Ahmet Refii Dener, Gastautor / 13.01.2023 / 12:00 / Foto: Pixabay / 31 / Seite ausdrucken

Was Deutschland bevorsteht, ist in der Türkei schon Realität

Ein großer Teil der Flüchtlinge aus dem Nahen Osten zieht es vor, im Pufferland Türkei zu bleiben. Auch Flüchtlinge aus der Ukraine und Russland lassen sich in der Türkei nieder. Die Mietpreise sind vielerorts explodiert und von den Türken nicht mehr zu stemmen.

Wenn sich früher Flüchtlingsströme auf den Weg Richtung Europa machten, war das eine Schlagzeile wert. Das ist aber mittlerweile zur Normalität geworden. Zum Glück für Europa und zum Nachteil für die Türkei, übt letzteres Land eine Pufferfunktion aus. Praktisch führt der Weg aller Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, neuerdings auch verstärkt der Iraker und Iraner, immer durch die Türkei.

Pech für die Türkei ist, dass es ein Großteil dieser Menschen vorzieht, lieber in der Türkei zu bleiben und zu leiden, als in das sicherere Europa zu ziehen. Kulturell sind die Menschen kompatibel und die Nähe zu den Heimatländern ist umso größer, in die man sich immer wieder mal zu Besuchszwecken an den religiösen Feiertagen aufmacht. Flüchtlinge, die auf Heimatbesuch aufbrechen, klingt schräg, aber ist ebenfalls Realität. Bei den Flügen aus Deutschland sieht man ebenfalls viele, die zuerst in die Türkei reisen und von dort aus in die Heimat. Passiert zumeist während der religiösen Feiertage. Indirekt werden die Flüge aus der deutschen Staatskasse bezahlt oder aber von staatlicher Seite zumindest billigend in Kauf genommen.

Die Flüchtlinge kommen in Deutschland, in der Türkei, und anderswo immer noch an, nur sind sie keine Schlagzeile mehr wert. Mittlerweile laufen sie unter dem Begriff „Normalität“. In der Türkei sind die südöstlichen Städte bereits von den vielen Flüchtlingen nahezu eingenommen, kann man sagen. In vielen Grenzstädten beträgt der Anteil der Flüchtlinge schon mehr als die Hälfte der Stadtbevölkerung. Punktuell machen sie sogar zwei Drittel der Einwohnerzahl aus.

Sie bringen die Türkei komplett aus dem Gleichgewicht

Im Vergleich zu Deutschland, wo die meisten Flüchtlinge von Hause aus sich auf staatliche Hilfen verlassen können und eigentlich ein Leben lang nicht mehr zu arbeiten brauchen, sieht die Lage in der Türkei ganz anders aus. Hier möchten und müssen die Flüchtlinge auf Jobs aus sein und zusehen, dass sie existieren können. Zwar stehen ihnen Hilfen aus der EU-Kasse zu, jedoch kann man sich mit diesen Beträgen gerade mal von A nach B bewegen, um auf Arbeitssuche zu gehen.

Sie sind gegenüber den Türken bevorzugte Arbeitskräfte, denn sie werden ohne Papiere, also schwarz, eingestellt. Der Mindestlohn in der Türkei – noch bis Ende des Jahres 5.500 TL (circa 280 Euro) und ab dem 1. Januar 2023 auf 8.500 TL (circa 429 Euro) erhöht – wird dabei von den Neuankömmlingen weit unterboten. Es ist für sie eher die Normalität, für die Hälfte des Mindestlohns zu arbeiten.

Die Steigerung des Mindestlohnes von 280 auf 429 Euro im Jahr 2023 sollte man nicht zu ernst nehmen. Die Steigerung ist lediglich nominal. Was die Kaufkraft betrifft, bekommt der Türke heute weniger Mindestlohn als vor 15 Jahren.

Die Türkei geht ins Wahlkampfjahr und das Versprechen der Parteien, viele der Flüchtlinge wieder in die Ursprungsländer zurückzuschicken, wird ein Wählerargument erster Güte sein. Die Stimmung der Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen ist aufgeheizt, geht es Letzteren doch mehrheitlich besser als der mit der Armut kämpfenden Bevölkerung. Ein unerklärliches Problem ist für die Türken, dass die Schwarzarbeit der Flüchtlinge geduldet wird. Ja, sogar zu einem Wirtschaftsfaktor in der Planung der Industrie, der Gastronomie und der Tourismusbranche allgemein geworden ist.

„Die Ukrainer und die Russen haben uns noch gefehlt!“

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine hat der Türkei Vorteile, aber auch unlösbare Probleme gebracht. Die Vorteile sind eher auf der Seite Erdogans und seines Dunstkreises gelagert, die profitieren, indem sie das Embargo der EU und der USA brechen und Russland Geschäfte mit der ganzen Welt, dann halt über die Türkei, ermöglichen.

