Julian Marius Plutz, Gastautor / 07.06.2023 / 14:00 / Foto: Pixabay / 23 / Seite ausdrucken

Arbeitsmarkt im Mai: Viele ungelernte Migranten

In Deutschland haben 2,5 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 keine Berufsausbildung – jeder zweite davon hat Migrationshintergrund. Diese Ungelernten haben auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance.

Dieses Mal ließ Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, ihren Adlatus die vermeintlich frohe Botschaft verkünden: „Trotz schwacher Konjunktur ist der Arbeitsmarkt insgesamt beständig. Das Wachstum der Beschäftigung hält weiter an, verliert jedoch an Schwung. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung haben abgenommen, für einen Mai aber weniger als üblich”, sagt Daniel Terzenbach, seines Zeichens Mitglied des Vorstandes in der Frankenmetropole

Immer wenn ich diese ewig gleichen Zeilen lese, möchte ich mein Jackett überstreifen, in die Regensburger Straße in Nürnberg pilgern und den Herren und der Dame erzählen, dass ihre Arbeitslosenzahlen Unfug sind. Aber sie würden mich vermutlich gar nicht reinlassen; stattdessen müsste ich mich mit dem Sicherheitsdienst auseinandersetzen, der mein Anliegen sehr wahrscheinlich besser versteht als Andrea Nahles und Konsorten. 

Jeder vierte Jugendliche mit Migrationshintergrund ist ungelernt

Einen erfolgreichen Versuch, für ein Quantum Wahrheit zu sorgen, startete Bernd Schattner. Der Bundestagsabgeordnete der AfD hatte für seine Fraktion in einer Anfrage wissen wollen, ob die Bundesregierung Kenntnis davon hat, wie viele junge Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsabschluss einen Migrationshintergrund haben. Die Antwort fiel unmissverständlich aus und liegt der Redaktion vor: „Nach einer Approximation des Bundesinstituts für Berufsbildung anhand der Daten des Mikrozensus 2021 lag die Zahl der jungen Menschen im Alter von 20 bis einschließlich 34 Jahren ohne formalen Berufsabschluss mit Migrationshintergrund bei rund 1,3 Millionen.“

Gar nicht mal so wenig. Und wenn man dann noch weiß, dass laut dem Mikrozensus von 2021 in Deutschland knapp 5 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 20 und 34 einen Migrationshintergrund haben, dann heißt das, dass jeder vierte Jugendliche mit Migrationshintergrund ungelernt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht – oder eben nicht. Wenn er denn überhaupt ein Interesse hat, sich eine Arbeit zu suchen.

So polarisierte, wie es immer so schön heißt, Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer in der Qualitätssendung „Markus Lanz“ vom Februar 2023 mit der schlichten Wahrheit über syrische Flüchtlinge in seiner Stadt: „25 Prozent sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 25 Prozent sind in irgendeiner Art von Qualifikation, Fortbildung, Integrationskurs, was auch immer. Und 50 Prozent sind schlicht nicht tätig. In keiner Weise.” Das deckt sich auch mit der Statistik. 

Immer noch soll Migration den Fachkräftemangel beheben

So feiert ein anderes Qualitätsmedium, der „Faktenfuchs“ vom Bayerischen Rundfunk, dass rund 55 Prozent der Flüchtlinge von 2015 in Lohn und Brot seien. Anders gesagt: Knapp die Hälfte lebt vom Staat. Damit hat Palmer recht. Kann die Wahrheit rassistisch sein? Vermutlich nirgendwo, außer in Deutschland.

Seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine kommen vermehrt Ukrainer nach Deutschland. Trotz kultureller Ähnlichkeit und teilweise mitgebrachter Deutschkenntnisse kommt die Integration in den Arbeitsmarkt nur schleppend voran. Gerade die lange Wartezeit der Anerkennung der Abschlüsse verzögert laut Aussagen der Geschäftsführerin des Jobcenters Nürnberg-Stadt, Renata Häublein, die Arbeitsfindung enorm, wie sie tagesschau.de berichtete. 

Der Gesetzgeber sieht vor, dass das Anerkennungsverfahren nach drei Monaten abgeschlossen werden muss. Die Erfahrung aus der Praxis zeigt jedoch, dass es in vielen Berufen bis zu sieben Monate dauern soll. So lange bekommen die Flüchtlinge Bürgergeld. Ein Grund für die Verzögerung sieht Frau Häublein auch darin, dass ukrainische Dolmetscher fehlen. So können tatsächliche Fachkräfte, die möglicherweise sogar Deutsch können und de facto integriert sind, nicht vermittelt werden. 

