Sehr geehrter Herr Sarrazin, vielen Dank führ Ihre Einschätzung, der ich gerne widersprechen möchte. Die Nutzungsdauer von militärischem Großgerät bemisst sich normalerweise in Dekaden; soll heißen: Wenn man heute seine Streitkräfte allumfassend amerikanisch ausrüstet (und nicht punktuell, wie immer wieder in der Vergangenheit geschehen), dann fährt und fliegt man dieses Gerät für die nächsten 20 bis 40 Jahre. Das schafft militärische, technologische und dadurch wiederum politische Abhängikeiten, die vielleicht nicht in diesem Umfang gewollt sind. Und weiter ginge so eine Entscheidung nicht blos zur Lasten der eigenen nationalen und europäischen Industrie: Militärtechnologie ist Hochtechnologie und ihre Erforschung sichert, dass sich kluge Köpfe an der Spitze des technisch Machbaren mit innovativen Lösungen beschäftigen. Am Ende kommt ja nicht einfach ein Panzer oder Kampfflugzeug dabei heraus, sondern eine Vielzahl an querschnittlich und zivil nutzbaren Ideen und Technologien, von denen wir alle langfristig profitieren. Diese Art von Potential zu verschenken, indem man überproportional fremd einkauft anstatt es selber zu erforschen und zu entwickeln, ist wie Hausaufgaben abschreiben: man kommt vielleicht voran, hat aber wenig bis nichts dabei gelernt. Deutschland und die Europäer aber müssen ihre Hausaufgaben auf allen Ebenen wieder selber machen, wenn sie wieder “mitspielen” und dabei ernst genommen werden wollen. Mit freundlichen Grüßen.
Und, so einfach könnte das Überholen sein, wenn man es aus einem Guß betrachtet: .... z.B. könnten Sie als Kanzlerkandidat der SPD vielleicht gar wieder auf die Sprünge helfen indem Sie die CDU nicht links außen, sondern rechts innen überholen…. (Sie sollten allerdings vorher sicherstellen, dass Sie auch den Parteivorsitz haben, alles andere wäre wenig hilfreich…..)
Für einen Landkrieg in Europa… gegenüber einem immer unberechenbarer werdenden Russland. Das Zeitalter der Raketen ist bei Sarrazin offenbar noch nicht angekommen. Da gibt es nach einem Krieg auch kein Land mehr, Putin weiß das und ist deswegen auch in seiner politischen Logik zu berechnen. Der Blick sollte lieber nach Westen gehen, da sitzen jene die gern das Land zerstören solange sie selbst nicht betroffen sind.
Waffen in den USA zu kaufen hätte auch den Vorteil, dass diese auch funktionieren und somit wirklich zur Abschreckung beitragen. Darüber hinaus könnten wir die Forschungs- und Entwicklungskapazitäten auf zivile Bereiche konzentrieren, wo wir konkurrenzfähig sind und diese Fähigkeit noch weiter ausbauen könnten.
