Ben Krischke, Gastautor / 23.07.2018 / 12:30 / Foto: Pixabay / 14 / Seite ausdrucken

Eine Minderheit wird zur Stimme Münchens hochgejubelt

Eine Minderheit demonstriert gegen die CSU

In München demonstrierten gestern 20.000 Leute gegen die CSU, vor allem gegen Markus Söder und Horst Seehofer und von ihnen verwendete Begriffe wie "Asyltourismus". Unter dem Motto #ausgehetzt fanden sich demnach knapp 1,6 Prozent der Münchener Einwohner bzw. rund 0,2 Prozent der bayerischen Wahlberechtigten in der Münchener Innenstadt ein. Inklusive derjenigen, die gar nicht wahlberechtigt sind oder nicht aus Bayern stammen oder beides. Bei derlei politischen Happenings trifft sich schließlich immer auch das Who-is-Who des deutschlandweiten linksgrünen Protestapparates.

Nachdem ich die obigen Vergleichszahlen getwittert hatte, wies mich ein User und Demo-Teilnehmer darauf hin, dass dies die falschen Vergleichsgrößen seien. Man müsse, so der gute Mann, stattdessen zum Beispiel andere Demonstrationen heranziehen, um wirklich vergleichen zu können. Macht in dem Zusammenhang nur keinen Sinn. Denn eine wirklich vergleichbare Demonstration zu einer Anti-CSU-Demo wäre ja eine Pro-CSU-Demo, und eine solche wiederum wäre totaler Blödsinn. Und weil das so ist, sehen wir uns stattdessen aktuelle Umfragen zum Thema Asylpolitik an und setzen diese in Relation zu den 20.000 Demonstranten vom Wochenende.

Über drei Viertel der Deutschen sind für Ankerzentren, wie von der CSU vorgeschlagen. Mehr als die Hälfte der Deutschen will Asylsuchende aus sicheren Drittstaaten an der Grenze zurückweisen, was auch die CSU will. In einer dritten Umfrage plädierte die Mehrheit der Befragten außerdem dafür, weniger Flüchtlinge aufzunehmen, während sich nur ein verschwindend geringer Teil für die Aufnahme von mehr Migranten aussprach. Hier zeigt sich also ein ganz klares Meinungsbild in der Gesamt-Bevölkerung, die sich aktuell eben weniger für die konkrete Wortwahl von irgendwem interessiert, sondern einen ganz klaren Auftrag an die verantwortlichen Politiker richtet: unkontrollierte Einwanderung in den Griff zu bekommen. Bei der Demonstration am Sonntag war dagegen auch die Open-Border-Fraktion vertreten.

Selbstverständlich lässt sich über den Begriff "Asyltourismus" streiten oder über Seehofers gewöhnungsbedürftigen Sinn für Humor, der sich bekanntlich über 69 Abschiebungen zu seinem 69. Geburtstag freute. Offensichtlich ist allerdings, dass die 20.000 Demonstranten in München eben keine Mehrheits-, sondern eine Minderheitsmeinung vertraten. Daran ändern auch die zahlreichen Fotos nichts, die in den sozialen Medien kursieren. Denn 20.000 Leute auf einem Haufen sehen immer nach viel aus. In diesem Sinne noch ein letztes Wort an den ein oder anderen Medienvertreter, zum Beispiel der FAZ: Meldungen mit dem Titel "München demonstriert gegen die CSU" sind offensichtlich falsch. Ich zum Beispiel bin zu Hause geblieben. Ebenso wie weitere rund 1,4 Millionen Münchener.

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Leserpost

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Dirk Jungnickel / 23.07.2018

Ben Krischke übersieht - und das ist nicht unwichtig - w e r da demonstrierte. Das waren nämlich Autoren, Künstler, Theaterschaffende, kurz die intellektuelle Avantgarde .  Das wollte jedenfalls der Deutschlandfunk,  für den das nicht unbedingt typisch ist, seinen Hörern weismachen.  Zu Wort kam ein Autor, von dem ich noch nie gehört hatte und ein Intendant eines Theaters, das nicht allzu bekannt sein dürfte. Obwohl er von der Bayrischen Staatsregierung finanziert wird, war er der Meinung, dass keine Neutralitätspflicht bestünde.  Die Kunst müsse immer Partei ergreifen und moralisch agieren. Darüber lässt sich trefflich streiten. Auch Brechts Lehrstücke wurden als Kunst deklariert. Agitprop ist jedoch meilenweit von Kunst entfernt.

Werner Arning / 23.07.2018

Die Qualitätspresse und der ÖR scheint sich mächtig ins Zeug zu legen für die, wie es gestern in den Fernsehnachrichten hieß, nach Umfragen zweitstärkste Partei in Bayern, die Grünen. Die 20000, die gekommen sind, werden sich zu einem Großteil aus Grünen-Wählern rekrutieren. Hinzu gesellen sich ein paar SPD- und Linke-Wähler. Für wen das Herz unserer Qualitätsmedien schlägt, erfahren wir jeden Abend aufs Neue in den Nachrichtensendungen. Da haben wir vor der Bayernwahl noch einiges zu erwarten. CSU und AfD, zieht euch warm an. Und wenn der eine davon den anderen schwächt, soll es auch recht sein.

Franz Hauptmann / 23.07.2018

Vereinnahmung einerseits, Ausgrenzung andererseits. In der Tagesschau wurden O-Töne von Demonstranten wörtlich als “Stimmen der Zivilgesellschaft” anmoderiert. Wohlgemerkt, Stimmen DER und nicht etwa AUS DER Zivilgesellschaft. Sollte wohl heißen: Wer politisch anders tickt, gehört nicht zur “Zivilgesellschaft”, sondern zum “CSU-Rassistenpack”. Vielen Dank, liebe ARD!

Martin Stumpp / 23.07.2018

Ich vermute einmal, dass die allerwenigsten der Demonstranten jemals in ihrem Leben CSU gewählt haben.

Frank Stricker / 23.07.2018

Ach ja , 20.000 bei Pegida sind eine klare Minderheitenmeinung , gestern in München sind 20.000 dagegen eine riesige Demonstration für die “Guten”. Wenn man von den “Demonstrations-Touristen” noch die"zuagreisten” abzieht , wie der Münchner sagen würde , dann blieben vielleicht noch 5.000 Münchner übrig.

Sabine Schönfelder / 23.07.2018

Die FAZ unterscheidet sich ideologisch von der TAZ auch nur noch durch den ersten Buchstaben. Das ehemals konservative Blatt durchlebt den gleichen Linksdrall wie unsere Kanzlerin. Zu der Demo nach München stellten höchstwahrscheinlich Gewerkschaften, SPD und sonstige linke Migrationsbesessene ihre mobile Logistik zur Verfügung, ( Elektrobusse?) um Empörte aus ganz Deutschland zur Stimmbildung und getunter Volksempörung zu versammeln. The same procedere as everywhere.

Udo Kemmerling / 23.07.2018

Hätte dieselbe tendenziös berichtende Presse auch zu den jahrelang stattfindenden PEGIDA-Veranstaltungen geschrieben “Dresden demonstriert”?!? Und der Vollständigkeit halber: das waren wenigstens Dresdner, und nicht, wie jetzt in München, die versammelten linksgrünen Berufsdemonstranten der gesamten Republik. Das zum Thema Vergleich von Demonstationen.

armin wacker / 23.07.2018

Also da sind sie aber mit Ihren Kollegen von der FAZ sehr nobel umgegangen. Mir fallen da spontan ganz andere Wörter für “offensichtlich falsch” ein.

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