Sehr geehrter Herr Letsch, über die oberlehrerhafte, atemlose, mit Geodreiecken durch die Geschichte eilende Frau Kunz und Genoss*-Innen habe ich mich sehr amüsiert! Sie haben da ein kleines sprachliches Kunstwerk erschaffen! Ich habe mir Frau Kunz’ Text angesehen - und einen kleinen Teil der über 400 Kommmentare. Wie tröstlich: Die meisten sehen ihn als das, was er ist: strohdumm und von wenig Wissen und Bildung geprägt. Frau Kunz dürfte schon ein Ergebnis der katastrophalen Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte sein. Laut ihrer Vita hat sie jahrelang VWL studiert; von einem Abschluss ist nichts zu lesen. Nun ja - heute bedarf es nur der “richtigen” Haltung - dann ergibt es sich mit dem Job schon wie von selbst - inzwischen leider auch bei einer vor langer Zeit einmal qualitativ hochwertigen Zeitung wie der “Welt”.
Aber die Modeautoren religiöser Rentabilitätsüberlegungen gehören nicht zufällig zu der Sorte, die eine Medizin für Todkranke auch für Verschwendung hält und Goldzähne schon mal höchst vorsorglich rausreißt um daraus eine verlustfreie Geldanlage zu machen ? Der Abart geschlechtsverkehrloser Fachweiblichkeit sind wahrlich keine Grenzen gesetzt. Geld, liebe Laternenschwalben der Journaille ist nicht alles im Leben und das Leben ist alles nur kein Geld.
Was hätte uns die Frau Kunz noch zu erzählen gehabt, hätte die “unsere-liebe-Frau” noch ein Phallus-Symbol wie DER Kölner Dom besessen!
Das schreibt dieser arme, bemitleidenswerte Mensch in der “Welt”, einer früher einmal christlich-konservativ orientierten und gut gemachten Tageszeitung? Man glaubt es kaum, aber auch der ÖR-Rundfunk beharrt ja immer noch auf seinem Bildungsauftrag. Wir werden noch erleben, dass die Zweifler des menschgemachten Klimawandels auf den Scheiterhaufen oder in den GULAG kommen und die neuen Kathedralen dem urbanen Ökologismus errichtet werden. Natürlich glutenfei, gerne aber mit ein wenig Ritalin, gegen das systemkritische Zappeln.
Bitte kann mir die Redaktion mitteilen was die Dame raucht? Ich möchte auch einmal so zugedröhnt sein um auf solche Gedanken zu kommen und diese auch noch zu Papier zu bringen.
Lieber Herr Letsch, liebe Kommentatoren! Die liebe Frau Kunz ist nicht allein. In der FR haben eine S. Thomas, im Tagesspiegel ein F. Löhne (beide am 18.04.) fast in dasselbe Horn geblasen, indem sie im schönsten Whataboutism-Stil nahezu in die gleiche Kerbe hauen (hier sind es allerdings die hungernden Kinder und Krigsbeschädigten, also alles Elend der Welt), die die Trauer um Notre Dame de Paris zynisch erscheinen lässt; Löhne hingegen kann es nicht vertragen, wenn ein Milliardär einhundert Millionen € zum Wiederaufbau spendet : Das Geld sei schließlich - so die Logik des Spießermarxisten - ergaunert worden.) Erschreckend daran ist nicht die Dümmlichkeit und der Hang zur Simplifizierung (der gewöhnlich bei den “Rechten” verortet), die aus den drei Artikeln spricht und der Versuch, das eigene bedauernswerte Banausentum durch eine Moralinspritze zu nobilitieren, sondern die Tatsache, dass die Chefredakteure dieser Blätter die Artikel durchgewunken haben, offenbar in der Erwartung, dass diese kleinbürgerliche Haltung von vielen Lesern der “gebildeten Mitte” geteilt wird. Ich möchte fast darauf wetten, dass in bälde ein Artikel erscheinen wird, in dem dafür plädiert wird, dieses Symbol (d. i. Notre Dame de Paris) des “dirty old white man” einfach abzureissen und durch ein “interkulturelles und intergenderes Begegnungszentrum” zu ersetzen. Bilderstürmerei gab es allerdings shon früher, denn der Versuch, seinen Mangel an Kunstverständnis (oder den Mangelnden Willen zum Kunstverständnis) moralisierend zu verbrämen, ist alt . Schon in den Siebziger Jahern galt Kunst (einbschließlich [klassischer] Musik) als Symbol der herrschenden Bourgeoise bzw. von Klerus unsd Adel, und auch in der russischen Rovolution und kurz danach stürmte man die Kunststätten. Man brauchte sich also nicht die Mühe machen bzw. “die Anstrengung des Begriffs” (Hegel) auf sich nehmen, um in die weite Welt künstlerischen Denkens zu Schaffens einzudringen.
Allen Befürwortern des wirtschaftlichen und kulturellen Stillstands empfehle ich Nigel Barleys “Traumatische Tropen”. Originaltitel: “The Innocent Anthropologist: Notes from a Mud Hut.” So schön natürlich könnten auch wir noch leben (natürlich nicht so viele), hätte es diese unnütze Kulturdingsgeschichte nicht gegeben. Und solche “Welt”-Kunz-Artikel müssten wir auch nicht ertragen.
Der Journalismus ist nicht auf den Hund gekommen, sondern vor die Hunde gegangen. Will diese Frau zurück in die Steinzeit? Obwohl : die haben damals auch schon beeindruckendes geschaffen. Siehe die Höhlenmalereien. Halt nur nicht umweltneutral, sondern mit Verbrennungsrückständen…
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