Es ist erstaunlich, dass so ein Geschäft überhaupt so lange durchgehalten hat. Meiner Erinnerung nach begann der Niedergang der klassischen Händler schon in den 90ern, als Media Markt & Co. in jede Kleinstadt eine Filiale setzte. In den 2000ern kamen als Konkurrenz noch die Internet-Händler dazu. Der zu diesem Zeitpunkt noch existierende Rest der Einzelhändler ist dann in die Euronics- oder Expert-Gruppen eingetreten. Im Bereich Audio & Video kann man als selbstständiger Einzelhändler nur noch im High-End-Bereich überleben, wo man Marken vertreibt, die zu hochpreisig für den Massenmarkt der Elektroketten und Internet-Händler sind (Accuphase, Mark Levinson, Bang Olufson, Burmester, TAD etc.).
OT: Könnte der Name Hauschild darauf hindeuten, dass Herr H. sein Handwerk ursprünglich in Sachsen erlernt hat?
@Uta Buhr: Erst wenn die Millionen hochqualifizierter Absolventen der Geschwätzwissenschaften kein G5-Handy mehr kaufen können und keiner mehr da ist, der die Funkmasten wartet, schmecken denen plötzlich die Spaghetti beim Nobel-Italiener nicht mehr. Was macht man dann Sinnvolles den ganzen langen, lieben Tag, wenn man seine erworbenen Fähigkeiten niemanden mitteilen kann?
Ergänzend: Meine Lüftungsanlage (Neubau, alles dicht, muss leider sein) hatte einen defekten Ventilator, im Sinne von Lagerschaden, machte unschöne Dauergeräusche. Der Hersteller möchte die ganze Einheit austauschen; laut Kostenvoranschlag des Service-Betriebs mit Arbeitsleistung absurde 600 Euro.—- Daraufhin schaue ich ins böse Internet – und siehe da: erstens gibt es Nischenanbieter, denen man den Ventilator schickt und die wechseln das Lager aus. Dann liegt man irgendwo bei 100 Euro, schon deutlich besser. Aber zweitens gibt es auch findige Typen, die das selbst in die Hand nehmen und erklären, wie’s geht. Wenn man nicht zwei linke Hände hat… Daraufhin habe ich, ebenfalls im Netz, Ersatz-Kugellager bestellt für ein paar Euro und die dann liebevoll selbst ausgetauscht.—- Ja, einem freundlichen Handwerker hätte ich locker 100 Euro gegeben, wenn ich das nett erledigt bekommen hätte. Aber wenn schon die Hersteller das nicht unterstützen, dann muss sich das in neuen Nischen zurechtruckeln, und in meinem Fall hat das per Internet sehr schön funktioniert. Ist nicht alles doof im Netz!
Zwei Sachverhalte zur Ergänzung, Erweiterung die auch längefristig ihre Wirkung zeigen werden. 1. Werden die Kinder Dein Unternehmen übernehmen? Um Gottes Willen, nein! Ich möchte nicht, dass meine Kinder sich das an tun. Überstunden, Wochenendarbeit, jede Menge Ärger mit Erlaubnissen, Zulassungen, Verordnungen, Zahlungsausfälle usw. Darüber hinaus klagewütige Abmahnvereine, die beim kleinsten Fehler mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wo ein Hinweis ´Das müssen Sie da und da ändern.` reichen würde. In der Sache schnell etwas korrigieren, is nich. Widerspricht dem geschäftlichen Interesse dieser Einrichtungen. Damit geht ein wichtiger Teil unternehmerischen Handels und freiheitlichen Denkens verloren. Massenhaft und besonders offensichtlich bei bäuerlichen Familienbetrieben. 2. Den Handwerksbetrieb an einen Mitarbeiter, Mitarbeiterin übergeben, Verkauf der Firma oder ein Rentenmodell. Findet sich keiner. Was jahrzehntelang von Handwerksmeister zu Handwerksmeister funktioniert hat und Bestandteil der Rente werden sollte, löst sich in Luft auf. Lieber ehemaliger Konkurrent, manchmal Partnerunternehmen etc. könntest Du dann wenigsten meine wichtigsten Kunden übernehmen? Damit die in guten Händen sind. Kunden brauch ich nicht. Ich brauche Handwerker. Andere Branche, Steuerberater: Ja wenn Sie mir eine Steuerfachangestellte mitbringen, würde ich Sie als Kunden nehmen. Tja, ´Es ist was faul im Staate Dänemark.`
