Es könnte sein, dass Männer das Aussehen von Frauen nachhaltig ruinieren. Und zwar dort, wo wir mit ihnen mitunter die schönsten Stunden verleben: im Bett.
Das Schlafen ist zwar ein einsamer Akt, aber der Rückzug in den nächtlichen Zweierkosmos hat etwas kuschelig Romantisches. Das Problem ist, dass Frauen, die angesichts dieser Nähe schlecht nächtigen, am nächsten Morgen die Quittung dafür erhalten: Gleich nach dem Aufstehen sieht unser Gesicht aus wie etwas, das gerade ausgiebiges Auswringen hinter sich hat. Bis sich die zerknitterten Hautschichten wieder in gutmütiger Glättung präsentieren, dauert es bis nach dem ersten Kaffee.
Es gibt eine Verbindung zwischen Schlafmangel und Falten, das bestätigt das medizinische Center der Universität Cleveland: "Insbesondere schlecht schlafende Frauen zeigen doppelt so viele Zeichen der Hautalterung, mehr Fältchen, eine ungleichmässige Pigmentation und reduzierte Hautelastizität", heisst es in ihrer von Estée Lauder beauftragten Untersuchung. Forscher der Universität Wien haben vor einigen Jahren herausgefunden, dass Frauen ohne Männer besser schlafen. In ihrem Schlafverhalten reagieren Frauen auf die Anwesenheit eines Bettpartners viel sensitiver als Männer. Dass ihr Schlaf derart beeinflussbar ist, habe evolutionäre Gründe: "Die Frau reagiert auf den Mann. Sie ist auf jede Bewegung empfindlich", sagt John Dittami, Co-Autor der Studie.
Die seltsamen Gewohnheiten der Männer
Ich bin ja dankbar, dass Wissenschaftler die Sensibilität von uns Frauen in den Fokus rücken. Als semi-effiziente Schläferin mit frühmorgendlichem Hang zur Hautschrumpelung stelle ich aber eine neue These auf: Nicht die weiblichen Gene sind schuld an unserer Überempfindlichkeit im Schlafzimmer, sondern die seltsamen Bettgewohnheiten der Männer. Jede Frau, die einmal mit einem Kerl das Co-Schlafen praktiziert hat, weiss, dass sie eine erholsame Nacht zerschneiden können wie ein schlechter Traum. Hier ein paar Beispiele:
- Männer haben diese unerklärliche Besessenheit für offene Fenster. Lärm, Kälte – egal, ohne frische Luftzufuhr können sie angeblich nicht schlafen.
- Weil sie – anders als wir Frauen – entgegen dem eindringlichen Rat ihres Dickdarms ausgiebig zu Abend essen und auch die akustischen Nachwirkungen gewisser Speisen komplett ignorieren, wälzen sie sich später im Bett wie umgekippte Mastschweine. Dazu stossen sie Flatulenz-Ansammlungen aus, die sogar den Hund fortjagen. Apropos Hund: Ja, der schläft im Bett, weil es einem Mann jedes Mal das Herz bricht, ihn von der Bettkante zu stoßen.
- Ihr Schnarchen ist allgegenwärtig. Laut Untersuchungen schnarchen 30 Prozent der Männer, im Gegensatz zu 10 bis 20 Prozent der Frauen. Die Ursachen liegen im Übergewicht und im höheren Alkoholkonsum, beides Faktoren, die tendenziell mehr Männer betreffen.
- Der nächtliche Höhepunkt ist, wenn sie einem mit ihren Armen und Beinen unter sich begraben, weil sie im Traum wieder einmal romantische Momente ausleben; gemäss Schlafforschern träumen Männer eher von Sex und Waffen – Frauen von Gefühlen.
6000 zusätzliche Fältchen
Wenn von 364 Nächten 300 auf diese Art verlaufen, macht das in einer zehnjährigen Beziehung hochgerechnet etwa 6000 Extra-Fältchen. Fazit: Männer sind fabelhafte Wesen. Aber mit ihnen ein Bett zu teilen, taugt für unsere Frischzellenkur etwa so gut wie ein kleines Sonnenbad auf Planet Merkur. Etwas Gutes hat es dennoch: Mit ihrer Anwesenheit wärmen sie immerhin unsere kalten Füsse.
Tamara Wernli arbeitet als freischaffende News-Moderatorin und Kolumnistin bei der Basler Zeitung. Dort erschien dieser Beitrag auch zuerst. In ihrer Rubrik „Tamaras Welt“ schreibt sie wöchentlich über Gender- und Gesellschaftsthemen