Das Ziel was diese Regierung beabsichtigt hat, ist doch erreicht. “Die Kanzlerin ist dort häufig unterwegs”. Wenn solche Bemerkungen oder Anmerkungen fallen, dann reicht es doch zumindest für das Bild einer “Kümmerin” im Kanzleramt, bei der spät am Abend das Licht noch brennt, wenn alle Mitarbeiter schon gegangen sind. Es geht ja um Kommunikation nicht um die Realität. Wenn jetzt wie für jeden nachprüfbar eine Reporterin auf einer Bundespressekonferenz auf Basis einer UN-Studie zu tatsächlichen Fluchtgründen von Flüchtlingen fragt, “das in der Studie festgestellt wurde, das rd. 60 % der Flüchtlinge aus Afrika in Afrika einen Job hatten und damit zur Mittelschicht gehören und wie man das in der Bundesregierung bewerten würde” sich die Antworten ansieht (auch von Herrn Seibert), kann man nur zu dem Schluss kommen, das es hier nicht um Lösungen in der Realität geht, sondern nur um Lösungen auf der kommunikativen Ebene !
Afrika-Gipfel in Berlin? Mir wäre ein Berlin-Gipfel in Dakar lieber. Aber eigentlich brauche ich beides nicht. Weil man beides nicht verändern kann, jedenfalls nicht zum Guten. Es kann schon sein, dass man mal über Afrika nachdenken müßte. Aber dann nicht in Berlin!
Seit vierzig Jahren kritisiere ich nun die wirtschaftliche Kooperation und die Rahmenbedingungen, denen deutsche Firmen ohne Rückendeckung in Afrika ausgesetzt sind. Seit dreißig Jahren sage ich, bitte hört auf, ständig China schlecht zu machen. Schaut stattdessen genau hin wie die arbeiten und sehe parallel deutsche Firmen immer weniger werden. Seit 20 Jahren kritisiere ich die überhebliche Hilfsattitüde und seit 10 Jahren schüttle ich den Kopf. Noch unter Herr Kohl war die Zusammenarbeit korrupt, aber es wurde darauf geachtet, dass deutsche Firmen von Zuwendungen profitieren und beglückte Minister das Geld wieder in Deutschland reinvestierten. Herr Strauß mutierte in meiner Wahrnehmung bezogen auf Afrika zum Sympathieträger. In Togo und Kamerun wird die deutsche Vergangenheit fast schon peinlich positiv im kollektiven Gedächtnis gepflegt, während man in Berlin die Erinnerung an Gustav Nachtigal tilgt. Und was fällt den Merkelianerinnen ein? Militär und Polizei im Sahel. Auch von dem positiv zitierten Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft kommt fast nur noch unrealistischer Größenwahn und Schönfärberei. Vor vierzig Jahren machte ich auf die ersten entstehenden Strukturen von Menschenhandel aufmerksam und kritisierte die Zuwanderungs- und damit verbundene Bildungspolitik. Heute denke ich nur noch, die sind in Deutschland alle nicht mehr ganz dicht mit ihrem Schuldkult. Flagellanten. Darum kommt mein Gruß aus Togo, verbunden mit einem Kompliment an den fast immer sehr realistisch betrachtenden Autor.
Wenn Unternehmer nicht in Afrika investieren, gehe ich zunächst einmal davon aus, dass dies eine vernünftige Entscheidung ist. Die Gewinnchance erscheint wohl vor dem Verlustrisiko zu klein. Ob man mit den Hermesbürgschaften da Abhilfe schaffen kann, ist fraglich. Staatliche Intervention und “Unterstützung” scheitert doch meist daran, dass die benötigten Mittel in Wahrheit fehlen und auch Bürgschaften sind Mittel. Es bleibt dabei: Wenn Afrika wachsen will, dann müssen die Afrikaner dafür sorgen, dass das geschieht. Investitionen sind nicht der Anfang der Entwicklung, sondern deren Resultat. Es braucht stabile politische Verhältnisse, Rechtssicherheit- und staatlichkeit und nicht zuletzt Bildung. Solange sich da nichts bewegt, wird es keine nennenswerten Investitionen aus dem Mittelstand geben. China hat mehr Erfolg, aber China hat ja auch kein Problem damit, mit kolonialen Methoden zu arbeiten. Mit Zuckerbrot und Peitsche. Ohne Peitsche gehts eben - noch - nicht. Warum das keiner begreift - und Merkel redet gerade über Afrika einen derartigen Unsinn, dass es einem die Hirnhaut fältelt - ist mir rätselhaft.
Hoffentlich nimmt die werte Frau Bundeskanzlerin das Treffen zum Anlass, die Bevölkerungs- und Bildungspolitik der meisten anwesenden Länder zu thematisieren und konkrete Abhilfe einzufordern, bevor über weitere deutsche Investitionen gesprochen wird. Auch die mangelnde Rücknahmebereitschaft bestimmter afrikanischer Staaten, was eigene Landsleute anbetrifft, sollte konkret angegangen werden. Tatsächlich wird sich dies natürlich nicht ereignen, sondern die neue “Mutter Teresa” wird einmal mehr den Geldbeutel der arbeitenden deutschen Bevölkerungsteile weit öffnen und sich vorweihnachtlich menschenfreundlich und spendabel geben - die herrschenden afrikanischen Cliquen wird es freuen.
