Manfred Haferburg / 28.02.2022 / 11:00 / Foto: Pixabay / 60 / Seite ausdrucken

Wie Dr. Reiner Haseloff (CDU) ein Licht aufgeht

„Haltet den Dieb!“, rufen die Politiker von gestern, darauf hoffend, dass die geschröpften Bürger auch an Amnesie leiden. Jetzt merkt sogar ein Wendehals wie Haseloff, dass die Energiewender ein totes Pferd geritten haben.

Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden“, soll der CDU-Politiker Konrad Adenauer mal gesagt haben. Doch lange nach Adenauer ist das mit dem weiser werden bei der CDU so eine Sache. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU) sagte am 10. Juli 2020 in einer Videobotschaft an die Bürger von Sachsen Anhalt:

„…Wir müssen daher die Rahmenbedingungen für neue Arbeitsplätze schaffen und die regenerativen Energien so ausbauen, dass sie verlässlich Strom für unsere Unternehmen und Haushalte liefern… Ende vergangener Woche haben wir in Bundestag und Bundesrat das Kohleausstiegsgesetz und das Strukturstärkungsgesetz für die Kohleregionen verabschiedet. Das ist ein klares Signal, dass der Strukturwandel nun starten kann… Ich bin deshalb sehr zuversichtlich, dass uns auch die Umgestaltung der Kohleregionen gelingen wird.“ 

Da war Angela Merkel noch seine Chefin, die ihn mit Hilfe ihrer CDU-Paladine ganz offenbar daran hinderten, weiser zu werden. Wer riskierte schon, bei der Göttlichen in Ungnade zu fallen. Nun wurde Merkel kürzlich sogar das Portemonnaie geklaut, sie ist im wahren Leben angekommen. Die Gefahr scheint gebannt. Da hört sich Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff am 27.02.2022 im Welt Interview schon viel weiser geworden an:

Sachsen-Anhalt ist beim Ausbau erneuerbarer Energien wirklich ambitioniert unterwegs. Aber in dieser Lage nun deutsche Kohlekraftwerke schnell abschalten zu wollen, halte ich für unverantwortlich. Wer Kohlekraftwerke vom Netz nimmt, muss sie mit Gaskraftwerken mit russischem Gas ersetzen. Darauf in dieser Kriegslage zu vertrauen, halte ich politisch für unverantwortlich… Umso wichtiger ist es, dass wir die modernsten Kohlekraftwerke mit hohen Wirkungsgraden jetzt nicht auch noch vorzeitig vom Netz nehmen.“ 

Zukäufe von Atomstrom aus Frankreich oder Kohlestrom aus Polen

Herr Dr. Haseloff sollte eigentlich als Ministerpräsident wissen, dass es schon 2020 unverantwortlich war, „modernste Kern- und Kohlekraftwerke mit hohen Wirkungsgraden“ abzuschalten, bevor irgendein Ersatz dafür in Sicht ist. Und die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen gab es schon 2020 genauso wie heute. Auch die größten deutschen Gasspeicher gehörten 2020 schon Gasprom.

Herr Dr. Haselhoff leidet offensichtlich an kognitiver Amnesie. AM 20.11 2021 sagte er nämlich der Mitteldeutschen Zeitung

Wenn wir das Geld erwirtschaftet haben, mit dem wir Atomstrom einkaufen, warum denn nicht? Das ist doch vollkommen legitim. Wir müssen aufhören mit dem Schwarz-Weiß-Denken, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen."

Heute sagt er: „Faktisch könnte die bizarre Situation entstehen, dass die Ampel-Regierung sich in einer möglichen Energiekrise mit Zukäufen von Atomstrom aus Frankreich oder Kohlestrom aus Polen durchwurschtelt…“

Haseloff kommt zu weiteren bahnbrechenden Erkenntnissen:

„Die deutschen AKWs kann man ja auch nicht mal eben weiterbetreiben. Umso wichtiger ist es, dass wir die modernsten Kohlekraftwerke mit hohen Wirkungsgraden jetzt nicht auch noch vorzeitig vom Netz nehmen. Um sie dann mit Kraftwerken zu ersetzen, die russisches Gas benötigen... Es braucht jetzt ein klares, Handlungsschema der Bundesregierung in der Sache.“

Auch das war 2020 und 2021 schon so. Unter Führung der großen Koalition wurden in dieser kurzen Zeitspanne drei Kernkraftwerke und ein Dutzend Kohlekraftwerke geschlossen. Da wollten die Schwarzen grüner als die Grünen sein und vernichteten Milliarden von Werten ohne Rücksicht auf Verluste. Es waren ja die Bürger, welche die Zeche zahlten.

Haltet den Dieb!“, rufen die Politiker von gestern, darauf hoffend, dass die geschröpften  Bürger auch an Amnesie leiden. Jetzt merkt sogar ein Wendehals wie Haseloff, dass die Energiewender ein totes Pferd geritten haben. Aber absteigen? Da muss er erst noch ein bisschen weiser werden und seinen neuen Parteichef fragen.