@Breitenbach u.a.: Mit “Nachhaltigkeit” hätten wir das Niveau der jungsteinzeitlichen Bauern nie hinter uns gelassen. Vermutlich ist jeder dankbar, dass man die prinzipiell unendlich haltbaren, da reparaturfähigen Zahnarztinstrumente der 1950er Jahre ebenso verschrottet und laufend durch besseres ersetzt wie die nur aus Stahl, Holz und Leder gebauten frühen Automobile - feines Handwerk war das, prinzipiell immer wieder reparierbar, aber eben nur für die Oberschicht, da viel zu teuer. Und wer sich früher keine Sockenstopfmaschine leisten konnte oder wegen eines 12-14 Stunden Tags selbst keine Zeit für’s Stopfen hatte, ließ die Kinder gleich ohne Schuhe herumlaufen. Wer das für erstrebenswert hält, soll das mit seinesgleichen in irgendeiner Kommune praktizieren und darauf verzichten, hier auf definitiv nicht nachhaltigen und nicht sinnvoll reparablen Computern seiner Sehnsucht nach dem 19. Jh. Ausdruck geben. Schreibt übrigens jemand, der selbst nur alte Möbel besitzt, in einem Fachwerkhaus wohnt, seine Kleidung aufträgt, keine Fernreisen unternimmt und bloß ein altes Handy hat - mir genügt das vollkommen und ich genieße den Charme alter Dinge. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, meinen Mitmenschen diesen Lebensstil vorschreiben zu wollen…
Nostalgie ist ja ganz hübsch, aber nicht notwendig ein Sachargument. Dass Dual oder Braun nicht mehr wirklich existieren, sehe ich auch so; dass Denon oder Marantz entleert seien, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Meine nagelneuen Marantz-Geräte … wo soll die Technik denn Ihrer Meinung nach her sein? Aber ich kann mal deren Chefentwickler fragen, den kenne ich noch aus meiner Jugend. Vielleicht ist er nur ein Hologramm, wer weiß.—- Es ist einfach eine andere Sorte Technik. Ein Fernseher heute ist nun mal im wesentlichen ein Computer mit flachem Bildschirm, oder umgekehrt. Was und wie wollen Sie daran reparieren? Man könnte es vielleicht so bauen, dass Einzelteile ersetzbar wären, aber dann wäre das Gerät vermutlich klobiger und teurer, auch Ressourcen-aufwendiger.—- Man muss einfach das Preisniveau mitbetrachten. Wenn Ihr Kittelträger sich nicht absurd selbst ausbeutet, dann muss er für eine Stunde fieseliger Reparatur-Arbeiten in seinem angemieteten Ladenlokal mit Ersatzteilen 100 Euro nehmen, mindestens. Da gehen Sie erst hin, wenn die Garantie nach drei Jahren abgelaufen ist. Dann ist das Gerät ohnehin schon weitgehend amortisiert. Das steht doch in keiner vernünftigen Relation.—- Doch, ich bin durchaus für vernünftige Qualitätsprodukte. Aber ausgerechnet heutiger Elektronik-Kram ist dafür das falsche Objekt. Meine Anziehsachen sind eher nicht vom Wühltisch und ich trage sie ewig. Möbel, Porzellan, Besteck, alles gern für lange gekauft. Elektronik, bei dem Entwicklungstempo und hocheffizienter Industriefertigung … nicht wirklich.
Es gibt von Arte eine Doku zum Thema Einweg-Elektro, Reparatur-Cafes usw. , die man anschauen kann, wenn man sich mit der Naivität der heutigen Konsumenten auseindersetzen will. Man erlebt dort Menschen(inklusive der linken Programmmacher), die sich über die Wegwerfgesellschaft aufregen, denen aber selbst der Kauf der Massenprodukte eigentlich schon zu teuer ist und die billigste Reparaturen für den im Besitz befindlichen Schrott erwarten. - Diese GEsellschaft ist jedenfalls insgesamt zu dumm geworden, um noch eine funktioniernde Wertschöpfung aufrechterhalten zu können. Wir werden das bald erleben.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.