Ramin Peymani, Gastautor / 04.03.2019 / 10:00 / Foto: Kenneth Paik / 70 / Seite ausdrucken

Wahlrecht ab 16: Lotto verboten, Wählen ok

In schöner Regelmäßigkeit wird aus linken Kreisen die Forderung laut, Heranwachsenden im Alter von 16 Jahren auf allen Ebenen das aktive Wahlrecht einzuräumen. Dahinter steckt eine ebenso simple wie durchschaubare Überlegung: Teenies sind leicht beeinflussbar und für sozialistische Ideologien besonders empfänglich, da sie in der Regel weder über selbst erwirtschaftetes Eigentum noch über ein Einkommen verfügen, aber jede Menge unausgegorener Ideen und naiver Flausen im Kopf haben. Sie sind deswegen auch ein leichtes Opfer für grüne Extremisten.

Nun hat Katarina Barley den links-grünen Dauerbrenner neu aufgelegt. Was in einigen Bundesländern bei Landtagswahlen gilt, soll nach dem Willen der Bundesjustizministerin bald auch auf Bundesebene möglich sein. Es war der damalige Ministerpräsident Gerhard Schröder, der 1996 als Erster der süßen Verlockung erlag, seiner SPD in Niedersachsen mehr Stimmen zu verschaffen, indem er das aktive Wahlalter, zumindest kommunal, auf 16 Jahre senkte. Ein halbes Dutzend Bundesländer haben nachgezogen.

Im linkssozialistischen Brandenburg sowie im tiefroten Bremen dürfen 16-Jährige sogar bei Landtagswahlen ihre Stimme abgeben, ebenso in Hamburg und in Schleswig-Holstein, wo die SPD-Regierungschefs Olaf Scholz und Torsten Albig 2013 ihre jeweiligen Mehrheiten für den Coup nutzten, die eigene Wählerbasis zu verbreitern, ohne einen einzigen Partei-Euro in teure Wahlwerbung investieren zu müssen. In Hessen machte der damalige Ministerpräsident Roland Koch dem von der links-grünen Vorgängerregierung veranstalteten Spuk kurz nach der Amtsübernahme ein Ende und hob das Wahlalter wieder an.

Die Parteien des linken und grünen Spektrums haben ein großes Interesse daran, den ganz Jungen das Wahlrecht zu verschaffen. Am liebsten auch Ausländern. Und ebenso Unzurechnungsfähigen, für die dann die betreuenden Pflegekräfte die Wahlzettel ausfüllen würden – schon heute gängige Praxis in Altenwohnheimen. Man muss nicht groß darüber spekulieren, wer davon besonders profitiert.

Noch weiter als die Justizministerin gehen die Grünen

Mit sechzehn sei man „so erwachsen, dass man weitreichende politische Entscheidungen fällen kann“, behauptet Barley, die sich auf der anderen Seite vehement dafür stark macht, dass selbst 21-Jährige nach Jugendstrafrecht verurteilt werden, weil sie angeblich die Folgen ihres Handelns unmöglich abschätzen könnten.

Überhaupt scheint es für die Bundesjustizministerin kein Widerspruch zu sein, dass junge Menschen aus gutem Grund erst mit der Erlangung der Volljährigkeit einen Mietvertrag für eine Wohnung abschließen, hochprozentigen Alkohol und Zigaretten kaufen oder Lotto spielen dürfen, aber schon mit 16 Jahren über die geistige Reife für eine Wahlentscheidung verfügen sollen. Heutige Jugendliche sind sicher entwickelter als ihre Altersgenossen früherer Generationen. Doch sind sie auch gebildeter? Angesichts der Pisa-Ergebnisse sind Zweifel erlaubt. Die Fähigkeit zum Googeln ist beileibe kein Ersatz für ein solides Basiswissen über gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge. Noch in ihrer vorherigen Funktion als Bundesfamilienministerin hatte sich Barley übrigens dagegen verwahrt, Kinder und Jugendliche als „kleine Erwachsene“ zu behandeln.

Weiter als die Justizministerin gehen die Grünen, die Kindern ab der Geburt das Wahlrecht geben wollen. Dieses würde dann bis zur Erlangung der eigenen Wahlfähigkeit von deren Eltern ausgeübt. Ein perfider Plan, der über den absoluten Stimmenzuwachs mehr Geld aus der Parteienfinanzierung in die eigenen Kassen spülen würde. Es liegt im Wesen des Systems, dass die Parteien nur Forderungen anmelden, die dem eigenen Apparat nutzen.

Doch statt irgendwelcher ideologischer Planspiele sollte die Berufspolitik endlich das Wahlrecht an sich unter die Lupe nehmen. Die deutliche Verkleinerung des aufgeblähten Bundestages, die Stärkung des Wählereinflusses darauf, welche Personen in die Parlamente entsandt werden, sowie die Frage, ob das aktive Wahlrecht nicht vielleicht auch an einen Mindestnachweis demokratiepolitischer Kenntnisse zu knüpfen wäre, erscheinen weitaus dringender als rot-grüne Winkelzüge, die Männer bei Listenaufstellungen diskriminieren oder Teenager für den entscheidenden Stimmenzugewinn aktivieren sollen.

