Amos Zweig, Gastautor / 12.10.2019 / 14:00 / Foto: Pixabay / 16 / Seite ausdrucken

Wohnungsmangel: Die Gier nach Regulierung

Von Amos Zweig.

Stell dir vor, Menschen müssen manchmal umziehen, wenn die Miete hochgeht. Und wenn das Budget knapp ist, muss man manchmal auch Kartoffeln anstatt Entrecôte essen. Das war schon immer so, und daran ist noch keiner gestorben.

Aber heutzutage empfinden viele dies als unzumutbar. Und der Schuldige ist natürlich prompt gefunden: der Kapitalismus und die bösen Reichen. Der Kapitalismus „untergräbt“ sein Fundament und „zerschlägt“ den sozialen Zusammenhalt. Und die bösen Reichen spekulieren mit dem begrenzten Boden, weil sie so gierig sind. Dabei kann man locker zehn essenzielle Faktoren für hohe Wohnungspreise nennen, die nicht vom Kapitalismus kommen: Zonengesetz, Raumplanungsgesetz, Umweltschutz, Brandschutz, Denkmalschutz, Lärmschutz, Landschaftsbild, Energieeffizienz, und Luftreinhalteverordnung.

Insgesamt gibt es beispielsweise in der Schweiz 140.000 Bauvorschriften – und in Deutschland ist es nicht viel anders. Jährlich gehen deshalb in der Schweiz laut Schätzungen des Bundes 1,6 Milliarden Franken verloren. Nicht mal ein Gartenhaus kann man in der Schweiz einfach so bauen (siehe auch die Schweizer Bauordnung). Des Weiteren gibt es zahlreiche Sonderinteressensgruppen, die vorteilhafte Konditionen haben: Studentenwohnungen, Beamtenwohnungen, Wohngenossenschaften, Sozialwohnungen (siehe hier, hier und hier) ... Dass diese nicht immer nur an die Bedürftigen, sondern oft an die Leute mit guten Connections gehen, ist leider nicht verwunderlich.

Undurchdringlicher Gesetzesdschungel

Aber dann gibt es noch einen weiteren kritischen Punkt: unser Papiergeld-System. Weltweit drucken die Zentralbanken ständig Geld und fixieren den Zins auf null. Banken vermehren durch das Mindestreserve-System die Geldmenge nochmal um ein Vielfaches. Die Zahl auf Ihrem Konto ist schon lange nur noch das: eine Zahl. Es steckt kein realer Wert dahinter. Da die Reichen nicht dumm sind, verstehen sie, dass die Inflation die reale Kaufkraft des Papiergeldes ständig erodiert. Also wollen sie ihr Geld in etwas Handfestes investieren, wie eben Immobilien beispielsweise. Hätten wir ein sinnvolles Geldsystem, aus dem nicht jeder ständig rausfliehen müsste, dann würde mit Sicherheit auch deutlich weniger spekuliert. Kleine Eigenwerbung: Ich werde bald ein Video machen, in dem ich erkläre, wie ich mich vor der Erosion meines Ersparten zu schützen versuche.

Der Kapitalismus zerschlägt überhaupt nichts. Und Gier ist nicht so schlimm, solange man nicht versucht, sie auf unethische Weise zu stillen. Aber genau da liegt das Problem. Alle Menschen sind gierig, bloß möchten heute viele ihre Gier auf Kosten anderer befriedigen, anstatt selber dafür zu arbeiten. Landschaftsbild, Krippenplätze, Agrarsubventionen, Klimasubventionen, Steuerschlupflöcher, Frauenquote, vorteilhafte Gesetze für Pharma und Banken, tiefe Krankenkassen-Prämien bei hohen medizinischen Standards ... Die Liste ist endlos, und förmlich jeder steckt da irgendwie mit drin. Und da jeder mitmacht, kriegt auch jeder irgendwo sein eigenes vorteilhaftes Sondergesetz. Und all diese Gesetze ergeben dann zusammen den undurchdringlichen Gesetzesdschungel, den wir heute haben. Aber die Lösung sind nicht noch mehr Sondergesetze, sondern mehr ethisches Verhalten, sprich weniger „seine-eigenen-Wünsche-auf-Kosten-anderer-umsetzen-wollen“. Und das trifft auch im Wohnungssektor zu.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf amoszweig.com.