Dabei werden ausgebildete Mitarbeiter händeringend gesucht. Aus einer Analyse der  Bundesagentur für Arbeit ging hervor, dass im letzten Jahr in 200 der 1.200 bewerteten Berufe ein Engpass zu vermelden war. Das sind wiederum mehr als 50 mehr als im Jahr 2021. Besonders betroffen sind neben Pflegekräften, Kinderbetreuern und IT-Beruflern auch Berufskraftfahrer und Kraftfahrzeugtechniker. Es bleibt ein Rätsel, auch angesichts der geschilderten Schwierigkeiten mit ukrainischen Flüchtlingen, warum die Politik immer noch und so gut wie ausschließlich auf Migration setzt, um den Fachkräftemangel zu beheben. Hier braucht es kreative Lösungen und keinen zügellosen Zuzug von Ausländern, die am Ende weder über die kulturelle noch über die berufliche Qualifikation für Deutschland verfügen.

Und so geht der bucklige Weg der buckligen Bundesagentur für Arbeit weiter. Fakten werden verdreht und Fakten werden geleugnet. Trotz der Alarmzeichen, was das Thema der jungen Migranten angeht, hält Hubertus Heil, eigentlich ein Bundesarbeitsverhinderungsminister, an seinem infantilen Optimismus fest: „Die Angst vor Einwanderung in das deutsche Sozialsystem ist unbegründet.“ Vielmehr gehe es um eine „Einwanderung in den Arbeitsmarkt”. Die Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache. 

 

Julian Marius Plutz, 1987 geboren, betreibt seinen eigenen Blog neomarius.blog. Ferner erscheinen seine Texte auf TheEuropean.de, in der Jüdischen Rundschau und Junge Freiheit. Hauptberuflich arbeitet er im Personalbereich.

Foto: Pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Moritz Ramtal / 07.06.2023

Einwanderung führt selbst zum Fachkräftemangel, weil die Einwanderer weniger ins System einbringen als sie verbrauchen. Wird das Regime auch wissen, andere Ziele scheinen aber wichtiger.

A. Ostrovsky / 07.06.2023

Die Migranten können gar nicht ungelernt sein, sonst wären Sie doch nicht so erfolgreich. Im Gegenteil, wenn die etwas gelernt haben, dann das Migrieren und da sind sie unschlagbar, Es ist praktisches Wissen, das dem theoretischen Pauken weit überlegen ist. Sie sind keine Sklaven, wie wir, sie sind die Herren.

Andrea Nöth / 07.06.2023

Was heißt hier: ‘die Ungelernten haben auf dem Arbeitsmarkt keine Chance’? Versuchen Sie mal einen jungen Mann zu finden, der für 20 Euro pro Stunde(netto) eine Schaufel in die Hand nimmt, oder eine Hecke schneidet. Arbeiten überlassen die den Dhimmis und den Weibern. Alles andere ist unmännlich. Man muss nur die große Anzahl offener Stellen sehen. ‘Suche Stallhilfe’ oder ‘Erntehelfer’. Die wollen nicht mal einen Pferdestall misten. Den Landwirten krepieren die Ernten auf den Feldern, wenn keine Polenfrauen ins Land kommen würden. Es sind Millionen die wollen nicht arbeiten und unsere Steuern und Lohnnebenkosten steigen ins unermessliche, um diese Schmarotzer zu finanzieren. Die sitzen im Ortskern und kratzen sich die Füße in der Sonne.

Hsns-Peter Dollhopf / 07.06.2023

Herr Plutz, “Verfügbarkeit für den Arbeitsmakt’ ist ein Begriff, der die Bewirtschaftung der Tiere auf der Farm der Schweine meint. Die Einführung der Sozialversicherung bedeutete einen Schritt zurück in Richtung Sklavenhalterei. Freie Bürger sorgen für sich selbst, Sklaven werden von ihrem Eigentümer gepflegt, damit ihm ihr Nutzen erhalten bleibt. Der Staat als Baumwollplantage: Arbeitsmarktpolitik und Arbeitslosenversicherung!

Uwe Krahmer / 07.06.2023

Jürgen Fischer. Danke für Ihren Kommentar. Wenn Elektriker jetzt aus Kolumbien eingeflogen werden sollen, dann ist Schicht im Schacht. Ich kann auch nicht mehr über diese Zustände in Deutschland lachen.

