Die Fähigkeit zur Selbstironie hat keinen Platz in einer dichotomischen Politiksicht, die auf “Das Gute” versus “Das Böse” verengt ist. Was auf der Achse dazu geführt hat, ist ein Geheimnis, das eines Tages gelüftet sein wird.
@Didi H. H.: Das fixe “Umdrehen” eines hochrangigen Sowjetfunktionärs, insbesondere eines durchaus intelligenten wie Gorbatschow, bei einem Staatsbesuch. ist so offensichtlich ein Märchen, daß ich jetzt mal davon ausgehe, daß auch Sie es hier als “Story Telling” eingeworfen haben und nicht etwa historische Faktizität behaupten. Das 1985 verkündete Konzept von “Glasnost und Perestroika” war zweifellos bereits seit einigen Jahren vorbereitet worden. Ähnlich wie bei Stalin seinerzeit folgte auf Brechnews Tod 1982 zunächst eine Phase von inneren Macht- und Richtungskämpfen, aus denen dann 1985 Gorbatschow als Sieger hervorging. Aber eben mit der da gewonnenen Zustimmung der Mehrheit des sonstigen Führungsapparats. Ernstere Widerstände sind erst seit 1990/91 erkennbar geworden. Und das obwohl das theoretische Konzept der Offenheit schon bei Tschernobyl im Frühjahr 1986 versagte. Nein, Gorbatschow war kein Alleingänger, er war die Antwort auf die Sackgasse, in die die SU v.a. mit dem Afghanistankrieg geraten war. - Bei Reagan ist alles weniger klar. Ich gehe davon aus, daß das Attentat auf ihn schon damals Bush Senior zum Präsidenten machen sollte (eine Wahl hätte der damals kaum gewinnen können). Aber manchmal klappt so etwas eben nicht, da mußte man sich dann mit Reagan arrangieren (was nun auch nicht gar zu schwerfiel). Bush Senior blieb dann als Trost die Präsidentschaft 1989-Jan.1993, gefolgt von der Scheinwende zu Bill Clinton, dem alten Freund und Partner in Crime der Familie Bush (s. Mena Arkansas, z.B.). - Im Wesentlichen folgte die Weltpolitik seit 1980 den Vorstellungen der Regisseure. In Einzelheiten ist man flexibel. Das nach 1990 verkündete “Ende der Geschichte” wußte man schon mit der Zustimmung der US-Botschafterin zu Saddams Einmarsch nach Kuweit zu verhindern. The Show must go on… (Wenn’s nach denen geht.)
Ein großer Dank an Herr Cueni für diese sauber ausgeführte Reparatur an der seit Ende Februar angebrochenen Achse. Mal gespannt wie lange das hält. Und: Der Kommentar von E. Precht ist auch ein Muss.
@Berthold Erdinger:”... Die Stärken der Russen scheint ja in der Propaganda und Geheimdienstlerei und der Erweckung falscher Eindrücke zu liegen - sonst hätten sie sich nicht dermaßen blamiert, als sie jetzt mal ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen mussten…” Ach gucke, sollten die Russen vielleicht nach der gleichen Taktik wie die Amis in Afghanistan vorgehen?! Naja, als “Pipi Langstrumpf- Geschichte” geht ihr Kommentar gerade mal noch durch!
Es waren nicht die Amerikaner, hier die spieltheoretische Erklärung: Wenn die Amis eine russische Pipeline sabotieren, würde die Russen darauf antworten müssen. Das wäre einfach möglich da die unterseeische Infrastruktur nur eingeschränkt geschützt werden kann. Das Risiko wäre also für die Amerikaner viel zu hoch. Damit fallen auch alle anderen westlichen Staaten raus. Es bleiben einzig die Russen, die für die Zerstörung einer deutsch-russischen Pipeline keine Reaktionen fürchten müssen. NS2 wurde auch nicht beschädigt. Nachteile entstehen den Russen durch die Sabotage von NS1 nicht, im Gegenteil werden alle Europäer an ihre Verwundbarkeit erinnert. Der obenstehende Artikel trägt in keiner Weise zur Aufklärung bei, die anti-amerikanische Sonnenbrille kann schon mal den Blick trüben.
Ein Mathematiker wie David Grimes mag ja exzellent in seinem Fach sein. Aber eine allgemeingültige Formel für die Bewahrung von Geheimnissen enthielte notwendigerweise eine Vielzahl von Unbekannten, die wenig oder nichts mit Mathematik zu tun haben. Seine 95%-nach-4-Jahren-Regel hat daher kaum Aussagekraft (was ihm als Mathematiker gewiß klar gewesen sein muß). Schon eine Kategorie “Verschwörungstheorie” hat nichts mit Wissenschaft zu tun. Objektiv könnte nur von Umständen die Rede sein, die einer beschränkten Zahl von Menschen bekannt, der Allgemeinheit aber unbekannt sind. Ob man sich nun mit Geschichte, aktueller Politik oder nicht veröffentlichten Patenten u.a. Geschäftsgeheimnissen befaßt, ohne Schwierigkeiten werden einem mehr Beispiele nie gelüfteter Geheimnisse einfallen, als man hier aufzählen könnte. Ich will nur als Beispiel den Komplex inoffizieller DDR-BRD-Geschäfte in den 1980er Jahren anführen. Das fiel seinerzeit durchaus auf, wir konnten aber nur spekulieren. 1990 erfuhr man, daß dies in den Bereich “KoKo” von Schalck-Golodkowski fiel. Der wiederum wurde ausführlich vom BND vernommen, bevor er seinen weitgehend ungestörten Lebensabend am Starnberger See verbringen durfte. Die Öffentlichkeit aber erfuhr seitdem so gut wie nichts, sogar das Thema als solches gerät in Vergessenheit. - Wie lange lassen wir uns von Propaganda im Kontext des Verschwörungstheorie-Labels in die Irre führen?
Ronald Reagan wurde erst im November 1980 zum US-Präsidenten gewählt (unzweifelhaft). Die fragliche Software-Nummer zur Pipeline-Sabotage war ein Gemeinschaftsprojekt von CIA und den “Inselaffen” - die sog. Eiserne Lady war etwas früher dran. Besagte Lady hatte es übrigens geschafft, den naiven Gorbatschow 1984 bei seinem Besuch in London “umzudrehen”. Sie war ein grauenhaftes Weib, allerdings prinzipientreu, das muss man ihr lassen. Ihr Beitrag zum Niedergang der Sowjetunion war tatsächlich hoch.
Es macht sehr wohl Sinn, die USA zu verdächtigen (und diese Verdächtigung zu begründen), auch wenn der letzte Beweis noch aussteht, und nicht noch vier Jahre zu warten. Denn die Frage „cui bono?“ stellt sich erneut und mit Nachdruck, wenn es demnächst darum geht, die Pipeline zu reparieren. Wie wird die Reaktion der USA dann sein, auch schon während der Diskussion darüber ?
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