Chaim Noll / 28.10.2018 / 16:00 / Foto: Freud / 20 / Seite ausdrucken

Warum Frauen zuschlagen dürfen und Männer sich entschuldigen müssen

Ihre Heldentat besteht darin, dass sie einen weißen Mann geschlagen hat. Der Mann trug die Uniform der israelischen Armee. Das verunklärt die Sache ein wenig. Zwei Modeströmungen fließen hier zusammen, Israel-Hass und neue Power-Frau, sie überlagern einander und steigern die Wirkung.

Die Palästinenserin Ahed Tamimi wird weltweit gefeiert, weil sie einen Mann, der körperlich größer und stärker war als sie, mehrmals und mit aller Kraft ins Gesicht geschlagen hat. Besonders apart: ihre Minderjährigkeit zur Zeit der Tat. Der junge Mann, gut ausgebildeter Offizier einer israelischen Elitetruppe, nahm die Schläge hin und verzog keine Miene. Er ist von seinen Vorgesetzten dafür belobigt worden, dass er die Nerven behalten und eine Eskalation des Vorfalls verhindert hat. Diese stoische Haltung mag beeindrucken, eine Lösung des Problems ist sie nicht.

Nach kurzer Haft in einem israelischen Gefängnis, während derer Ahed Tamimi sichtbar an Gewicht zugelegt, ihre blonden Locken gepflegt und sich für kommende Kämpfe gestärkt hat, geht es nun auf weltweite Vortragstournee. Die Heldin des Widerstands, die „Jeanne d'Arc der Palästinenser“, hat inzwischen erklärt, sie werde es wieder tun, müsse es tun, die chauvinistische Okkupationspolitik der Israelis ließe keine andere Möglichkeit für genderbewusste Mädchen, als mit harter Hand zuzuschlagen. Alle sollten es tun, erklärt sie öffentlich. Sie wird dafür von den selben Leuten gefeiert, die kürzlich die Ernennung des Richters Kavanaugh zum Mitglied des amerikanischen Supreme Court mit allen Mitteln verhindern wollten, weil er, zur behaupteten Tatzeit gleichfalls minderjährig, eine Mitschülerin sexuell belästigt haben soll.

Die Behauptung blieb unbewiesen, während die Prügelattacke der palästinensischen Heldin in aller Öffentlichkeit, vor laufenden Videokameras vonstatten ging. Ein großer Erfolg. Möglich, dass Ahed demnächst von ihrer Landsmännin, der Staatssekretärin Sawsan Chebli, nach Berlin eingeladen wird, zu einer ihrer eindrucksvollen Reden, vielleicht im Berliner Jüdischen Museum, und anschließendem Erfahrungsaustausch, wie am effektivsten mit den verhassten weißen Männern umzugehen sei. Frau Chebli hat sich im vergangenen Jahr erfolgreich als Opfer von „Alltagssexismus“ geoutet, gut placiert in der MeToo-Bewegung, weil der ehemalige Botschafter Kindelen sie „eine schöne Frau“ genannt hatte. Er wurde dazu veranlasst, sich für diese sexistische Bemerkung zu entschuldigen, und konnte noch froh sein, dass ihm „disziplinarrechtliche Konsequenzen“ erspart blieben. Ahed Tamimi muss sich nicht beim Adressaten ihrer Attacke entschuldigen. Das ist nicht nötig, weil es ein Israeli ist, ein Jude und noch dazu ein Mann.

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Leserpost

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Ralf Pöhling / 28.10.2018

Je länger ich die Situation in Nahost und die Wechselwirkung zwischen dem radikal-progressiven Rand der Linken im Westen und den Palästinensern beobachte, desto mehr komm ich zu dem Schluss, dass der schlecht erzogene, teils völlig verhaltensgestörte Ausschuss aus dem Westen die Palästinenser in Nahost mit seinem Wahn ansteckt. Früher nannte man so etwas schlechten Umgang. Schlechten Umgang kann man unterbinden. Die Lösung des Nahostkonflikts liegt nicht nur in Nahost. Der degenerierte Westen strahlt ungesund in die ganze Welt hinaus. Dessen sollte man sich bewusst werden.