Das unlösbare Problem sind die Flüchtlinge aus der Ukraine und aus Russland. Diese kommen in die Türkei, um länger zu bleiben, wenn nicht sogar für immer. Sie haben keinen Flüchtlingsstatus, sind sie eher Auswanderer, die dem Krieg entfliehen und sich da, wo sie sonst Urlaub machen, nämlich in der Türkei, ein Leben aufbauen wollen.

In Alanya, wo ich zuletzt fast zehn Jahre lebte, bis ich „gegangen wurde“, tummelten sich hauptsächlich Skandinavier und Deutsche. Dann wurde das Stückchen Erde, welches zum Regierungsbezirk Antalya gehört, ein bevorzugter Lebensraum vieler Ukrainer und Russen, die sich dort während ihres Türkei-Urlaubs Immobilien zulegten und so auch vor dem Krieg schon ein Bein im Land hatten. In den letzten Jahren wurden, seitens der türkischen Regierung, die Menschen von der arabischen Halbinsel animiert, in der Türkei zu investieren.

Mit ihren verschleierten Frauen fielen sie im Stadtbild von Städten wie Istanbul, Antalya oder Alanya so auf, dass der Türke sie als „Plage“ bezeichnete. Gerade als der Türke versuchte, damit fertig zu werden, sind die genannten Städte plötzlich und erheblich von den Ukrainern und Russen bevölkert worden. Sie hatten schon vorher ihre eigene Infrastruktur mit eigenen Schulen, Restaurants und sonstigen Geschäften aufgebaut.

Die Mietpreise sind vielerorts explodiert und von den Türken nicht mehr zu stemmen. Sie sind mittlerweie Fremde im eigenen Land. Tendenz, immer schlimmer werdend. Wir werden sehen, wohin das führen wird. Im Vergleich zu Deutschland gibt es in der Türkei fast eine Million Flüchtlingskinder, die keine Schule besuchen, aber schon einen nennenswerten, dauerhaften Teil der Bevölkerung bilden.

Auch Richtung Deutschland gehen die Flüchtlingsströme

Auch in Richtung Deutschland reißen die Flüchtlingsströme nicht ab. Die Medien berichten nicht mehr darüber. So kann ich Ihnen schlecht offizielle Bestätigungen nennen. Die Quellen, die ich stattdessen kenne, sind jedoch stabilerer Natur: Freunde aus der Bundespolizei und der Ärzteschaft in den Kinderkrankenhäusern zum Beispiel.

Jeden Tag kommen vor allem Männer, die angeblich zu Fuß aus Afghanistan beziehungsweise Syrien nach Deutschland fanden. Einen Pass haben sie nicht, das wäre auch hinderlich. Ihre Altersangabe von 15 bis 16 Jahren weist sie als Kinder aus. Deutschland muss schlucken und akzeptieren, dass diese Männer mit Bärten, womöglich schon Väter, so jung sind, wie sie es selbst angeben. Wer möchte schon augenblicklich das Gegenteil belegen?

Ach ja, die Kiddies von circa 25 Jahren müssen ärztlich untersucht werden und werden ins Kinderkrankenhaus gebracht. Es passiert schon mal, dass sie stationär behandelt werden müssen. So werden unsere jungen Männer wie Kleinkinder in Kinderbetten gesteckt. Da das Krankenhauspersonal weiß, dass es sich bei ihnen nicht um Kinder handelt, lässt man die anderen Betten leer, um die eigentlichen Kinder zu beschützen. So gibt es in Zeiten der Überlastung in den Kinderkrankenhäusern auch diese Fälle, die man nirgends liest, nämlich dass Erwachsene Kinderbetten belegen.

Europa und der Türkei stehen krasse Veränderungen bevor, die wir nicht mehr werden steuern können. Wie müssen alles so nehmen, wie es kommt und mit dem Chaos dann fertig werden. Die jetzige deutsche Regierung nimmt es nicht nur billigend in Kauf, sondern fördert dieses auch.

Foto: Pixabay

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Rainer Nicolaisen / 13.01.2023

Flüchtlinge gehören in FlüchglingsLAGER ! Und möglichst bald, also nach relativer Normalisierung, zurückgeschickt, auch ~getrieben, falls widerständig. Dabei: Im i.d.R. größeren Teil der Länder, aus denen “Flüchtlinge”, eher Invasoren, sich aufmachen, ist eh relative Ruhe; dorthin sollen sich doch die “Flüchtlinge” begeben, statt andere Länder zu überfallen. Sich alles gefallen zu lassen, die Augen ganz stark dichtkneifen,wie der Autor das beispielhaft für Kinderkliniken ausführt, ist ein Selbstmordprogramm.

