“Der Wandel ist die einzige Konstante im Leben, man muss das notgedrungen zugeben. Es bleibt im Auge des Betrachters, mehr Gutes als Schlechtes darin zu sehen, oder umgekehrt.”—- Wenn man weiß, was man will, dann trennt man mühelos die Spreu vom Weizen. Kultur bedeutet auch, den Wandel nicht nur zu gestalten, sondern auch, ihn gezielt zu verhindern.
“Die ehemalige DDR-Bevölkerung musste den Bauplatz zurückgeben, auf dem einst das historische Schloss gestanden hatte, wie sie das ganze Staatsgebiet einem konsequenten Rückgabemechanismus ausgesetzt sehen musste.” Wurde die ehemalige “DDR Bevölkerung” an irgendeiner Stelle jemals von der SED ernsthaft befragt? Wenn ich mich richtig erinnere, hat die ehemalige “DDR-Bevölkerung” mit den Füßen gegen die DDR und die sie beherrschende SED abgestimmt und damit auch indirekt gegen den “Palast der Republik”. Das Berliner Schloss und viele andere Baudenkmäler in der ehemaligen DDR wurden abgerissen, trotz des Widerstandes der Bevölkerung. Befragt wurde die ehemalige “DDR-Bevölkerung” zu keinem Zeitpunkt. - Grundsätzlich habe ich in Deutschland das Gefühl, man reißt gerne ab und baut neu. Denn man will ja modern sein, was auch immer man darunter versteht. Das ist in Frankreich und Italien Gott sei dank anders. Sind die nicht modern? Und was heißt “modern sein” überhaupt?
Viele begreifen Es immer noch nicht und hoffen das Alles Gut wird. Der Wandel wird total sein, Nichts wird mehr so sein, wie es einmal (leider) war !! Einige, rudimentäre Dinge werden vielleicht erhalten bleiben, aber eine Garantie dafür gibt es nicht. Wer ist nochmal schuld daran ?? Asche aufs Haupt streuen wird hier nicht mehr ausreichen.
Als nächstes wird mit dem Digital Services Act (DSA) der EU das Internet gewandelt. Es wird aufgeräumt mit all den Lügen und #Falschinformationen#. Die Rede ist von mehr #digitaler Demokratie# und einem #neuen Grundgesetz# für das Internet. Jubeln die, die gerade das alte jenseits des Internet geschleift haben. (Soeben im Ticker bei den Freunden mit der rosa Kappe.)
Denjenigen, die die Verhältnisse in der Vergangenheit meist besser fanden, ist durchaus klar, dass es dasselbe nicht mehr geben kann, gleichwohl halten sie Vergleichbares für (wieder)erstrebenswert. Dann versucht man, an den Grundüberzeugungen des Zeitgeistes zu rütteln. Kohl wollte 1982 keineswegs die 50er Jahre zurück, aber wer nicht missgünstig war, verstand durchaus, was ihn damals so störte an dem Zeitgeist der späten 70er und frühen 80er. Seit über 20 Jahren ist einer meiner Lieblingssprüche: “Früher träumte die Frau von einer glücklichen Familie, Ehemann und Kindern. Heute träumt sie davon, in einem dunklen Geländewagen durch die Großstadt zu fahren und dabei selbstverliebt zu telefonieren.“ Mittlerweile gibt es ja die Gegenbewegung der jungen Frauen auf Lasträdern, aber das hatte ich nicht gemeint. Dennoch sehe ich das nicht nur negativ – außer wenn ich das Gefühl habe, dass auf diesen Lasträdern verbissene *Innen sitzen, die mich erziehen wollen. Ein anderes Beispiel: Wer als Pädagoge zu der Einsicht gelangt, dass das Wissen und Können der Schüler bei Frontalunterricht größer ist, so wie es früher üblich war, wird keinesfalls Rohrstock und Prügelstrafe zurückwünschen. Ganz anders verhält es sich bei der kompromisslosen Bekämpfung politischer Korrektheit, denn diese versucht, mittels Sprachverboten Denkverbote zu errichten und damit den freien Menschen zu bekämpfen. Takt und Höflichkeit langen, mehr bedarf es für ein gedeihliches Miteinander nicht.
“... sie wollen entschädigt werden für Verluste und geschichtliche Verletzungen, die Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte zurückliegen.” Da haben Sie mir ja das richtige Stichwort geliefert. Der Gedanke Ihres Artikels war sicher ein Anderer, aber mir fallen da spontan die Kirchen-Staatsverträge ein. Da lassen sich beide christliche Kirchen heute noch fürstlich entschädigen für vor 200 Jahren erlittenes Unrecht. Und 1990 hatten die aus dem Westen als Entwicklungshelfer in den Osten entsandte Politiker und Staatsbeamte nichts Eiligeres zu tun, als für die fünf neuen Länder ebenfalls derartige Verträge abzuschließen. // Und zu Rolf Wächter: Sie haben zu 100% Recht, aber unsere neue Entwicklungshilfe-Ministerin scheint da völlig anderer Meinung zu sein: Sie will mit einer “feministischen Entwicklungspolitik für alle Menschen auf der Welt ein gutes Leben ermöglichen“. Eine Nummer kleiner ging es wohl gerade nicht.
Das ist alles nur heiße Luft. Es gibt biologische und kulturelle Evolution. In der biologischen ist (heutzutage, wo wenig erobert wird) Migration und Reproduktion entscheidend, und da die Prozesse exponentiell ablaufen, sind die demografischen Verlierer ganz schnell weg vom Fenster. Kulturell sind die Prozesse nicht ganz so offensichtlich, aber dennoch ganz ähnlich. Hollywood , Netflix und Englisch als Weltsprache werden eine Weltkultur als Sieger hervorbringen, auch wenn es eigentlich eine dümmliche Unkultur ist. Die Angelsachsen arbeiten da langfristig und sehr erfolgreich daran, alles zu zerstören und mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zusammen zu fassen, ihrer Kultur und ihrer Sprache. Für alles anderen bedeutet dies aber Auslöschung, biologisch und kulturell. Das ist Wandel, aber im Sinne von Abschaffung.
Ein ausgewogenes Maß zwischen Erneuern und Bewahren, das mag die richtige Formel für gesellschaftlichen Fortschritt sein. Dieses Maß gerät derzeit in westlichen Staaten aus den Fugen. Es passiert regelmäßig, wenn revolutionäre Kräfte meinen, die Welt vom Kopf auf die Füße stellen zu müssen. Ob im Anschluss an die französische Revolution (in begrenzterem Rahmen), die chinesische Revolution, oder die russische Revolution - was zurück bleibt ist eine „Entseelung“ der Bevölkerung. Den Menschen wurde nicht nur ihre Vergangenheit, sondern ihre Identität, ihre Seele geraubt. Ziel der Revolutionäre war es jeweils, die Menschen umzuerziehen und zu diesem Zweck musste den Menschen zunächst ihre Identität „entnommen“ werden. Anschließend scheiterte der Versuch, ihnen eine neue Identität einzupflanzen. Was zurück bleibt, ist Seelenlosigkeit. Deshalb ist es auch heute so wichtig, an Traditionen, an religiöser Identität, an Nation, an Heimat, an Gewohnheiten, an Kultur festzuhalten, sie zwar zu verändern, jedoch nicht über Bord zu werfen. Natürlich ist die Lösung nicht, in die Vergangenheit zurückkehren, oder sie restaurieren zu wollen. Wenn Putin das beabsichtigt, wird er von der Gegenwart hinweggespült werden.
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