Orit Arfa, Gastautorin / 19.10.2021 / 14:00 / 88 / Seite ausdrucken

Werde ich diskriminiert wie Gil Ofarim?

Was andere können, kann Orit Arfa schon lange: Mit Davidstern ein Video drehen und sich beschweren. Doch ausgestoßen wird sie nicht wegen Symbolen, sondern wegen ihrer Meinung.

Ich wohne seit fünf Jahren in Deutschland, und ich habe schon viel Antisemitismus erlebt. Es ist wirklich erstaunlich. Ja. Manchmal, wenn ich auf Tinder war, habe ich gesagt, dass ich in Israel gelebt habe. Und nach kurzem Chatten haben mich die deutschen Männer plötzlich gelöscht! Sie brechen plötzlich den Kontakt ab! Nur weil ich israelisch – das heißt Jüdin – bin. Ich war einmal mit einem Mann in einem Club tanzen, und ich habe ihm auch erzählt, dass ich aus Israel bin, und er hat mich gefragt, ob ich reich sei, denn – ist das nicht wahr, dass alle in Israel – das heißt Juden – reich sind? Schade, dass es in Berlin und nicht in Sachsen war, sonst hätte ich ihn Nazi nennen können. Wenigstens war er nicht Muslim, sonst hätte ich das akzeptieren müssen.

Ich erzähle euch allen diese Geschichte, weil ich mehr Follower auf Instagram brauche. Als Schriftstellerin habe ich viele Bücher zu verkaufen! Und deswegen wohne ich in Deutschland. Ihr alle seid Suckers und ich benutze meine jüdische Identität, Antisemitismus und eure Schuld, um beliebt zu sein und Schlagzeilen zu machen! Ich möchte auch die Unterstützung vom Jüdischen Establishment, denn die sind auch Suckers.

Meinen Davidstern trage ich nicht so oft, obwohl ich keine Angst davor hätte, höchstens in Wedding oder Neukölln. Ich muss aber auf diese Art nichts beweisen.

Denn ich fühle mich tatsächlich diskriminiert und beschimpft in anderer Hinsicht. Ich spreche jetzt von echter Diskriminierung. Ich habe totalen Hass erlebt wegen meiner Meinung. Meiner politischen Meinung. Weil ich die jüdischen Siedler in Israel unterstützte, weil ich der AfD eine Chance gegeben und nicht alle als Nazis beschimpft habe, weil ich mich kritisch über die massive muslimische Einwanderung äußere, da sie echten Judenhass mit sich bringt. Und zu allem Überfluss war ich auch noch Trump-Fan. Deswegen habe ich viele berufliche Möglichkeiten und sozialen Kontakte verloren. Ich kenne alle Namen: Herrn R. Frau C. Die Liste ist lang. Das war mein größtes Verbrechen in Deutschland: Eine konservative Meinung zu haben.

Ja. Deutschland 2021.

Oh, und ich möchte zum Abschluss um Ihr Like bitten!

Foto: Orit Arfa

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Burkhart Berthold / 19.10.2021

Es ist doch schön, liebe Frau Arfa, wenn man attackiert wird wegen Dingen, die man sich selbst erarbeitet hat: Vernunft, Logik, Unabhängigkeit. Willkommen im Club!

Klaus Braunert / 19.10.2021

Sehr geehrte Frau Arfa, es es zutiefst beschämend und erschütternd, was Sie in diesem Land erleben.  Es nützt zwar nichts, Ihnen das zu ,schreiben, aber ich möchte Ihnen gern mitteilen, wie sehr ich hoffe, dass viele Deutsche vorbaltlos auf Ihrer Seite sind und damit noch Hoffnung besteht, dass sich auch hier bald der Wind dreht Alles Gute für Sie und.Israel !

Manni Meier / 19.10.2021

Also, wenn ich mal genau darüber nachdenke: Je suis aussi juif, “weil ich der AfD eine Chance gegeben und nicht alle als Nazis beschimpft habe, weil ich mich kritisch über die massive muslimische Einwanderung äußere, da sie echten Judenhass mit sich bringt. Und zu allem Überfluss war ich auch noch Trump-Fan.” Nur impfen lasse ich mich nicht!