Glaubwürdig wäre Katarina Barley nur, wenn mit ihrem Vorschlag die gleichzeitige Forderung einherginge, 16-Jährige für voll strafmündig zu erklären und sie ohne Wenn und Aber den persönlichen Konsequenzen ihrer Entscheidungen auszusetzen. Das linke Narrativ der „Teilhabe“ blendet bewusst aus, dass Rechte immer auch mit Pflichten einhergehen. Barley und ihre Mitstreiter ignorieren diese demokratische Selbstverständlichkeit im sicheren Gefühl des Feuerschutzes der Klimahysteriker. Zum Glück seht ihnen derzeit noch das Grundgesetz im Weg.

Dieser Text erscheint auch auf Ramin PeymanisLiberale Warte"

Foto: Kenneth Paik U.S. NARA via Wikimedia

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Sabine Lotus / 04.03.2019

Prima. Dann können sie von der Klimademo direkt in die Wahlkabine hüpfen. Permanent begleitet von der NRW Lee(h)rkraft, die sich freut, daß die “Jugend überhaupt noch für irgendetwas demonstriert” (O-Ton)

Jörg Themlitz / 04.03.2019

Ob NationalSozialistenPimpfe eine Brücke verteidigen, FDJler den nicht Sozialismusgläubigen die Antennen für den Westfernsehempfang umknicken oder KlimaReligionsHysteriker Kinder wie eine Monstranz vor sich herschieben. In jedem dieser Fälle mißbrauchen Erwachsene Kinder und Jugendliche für ihre ach so tollen Überzeugzungen. Nachdem Winfried Kretschmann in einem Interview darlegte, dass er (sinngemäß) : ´...bis heut nicht nachvollziehen kann, wieso er jemals beim Kommunistischen Bund Westdeutschland war…´, war bei mir eine klitzekleine Hoffnung. Worauf? Dass wenigstens einige ältere Grüne und Sozis ihre kindlichen Lebensansichten überdenken. Zu einem Jubiläum der Technischen Hochschule Dresden vor knapp 100 Jahren schrieb ein wichtiger Redner (Professor) seinen Studenten ins Stammbuch, sie mögen sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren. In ihrem Alter wäre Politik eh nur nachplappern. Zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und der Verankerung der Erkenntnis in der Gesellschaft hat es immer eine Zeit.

Gottfried Solwig / 04.03.2019

Eigentlich sollte man das Wahlrecht erst ab 21 einführen. Und wer noch bei den Eltern lebt, der sollte noch gar nicht wählen dürfen.

Gottfried Meier / 04.03.2019

@Joachim Lucas: Dass Christian Anders mit seinem Lied “Es fährt ein Zug nach Nirgendwo” seherische Fähigkeiten beweist, das hätte ich bis vor einigen Jahren nicht gedacht. Mir hat das Lied bisher sehr gut gefallen, weil es völlig sinnfrei schien; dada. So kann man sich täuschen.

Karsten Dörre / 04.03.2019

Herr Peymani, was glauben Sie, wer noch alles Wahlrecht hat und Kanzler und Regierungen bestimmen darf? Analphabeten, Demenz- und Alzheimererkrankte, Bürger die ihre abgeschlossenen Verträge und monatlichen Rechnungen nicht verstehen, Eltern die ihre Kinder schlagen, unentdeckte Vergewaltiger und Kinderschänder, usw. So gesehen sind Wahlen immer ein Risiko. Dass Kinder ab 16 Jahren z.B. bisher an Kommunal- oder Landtagswahlen teilnehmen dürfen, sagt doch alles. Sind Kommunal- und Landtagswahlen nicht so wichtig wie Bundestagswahlen, dass man da testen könne? Als ob Kinder den Kommunalkram oder landespolitische Themen am leichtesten verstehen würden als den Bundestag. Oder nicht soviel unerwarteten Schaden anrichten? :)

Bernhard Maxara / 04.03.2019

Allein das Bewußtsein, sein Amt Unmündigen und Unzurechnungsfähigen zu verdanken, würde doch jedem redlich denkenden, jedem seriösen Menschen sein eigenes Spiegelbild als Fratze erscheinen lassen. Pfui Teufel! Unglaublich, wir werden wirklich vom Bodensatz der Gesellschaft regiert!

Thomas Taterka / 04.03.2019

Als die potemkinschen Dörfer fertiggestellt waren,  wurde darum gefeilscht,  wer darin wohnen darf.

Uta-Marie Assmann / 04.03.2019

Was intellektuell von der Bundesjustizministerin zu halten ist, zeigt eindrucksvoll ihr jüngster Auftritt als Statue of Liberty. Sie bewegt sich also ganz auf dem Niveau der übrigen Mitglieder dieser Regierung.

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