immer mehr in normalen Zeiten sogar sympathische Zeitgenossen können wohl die im inneren schlummernden despotischen Züge nicht mehr zurückhalten und verschleiern. Jetzt können sie ungestraft ihre hässliche Fratze nach außen kehren, und es werden immer mehr…

S. Andersson / 22.12.2021

Das er diffamiert wurde kann ich so nicht sehen. Er ist momentan Täter und will Zwang aus üben ..... Politiker sollten solche Sachen weder denken noch sagen. Das disqualifiziert ihn für verantwortliche Ämter

Günter Drechsler / 22.12.2021

Vielleicht greift das Virus ja das Gehirn an, wenn das so ist bitte Nachsicht üben.

Rainer Niersberger / 22.12.2021

Ich bin bei derartigen Typen alles andere als gnaedig. Da denke ich an Methoden, die dem Subjekt, jede andere Bezeichnung waere deutlich zu positiv, alles andere als Freude bereiten wuerde. Ganz allgemein, ich wiederhole es hier gerne, ist der vornehm zurückhaltende Umgang mit Totalitaeren ein Problem dieser Gesellschaft. Man wehrt nicht den Anfaengen, im Kleinen wie im Grossen oder man macht hierzulande immer wieder den gleichen Fehler und wundert sich dann, wie es wieder einmal soweit kommen konnte.  Der Typ verraet eine Gesinnung, die sehr gut in sehr finstere Zeiten dieses Landes gepasst haette und wie immer braucht es “nur” einen Anlass sowie das Gefuehl, damit bei der Masse gut anzukommen und “die Hosen fallen”.  Man kann nur hoffen, dass, wenn schon die Notwehr nicht mehr funktioniert, zumindest keine Positionen winken, in denen derartige Exemplare keine Macht ausüben koennen. Dann Gnade uns gut. Im uebrigen kann man wieder einmal und wenig ueberraschend die psychoideologische Naehe von Gruen oder Linksgruen zu den braunen Vorgängern feststellen.

Sabine Lotus / 22.12.2021

Facepalmer! (geklaut von einem Welt-Troll aber der war so gut, darüber dürfen wir auch mal lachen)

Stefan Riedel / 22.12.2021

Ich schlage Sicherungsverwahrung für Herrn Palmer vor. Ein Mann, der solche Ansichten im Jahr 2021 in D äußert, ist gemeingefährlich.

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