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Bernhard Krug-Fischer / 12.10.2019

Sehr geehrter Herr Zweig, ja die Bauvorschriften treiben die Kosten in die Höhe. Und manchmal sollte man den Sinn hinterfragen. Und die Grünen wollen dies noch forcieren, indem sie auf jedem Dach Solaranlagen fordern. Nur noch Wahnsinn! Es gibt noch einen Grund, den ich in Ihrem Beitrag und den Leserbriefen hier nicht gefunden habe. Durch die Verlagerung von Behörden oder Unternehmen entsteht auch ein zusätzlicher Bedarf an Wohnungen, denn viele ziehen nicht mit der Familie um und pendeln. Ich bin Pendler von Fürth (Bayern) nach Berlin. Gott sei Dank hat man als Beamter so manche Vergünstigung (Trennungsgeld), so dass man sich eine teurere Wohnung (ca. 20 € pro qm!!!) leisten kann. Wohnungen im hohen Preissegment zu finden sind kein Problem, weder in Berlin noch in München. Wer auf eine preisgünstige Wohnung angewiesen ist hat schon mehr Probleme. Diese Erfahrung habe ich sowohl in München als auch Berlin gesammelt.  @Karla Kuhn, @Steffen Huebener, @Mike Loewe ich teile Ihre Meinung.

Eberhard Firnhaber / 12.10.2019

Ja, die Regelungswut kann sehr wohl auch den Wohnungsbau torpedieren. Ein Beispiel aus meiner Stadt: Die Gemeinderatsmehrheit setzte mit Rot/Grün eine Vorgabe von 25% Sozialquote bei Bauvorhaben mit mehr als 11 Wohneinheiten durch. Ein lokaler Investor zog sich umgehend von dem genehmigten Bauvorhaben zurück. Die “Preisfrage” mit der angepeilten “Sozialquote”  mag sich der geneigte Leser selbst beantworten. Die “Durchmischung” ist aber nicht ad acta gelegt. Man kann ja auch eine kommunale Gesellschaft bauen lassen und verschiebt so -unauffällig für den Normalbürger - alle Kosten und Schulden in einen Schattenhaushalt und damit bleibt der normale jährliche kommunale Haushalt bei der schwarzen Null. Und die nachfolgende Generation? Ähnlich wie bei der ” sicheren Rente”...

Robert Jankowski / 12.10.2019

Und angesichts eines bereits prekären Wohnungsmarktes in Hamburg, importierte der damals regierende Bürgermeister Olaf Scholz zu Weihnachten 2016 dann noch weitere 1000 Migranten zusätzlich nach Hamburg. Ich wohne in einer gut ausgestatteten Genossenschaftswohnung, aber alle anderen Menschen in Hamburg können sich sich für diese katastrophale Politik der SPD bedanken. Vor Allem: was ist den Migranten damit geholfen, wenn sie mangels Wohnraum, stattdessen jahrelang in den Wohnunterkünften hausen müssen?! Aber soweit denkt Niemand in der SPD und getroffen werden damit insbesondere die Leute mit kleinem und mittlerem Einkommen. Aber Schuld an der Misere der SPD hat natürlich, wie sollte es auch anders sein, die AFD.

toni Keller / 12.10.2019

Die Sache ist die, dass die Menschen die umziehen müssen weil die Miete hochgeht, selten in der Lage sind,  eine billigere Wohnung zu finden. Das liegt zum einen daran, dass die Wartelisten der sozialen Wohnungsbaugesellschaften bis zu drei Jahre betragen, zum anderen daran, dass es zu viele gibt, die sich auch keine teure Wohnung leisten können, aber bei denen wird die teure Miete von einem gewissen Amt übernommen, was dann wieder dafür sorgt, dass die Mieten eben nicht sinken, wegen Angebot und Nachfrage, Und in den meisten deutschen Großstädten ist und war es schon seit Jahrzehnten nicht gerade einfach eine günstige und gute Wohnung zu bekommen, aber mittlerweile ist der Kreis der Anwärter gewaltig gestiegen, womit wir wieder bei der exorbitant gestiegenen Nachfrage sind, deren exakte Benennung hierzulande unter Tabu steht. Wie unsere Regierung verlautbaren lässt, darf auch jeder derjenigen, die es hierher geschafft haben, seine Familie nachkommen lassen und unser Innenminister Horst Seehofer hat verlautbaren lassen, dass “wir” uns verpflichten ein Viertel aller Migranten, die es nach Europa schaffen aufzunehmen! Das sind, wenn Erdogan seine Drohung wahr macht, demnächst noch mal 750.000 Leute zusätzlich. Das ganze wird noch verschärft durch eine idiotische Verkehrspolitik, die die Leute dazu zwingt in die Städte zu drängen, weil es immer mehr verunmöglicht wird, von Land in die Stadt zu Arbeiten oder Studieren zu gelangen.

