Vera Lengsfeld / 08.04.2021 / 12:30 / 74 / Seite ausdrucken

Wie bestellt: Die Kampagne gegen Hans-Georg Maaßen

Von der CDU Thüringen könnte die Bundes-CDU lernen, wie man demokratisch mit den Kandidaturen für den Bundestag umgeht, schrieb ich kürzlich in einem Beitrag zu den ersten Reaktionen auf die Nachricht, dass der ehemalige Verfassungsschutzpräsident von drei Kreisverbänden Südthüringens aufgefordert wurde, sich für den Wahlkreis 196 als Bundestagskandidat zu bewerben. Landesvorsitzender Christian Hirte hatte am Karfreitag getwittert, dass es in der Entscheidung der Kreisverbände liege, wer für sie als Kandidat aufgestellt wird. Auf der Landesvorstandssitzung am Dienstag wurde dann aber die Entscheidung gefällt, den Nominierungsparteitag zu verschieben. Ob der Landesvorstand das eigentlich tun kann, war zweifelhaft, also wurde eine „Krisensitzung“ für den Mittwoch anberaumt mit Vertretern des Landesvorstands, den Kreisvorsitzenden und angeblich den Delegierten. 

Was immer man sich als Ergebnis von dieser „Krisensitzung“ ohne Krise erhofft hatte, trat nicht ein. Die deutliche Mehrheit der Teilnehmer hielt offenbar an Maaßen als Kandidat fest. Auch der Nominierungsparteitag, der am 16. stattfinden sollte, findet noch im April statt. Genannt wird der 23. April. Dieses Datum war allerdings schon Tage vorher im Gespräch, um sicherzustellen, dass niemand Einspruch gegen die Einladungsfristen erheben kann. So einfach, wie die Thüringer Wahl des Ministerpräsidenten rückgängig gemacht wurde, scheint es diesmal für die Maaßen-Verhinderer nicht zu werden. Zumindest in Südthüringen gewinnt die CDU-Basis ihr Selbstbewusstsein zurück. Man kann nur hoffen, dass dies Schule macht. 

Man sollte sich aber keinen Illusionen hingeben, was in den nächsten Tagen passieren wird. Der MDR hat seine Kampagne gegen Maaßen bereits eröffnet. Unter der Überschrift „Südthüringer CDU debattiert über Maaßen als Bundestagskandidat“ versucht der MDR Stimmung zu machen. Es solle noch weitere „Vorstellungsrunden“ geben. „Manche Mitglieder“ wünschten sich einen Kandidaten aus der Region. Es könnte noch weitere Bewerber geben. Zwischen den Zeilen kann man lesen, dass es trotz intensiver Recherche nicht gelungen ist, maßgebliche Stimmen gegen Maaßen ins Feld zu führen. Was der Ostbeauftragte der Bundesregierung an Peinlichkeiten von sich gegeben hat, ist seit Tagen bekannt. Auch Tankred Schipanski, Thüringer Bundestagsabgeordneter, hat sich schon vor Tagen ablehnend geäußert. Aber der hat ebenso wenig wie Wanderwitz in Südthüringen etwas zu sagen.

Dass der Kreisverband Suhl, der bis vor Kurzem noch vom zurückgetretenen Mark Hauptmann geführt wurde, gespalten sei, wird betont. Allerdings haben sich maßgebliche und einflussreiche Funktionäre bereits öffentlich für Maaßen ausgesprochen, nur nicht der Interimsvorsitzende. 

Aber der MDR-Kommentar von Sebastian Großert, in dem sich der Autor mit dem verqueren Bild eines Fischteichs, in dem die Angler Wählerstimmen ködern, versucht den Lesern einzubläuen, dass die CDU mit Maaßen ganz schlechte Karten hätte. Viel mehr, als dass der AFD-Kandidat und Maaßen sich gegenseitig Stimmen wegnehmen und damit für die anderen Bewerber die Chancen erhöhen würden, hat er nicht zu bieten. Insgesamt ist der Kommentar eine einzige Nebelkerze, die verhindern soll, dass die Leser klar sehen. Wie dieser Kampagnenstart zeigt, sind es die Maaßen-Gegner, die schlechte Karten haben.

