Wenn den Taliban vorgeworfen wird, zu feministisch zu sein

Die Gratulation des afghanischen Außenministeriums zum Weltfrauentag ist ein Schlag ins Gesicht aller Frauen. Sie erscheint mehr wie eine berechnende Anbiederung islamistischer Extremisten an die „Ungläubigen“.

Ein Tweet von Abdul Qahar Balkhi, dem Sprecher des Taliban-„Außenministeriums“ zum Weltfrauentag am 8. März hat bei extremistischen Muslimen für Empörung gesorgt: Die Taliban sollten sich nicht den „Ungläubigen“ anbiedern und stattdessen Frauen so behandeln, wie es der Islam vorschreibe.

In dem Tweet, über den auch die amerikanische Website Vice berichtete, wünscht Balkhi im Namen des „Außenministeriums des Islamischen Emirats Afghanistan“, dass dieser Tag „für alle Frauen glückverheißend sei“. Er schreibt weiter:

„Der langwierige Krieg in Afghanistan war für Frauen äußerst schädlich. Die IEA (Islamisches Emirat Afghanistan) setzt sich dafür ein, die Not der afghanischen Frauen anzugehen und Einrichtungen für ein ehrenvolles und segensreiches Leben im Lichte der edlen Religion des Islam und unserer anerkannten Traditionen bereitzustellen.“

Strikte Geschlechterapartheid

Nach ihrer Machtübernahme führten die Taliban eine strikte Geschlechterapartheid ein. Frauen wurden nicht nur aus der Regierung, sondern aus der gesamten Verwaltung ausgeschlossen und ihnen der Besuch von Universität beziehungsweise weiterführenden Schulen untersagt. Sie dürfen keinen Sport betreiben, das Tragen westlicher Kleidung wird mit Auspeitschung bestraft.

Frauen dürfen sich nur in Begleitung eines engen männlichen Angehörigen über Distanzen von mehr als 72 Kilometern bewegen. Alle Fahrzeughalter sind außerdem aufgefordert, nur Trägerinnen eines islamischen Hidschabs zu transportieren. Afghanischen Fernsehsendern wurde untersagt, Filme und Serien mit Schauspielerinnen auszustrahlen.

Frauen, die der früheren Regierung oder dem Militär gedient haben, werden von den Taliban gejagt, wobei auch ihre Wohnungen durchsucht werden, um ihrer habhaft zu werden. Viele Frauen werden mitten in der Nacht in ihren Wohnungen verhaftet und danach nicht mehr gesehen. Demonstrationen von Frauen sind verboten und werden gewaltsam aufgelöst. Die dabei verhafteten Teilnehmerinnen werden  ausgepeitscht.

Eine Frau, die im Januar an einem öffentlichen Protest teilgenommen hatte, berichtete einem Reporter der britischen Tageszeitung The Independent unter dem Schutz der Anonymität, sie sei nach ihrer Verhaftung bis in die frühen Morgenstunden mit einem Kabel geschlagen und getreten worden und habe vor laufender Videokamera gestehen müssen, dass ihr Protest „sündhaft und falsch“ gewesen sei.

Wenn sie sich widersetze oder mit der Presse sprechen würde, so drohten ihr die Taliban, würden sie und ihre Familie getötet werden. „Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, was sie mir angetan haben“, sagte die Frau.

Ersonnen und überwacht werden die tyrannischen Regeln vom „Ministerium für Gebet und Orientierung sowie zur Förderung der Tugend und zur Verhinderung von Lastern“. Im Februar wies es darauf hin, dass Frauen, die noch berufstätig sind, „ordentlich verhüllt“ sein müssten, „notfalls mit einer Bettdecke“.

„Bruder, bitte lösch das.“

Der Tweet der Taliban zum Weltfrauentag kam bei einigen ihrer Mitstreiter und Sympathisanten nicht gut an. Nutzer „Noor Ahmad“ verlangt:

„Bruder, bitte lösch das.“

Nutzer @Hf32567789 kommentiert:

„Dies ist eine äußerst enttäuschende Aussage der IEA [Islamisches Emirat Afghanistan]. Die Kuffar [Ungläubigen] werden niemals glücklich mit euch sein, also macht euch keine Gedanken um sie. Behandelt die Frauen so, wie es der Islam verlangt, und feiert oder bezieht euch nicht auf solche westlichen Traditionen und Tage!“

Nutzer „Umar Rumi“ fordert den Taliban-„Außenminister“ auf:

„@QaharBalkhi! Bitte sei vorsichtiger und bewusster, bevor du auf einen scheinbar neutralen 'Internationalen Tag' aufspringst, und studiere vorher seine Ursprünge, Geschichte, Hintergründe und Bedeutung. Dies war (und ist) eine kommunistisch-feministische Feier. Dass das Emirat da mitmacht, ist absolut erschreckend.“

Die Taliban könnten nun also wahrheitsgemäß behaupten, dass manche ihnen vorwerfen, zu feministisch zu sein.

Auch der Taliban-„Regierungssprecher“ Zabihullah Mujahid hat sich anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März auf Twitter zu Wort gemeldet:

„Das Islamische Emirat setzt sich für die Wahrung der Scharia-Rechte aller afghanischen Frauen ein. Der Internationale Frauentag ist eine großartige Gelegenheit für unsere afghanischen Frauen, ihre legitimen Rechte einzufordern. Wir schützen und verteidigen die Rechte unserer afghanischen Frauen, so Gott will.“

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Dirk Piller / 14.03.2022

Also Lüge sehen nur wir das, weil wir andere Bewertungsmassstäbe haben. Im Islam werden Frauen in ihrer Rolle als Frau durchaus geschätzt, immerhin ist es ja auch eine Zeichen von Erfolg, wenn man mehrere besitzt. Und fragen Sie islamische Frauen, die sind voll auf zufrieden mit ihrer Stellung. Wir sollten aufhören ständig unseren Lackmustest anzuwenden.