Rolf Mainz / 07.06.2023

“Ein Grund für die Verzögerung sieht Frau Häublein auch darin, dass ukrainische Dolmetscher fehlen. So können tatsächliche Fachkräfte, die möglicherweise sogar Deutsch können und de facto integriert sind, nicht vermittelt werden.” Das verstehe ich nicht. Wenn diese “Fachkräfte” Deutsch sprechen, warum sollen dann mangelnde ukrainische Dolmetscher der Engpass sein? Überdies: hat einmal jemand untersucht, wer da so alles unter der Rubrik “Ukraine-Flüchtling” zuwandert? Selbst im Beitrag wird vereinfachen von “Ukrainern” gesprochen. Ich bin sicher, dass ein gar nicht marginaler Anteil der vermeintlichen Kriegsflüchtlinge nie in der Ukraine gewesen ist und auch keine ukrainische oder russische Nationalität besitzt, sondern lediglich die (zusätzliche) Gunst der Stunde nutzt. Und da nützen übrigens auch “ukrainische Dolmetscher” vermutlich wenig… Die neue deutsche Ukraine-Freundschaft wird ohnehin spätestens dann ernste Risse bekommen, sobald sich herausstellen wird, dass die betreffenden “Flüchtlinge” (auch “echte” Ukrainer/innen) grösstenteils gar nicht an Rückkehr denken werden, sondern nach Kriegsende sicher sogar noch ihre Partner herholen werden - Bürgergeld wirkt…

Thomas Holzer, Österreich / 07.06.2023

Ich würde das nicht so negativ sehen! Spätestens wenn der Strom auch (oder nur mehr) mit stationären Fahrrädern erzeugt werden muß, weil es an allem anderen mangelt, haben diese ca. 2,5 Millionen beste Jobaussichten ;)

Gerd Maar / 07.06.2023

Wäre interessant zu wissen welche 55 Prozent der unkontrolliert Hereingelassenen von 2015 eigentlich arbeiten. Die wirklichen Kriegsflüchtlinge aus Syrien, oder die anderen Zugereisten aus dem Rest des Orients und Maghrebs?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Julian Marius Plutz, Gastautor / 05.05.2023 / 16:00 / 26

Arbeitsmarkt im April: Jobs verschwinden, das Bildungsniveau sinkt

Während die Klebekinder Paul Lafargues Motto „Das Recht auf Faulheit“ ins 21. Jahrhundert transportieren, sinkt das Bildungsniveau in Deutschland. Einwanderung hilft da kaum, denn es…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 03.04.2023 / 16:00 / 12

Arbeitsmarkt im März: Agenda-Erfolge und Migranten-Arbeitslosigkeit

Fachkräfte werden fast überall gesucht, selbst ältere sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt, derweil sind Menschen „mit Migrationshintergrund“ unter Arbeitslosen und Bürgergeldempfängern deutlich überrepräsentiert. Ich weiß…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 02.03.2023 / 16:00 / 26

Arbeitsmarkt im Februar: Massenentlassungen angekündigt

Etliche große Unternehmen kündigen massiven Stellenabbau an. Derweil gefällt sich die Bundesanstalt für Arbeit in Symbolpolitik. Ein weitverbreitetes Phänomen ist die kognitive Dissonanz. Die Psychologie…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 06.02.2023 / 14:00 / 25

Arbeitsmarkt im Januar – Die Fachkräfte verlassen Deutschland

Die offiziellen Arbeitslosenzahlen blenden weiterhin viele Arbeitslose aus, und beim Fachkräftemangel soll Zuwanderung helfen. Dabei wird gerade die Abwanderung der deutschen Fachkräfte zunehmend zum Problem. Andrea…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 03.01.2023 / 14:00 / 12

Arbeitsmarkt 2023: Ein Ausblick ohne viel Hoffnung

Haben Sie auch die Nase voll von 2022? Rückblicke des Grauens, des Grusels und der Gräueltaten? Ähnlich ging es bei einem meiner Themen, dem Arbeitsmarkt,…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 02.12.2022 / 12:00 / 21

Arbeitsmarkt im Dezember – kaum Entspannung

Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt prekär. Und das geplante „Bürgergeld”, das erst recht keinen Anreiz schafft, eine Beschäftigung anzunehmen, ist geeignet, die sozialen Spannungen im Land weiter zu…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 03.11.2022 / 16:00 / 19

Arbeitsmarkt im Oktober: Azubis fehlen an allen Ecken

Azubis werden in allen Branchen händeringend gesucht. Dax-Konzerne wie Continental oder Commerzbank können nicht alle ihre Ausbildungsstellen besetzen. Das Zauberwort als Lösungsvorschlag der Linken ist…/ mehr

Julian Marius Plutz, Gastautor / 05.10.2022 / 12:00 / 39

Der Arbeitsmarkt im September – weiterhin hohe Zahlen

Die offizielle Zahl von 2.486.000 Arbeitslosen ist falsch, schöngerechnet, dreiste Regierungspropaganda. Hier steht, warum. Und eine kleine Anekdote gibt’s oben drauf. Nürnberg ist die Stadt,…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com