Sehr geehrte Frau Schunke, ich kann JEDES Wort Ihres Beitrages unterstreichen. Sie scheiben mir aus dem Herzen! Übrigens: Seit 38 Jahren stelle ich als Polizist Strafzettel aus und tue das aus folgendem Grund immer noch mit Überzeugung: Dem, was Sie richtig beobachten, nämlich den Niedergang unseres Landes, stehen wir ohnmächtig gegenüber, weil wir nicht die Macht haben, ihn aufzuhalten. Es ist zu groß für uns. Aber die Zerstörung des Großen beginnt immer im Allerkleinsten. “Die kleinen Füchse verderben den Weinberg” (Die Bibel). Wir können als kleine Leute nicht das Große retten. Diese Ohnmacht kann sehr frustrieren. ABER wir kleinen Leute sind im Kleinen stark. Hier können wir Wirkung erzielen. Darum ist ihr (mit Verlaub, und im Vergleich zur großen Politik) “kleiner” Artikel so wichtig, Ihre tägliche, journalistische Aufklärungsarbeit auch. Und meine kleine tägliche Arbeit im Straßenverkehr, im Kampf gegen die Egoismen der Verkehrsteilnehmer, ebenso. Darum: wenn mir mal wieder ein zorniger Autofahrer sagt, ob ich grad nichts Besseres zu tun hätte, und ich mich gefälligst um die wirklichen Verbrecher kümmern solle, antworte ich: “Seien sie froh, dass das, was ich gerade tue, das Beste ist, was ich jetzt tun kann. Sie möchten nicht in einem Staat leben, wo die Polizei nur noch Zeit für Verbrechensbekämpfung hat.” Ihnen weiterhin viel Motivation für Ihren Kampf. M.f.G. Michael Fasse
>>Was hält am Ende des Tages noch in so einem Land, außer die Erinnerung an das, was man einmal Heimat nannte und was sich auch so anfühlte?<< Und die Familie, die dieser Zeit in meinen Augen schutz- und hilflos ausgeliefert wären, und ein nicht wegzudenkender Teil dieser Heimat-Erinnerung sind. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit gehört da noch mit dazu: die Landschaft mit einem je nach Jahreszeit anderem Gesicht und Geruch. Das Kennen der Wege in dieser Landschaft. Vertraute Personen, vertrauter Dialekt, vertrautes Verhalten. Das Essen (und hier deutsche bzw. regionale Küche und Gaststätten, nicht nur orientalisch oder asiatisch). Glockenläuten. Weniger Müll und Dreck. Das Fehlen von Unwohlsein im eigenen Ort. Das Fehlen von Unbehagen in Gesprächen, selbst gegenüber Verwandten und Bekannten. Zugfahren, ohne (un)bewußt zu registrieren, wieviele Nicht-Deutsche/Nicht-Weiße im Abteil sind. Die Offenheit, mit der man bis vor zwei, drei Jahren auf Fremde (egal ob orts- oder landesfremd) zugegangen ist. Das Sich-Einbringen oder Unterstützen von für mich wichtigen Dingen, auf das man Land, Leute und sich selber daran erbauen kann. Ein Sich-Nicht-Entschuldigen/Schlecht-Fühlen-“Müssen”, dafür, daß man Teil dieses Landes ist, und immer schon gewesen ist. Das Fehlen einer unterschwelligen Aggressivität gegenüber fast sämtlichen Amtspersonen. Das Fehlen des Wunsches, das tatsächlich alles vor die Hunde gehen möge, damit die Leute endlich wachwerden. Das Fehlen dieser Ungläubigkeit ob der Borniertheit “unserer” Politiker und anderer Eliten. Das Fehlen des von Ihnen beschriebenen Ohnmachtsgefühls. Kurzum: für jemanden wie Sie und mich ist “Heimat” eine wahnsinnig umfangreiche Sammlung von materiellen und immateriellen Dingen, fein austariert, im Kern beständig. Ich war sechs im Ausland und bin Ende 2014 mit dem Wunsch zurückgekommen, hier leben und arbeiten zu wollen. Tja, hätte ich mal eine Kristallkugel gehabt… Der Gedanke an Auswanderung ist inzwischen ständig präsent, aber mit jedem Tag wird die Entscheidung schwieriger. Stärkere Persönlichkeiten als ich es bin sind daran schon zerbrochen…
Nein, die Heimat ist noch nicht verloren und wir werden sie auch nicht verlieren. Aber es wird noch viele hässliche Szenen geben, bis das klargestellt ist.
