Claudio Casula / 08.04.2024 / 12:00 / Foto: Olaf Kosinsky / 92 / Seite ausdrucken

Wann fordert Müller eine Amnestie für sich?

Berlins Ex-Regierungschef Michael Müller räumt „Fehler“ in der Corona-Politik ein, will aber keine Konsequenzen. Kein Wunder, schließlich war er einer der Treiber der „Pandemie"-Panik.

In einem Interview mit dem Tagesspiegel (hinter der Bezahlschranke) hat Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sich zur Corona-Politik geäußert. Laut dts Nachrichtenagentur sagte Müller unter anderem: „Wir wissen aus heutiger Sicht, dass manche Maßnahmen nicht so zwingend waren, wie wir damals dachten.“ Deshalb könne man über eine „Amnestie“ für Verstöße gegen die Corona-Verordnungen nachdenken. Dass zuletzt in Berlin ein heute 21-Jähriger einen Bußgeldbescheid erhalten hatte, weil er vor drei Jahren im Lockdown statt mit maximal fünf Leuten insgesamt zu sechst auf der Straße unterwegs war, verbuchte Müller unter „Kuriositäten unseres Rechtsstaates“. Allerdings sollten wir „die Pandemie besser aufarbeiten“, diese Zeit aber „nicht nur schwarzmalen. Wir haben als Gesellschaft in der Pandemie auch viel gelernt.“

Da hat Müller recht, wenn auch nicht so, wie er meint. Wir haben zum Beispiel gelernt, dass Grundrechte unter Vorspiegelung einer allgemein drohenden Gefahr schneller entzogen werden können als man je für möglich gehalten hätte. Offensichtlich groteske Verbote wie etwa, ein Buch auf einer Parkbank zu lesen, Maßnahmen wie Maskenzwang an der frischen Luft (was inzwischen selbst Karl Lauterbach als „Schwachsinn“ bezeichnet) oder das absurde Verweilverbot etwa am Düsseldorfer Rheinufer (spazierengehen ja, sich hinsetzen nein, weitergehen!) hat sich kein ernstzunehmender Mensch jemals als „zwingend“ (s.o.) vorstellen können, solche Auswüchse hatten nie eine valide Grundlage. 

Angesichts der jüngsten Entwicklungen und einer näherrückenden Aufarbeitung der staatlichen Coronamaßnahmen macht es Müller wie alle anderen Verantwortlichen: „Fehler“ und „Fehleinschätzungen“ werden eingeräumt, mit der Einschränkung, man habe es damals „nicht besser wissen können“. Letzter Strohhalm ist dann die zuletzt von Christian Drosten und Karl Lauterbach wiederholte Behauptung, man habe immerhin „sehr vielen Menschen das Leben gerettet“, wobei Schweden das beste Beispiel dafür ist, dass ein Land auch so gut wie ohne Maßnahmen locker durch die „Pandemie“ kommen konnte, eben weil die behauptete Gefährlichkeit des Virus nie real war – auch in Schweden gab es kein Massensterben.

Müller türkte Horrorstory

Müller selbst hatte sich übrigens an der Panikmache beteiligt, wie dieses Beispiel sehr anschaulich zeigt. Im Abgeordnetenhaus führte er am 10. Dezember 2020 als vermeintlichen Beleg für die Gefährlichkeit von Corona das Schicksal eines Türken an, „30 Jahre, ein Kerl wie ein Baum, ohne Vorerkrankung“ auf der Intensivstation, wo er dann verstorben sei. Nur dass sich dann keinerlei Beleg für die gruselige Geschichte finden ließ.

Hatte Müller damit einen Türken gebaut? Offensichtlich. Er zog sich dann mit der Behauptung aus der Affäre, dies hätten ihm „Verantwortliche“ in der Charité erzählt. Was Müller mit der vermeintlichen anekdotischen Evidenz bezwecken wollte, ist klar: Wenn schon ein kerngesunder 30-jähriger „Kerl wie ein Baum“ von Corona gefällt wird, dann kann es jeden erwischen! Wie sich das dann mit der Tatsache verträgt, dass die „Corona-Toten“ im Schnitt 83 Jahre alt waren, Kinder und Jugendliche gar nicht und Menschen mittleren Alters kaum betroffen waren, bleibt nicht nur Müllers Geheimnis.

Für einzelne Fehler, so Berlins Ex-Regierender, der inzwischen im Bundestag sitzt, könne man sich auch entschuldigen, „aber eine Entschuldigung für die Coronazeit als Ganzes wäre nicht angebracht“. Das sehen immer mehr Menschen anders. Wer weiß, vielleicht wird Müller demnächst eher einer Amnestie für Politiker das Wort reden, nach dem Motto: denn sie wussten nicht, was sie taten. Oh doch.

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.

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Leserpost

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Sabine Heinrich / 09.04.2024

@Wilfried Düring und Uta Buhr: Mein vor über 6 Stunden geschriebener Kommentar, in dem ich auf ihre Kommentare geantwortet hatte, ist nicht veröffentlicht worden. Darin hatte ich auch bekanntgegeben, wie und wohin man Geld für Dr. Witzschel spenden kann. Außerdem hatte ich auf die unwürdige Behandlung von Dr. Witzschel hingewiesen. Es ist mir ein absolutes Rätsel - und lässt mich ratlos - und sehr misstrauisch - zurück, dass dieser Kommentar hier nicht veröffentlicht wurde. Warum - werte Redaktion - wurde er nicht veröffentlicht? @Lisa Deetz: Natürlich haben Sie recht. Aber welcher Arzt, der sich durch sein Spritzen im Minutentakt eine goldene Nase, ein dickes neues Auto und evtl. sogar etwas mehr verdient hat, ist denn wohl freiwillig bereit, auch nur einen einzigen Cent z.B. für Frau Dr. Witzschel oder Impfopfer zu spenden?