Hartmut Laun / 19.10.2021

Guten Tag Frau Arfa, ich versuche hier einmal das Problem Einheimischer begegnet einem Fremden auf eine völlig natürliche Ursache zurückzuführen. These: Alle Lebewesen, so auch wir Menschen, streben nach Sicherheit. Nahrung, eine Höhle, die Kleidung sichern, um zu überleben.  Aber darüber hinaus ist jeder Fremde gegenüber den Einheimischen ein Moment der Unsicherheit. Wer ist der? Ist der friedlich oder feindlich mir gegenüber? Je fremder der Fremde im Hinblick auf seine Sprache, seine Hautfarbe, seine Religion, seinen Sitten und Gebräuche, seinen fremden Gesten ist,  je mehr werden die Einheimischen ihm mit Misstrauen und Distanz begegnen. Der neue Schüler in der Klasse. Der Neue in der Firma und überhaupt jede Begegnung mit einem anderen den ich nicht kenne, immer sagt unser menschlicher Instinkt:  Abstand halten, abwarten, mal sehen wie der so ist.  Der Fremde alarmiert mal mehr, mal weniger das uns einprogrammierte Sicherheitsbedürfnis, auch wenn unser Großhirn sagt: Was ist du nur für ein widerlicher Rassist.  Der Norddeutsche in Bayern, eine lange Geschichte der Diskriminierung. Soweit so kurz aber unvollständig, von dem ich hoffe, dass sie wissen, was ich meine.  Sie sich selber erkennen worüber alles Sie sich schon offen oder gefühlt zurückgestellt gedacht haben. Und welche Fremde Sie aus genau dem gleichen Grund selber schon andere diskriminiert haben, weil wir Menschen immer nach Sicherheit streben und darum Vorurteile haben.

E Ekat / 19.10.2021

Geschäftstüchtigkeit durch das Privileg, sich als diskriminiert bezeichnen zu können.

Uwe Steffens / 19.10.2021

Liebe Frau Arfa, Mein “Like” ist Ihnen sicher! Herzlichen Gruß

Norbert Brausse / 19.10.2021

Ja, man kann nur noch die Hände über dem Kopf zusammen schlagen: Deutschland verschließt die Augen vor den Fakten und der Realität. Sind denn wirklich hier fast alle verrückt geworden, denn anders kann man das nicht mehr bezeichnen.

Stefan Schade / 19.10.2021

Als waschechter Arier erfahre ich den selben Antisemitismus, von dem Orit Arfa schreibt (Diskriminierung aufgrund einer konservativen Meinung) Vielleicht sollten wir einfach aufhören, alles Antisemitismus zu nennen, auch wenn es verlockend ist, sich die derart die moralische Lufthoheit zu sichern (siehe Gil Ofraim). Ich habe große Sympathien und ein gehöriges Maß an Respekt für Israel. Ich Israel als westliches Land, weil es Werte vertritt, die sich im Westen (Europa und Amerika) entwickelt haben und eben nicht im kaiserlichen China, im Osmanischen Reich oder in Afrika. Gleichzeitig ist es das einzige Land, dass diese Werte offensiv verteidigt und nicht gegenüber dem linken Narrativ einknickt, dass Erfolg nur durch Ausbeutung erklärt und so erfolgreiche gesellschaftliche Konzepte unter Generalverdacht stellt und sie gegen unerfolgreiche Konzepte austauschen möchte. Israel mag viele Fehler haben (wer hat die nicht), aber es spielt moralisch in einer anderen Liga als alle anderen Gesellschaften in der Region. Israel schlechtes zu wünschen würde bedeuten, den Menschenrechten im Nahen Osten schlechtes zu wünschen. Trotzdem: Wenn Linke Israel unfair kritisieren, ist das nicht in jedem Fall Antisemitismus. Linke lieben nicht nur die Hamas, sondern auch Islamisten, die hierzulande morden (Alles ein Zeichen, dass die Armen traumatisiert sind und nicht genug Zuwendung bekommen haben). Das ist dumm, aber nicht antisemitisch. Was Gil Ofarim angeht - ich glaube es wäre antisemitisch, vom jüdischen Volk zu verlangen, dass es keine A*********r hervorbringt.

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