Henryk M. Broder / 28.06.2023 / 14:00 / Foto: Acgut.com / 18 / Seite ausdrucken

Bedeutende Denker und Denkerinnen der Gegenwart: N.F. und S.Ch.

Zwei Seelen, ein Gedanke: Wie können wir Palästina helfen? Indem wir Israel sein Alleinstellungsmerkmal als Demokratie entziehen? Oder indem wir darauf vertrauen, das Israelis und Juden weltweit sich für Palästina einsetzen? Und was geht vor? Womit fangen wir an?

Naika Foroutan ist Migrationsforscherin, Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Berliner Humboldt-Universität. Eine Autorität auf ihrem Gebiet. Kaum eine Konferenz zum Thema Migration und Integration, die sie durch ihre Anwesenheit nicht bereichern würde. Sie schreibt Gutachten und berät Politiker. Wie viele ihrer Kollegen und Kolleginnen performt sie auch auf Twitter, wobei sie ihr Programm erweitert, z.B. in diesem Tweet vom 25.6.23: Wie lange können wir Israel noch als “einzige Demokratie in Middle East” bezeichnen? Wie kann es legitim sein als Soldat auf ein kleines Mädchen zu schiessen? Wie kann ein Staat dieses Handeln nicht bestrafen? Wie können die dt. Medien das ignorieren?

Ja, wie können sie das nur? Wie schaffen sie es, ruhig da zu sitzen und nichts zu unternehmen, während ein israelischer Soldat auf ein kleines – vermutlich palästinensisches – Mädchen schießt? Müsste einem Land, das so ein Handeln duldet oder sogar dazu ermuntert, nicht wenigstens der Titel "Einzige Demokratie in Middle East" aberkannt werden? Und zwar sofort, noch bevor der Fall, auf den sich Naika Foroutan bezieht, aufgeklärt wurde? Kommt es überhaupt darauf an, was passiert ist, oder reicht es, dass Naika Foroutan bereits vorermittelt und sich ein Urteil gebildet hat? Und egal, was der israelische Soldat gemacht oder nicht gemacht hat – erinnert sich jemand an eine Forderung von Naika Foroutan an die Adresse der Bundesregierung oder der EU, alle finanziellen Hilfen zugunsten der Hamas einzustellen, wenn sie nicht sofort aufhört, Terroristen als Helden zu feiern? Wäre doch eine Möglichkeit, oder?

Viel Zeit für Twitter

Es dauerte nicht lange, da meldete sich eine bekannte Freizeitpolitikerin zu Wort, um Naika Foroutan beizustehen: Sawsan Chebli. Sie hat eine erstaunliche Karriere hingelegt, bis sie abstürzte, weil sie meinte, einen echten Profi wie Michael Müller austricksen zu können. Es geht auch das Gerücht um in Berlin, sie wäre gerne „Antisemitismusbeauftragte des Bundes" geworden. Aber auch das hat nicht sollen sein. Und deswegen hat Sawsan Chebli reichlich Tagesfreizeit, um sich auf Twitter zu exponieren. Frau Foroutans Frage, wie die dt. Medien das ignorieren können, was in Palästina passiert, beantwortete sie mit diesem Tweet: Weil es hier niemanden interessiert. Weil zu viele in der Politik, in den Medien und der Zivilgesellschaft schweigen, weil sie keinen Bock auf Stress haben. Meine einzige Hoffnung sind Israelis&Juden weltweit, die sich für Palästina einsetzen.

Wem bei diesen Worten nicht die Tränen kommen, der hat sein Herz beim Bundespresseball an der Garderobe abgegeben und vergessen, es wieder abzuholen. Was für ein Glück, dass es Israelis&Juden gibt, die sich weltweit für Palästina einsetzen. Und Sawsan Chebli kennt sie alle! Seltsam ist nur, dass die geballte Macht des weltweiten Judentums, ein bei Antisemiten beliebter Topos, im Falle der Palästinenser versagt hat. Jetzt braucht Sawsan Chebli eine neue Hoffnung, an die sie sich klammern kann, die aller-allerletzte. 

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David Katzar (Israel) / 28.06.2023

Die Chebli hats verstanden: mit Juden lösst sich gut Geld verdienen. In Israel bekommt man Geld (vor allem aus Deutschland), wenn man Juden ermordet (je grausamer, desto höher die Zahlung). In Deutschland, wenn man Antisemitismusbeauftragte/r wird.

Wilfried Cremer / 28.06.2023

Lieber Herr Broder, habe gerade eine Reise abgesagt, aus 13 Gründen, mitentscheidend war die Möglichkeit des tagelangen Ausgesetztseins einem (selbstmit)leidigen bzw. teuflischen Beleidigtsein im Namen “Palästina”. Sowas prägt bei uns die Politik. Noch

Gert Köppe / 28.06.2023

Wenn Frau Chebli nicht weiß was sie so den ganzen Tag mit ihrer vielen Zeit anfangen soll, dann könnten wir mal Elon Musk fragen, ob er sie nicht z.B. als Antisemitismusbeauftragte bei Twitter gebrauchen kann? So als freischaffende Mitarbeiterin versteht sich. Damit wäre sie ja auch gleich dort, womit sie sich doch ohnehin gern beschäftigt, twittern. Könnte eine echte Win-Win Situation sein. Oder?!

Moritz Cremer / 28.06.2023

AntisemitinnInnen

Dietmar Blum / 28.06.2023

@ Marc Blenk / 28.06.2023: “Ist nicht möglich, da muss man jüdischen Glaubens sein?” Wenn es ein Stephan J. Kramer , seines Zeichens ohne notwendige Qualifikation oberster “Verfassungsschützer Thüringens,  der, so bezeichne ICH es, aus Karrieregründen zum Judentum konvertierte, dies schafft, dann gelingt es auch der Sawsan.

sybille eden / 28.06.2023

Foroutan und Chebli, sind das nicht zwei von Steugeldern schmarotzende Existenzen ?

Jörg Themlitz / 28.06.2023

@Marc Blenk: “Oder gleich in den Zentralrat wählen?”; Sich wählen lassen ist glaube ich nicht so ihr demokratisches Ding. Besser sich ganz demokratisch und rechtsstaatmäßig reinklagen. Nur so eine Vorstellung: Erste Muslimin an der Spitze des Zentralrates der Juden.

Marc Blenk / 28.06.2023

Lieber Herr Broder, Frau Chebli als Antisemitismusbeauftragte…. Das wäre ja zu und zu köstlich. Für Unterhaltung wäre jedenfalls gesorgt. Oder gleich in den Zentralrat wählen? Ist nicht möglich, da muss man jüdischen Glaubens sein? Eigentlich doch schade. Zumal für den Fall, dass irgendwann alle Juden das Land in Richtung Israel verlassen hätten. Dann wäre man ja quasi gezwungen, die Statuten zu ändern. Freie Bahn für die wahren Judenfreunde.

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