Karla Kuhn / 12.10.2019

Wenn die Regierung, in dem Falle die Kanzlerin Millionen Menschen dazu noch ungeprüft ins Land läßt, OHNE VORHER die Wohnungssituation zu klären, kann hinterher nicht die Schuld für Mangel an BEZAHLBAREN Wohnraum anderen aufgebürdet werden. Merkel hätte schon längst wahrscheinlich die Hälfte wieder zurückschicken müssen, weil kein Asylgrund vorhanden oder /und weil weder KRIMINELLE Flüchtende noch Terroristen/Gefährder in Deutschland geduldet werden dürfen. Hat diese Frau aber nicht und nun ist sie da, die große Wohnungsnot an bezahlbaren Wohnungen.  Als ich 2016 händeringend eine neue Wohnung suchen mußte wegen EIGENBEDARF, habe ich auch bei der Stadt München zweimal angerufen und um Hilfe gebeten, dort wurde mir von zwei verschiedenen Mitarbeitern gesagt, die Stadt München habe angeordnet vorwiegend erst die FLÜCHTLINGE unterzubringen !!  Ich habe das beim ersten Mal nicht geglaubt aber der zweite Mitarbeiter hat es mir unabhängig vom ersten bestätigt. Die Maßnahmen, die jetzt wahrscheinlich durchgesetzt werden sollen, nämlich ENTEIGNUNG, werden dahin führen, daß Wohnungsvermieter ihre Wohnungen vielleicht nur noch unter der Hand anbieten und sie auch wahrscheinlich keine großen Sanierungsarbeiten mehr durchführen werden. Und welcher private Investor wird da noch bauen wollen ??  Wuchermieten MÜSSEN beseitgt werden, wenn ich aber lese, daß in Berlin bereits ZEHN Euro pro Quadratmeter dazu zählen, sind das glückliche Mieter, die dafür eine Wohnung bekommen. In München wurden bereits 2016 Mieten mit über 20 Euro pro m² angeboten, zum Teil heruntergekommene Buden für noch höhere Mieten. Bis zu Hundert Mieter waren die Regel bei Besichtigungen. Und die Vermieter waren sicher KEINE Kapitalisten, sie nutzten nur die GUNST DER STUNDE !! Schließlich hat die Politik, auch mit der ZULASSUNG AUSLÄNDISCHER KAUFER (z.T: Heuschrecken) dafür das Feld bestellt !! Aber der Schuldige ist bereits ausgemacht, der KAPITALIST ! Herr Pappe,  beide Mal wieder Klasse !

Dr. Inge Frigge-Hagemann / 12.10.2019

@Steffen Huebner: ich stimme Ihnen in allen Punkten zu, Sie haben völlig Recht. Was ist nur aus dem ehemals recht schönen Deutschland geworden? Merkel sei Dank. Sie hat ihr gewolltes Zerstörungswerk fast vollbracht.

Wolfgang Richter / 12.10.2019

“Wohnungsnot” gibt es vor allem in den Zentren der Städte, wobei es jedem klar sein muß, daß die Masse nicht z. B. in Köln rund um den Neumarkt wohnen kann. Vor noch nicht allzu langer Zeit gab es einen solchen Wohnraumüberschuß, daß in den Randzonen vieler Städte im “Osten” ganze Straßenzüge abgerissen wurden. Normal müßte der bestehende Wohnraum ausreichen, zumal angeblich die Gesellschaft im Lande aufgrund Kindermangel schrumpfen sollte. Wenn man aber 2015/16 ca. 1,8 Millionen Neubürger ins Land lockt, seither jährlich ca. 200 000 zusätzlich + “Familiennachzügler”, plus EU-Binnenreisende, dann ist jedem, der das kleine Einmaleins beherrscht klar, daß der Wohnraum zunehmend knapp wird. Aber davon kann ein linksgrüner Politdarsteller natürlich nix wissen. Und diese die bösen Kapitalisten und ohnehin schon rechtlich enteigneten Vermieter an den Pranger Stellenden haben meistenteils ihre Behausungen auch noch nicht geöffnet und den “Bedürftigen” zumindest teilweise zur Verfügung gestellt. Ein Gästezimmerchen sollte doch wohl über sein.  Stattdessen rufen sie weiter in die Welt das bekannte “Winterlied” - “Ihr Kinderlein Kommet….....”- und sie kommen und verlangen natürlich neben Stütze Wohnraum, oh Wunder, und den nicht irgendwo auf dem Dorfe bei schon länger hier Lebenden, sondern städtisch in Nachbarschaft ihrer Landsleute.

Gabriele Kremmel / 12.10.2019

@Mike Loewe: Dem kann ich nur zustimmen. Ich musste 2015 auf Wohnungssuche gehen und kurze Zeit nach Merkels Flüchtlingsoffensive waren die lokalen Wohnungsangebote auf praktisch null gesunken. Mietobjekte wurden nicht mehr ausgeschrieben (teils aus Angst davor, staatlicherseits Flüchtlinge einquartiert zu bekommen), Immobilien wurden aufgekauft und lukrativ als Flüchtlingsunterkunft vermietet. Der Markt hat sich bis heute nicht entspannt. Zwar gibt es wieder Objekte zu mieten und zu kaufen, aber die Preise haben sich teils verdoppelt.

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