Sehr geehrter Herr Geißler, die Diskussion über Schulen ist wie ein Minenfeld. Das Problem ist, dass unser Schulsystem jedem Lehrer erlaubt, seinen Job bis zur Rente abzusitzen. Dieses Schulsystem ist davon ausgegangen, dass alle Lehrer gewissenhaft, gebildet, hochmoralisch, gerecht, also einfach ideale Menschen sind. In Wirklichkeit sind sie Menschen wie jeder andere und einige sind schlimmer als der Durchschnitt. Oft sind es auch schwache und unsichere Menschen, die versuchen ihr Selbstwertgefühl durch ihre Macht gegenüber den Schutzbefohlenen zu befriedigen. Das Problem ist, dass solche Lehrer nicht aus dem Verkehr gezogen werden und teilweise aus Berufssolidarität noch geschützt werden. Unsere Gesellschaft versucht sich um alles und alle zu kümmern, aber kümmert sich nicht um die eigenen Kinder. Die bekannten Missstände in Schulen werden einvernehmlich akzeptiert und wer sich dagegen wehrt wird als Querulant oder Hubschrauber-Mutter/Vater abgestempelt. Ich bin froh, dass ich mit der Schule nichts mehr zu tun habe und hoffe, dass meine Enkelkinder hier nie eine Schule besuchen müssen.
@Paul Greenwood Völliger Quatsch, die Renten sind im Vergleich zu den eingezahlten Beträgen beschissen niedrig.
Wenn Gender-Gaga wichtiger als Mathematik ist, ist doch alles klar. Ein Gaga-Land braucht keine Mathematik und keine Naturwissenschaften.
Goethe: “Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muß.” —Faust II
Die Analyse der Zustände im deutschen Bildungssystem teile ich vor dem Hintergrund langjähriger Insider- Erfahrungen weitgehend. Das deutsche Bildungssystem wird definitiv gegen die Wand gefahren. Schuld daran ist in erster Linie eine verfehlte Bildungspolitik, die mit ideologisch motivierten, überhasteten und überwiegend unterfinanzierten Reformen Schulen und Universitäten seit Jahren von einer angemessenen und sachgerechten Erfüllung ihres Bildungsauftrags abhält und alle am Bildungsprozess Beteiligten permanent und gründlich überfordert. Der Kern dieses fehlgeleiteten Politikansatzes liegt in einem unrealistischen Menschenbild und dem daraus resultierenden Missverständnis in Bezug auf den Gleichheitsgrundsatz. Richtig ist: Alle Menschen haben das Recht auf gleiche Bildungschancen. Falsch ist dagegen die Erwartung, dass alle zu gleichen Ergebnissen kommen müssen. Eine Abiturquote von 60% und darüber zeigt eben nicht an, dass im Vergleich zu früher das Bildungsniveau der jungen Leute um ein vielfaches gestiegen ist. Es beweist lediglich, dass die Anforderungen immer weiter abgesenkt wurden, um der Öffentlichkeit zu zeigen: Seht her, welche Erfolge wir mit unseren Reformen generieren. Eine gigantische Mogelpackung!