Caroline Neufert / 28.10.2018

Albern ... was soll man auch von Konvertiten erwarten. Hätten Sie die Jpost vom Freitag zu Tamimi gelesen, hätten Sie sich den Beitrag sparen können, obwohl, als Konvertit wahrscheinlich nicht. Man muss sich nicht für jede Ohrfeige entschuldigen, aber versuchen, bei der Wahrheit zu bleiben ... Granatäpfel gibt es in Hülle und Fülle; ich kann keinen Mangel entdecken.

Rolf Lindner / 28.10.2018

1. Wie hätte ein bewaffneter Palästinenser reagiert, wenn er von einer minderjährigen Israelin geohrfeigt worden wäre? 2. Wie hätten die jetzt eine Schlägerin Feiernden reagiert?

Hans-Peter Dollhopf / 28.10.2018

Das fehlende Kopftuch ist im Kontext der lokalen arabischen Kultur derart auffällig, dass hier Erklärungsbedarf besteht, da Symbole und symbolische Handlungen Botschaften transportieren, die hier überhaupt nicht stimmig sind. Selbst die antizionistischen linken westlichen Polit-Schlampen legen sich beim direkten Kontakt mit diesen “Mandanten” ein Kopftuch auf. Naheliegend ist darum bei der Story der Frau Tamimi eine komplett für Bedürfnisse bestimmter westlicher Ziel-Milieus zugeschnittene Inszenierung. Und wo Rauch ist, da ist auch Feuer!

Dirk Jungnickel / 28.10.2018

Verantwortlich sind die Hintermänner, die hetzenden Extremisten. Wer Kinder politisch missbraucht, macht sich genau so schuldig wie ein Pädophiler.  Das gilt auch für die jugendlichen Gaza - Bewohner, die die Grenze zu Israel unter Lebensgefahr attackieren.  Auch hier dürften Hetzer im Hintergrund am Werke sein.  Oder spielen die 72 Jungfrauen im Paradies eine Rolle ?  So schrecklich die vielen Opfer sind, unserer Staatsmedien begnügen sich regelmässig mit den Opferzahlen, ohne auf die näheren Umstände einzugehen. Natürlich werden nicht alle israelischen Grenzsoldaten die schier übermenschliche Zurückhaltung wie der geschlagene junge Offizier an den Tag legen.  Wir Deutsche sollten sehr vorsichtig im Urteil sein, wenn es um Schüsse an der Grenze geht.  Tatsächliche Mordbefehle gab es wohl nur an der deutsch - deutschen Grenze.

Dolores Winter / 28.10.2018

Die soziale Macht der Frauen eröffnet neue Wege der Wirksamkeit und Manipulation - wird die Welt noch weiblicher, wird sie noch fieser und hinterhältiger.

Adolf Murmelstein / 28.10.2018

Der gute אפרים קישון (Ephraim Kishon) hätte sicherlich darüber geschrieben …Blaumilchkanal oder so etwas in dieser Art.

Sabine Heinrich / 28.10.2018

Was dieses palästinänsische Gör betrifft: Ich bewundere den Soldaten, der sich unter Kontrolle hatte. Es war wohl geplant, dass dieses Gör und noch ein keifendes - wer war das? - einen blutigen Konflikt auslöst und die Palästinenser sich - wie seit Jahrzehnten als friedliebende, wehrlose Opfer der durchaus auch fragwürdigen Politik der Israelis darstellen können. Wie friedliebend Moslems sind und dass sie den Juden nichts Böses wollen, habe ich schon vor 32 Jahren im muslimisch dominierten Teil von Kaschmir/Indien entdeckt. Da gab es riesige Wandgemälde, die dazu aufforderten, die Juden ins Meer zu treiben. Ich war geschockt von so viel Hass! In der Schule wurden uns die Palästinenser z.T. als arme Opfer einer unmenschlichen Besatzungspolitik geschildert; in den Medien wurde - vielleicht trügt mich meine Erinnerung auch - nichts über diesen grenzenlosen Hass von vielen Moslems gegen Juden geschrieben. Undenkbar damals aber auch noch, nur EIN sachliches, kritisches Wort über Juden und die Besatzungspolitik zu äußern. Absolut tabu! Wie sich doch die Zeiten geändert haben!

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