Sam Lowry / 08.04.2024

@Fred Burig: Ich bin ja sehr leidensfähig, aber irgendwann ist das Fass voll. Also mal wieder 100 Tagessätze wegen “Kragen geplatzt”...  MFG

Ingo Minos / 08.04.2024

Immer noch sehenswert, das Video mit Jens Spahn auf YouTube HANDELSBLATT 2.7.2021 JENS SPAHN WIRBT FÜR KOMBINATION AUS ASTRAZENECA UND mRNA IMPFSTOFF Spahn spricht davon, daß AstraZeneca durch die Empfehlung “attraktiver” wird. Ein Impfstoff kann also “attraktiv” sein. Im Hinblick auf AstraZeneca ist dies besonders bedeutsam, weil ja heute eine Klägerin, die kurz nach einer Impfung mit AstraZeneca schwere Impfnebenwirkungen hatte und dauerhaft schwer erkrankte, in einem gerichtlichen Urteil eines Oberlandesgerichtes durchsetzen konnte, daß AstraZeneca sämtliche Unterlagen und Studien über die Wirkweise und Wechsel- und Nebenwirkungen des Impfstoffs der Klägerin zugänglich machen muß. Das Urteil ist wohl rechtskräftig, weil Revision vom Gericht nicht zugelassen wurde. Insoweit wäre wohl nur noch die Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision beim Bundesgerichtshof möglich. Jedenfalls aber ein Erfolg bei der Aufklärung der Angelegenheit und ein erster Teilsieg gegen ein Konzern der pharmazeutischen Industrie. Das Video mit Jens Spahn und seiner Erklärung vom 2.7.2021 hinsichtlich der “Attraktivität” von AstraZeneca jedenfalls AUFBEWAHREN UND SICHERN und NIE VERGEBEN UND NIE VERGESSEN!

Sam Lowry / 08.04.2024

p.s.: Nein! Die haben keine Leben gerettet, die viele Abertausende umgebracht! Und deshalb verurteilt…

Sam Lowry / 08.04.2024

Jaja, und Schäuble ist mit seinem 38 Euro Lügendreck auf Platz 1 bei Ämäson-Bücher… ich glaube das alles… auch, dass Impfungen nebenwirkungsfrei sind…

Irene Luh / 08.04.2024

@Ulla Schneider, eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als das einer dieser Verbrecher seine Schuld eingestehen will. Es hat ja nur mit dem Wollen, dem Willen zu tun, denn die Faktenlage ist eindeutig, objektiv, unabhängig, das Verbrechen begangen, nichts mehr zu beschönigen und doch winden sie sich, relativieren, wähnen sich sicher, unantastbar, wie die alte hinterhältige Schlange. ++ James Bond (Pierce Brosnan), Hamburger Nobelhotel. Ein Dr. Soundso erschiesst Bonds Ex-Geliebte und wohl Noch-Ehefrau des gehörnten Ehemanns, im Hotelzimmer, im Auftrag des Letzteren, und plant James den Mord anzuhängen und tags darauf, weltweit bekannt zu machen. Der Dr. Mörder, siegessicher, arrogant, unterschätzt den Willen, die List von James. Minuten später winselt der Mörder um Gnade, aber nur aus Feigheit. Sekunden später hat er eine Kugel im Kopf. James hat sich gerächt. ++ Es ist erstaunlich. Praktisch alle hier wollen unerbittliche Gerechtigkeit, wohlwissend, es kann sie in einem atheistischen System niemals geben. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Logisch stringent. Es wäre an der Zeit jetzt zu hoffen, Gott gäbe es wirklich, ihn sich herbeizuwünschen. Jedoch, nur sehr wenige tun das. Und das spricht Bände. Jeder der denken kann, sein Hirn selbst benutzt, weiß mit absoluter Sicherheit, Mann und Frau sind eindeutig durch eine überragende Intelligenz erschaffen worden. Eine andere Lösung ist undenkbar, nie bewiesen worden. Pure Religion. ;)

Siegfried Ulrich / 08.04.2024

Sehr guter Kommentar, Herr Casula. Für alle auf der Achse zur Erinnerung: Es gibt nur eine demokratisch gewählte Partei, die von Anfang an für das Recht und echte, nicht korrumpierbare Wissenschaftler eintrat und jetzt für eine schonungslose Aufarbeitung dieser Katastrophe eintritt - Ihr alle kennt sie ja ...

Wiebke Ruschewski / 08.04.2024

Ich möchte noch mal einen Nachtrag zu Tessa Ganserer machen. Ich schrieb vorhin dass sie (bzw er) nicht unbedingt zu meinen Lieblingspolitikern gehört. Aber dass ich löblich finde, dass Ganserer entgegen der allermeisten Grünen gegen die Impfpflicht gestimmt hat. Zum einen kenne ich Ganserer nicht gut genug um berechtigt Sympathie oder eben Abneigung zu empfinden. Zum andern fällt mir ohnehin kaum jemand innerhalb der Politikerkaste ein, der mir besonders sympathisch wäre oder fähig auf mich wirkt. Doch! Marcel Luthe finde ich nicht schlecht. Sonst gibt es eigentlich nur geht so / weiß nicht / zum kotzen / voll zum kotzen / kenne ich nicht. Ganserer ist „weiß nicht“.

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