Augen auf bei der Berufswahl. Als ich mein Studium begann, hatte ich den Wunsch Lehrer zu werden, und zwar genau so einer, wie die, bei denen ich dasLernen lernen durfte, die mich zu selbständigen Denken angeregt haben und die mein Interesse an vielen Dingen geweckt haben. Dafür ewigen Dank! Als ich dann miterleben durfte, wie das Schulsystem “reformiert” wurde, die Klassenverbände abgeschafft wurden und der Leistungsdruck wuchs, weil nur die Note zum n.c. zählte, habe ich den Wunsch ad acta gelegt. Heute sage ich “gottseidank”! Wie sagte unser Klassenlehrer (einer, der auch Lehrbücher für Mathe geschrieben hat) bei Klassentreffen vor 20 Jahren: wenn die Schüler heute Euer Abi machen müssten, würden alle durchfallen. Und genau so habe ich die Stellenbewerber in meinem späteren Berufseben kennen gelernt, gleich, ob “fertig” von der Uni oder um einen Ausbildungsplatz: keinerlei Allgemeinbildung, keinerlei Fähigkeiten, die über den unteren Durchschnitt heraus ragen, aber arrogant. Ich kann mit allem möglichen umgehen, sogar mit Dummheit, aber die Kombination von Ignoranz, Arroganz und Dummheit ist einfach unerträglich - allerdings beste Voraussetzung für eine Führungsposition in der Wirtschaft oder in der Politik. Was bringen Sie, lieber Autor, denn den Schülern in Geschichte bei? Den vorgeschriebenen Stoff oder die Wahrheit? —//—Guter Test für die Schöler: der Link hinter der Werbung “das beste Elektroauto ist unverschämt günstig” führt ins Nirwana…
Ich habe keine Ahnung, was beim Lehren und Lernen heute von Bedeutung ist und in welchem Zustand die jungen Erwachsenen heute die berufliche Ausbildung antreten. Aber ich bin relativ sicher, das meiste, das in der Schule gelehrt wurde, spielt genau wie vor 50 Jahren im Leben nie wieder eine Rolle. Ich will das nicht pauschal eine vergeudete Zeit nennen. Es ist unbefriedigend, nicht rechtzeitig wissen zu können, was im Leben einmal unverzichtbar sein wird und was früher oder später als Ballast abgeworfen wird. Gewiss ist aber eines: Das Leben ist zu kurz, um immer alles noch schnell nachholen zu können, was man in jüngeren Jahren versäumt hat. Es kommt darauf an, unvoreingenommen und neugierig in sich hinein horchen zu können, eine unbarmherzige Selbstdiagnostik betreiben zu können, um herauszufinden, was man will, woran man glaubt und was man sich zutraut, durchhalten zu können. Das muss den Kindern nicht zu spät beigebracht werden. Ein Hang zur Ambivalenz ist eine sehr ungünstige Voraussetzung für ein schönes erfülltes Leben. Ich persönlich hatte schwer mit dem damaligen Staat gehadert, weil er mich nicht hat Abitur machen und studieren lassen. Ich habe als Hilfsarbeiter gearbeitet, als Laborant, als Schweisser und Klempner, habe mich reichlich in den Künsten und der Philosophie ausprobiert und dabei immer nach einer Möglichkeit geschielt, noch richtig studieren zu können. Bis mir mein damals bester Freund zu irgend einer belanglosen Gelegenheit ins Gesicht sagte, dass ich das Chemiestudium, das er absolviert hatte, nie bewältigt hätte. So etwas schlägt in die persönlichen Überzeugungen ein wie ein Blitzschlag in ein morsches Haus. Da hat man eine Weile zu löschen und aufzuräumen. Und erst ganz zuletzt kommt man drauf, dankbar zu sein für solchen Freundschaftsdienst. Es gibt immer Wege und Umwege, die einen ans Ziel führen, aus fast jeder Situation. Aber oft ist es so, dass niemand wirklich will, dass man sie findet. Das muss man ganz alleine tun.
„Es gibt ja so viel zu tun“ — Lehrer leiden unter der professionellen Deformation, dass sie sich für allmächtig, allwissend und allzuständig halten. Und wenn die Politik beschließt, dass sie mit Inklusion pathologische Defizite auffangen sollen, mit Integration sprachlich-kulturelle Klüfte überbrücken und mit Kuschelunterricht soziale Verwahrlosung ausgleichen, zieht die GEW sich den Schuh bereitwillig an statt zu sagen: Nicht unser Job! Wir sind keine Therapeuten, wir sind keine Sprachmittler, wir sind keine Sozialarbeiter. Wir vermitteln Wissen und Fertigkeiten an jene, die fähig, willens und in der Lage sind, sich darauf einzulassen. Wer die Geschäftsgrundlagen des Systems Schule ablehnt, den können wir nicht bedienen, der soll sich erst mal zivilisieren. Wir sind nicht die Reparaturwerkstatt der Gesellschaft.
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