Lesen Sie zum gleichen Thema Manfred Haferburg im August 2021: Deutschland – umgeben von Idioten

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Fridolin Kiesewetter / 28.02.2022

Wie mal ein Politiker gesagt hat: “Wir können gar nicht soviel lügen, wie uns geglaubt wird.”

Ulrich Bohl / 28.02.2022

Ist eigentlich noch keine unserer Politkoryphäen auf die geniale Idee gekommen das Tageslicht zu speichern und es in der Dunkelheit zu verbrauchen. Sogar die Schildbürger konnten das. Annalena gib diese Weiheit endlich bekannt und behalte sie nicht weiter für dich. Du hast doch schon ähnlich geniale Ideen von Dir gegegeben, Cem wollte auch Gygabyte elektr. Strom speichern. In Coproduktion zwischen feministischer Außenpolitik und Landwirtschaft ohne Sinn muß das doch etwas werden. Ihr seid doch nicht dümmer als die Schildbürger.

Gabriele Schäfer / 28.02.2022

„ Unser“ Kohlekraftwerk, nicht weit von uns, läuft schon seit einiger Zeit unter Voll-Last.  „ Die“ wissen schon, wie es um die Versorgung steht, aber, wie bei „ Corona“, werden Tatsachen ignoriert.

Gerhard Schäfer / 28.02.2022

Zu „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden“ : Original Adenauer: “Und wenn Sie Herr Ollenhauer sajen, dat ich vor einem Jahr jenau dat Jegenteil von dem gesacht habe, wat ich heut gesacht habe, - mich kann keiner daran hindern, im Laufe der Zeit wat klüjer jeworden zu sein.”

Thomas Brox / 28.02.2022

“Es waren ja die Bürger, welche die Zeche zahlten.” Nein, es sind eben nicht “die” Bürger, die zahlen, sondern eine relativ kleine Teilmenge der Bürger. Ungefähr zwischen 18 und 23 Millionen Nettozahler und ein paar Millionen Aufstocker, die durch produktive Arbeit den Laden am Laufen halten (die genauen Zahlen weiß niemand, und die will auch niemand wissen). Hinzu kommen noch ein paar Millionen Bürger, die etwas besitzen, und die durch den Staat abgekocht werden, meistens Mittelstand und/oder Selbständige im Rentenalter. ++ Und hier liegt der fatale Konstruktionsfehler des staatlichen Systems: Die Bürger, die effektiv die Zeche zahlen (die Produktiven oder ehemals Produktiven), sind bereits deutlich in der Minderheit. Die bestens abgesicherte Politkaste zahlt keinen schmerzhaften Preis für ihre Fehlleistungen, wie etwa Alimentationsverlust (Rainer Niersberger) bzw. Arbeitslosigkeit. Das Gleiche gilt auch für den Staatsapparat und den Sozial-Asyl-Sektor. Der Staat muss wie ein Unternehmen funktionieren - das Lebensrisiko muss für alle gleich sein. Solange diese Konstruktionsfehler nicht offen diskutiert werden - statt dessen feige um den heißen Brei herum geredet wird - wird der Abstieg weitergehen.

Michael Hofmann / 28.02.2022

Lieber Herr Haferburg-die entscheidende Frage stellt sich mir” Wer kommt für den Schaden am Volksvermögen auf?” Ich fordere, dass alle Verantwortlichen vor ein unabhängiges Gericht kommen ,abgeurteilt werden und mit ihrem Privatvermögen haften und das ohne Ausnahme.

Pit Klein / 28.02.2022

Mit Verlaub, was habe ich vorletzte Woche gelernt. Ein Kohlekraftwerk produziert pro Jahr 200.000 Tonnen Gips. Bekannt war mir nur, dass Kohlekraftwerke über ihre Entschweflungsanlage Gips produzieren. Die Menge war mir da noch nicht geläufig. Mein Schwiegervater, Gott hab ihn selig, pflegte in manchen Momenten zu sagen: ” Es gibt auch Gips. ” Einfach so. Nun gibt es bald keinen Gips mehr. Am besten wir framen die Kohlekraftwerke in Gipsproduktionsfabriken um. Das würde ihren Wert und ihre Anerkennung fördern.

Carlo Mayer / 28.02.2022

In unserer Familie (Ingenieure, Physiker)  ist derzeit die Erheiterung groß, welche peinlichen Klimmzüge in den Medien noch unternommen werden, um die 180-Grad-Wende geschmeidig aufs Parkett zu legen. Gestern schrieb so eine Flitzpiepe auf „Spiegel online“ einen Riesenriemen, um darzulegen, dass die Linken Putin noch nie gemocht hätten, dafür aber die Rechten ihn verehrten, weil Putin „rechte Stereotype“ vertrete. Demnächst lesen wir, dass die Linken immer schon „hochmoderne“ Kohlekraftwerke wollten, aber die Merkel-CDU dies aus unerfindlichen Gründen immer verhindert habe. Und dass Kernkraftwerke, sofern sie sorgfältig betrieben würden, im Grunde doch sehr „umweltfreundlich“ seien. Greta finde das auch. Wenn ich das lese, werfe ich eine Flasche Schampus vom Dach.

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