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Leserpost

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Karin Lindemann / 08.04.2021

Schade, dass Maaßen nicht für die AfD antritt, so befürchte ich, dass wieder einige zur CDU abwandern. Das wäre sehr ungerecht.

heinrich hein / 08.04.2021

Unerträglich ist, dass jeder Gebührenzahler verpflichtet ist, die verlogenen Propagandasender auch noch zu finanzieren.

E. Müsch / 08.04.2021

Sehr geehrte Frau Lengsfeld so sehr ich Sie schätze aber Ihr unterfangen ist hoffnungslos, die CDU ist dauerhaft unwählbar und hat fertig und zwar sowas von. Ein Herr Maaßen, wenn er denn überhaupt Kandidat und dann gewählt wird macht noch keinen Frühling. Die Merkelpartei hat sich schicksalhaft an das SED U-Boot Merkel gebunden, Ihr jahrelang zugejubelt und wird hoffentlich mit Ihr untergehen.  Persönlichkeiten wie   Herr Maaßen und auch Herr Sarrazin in der SPD waren, wenn auch mutige, aber von der Entwicklungen in ihren Parteien überholte Randerscheinungen ohne Rückhalt.  Beide könnten und können das Rad in Ihren Parteien in Richtung Sachlichkeit und Vernunft nicht mehr zurückdrehen. Inzwischen sind zu viel Rechtsbrüche, Korruption und wahnsinnige Fehlentscheidungen geschehen, als das man mit einer Kurskorrektur und neuen Personen einfach zur Tagesordnung übergeht könnte.  Spätestens 2015 hätten sich aufrechte Christdemokraten aus dieser Partei verabschieden müssen. Hoffnung auf innerparteiliche Reformen hin zur Rechtstaatlichkeit und sozialer Marktwirtschaft halte ich mit der linksgrünaffinen Merkelpartei für ausgeschlossen. Die CDU gehörten als ehemalige konservative Partei, die mehrfachen Verrat an ihren Wähler begangen und diesem Land unermeßlichen Schaden zugefügt hat, in Lokus der Geschichte. Es geht alles vorrüber es geht alles vorbei auch Merkel und Ihre Partei….

Siegfried Ulrich / 08.04.2021

Ich wiederhole heute meinen gestern nicht angenommen Rat für Herrn Dr. Maaßen: Spielen Sie nicht den Sarrazin der CDU, sondern schließen Sie sich ehemaligen Parteifreunden an, die bereits früher mutiger waren. Das wäre ein Zeichen, mit dem Sie die CDU-Wähler aufwecken könnten.

Siegfried Ulrich / 08.04.2021

Ich wiederhole heute meinen gestern nicht angenommen Rat für Herrn Dr. Maaßen: Spielen Sie nicht den Sarrazin der CDU, sondern schließen Sie sich ehemaligen Parteifreunden an, die bereits früher mutiger waren. Das wäre ein Zeichen, mit dem Sie die CDU-Wähler aufwecken könnten.

P. Wedder / 08.04.2021

Warum Herr M. sich so an die CDU klammert, kann ich nicht verstehen. Gleiches gilt für die Werte Union. Anfangs dachte ich, dass die Werte Union eine Chance hätte die CDU wieder etwas konservativer zu machen, mittlerweile denke ich, dass dies vergebene Mühe und von der Mehrheit nicht gewollt ist. Warum bleiben sie nur alle in einer Partei, die sie nicht mehr will.?

