Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts: P. A.

Peter Altmaier, Wirtschaftsminister in Merkels Kuriositäten-Kabinett, trat am 1.9. vor die gesammelte Hauptstadtpresse und überraschte die Journalistinnen und Journalisten mit der Behauptung, die konjunkturelle Talsohle sei durchschritten, es gehe mit der Wirtschaft wieder aufwärts, "schneller und dynamischer, als wir es gedacht hatten". Das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr werde, statt wie erwartet um 6,3%, nur um 5,8% sinken. Und: Anfang 2022 könne man wieder auf Vor-Corona-Niveau sein, so der Minister. Ein zweiter Lockdown sei nicht nötig, davon sei er "überzeugt".

Als Beweis präsentierte Altmaier nicht etwa einen Satz Tarot-Karten, sondern eine Tabelle mit einem großen V, V wie Victory. So schnell, wie es mit der Konjunktur abwärts gegangen sei, so rasch würde es wieder aufwärts gehen.

Sechs Wochen später – die Konjunktur hatte sich an seine Ansage nicht gehalten, Kollege Scholz musste neue Rettungspakete schnüren – machte Altmaier wieder den Kasper. Angesichts der Lage an den Schulen, für die er sich offenbar ebenso zuständig fühlte wie für die Volkswirtschaft, stellte er fest, es sei "in Klassenräumen oft schwer, den ausreichenden Abstand einzuhalten" und meinte, er "würde es begrüßen, wenn der Unterricht deshalb auch zum Beispiel in Gemeindezentren, Kulturhäusern oder in den ungenutzten Räumen von Gaststätten und Hotels stattfinden würde".

Eine ebenso geniale wie bahnbrechende Idee, mit der er den Hoteliers und Gaststättenbetreibern bedeuten wollte, dass sie nicht mit einer baldigen Wiedereröffnung ihrer Betriebe rechnen sollten. Für die verbleibenden zwei Wochen bis zum Ende des Lockdown, der hart aber kurz sein sollte, würde sich eine solche Aktion nicht lohnen. Die Idee, die Klassenstärken zu halbieren, sollte ja vor allem dazu dienen, in den Klassenräumen den ausreichenden Abstand einzuhalten. Aber dazu bräuchte man nicht nur mehr Räume, sondern auch mehr Lehrer! Etwa doppelt so viele wie in Corona-freien Zeiten. Ein Gedanke, der Altmaier ebenso fern lag wie ein Aufnahmeantrag bei den Weight Watchers. 

Macht nichts, man wird ja noch träumen dürfen. Und die Journos, die jeden Unsinn eines Ministers oder einer Ministerin so verbreiten, als wären es Goethes letzte Worte, fragten nicht mal nach, woher er diese Surplus-Lehrer nehmen will. Dabei wissen wir schon lange, dass Goethe zwar "Mehr Licht!" gesagt, aber vermutlich etwas Anderes gemeint hat.

Foto: Christian Doppelgatz/ KUXMA CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia

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Jörg Themlitz / 19.11.2020

Ernennung eines allmächtigen Wirtschaftsführers mit Vierjahresplan, Umbennenung von Unternehmern in Betriebsführer und bedingungslose Einbindung in den Vierjahresplan, sprich national sozialistische Enteignung, für die Bevölkerung Lebensmittelmarken. Die Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern besserte sich mit der Besetzung des kapitalistischen Frankreich. (Gleichzeitig, Kinder sammelten für die Winterhilfe und gegen den Imperialismus, gemeint den französischen und britischen.), Danach 5 Jahrespläne, sofortige sowjet sozialistische Enteignung aller Großbetriebe, später kleine Betriebe, Versorgung der Bevölkerung, na ja sozialistisch. 1989 wurde die Bundesrepublik “überfallen” ging seit dem konsummäßig ganz gut und ändert sich gerade. Wer ist jetzt noch da und womit sollten wir den überfallen? Volksweisheiten gelten nicht immer. wie z. B.: In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist.

F. Auerbacher / 19.11.2020

Ja, wirklich, “Mer licht hier so schlecht”!

Rainer Hanisch / 19.11.2020

@volker altenähr. “Unfassbar, was wir für Politiker haben. Eines der high lights ist unser “Wirtschaftsminister”. Soviel Dummheit auf einmal ist wirklich einmalig.” Na da warten Sie mal ab, was auf das “reiche” Deutschland zukommt, wenn die Grünen ihre Drohung wahr machen können, ab 2021 die Regierung anführen zu können! Das wird eine Katastrophe, ein SuperGAU! Da erwischt uns die geballte Ladung Bildungsnotstand!

Eckhard Fischer / 19.11.2020

Geschätzter Herr Broder, nach einer Recherche des schon länger verstorbenen Genies Thomas Bernhard (aus dem Österreichischen) waren Goethes letzte Worte in Wahrheit: “Mehr nicht!”. Was man dann “naturgemäß” durchaus auf die Bemühungen unseres Wirtschaftsministers anwenden könnte. Ggf. noch mit der freundlichen Einleitung: “Bitte ...” Beste Grüße E. Fischer

Armin Reichert / 19.11.2020

Früher nannte man Eunuchen noch Eunuchen.

Udo Schulte / 19.11.2020

Journalistinnen und Journalisten??  Laut Handreichung für Öffentlichkeitsarbeiter des Gemeinderates Laatzen (oder war es Schöneberg) muss es heißen “Journalende”. Soviel Respekt muss sein!

Hans Reinhardt / 19.11.2020

Hier wiehert das Pferd das zum Konsul wurde, bzw. das Flusspferd im Anzug des Wirtschaftsministers. Früher hätte man sich wegen eines solchen Vorschlages mit der Eselsmütze auf dem Kopf in die Ecke stellen müssen. In einem halbleeren Klassenraum wäre auch für den dicke Peter dort genug Platz.

Christian Beilfuss / 19.11.2020

Das mit dem großen “V” haben nur die USA geschafft, unter der Präsidentschaft des Donald Trump: Über 30 Prozent runter wegen Corona-Maßnahmen, über 30 Prozent rauf wegen Wirtschaftsankurbelung. Gehört allerdings nicht zum Kanon der bei uns zu verbreitenden Meldungen.

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