Sarrazin vertritt eine Meinung, aber hoffentlich nicht die Heilslehre im Sinne einer göttlichen Fügsamkeit gegenüber den USA unter der derzeitigen Administration. Wer immer mehr unberechenbar wird, ist doch wohl eher Trump denn Putin. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat der Westen nichts Eiligeres zu tun gehabt, als das verbliebene Russland durch die Erweiterung der Nato gen Osten mehr und mehr zu umzingeln, es nachgerade einzuschnüren. Wenn Putin gegenhält, so ist das nachvollziehbar. Russland hat nie Demokratie erlebt, diese zu oktroyieren, von Innen oder von Außen, wäre müßig und müsste sehr wahrscheinlich scheitern. Merkel sucht behutsam den Ausgleich zwischen Ost und West einigermaßen wiederherzustellen. Wenn es denn überhaupt noch diese Denkmuster nach dem Zerfall des Ostblocks gibt, wo Ungarn und Polen Egoismen walten lassen und die Rosinen aus der EU klauben. Wir sollten mit dem „Schwarze Peter Spiel“, hier der gute Westen, dort das böse Russland, aufhören und erkennen, Trump ist unberechenbar, Putin nicht. Sarrazin weist auf den Absatzerfolg Deutscher Produkte im In- und Ausland hin. Diese sind nicht durch Zauberhand, sondern durch Wirtschaft und Gesellschaft, auf der Grundlage eines komplex dynamischen Anpassungsprozesses (F und E Forschung und Entwicklung) möglich geworden, begleitet von unterstützenden Rahmenbedingungen durch die Regierung. Nicht Strafzölle, sondern Produkte, die weltweit wettbewerbsfähig sind, führen a la long zu einem, -gleichwohl nur labilen-, Gleichgewicht zwischen den Weltwirtschaften. Da hat Amerika Nachholbedarf. Poltern und Drohgebärden haben Halbzeitwertcharakter. ☝️
Das hieße ja man hätte eine Strategie für Deutschland. Diesen Punkt haben wir lange hinter uns gelassen, denn es geht seit geraumer Zeit nicht um die Zukunft Deutschlands, sondern darum, wie man es am lautlosesten abschaffen kann. Der point of no return wurde 2015 geschaffen. Das, was aktuell passiert, ist, dass man Regieren in Deutschland simuliert. In Wirklichkeit wartet man nur auf den Moment, an dem der big takeover stattfindet. ‘Deutschland’ wird dann nur noch Folklore sein.
In demjenigen Teil Europas, das mal Deutschland hieß, ist es leider weitverbreitete Überzeugung, daß eine Armee so völlig überflüssig ist, zumal wir ringsum von Freunden liebevoll umringt sind. Die Realität sieht anders aus - aber Deutschland soll sich ja auch gar nicht verteidigen können. Die Restbestände der Steuerzahler werden weiterhin funktionieren, auch wenn die Steuerformulare in arabisch, türkisch oder eben russisch formuliert sind. Die ramponierte Bundeswehr reicht jedoch aus, um unsere Potentaten mit ihrer Entourage bei Bedarf in der letzten Minute auszufliegen.
Danke Herr Sarrazin für Ihre klaren Aussagen. Die Überlegungen gehen in die richtige Richtung. Allerdings müsste sich zu allererst die EU auflösen, damit die Länder wieder ihre eigenen Probleme auf ihre eigene Art lösen könnten. Damit wäre einerseits der unsinnige bürokratische Apparat mit all seinen Schmarotzern vom Tisch. Das eingesparte Geld bliebe in den Staaten. Gemeinsame, vernünftige Vereinbarungen könnten auf dem Kontinenten Europa eine Richtschnur geben. Im weiteren bin ich nicht der Meinung, dass Putin unberechenbarer ist als andere, gewählte Politiker. Es scheint eher so, dass eben doch jedes Land seine Eigenheiten hat und diese auf seine Interessen ausgerichtet, zu lösen versucht. Wir sollten generell einfach versuchen, die eigenen Probleme zu lösen. Sie führen die Schweiz an, die offensichtlich ihre Hausaufgaben besser zu machen scheint. Hierzu muss aber auch gesagt werden, dass die Schweiz andere Arbeitszeiten hat als die meisten EU Staaten, dass die Schweiz eine eigene Währung hat, die genau durch die von Ihnen erwähnten Manipulationen an der Währungsfront entstehen und der Wirtschaft oft über lange Zeit zu schaffen machen. Das bedeutet dann für die Unternehmen, Mittel und Wege zu finden. Zudem ist die Schweiz durch die EU permanent unter Druck, um Steuern zu erhöhen, um schlechter zu werden. Siehe auch die Aushebelung der Schengenregeln etc. Deutschland ist im Verhältnis zu fast allen EU-Ländern auch zu billig. Das heisst, dass wohl auch die Reallöhne im vergleich zu tief sind. Bestimmt hängt dieses Problem auch mit der unsinnigen Gemeinschaftswährung, und der unfairen und unheilsamen Umverteilung zusammen. Aber nicht nur. Besten Dank für diese aufschlussreiche Ausleuchtung der Fakten. b.schaller
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