AUCH SCHON EINE WEILE NICHT MEHR MEIN LAND
Deutschland ist auf dem Weg dazu, nicht ein “failed state”, sondern eine “failed society” zu werden. Während der Kommunismus die Ökonomie der östlichen Länder ruinierte, ruiniert seine Nachfolge-Ideologie, der grüne Multikulturalismus, die Gesellschaft im Westen. Eigentlich ist das viel schlimmer. Denn eine Ökonomie kann man leichter wieder aufbauen als eine an die Wand gefahrene Gesellschaft. Das schlimme ist diese abgrundtiefe Dummheit. Man könnte sich einmal informieren, worauf das sogenannte “Sozialkapital” aufbaut - jene ungeschriebenen Normen, die das spezifische Zusammenleben in einer bestimmten Kultur so besonders machen und die dieser Kultur Zusammenhalt und Solidarität geben. Laut OECD-Definition ist es der “Kitt”, der eine Gesellschaft im innersten zusammenhält; jeder Mensch brauche “Gemeinschaft”. In Deutschland bestehen diese Normen darin, den Rasen nicht zu betreten, gründlich sein Auto zu waschen, sein Bier zum Schweinebraten zu trinken, Goethe zu schätzen, auch wenn man ihn nie gelesen hat, sich für den Holocaust zu schämen, fleissig zu arbeiten und nur im äussersten Notfall zu streiken, öffentlich Bediensteten mit Respekt zu begegnen, u.v.m…. Vieles davon ist Teil unseres ökonomischen Erfolgsgeheimnisse. Und jetzt wird das alles torpediert, im Sinne einer kindischen Ideologie. Es werden unserer Kultur diametral entgegengesetzte Gegen-Gemeinschaften importiert. Unsere Gesellschaft wird dabei in unvereinbare Gruppen aufgespalten. Dabei hilft den Verschrottern ihrer eigenen Heimat paradoxerweise eben diese Langmut, die zu unserem Sozialkapital gehört. Deutsche revoltieren nicht leicht. Aber dazu wäre es höchste Zeit.
Ein Text, der mit zu Herzen geht. Vielen Dank dafür. Dennoch gibt es eine Frage, nein, ein einzelnes Wort, dass mich immer mehr beschäftigt: Wieso? Wie kann es sein, dass wir das alles wissen und trotzdem nichts tun. Wie paralysiert rennen wir Deutschen wie die Lemminge dem sicheren Abgrund entgegen. Und nichts scheint diesen Drang aufhalten zu können. Sind wir Deutschen einfach dumm oder gar blind? Ignorieren wir einfach die Realität oder sind wir nur schlicht und einfach ” staatshörig “? Vielleicht bitten wir durch diesen gemeinsamen Suizid um Vergebung für unseren jüngste Geschichte? Schliesslich vergeht kein Tag, an dem wir nicht an diese Zeit und unsere Schuld erinnert werden. Auf diese Fragen finde ich keine Antworten. Und ich gebe der Autorin recht. Das was übrig bleibt, ist Verzweiflung und Ratlosigkeit. Es gibt aber noch einen anderen Punkt, der mich an der Mündigkeit dieses Volkes zweifeln lässt. Ich gehen sogar soweit und spreche von Schizophrenie. Auf der einen Seite werden wir fast jeden Tag mit dem Gräuel des 3ten Reiches konfrontiert. Jeder kennt die Bilder von zerbombten Städten und Leichenbergen. Auf der anderen Seite stehen in diesem Augenblick wieder deutsche Soldaten an der russischen Grenze. Im Auftrag der Nato, heisst es so schön. Ich bin mir nicht sicher, ob die Russen das auch so entspannt sehen. Weiterhin wird über eine Verdoppelung des Wehretats nachgedacht. Und wieder sehen die Deutschen nicht die möglichen Konsequenzen. Müssten wir nicht die ersten sein, die sich gegen ein höheres Militärbudget und dem Einsatz deutscher Soldaten, aussprechen. Eben wegen dieser Vergangenheit, die man uns so ausdauernd vorhält. Nein, der deutsche Lemming geht auch hier unbeirrt seinem Schicksal entgegen.
Sehr geehrte Frau Schunke, ein sehr guter Artikel. Auch ich habe nur sehr wenig Hoffnung und weiß nicht, wie ich den Irrsinn um mich herum ertragen kann.
Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Es geht mir ganz genau so. Vielen Dank für Ihre zutreffende Beschreibung der Gemütslage in diesem Land, in dem wir gut und gerne lebten!
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