Ludwig Luhmann / 13.01.2023

Flüchtlingsströme werden vorsätzlich kreiert, um Nationen zu zersetzen. Es handelt sich nur um eine der Kriegsformen des WEF bzw.  der UNO. Der Great Reset ist ein globaler Hybridkrieg. - Auch “Recep Tayyip Erdogan - President of Turkey, Office of the President of Turkey” - ist eine Marionette Schwabs!  - “Graduate, Faculty of Economics, Marmara University, Istanbul. 1994, elected Mayor, Metropolitan Istanbul; 1999, had to leave office and serve four months of imprisonment following reading of a poem during party rally; 2001, Founder and Chairman, Justice and Development Party, AK Parti; 2002, excluded from being candidate in election; 2003, elected Deputy for Siirt, in by-election; since 2003, Prime Minister of Turkey; 2007, elected for second term; also, Chairman, AK Party.”

Franz Klar / 13.01.2023

“Europa und der Türkei stehen krasse Veränderungen bevor, die wir nicht mehr werden steuern können. Wie müssen alles so nehmen, wie es kommt und mit dem Chaos dann fertig werden” . Nicht mal Erdo wird der Sache Herr . Das entlastet Merkel , alles Schicksal . Porca destino !

Thomin Weller / 13.01.2023

In Deutschland, vor allem an der Börse, DAX, ist der Scharia(Rohöl-) Kapitalismus vollumfänglich installiert. Jeder Stadtkämmerer küsst die Füße der Scheichs wenn mal wieder das Tafelsilber oder kritische Infrastruktur privatisiert und verkauft wurden. Es geht nicht mehr um Menschen oder Kultur, es geht um die kapitalistische Maximierung bis zur kompletten Selbstauflösung eben aller Kulturkreise. Soweit mitbekommen verkauft nicht nur Erdogahn, auch der Ukro Schauspieler den Grund und Boden ins Ausland und in Deutschland wird seit Jahren ein massives Landgrabbing durchgeführt, die Landwirte haben das nachsehen. David Teppert ein Hedgefondmanager, erhielt 2014 für seine “Tätigkeit” zusätzlich als Bonus über 3 Mrd.$. Es ist eine einzige Betrugsökonomie.

Gerd Heinzelmann / 13.01.2023

“Was Deutschland bevorsteht, ist in der Türkei schon Realität”, danach habe ich aufgehört zu lesen. Schön, dass es die Türken mal wieder besser wissen, Deutschland demokratisch zu führen. Tja, die Türken. Sie haben gute Kampfpanzer und gute Flugzeuge. Warum? Am Holocaust gibt es nichts zu leugnen. Was treibt Sie an? Das deutsche Grundgesetz? Darf ich lachen?

Uta Buhr / 13.01.2023

Richtig, L@o Wei, ich warte auch jeden Tag auf die Aufforderung unseres Chaotenstadls in Berlin, man möge/müsse doch einige von den armen traumatisierten “Flüchtlingen” bei sich aufnehmen. Und da die Bereitschaft bei jenen, die zwar immer die größte Klappe aufreißen und dafür plädieren, bei Null liegen dürfte, werden andere mit größeren - nicht einmal großen - Häusern und Wohnungen gezwungen werden, für die lieben Zugewanderten Platz zu schaffen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Grüne Katrin, die sich so sehr über die geschenkten Menschen freut, bereit ist, ihr Heim mit denen zu teilen - getreu dem St. Florians Motto, sie zu schonen und anderen alles aufzubürden. Liebe S@ra Stern, Sie treffen einmal wieder den Nagel mitten auf den Kopf. Doofland verwandelt sich täglich mehr in ein Shithole der 3. Welt. Sehen Sie sich nur einmal in einigen einst bürgerlichen Stadtteilen Hamburgs um. Man wähnt sich häufig irgendwo im Mittleren Osten. Das babylonische Stimmgewirr tut sein Übriges.

Thomas Szabó / 13.01.2023

Thilo Sarrazins Buch “Deutschland schafft sich ab” könnte als “Türkei schafft sich ab” in der Türkei für Aufsehen sorgen. Die Umverteilung der Probleme aus aller Welt auf die ganze Welt löst die Probleme nicht, sondern vergiftet mit diesen Problemen den ganzen Planeten. Der radikale Islam sollte vielmehr wie eine Blutvergiftung abgebunden, also isoliert werden. Wir haben in meinem Heimatland Ungarn keine Probleme mit dem Islam, da wir kaum Muslime haben. Unser kleiner ungarischer Islamverein / Psychiatrie ist zwar radikal, aber machtlos & einflusslos.

M. Böhm / 13.01.2023

Herrliche schaurige Aussichten (leider). Ob man den Artikel an die “Rote Rosen”- Gucker weiterleiten soll ? Die stecken aber auch nur den Sand in den Kopp. Oder war`s umgekehrt? Oder: “haben”... ? Na wenigstens bringt einen noch das Vorleseprogramm an den Stellen des lesens von:  “TL” noch zum schmunzeln. Alaaf und Helau

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