Karla Kuhn / 08.04.2021

Ich schätze die Intelligenz von Herrn Maaßen und die Ruhe , die er ausstrahlt.  Daß dieser kluge Kopf noch immer in der MERKEL CDU sitzt, dazu noch in der unseligen “WERTEUNION,” die den ganzen Merkelschlamassel mitträgt, die offenbar nicht mal den Ansatz macht aufzumucken, das will nicht in meinen Kopf. WARUM ist dieser Mann noch immer nicht der AfD beigetreten? Das Grundsatzprogramm der AfD ist dem der CDU von 2002 ähnlich.  Wäre damals jemand eingefallen, die CDU als “RÄÄCHTE PARTEI” zu verunglimpfen ? Nein, die AfD hat zu viele kluge Köpfe, das macht offenbar die Diskrepanz zu anderen Parteien besonders klar.  In der CSU gab es früher auch etliche kluge Köpfe, wie das heute ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich seit 2005 diese Partei nicht mehr wählen kann, sonst hätte MERKEL durch die Hintertüre meine Stimme erhalten und das wäre für mich der SUPERGAU!  Noch dazu in Koalition mit den ROTEN !! Grausam.  Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß viele THÜRINGER so kurzsichtig sein sollen, den Maaßen “Trick” nicht zu durchschauen. Ich glaube, sie wählen überwiegend LINKS (Omas gegen RECHTS?) und AfD. Weder die CDU noch die Grünen werden große Chancen haben, zumal viele THÜRINGER, genau wie viele “OSSIS” wahrscheinlich noch die PERFIDEN, verlogenen KRIMINELLEN Machenschaften der STASI im Gedächtnis haben. Da kommt ein ehem. GEHEIMDIENSTCHEF, der noch immer der MERKEL CDU treu ist, NICHT GUT AN. Wäre er der AfD beigetreten und würde er als Kanzlerkandidat antreten würde die Sache vielleicht anders aussehen. Ich vermute, Ramelow mit seiner m.M.n Unscheinbarkeit und wahrscheinlich nicht die hellste Kerze auf der Torte, kann wahrscheinlich viele alte/ältere Frauen begeistern, die in ihm ihresgleichen (auch wenn männlich) wiederfinden ? Wahrscheinlich haben es attraktive Frauen in der Politik schwer, weil vermutlich etliche Wählerinnen (vom Format Merkel?)  in ihnen eine Konkurrenz sehen? Es gibt aber kaum attraktive Frauen in der Politik, daher kein Thema.

Michael Fabian / 08.04.2021

Mir ist noch immer schleierhaft, was eine Wahl von Hans-Georg Maaßen in den Bundestag auf dem Ticket eines thüringischen Provinzkreisverbandes bewirken soll. Frau Lengsfeld und die restlichen Dinosaurier der deutschen Parteipolitik - damit meine ich die Konservativen in der CDU- wollen oder können es offenbar immer noch nicht begreifen, daß dieser völlig zermerkelte Haufen von innen nicht reformierbar ist. Maaßen würde selbst bei einer erfolgreichen Wahl lang- wenn nicht sogar sehr kurzfristig das Schicksal von Thilo Sarrazin blühen. Er sollte sich statt dessen die einzige und offensichtliche Chance ergreifen, der Großen Kanzlerin den Herbst ihrer Regentschaft zu verhageln: Sich mit der AfD an einen Tisch zu setzen und als deren Spitzenkandidat in Thüringen antreten um dann als erster blauer Amtsinhaber in der Ministerpräsidentenkonferenz aufzuschlagen. Frau Lengsfeld und ihren konservativen Freunde hingegen wäre zu raten, anstatt sich täglich über die Ungerechtigkeit in der Welt im Allgemeinen und in den Medien bzw. der CDU im Besonderen auszuweinen die Konsequenz aus dem offensichtlich unwiderruflichen Ende der CDU als bürgerlich-konservative Kraft zu ziehen. In die AfD zu gehen und aus ihr eine Heimat für alle konservativen Wähler zu machen, ist mittelfristig die einzige Chance, noch Mehrheiten jenseits von Rot-Rot-Grün zu schaffen.

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