Wolfgang Nirada / 14.03.2022

Na also: Selbst an den Taliban*innen ist nicht alles schlecht!!! (Zwinkersmiley) Der Islam gehört zu Deutschland!!! Und den habta euch verdient!!! @giesemann: Nur so interessehalber - wo haben denn die"Putin-Russen” gelogen???

Dr. Ralph Buitoni / 14.03.2022

Wie hieß dieses lustige Meme von vor ein paar Jahren, das einige Spaßvögel in den USA als Aushangsschilder über den Stadtraum verteilten: “Islam is right about women”. Ach, wie sehr doch da die kognitive Dissonanz in den woken Köpfchen der blonden Collegestudentinnen kreiselte! War herrlich anzuschauen!

Gus Schiller / 14.03.2022

@H. Reffert / Falsch, es wurde erfolgreich die Freiheit der Bananenrepublik D verteidigt.

Holger Kammel / 14.03.2022

„Der langwierige Krieg in Afghanistan war für Frauen äußerst schädlich.” Na ja, damit liegt er nicht weg von Hillary Clinton, die in einem ihrer Wahlkampfauftritte sinngemäß geäußert hat, daß Krieg für Frauen besonders schlecht wäre, da diese dadurch ihre Väter, Brüder, Ehemänner, Söhne verlören. Diese klassisch weibliche Selbstgerechtigkeit erheiterte mich damals. Und wenn das Tragen von Burka und Hidjab von westlichen Feministinnen als Zeichen der Emanzipation und muslimischen feministischen Empowerments gefeiert werden, ist es doch nur logisch, wenn afghanische Frauen durch die Taliban mit entsprechenden Vorschriften zum Feminismus gedrängt werden. Der nächste Schritt wird die Einführung einer Frauenquote bei der Steinigung von Ehebrecherinnen sein. Ganz offensichtlich ist der Weg noch weit, aber das Islamische Emirat Afghanistan ist doch auf einem vielversprechenden Pfad hin in ein feministisches Paradies.

Richard Loewe / 14.03.2022

beim Transentag wirds dann wieder spannend: der Profit des islam hat ja gerne in Frauenkleidern gespielt, wie wir aus “sicheren sahihs” wissen und somit kann der islam mit Fug und Recht behaupten, die transenfreundlichste Ideologie der Welt zu sein.

Ludwig Luhmann / 14.03.2022

Wir Ungeimpften leben auch unter einer Shariah.

Hans Reinhardt / 14.03.2022

Tja, ihr Land, ihre Regeln, so what. Unser Land, bald auch ihre Regeln, have fun.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Stefan Frank / 16.04.2024 / 16:00 / 18

Israelische Ex-Geisel am Flughafen von Amsterdam schikaniert

Nicht zum ersten Mal wurden auf dem Amsterdamer Flughafen Menschen mit israelischer Staatsbürgerschaft drangsaliert. Diesmal traf es zwei Frauen, die in ihrer Not den israelischen…/ mehr

Stefan Frank / 08.04.2024 / 16:00 / 16

Hamas-Terror: Die Irrtümer der Muriel A.

Die Auffassung der deutschen Politologin, den Hamas-Terror gegen israelische Soldaten für rechtlich erlaubt zu halten, widerspricht laut Juristen den Positionen der Bundesregierung und der Europäischen…/ mehr

Stefan Frank / 05.04.2024 / 16:00 / 14

Polizei-Schikanen gegen Hamas-Überlebende

Auf einem Flughafen in Großbritannien waren Überlebende des Hamas-Massakers stundenlangen Schikanen durch Polizeibeamte ausgesetzt. Das scheint kein Einzelfall zu sein. Zwei israelische Überlebende des Massakers beim…/ mehr

Stefan Frank / 16.03.2024 / 12:00 / 9

Paris ist kein sicherer Ort mehr für Juden

Der kürzlich verübte Überfall auf einen orthodoxen Juden in Paris ist nur einer von vielen antisemitischen Gewalttaten, die sich seit dem Hamas-Angriff und dem darauffolgenden…/ mehr

Stefan Frank / 14.03.2024 / 12:00 / 4

Texas: Der Kampf um die offene Grenze (2)

Wenn man wissen möchte, welche Probleme die illegale Einwanderung über die Grenze zu Mexiko in Texas verursacht, muss man mit den Leuten vor Ort sprechen.…/ mehr

Stefan Frank / 13.03.2024 / 06:00 / 16

Texas: Der Kampf um die offene Grenze (1)

Der Bundesstaat Texas und die Bundesregierung in Washington streiten darüber, welche Kompetenzen Texas hat, um die illegale Einwanderung über die Grenze zu Mexiko – und…/ mehr

Stefan Frank / 03.03.2024 / 16:00 / 5

Israelboykott-Kampagne BDS: Jüdische Künstler im Fadenkreuz

Der Sänger Matisyahu ist wieder einmal unter Beschuss der antisemitischen BDS-Bewegung geraten. Und auch Amy Winehouse wurde posthum zum Opfer der Palästina-Solidarität. Der bekannte, jüdisch-amerikanische…/ mehr

Stefan Frank / 01.03.2024 / 14:00 / 6

Schon wieder judenfeindlicher Vorfall in Harvard

Mit Harvard erweist sich spätestens seit dem Hamas-Überfall auf Israel ausgerechnet eine der renommiertesten Hochschulen Amerikas als Brutstätte des Antisemitismus, der auch vom Lehrpersonal mitgetragen…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com