Es ließe sich u.a. etwas erreichen, wenn wir pragmatisch zumindest einen Teil der Mittel, die wir hier für so genannten Klimaschutz und Energiewende in Afrika südlich der Sahara investieren. Wenn uns diese Dinge so wichtig sind, sollten wir unter anderem etwas dagegen tun, dass Feuerholz immer noch der Primärenergieträger schlechthin ist. Darin liegen Chancen, deren Wahrnehmung setzt aber etwas voraus, das wir nicht haben: Einsatzfreude und Risikobereitschaft. Falls wir das nicht erlernen ist all das Gerede des Entwicklungsministers Müller von “good governance”, Steuerverwaltung und Rechnungshöfen bestenfalls Stoff für Bachelorarbeiten künftiger Historiker.
Sehr geehrter Herr Seitz, dank eines biografischen Zufalls betreiben meine Frau und ich mit einem britischen Partner ein kleines, aber funktionierendes Unternehmen für Biomassebriketts in Uganda. Wir verstehen uns als einheimische Unternehmer. Denn wir machen das Ganze auf eigenes Risiko im lokalen Markt. Das ganze entwicklungspolitische Gerede aus klingt deshalb für uns wie von einem anderen Stern. Es ist so weltfremd, dass ich es noch nicht einmal akademisch nenne. Denn seit mehr als 10 Jahren erleben wir wie die Chinesen in Uganda handeln und nicht labern: Verkürzung der Fahrzeit auf meinem meistgehassten Weg von Mbarara nach Isingiro von zwei Stunden auf etwa 35 Minuten, Bauzeit vier Jahre, vierspurige Mautstraße von Entebbe nach Kampala, Bauzeit für 42 Autobahnkilometer über Sumpfgelände 7 Jahre. Auf den Flachbildschirmen in der ugandischen Provinz läuft selbstverständlich CCTV. Xinhua berichtet aus den letzten Käffern des Kontinents. Für alle Lebensbereiche gibt es Technik aus China zu akzeptablen Preisen. Sogar Service und Ersatzteilversorgung funktionieren. Chinesische Geschäftspartner haben wir als nicht immer einfach aber fair erlebt. Sogar Lieferungen werden pünktlich bezahlt. Für westliche Organisationen gilt das nur ausnahmsweise. Während chinesische Unternehmer sich auch einmal für längere Zeit den örtlichen Unbequemlichkeiten aussetzen, sehe ich wie mittlere Chargen unserer Entwicklungszusammenarbeit einen geradezu kolonialen Lebensstil fordern. Weil die Villa im feinen Kololo noch nicht umgebaut ist, muss die Herrschaft doch mehrere Wochen im Kabira Country Club hausen. Eine der exklusivsten Unterkünfte des Landes erscheint als ernsthafte Zumutung. Bemerkungen zu Ihren ehemaligen Kollegen, werter Herr Seitz, erspare ich Ihnen. So ergibt sich folgendes Bild: während der Westen über mangelnden Komfort klagt, Kathedralen in Excel und PowerPoint baut und sich mit Problemen der Gendergerechtigkeit befasst, schafft China Fakten.
Ach Herr Seitz, ich lese Ihre Beiträge immer gerne , weil ich sehe, daß da kein Theoretiker im Elfenbeinturm sich etwas ausdenkt, sondern Einer schreibt , der weiß, worüber er so spricht und Klartext ohne Bedenken äußern kann, weil a.D. , ganz genau so, wie manche höhere Dienstgrade , die erst dann ans Rednerpult treten können, wenn die eigene Karriere nicht mehr gefährdet werden kann. Ich kann’s niemanden verdenken. Ich bin schon lange der Meinung , daß bestimmte Strukturen unbedingt auf den Prüfstand müßten, nicht bloß die Doppel- und Mehrfachstrukturen. Überall , wo es eine Zwangsmitgliedschaft gibt, sieht die Effektivität sehr mau aus, ich denke hier besonders an die Strukturen der IHK und nicht zuerst an die ÖR, wo es aber genau so zugeht: viele Schwafler, die noch nie einen Cent verdient haben , ich meine damit die, die keinerlei Mehrwert produzieren , der sich evtl. besteuern ließe, und viele Ideologen ohne Bezug zur Praxis. Diese Krankheit , viel zu schwafeln , ohne jemals selbst etwas mit voller eigener Verantwortung getan zu haben, breitet sich aber wie Krebs in der Gesellschaft aus. Ob es Steuerberater sind , die überhaupt keine Beratung machen, sondern nur verlängerter Arm des Finanzministers sind , mit dubiosen Privatfirmen, die hoheitliche Rechte quasi per Order de Mufti ausüben , über Coaches und Finanzberater , die alle nicht zum Millionär durch ihr famoses Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge , sondern durch die Rechnungslegung an ihre Kunden geworden sind, bis hin zu den ganz großen dieser Welt , die ganz genau wissen, was und wieviel “outgesourced” werden muß , auf Teufel komm raus “leanen” und den Laden schlußendlich zum Einsturz bringen, wenn nicht ab und an jemand mit gesundem Verstand anders entscheidet. Lieber noch ein Label mehr und noch eine Zertifizierung , nur nix an der Wurzel anpacken !
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